Soft-Aufklärung in #Compact Geschichte zu #Hitler
Dreimal habe ich Jürgen Elsässer zu meinen eigenen Buch-Projekten angesprochen: zum 2012er “Krisen-Abriss”, zum 2016er “Saturn Hitler” und zu meiner bisher unveröffentlichten 700seitigen Studie über die ZDF-Serien von Herbert Reinecker mit ihrem immensen Bezug zu Verschwörungstheorien über 30 Jahre gebührenfinanzierter TV-Produktion.
Das erste Mal verlief das Gespräch bei einer Berliner Live-Veranstaltung im abendlichen Sande. Zu den beiden anderen erhielt ich abschlägigen Bescheid per Mail (aus der Erinnerung heraus bin ich mir im Fall Reinecker sicher, in welchen Worten Elsässer antwortete).
In allen drei Fällen waren Elsässer und sein “Compact”-Magazin eine der wenigen Anlaufstellen: Die extremen Krisen in Demografie und Staatsfinanzen, die ich in “Krisen-Abriss” mit kulturkritischen Kommentaren flankiere, werden im Mainstream bis heute wegmoderiert. “Saturn Hitler” resümiert in einer argumentativen Nebenlinie die geschichtsrevisionistische Literatur und fasst im 30seitigen Anhang “Internationale Macht-Kartelle zur Zeit Hitlers” die eher unbekannten Fakten zur internationalen Verflechtung und Unterstützung des NS-Regimes zusammen. Die Hauptthese ist noch ungewöhnlicher und betrifft die allgegenwärtige Okkultsymbolik in Hitler-Fotografien, die die These seiner Astrologie-Gläubigkeit stützen, wie sie bisher keine Biografie in großen Verlagen mit einem einzigen Wort erwähnt.
Auch die Reinecker-Studie hätte Elsässer nach meinem Empfinden eigentlich elektrisieren müssen: In seiner politischen Szene interessiert man sich ja nicht nur für Geschichtsrevisionen, sondern rennt auch Sturm gegen das Gebühren-System des öffentlichen Rundfunks und die monotone politische (Pseudo-)Links-Ausrichtung seiner Vertreter. Was hätte Elsässer da mit mir anzetteln können? – Er hätte nachweisen können, dass wesentliche Sichtweisen des Nazi-Propagandisten Alfred Rosenberg in seinen verschwörungstheoretischen Publikationen (auf Archive.org mittlerweile wieder weitgehend gelöscht) in den erfolgreichsten ZDF-Serien mit über 1 Mrd. Zuschauern weltweit in einem vertrackten System von Parabeln, Symbolen und Doubles zur Aufführung kam. Man hätte damit eine Entwicklung weg von alliierter Geschichtsklitterung hin zu Geschichtswissenschaft nach den hierzulande auch gesetzlichen Definitionen fördern können. Man hätte damit Schreihälse zum Verstummen bringen können, die sich heute in einem primitiven linksgrünen Narzissmus suhlen, sogar unter dem Dach des Reinecker-Senders ZDF Hetze gegen alle Fragen nach Tradition, Familie oder Kriegsschuld verbreiten, sich dafür fürstlich bezahlen lassen und jede Frage nach der Geschichte ihres Arbeitgebers unterdrücken helfen (ich nenne hier keine Namen, sie stehen ja im Fernsehprogramm zu allen Redaktionen und Beteiligten der Bereiche Nachrichten, Reportage, Dokumentation bis hin zur Satire, die dabei wohl am lautesten über sich selbst lacht, scheinbar, ohne es zu merken).
Elsässer und Compact hätten also Sträuße ausfechten können, an denen sie seit Jahren wohl eher knapp am Limit knabbern. Sie solidarisieren sich öffentlich (zuletzt mit gewissen Rückziehern am Rande) mit einer Partei wie der AfD, deren Vertreter in viele Fettnäpfchen und Fallen tappen, die man nur durch Forschung und Besonnenheit umgehen könnte. Das kann man nicht unbegrenzt oft versuchen: Die Zeit, die in vielerlei Hinsicht schon abgelaufen ist, rennt uns weiter davon.
Was ich also mit Jürgen Elsässer erlebt habe, zeigt mir, dass er selbst dieses sinnlose Verstreichen der Zeit aktiv zu befördern scheint. Im Lauf der letzten Jahre rückten offensivere Themenstellungen der Verschwörungstheorie in seiner Redaktion in drei Themenheften der Reihe “Compact Spezial” in den Vordergrund: “Freimaurer. Über die Verschwörungen der größten Untergrundarmee der Welt”, “Finanzmächte – Kriminalgeschichte des Großen Geldes” und “Politische Morde – Die Blutspur der letzten 100 Jahre”. Darin gibt es notwendige Überschneidungen mit meinen eigenen Recherchen, die teils in Büchern öffentlich wurden, teils vorerst in der Schublade blieben. Dem Compact-Verleger Kai Homilius übergab ich vor vielen Jahren persönlich ein Exposé zu einem Buch “Weltregierung”, in dem ich die mehr oder weniger bekannte Tradition von Verschwörungstheorien durcharbeiten wollte. Eine Antwort blieb aus. Das Konzept wandelte ich anschließend in ein reduzierteres um, veranschaulicht durch Schaubilder bzw. Organigramme: “Lügen-System der NWO”. Der Buchtext ist vor langem weitgehend abgeschlossen, doch ich schreckte vor einer Veröffentlichung zurück. Ständig diese Alleingänge, ständig diese Ausgrenzungen im Öffentlichen wie auch teilweise Privaten – ich würde das in einer Kollaboration stets angehen wollen, doch ohne Unterstützung kann ich mir einstweilen Besseres antun als viel praktisch vergebliche Arbeit und sogar juristische Risiken.
Als nun, im November 2020, das Themenheft “Compact Geschichte: Wer finanzierte Hitler? Das dunkle Geheimnis der Wall Street” erschien, war ich natürlich gespannt: Würde ich darin etwas wirklich Neues erfahren? Waren andere Autoren auf dieselben Spuren gelangt? – In der jüngeren Vergangenheit hatte ich schon einmal einem der ausführlichen KenFM-Interviews mit Paul Schreyer (derzeit auf YouTube gesperrt) zu dessen Buch “Wer regiert das Geld? Banken, Demokratie und Täuschung” (2018) Passagen gewärtigt, die ich vor meinem eigenen 2016er Hitler-Buchtext nirgendwo öffentlich gehört hatte. (Mit Schreyer hatte ich Jahre früher einmal kurz zu 9/11 Mail-Kontakt, KenFM hatte ich auch schon persönlich mit anderen Buch-Veröffentlichungen von mir bestückt, nochmals angeschrieben, aber nie wieder ins Gespräch bringen können.) Als ich in Thorsten Schultes Buch-PR zu “Fremdbestimmt. 120 Jahre Lügen und Täuschung” (2019) dann erneut anderweitig nie ausführlich besprochene Protagonisten meines Hitler-Szenarios – wie in diesem Fall und nun auch bei Compact Ernst Hanfstaengl – prominent dargestellt sah, merkte ich dies doch einmal nachdenklich im Blog an (einschließlich einer Meldung von Schulte im Kommentar-Bereich, er habe trotz Internet-Zugang von meinen Publikationen nichts gewusst).
Beim Aufblättern des PDFs von “Compact Geschichte” zur Hitler-Finanzierung finde ich dann etwas vor, was ich aus keiner Hitler-Biografie bisher kenne: ein Organigramm zu seinem internationalen, bis heute in der “Geschichtswissenschaft” diskursiv weitgehend abwesenden Netzwerk. Ich mache hier Teile des Schaubildes unkenntlich, um nicht ggf. noch in Urheberrechtsstreitigkeiten zu geraten. Als Beleg sollte es dennoch vor Augen geführt werden. Es enthält in erster Linie eine Zusammenfassung dessen, was 1976 Antony C. Sutton schon in “Wall Street und der Aufstieg Hitlers” darstellte. Ich werte das selbst beispielhaft aus, verweise aber im Wesentlichen natürlich auf Sutton als eine wichtige Quelle.
Saturn Hitler – Buch-Trailer (2016)
Die Idee eines Organigramms liegt zwar nicht fern – doch, wie gesagt: Wo findet man das bisher in der Hitler-Literatur? Elsässer hatte ich, soweit ich mich erinnere, damals vorab mit einem Info zu meinem Buch versorgt. Ob er oder einer seiner Redakteure es anschließend im gedruckten Exemplar eingesehen hat, weiß ich nicht.
Ich habe im Video-Trailer zu meinem Buch ein solches Organigramm als Rätselbild gehalten, weil ich die vollständige Information in meinem Buch gebe. Dort ist es kein Organigramm, sondern neben Details im laufenden Text der erwähnte komprimierte Anhang. Soweit ich sehe, ist vieles davon im Compact-Heft abermals nicht enthalten. Das betrifft an erster Stelle die Tatsache, dass in den indirekten Verlängerungen des Hitler-Komplexes immer wieder die Rothschild-Familie mit ihren Banken auffindbar ist. Nicht so im Compact-Heft: dort die einzige Erwähnung der Rothschilds mit der nur rudimentären Klärung des Verdachts einer Verwandtschaft mit Hitler, wozu ich in meinem Buch die ganze Erkenntnislage ausbreite. Und was Sutton zu Frankenberger nur anreißt, ist mittlerweile auch ausführlicher im Mainstream kommentiert worden. Wie ich gerade sehe, mit wesentlichen Übereinstimmungen als eigener Wikipedia-Eintrag frei zugänglich: https://de.wikipedia.org/wiki/Frankenberger-These.
In Compact bleibt’s dann erstmal wieder auf dem Kenntnisstand von 1976. Die sehr spät erfolgte Sutton-Buch-Übersetzung ins Deutsche ist allen Ernstes der weitaus umfangreichste Beitrag im Heft – portioniert auf zwei überlange Teile. Keiner schreibt in diesem Compact so viel wie der tote Brite Sutton (den Elsässer auf Heft-Seite 16 als “US-Amerikaner” bezeichnet). Größere Aufmerksamkeit bei Compact erfährt darüber hinaus noch der Russe Nikolay Starikow mit einer 2017er Veröffentlichung.
Freimaurer werden nur 1 x kurz zu Hitlers maurerischem Reichswirtschaftsminister Hjalmar Schacht erwähnt. Zu Henry Ford fehlt dies hingegen gänzlich, auch wird es nicht diskutiert, während Compact zu Freimaurern doch in einem eigenen Themenheft sensationalistisch als “größter Untergrundarmee der Welt” argumentiert. Bei Ford ergibt sich zudem noch die Ambivalenz seiner judenfeindlichen und -freundlichen Äußerungen sowie die abschließende Aufnahme in die freimaurerische Hochgrad-“Zion Lodge” (die nicht von Juden frequentiert worden sein soll), wie uns vor fast 30 Jahren Dieter Rüggeberg vor Augen geführt hat (hier zu seinen Büchern in der Rubrik “Politik”). (Die Mainstream-Öffentlichkeit hat Rüggeberg dafür entweder verschwiegen oder in den Kontext von Rechtsextremismus gestellt, was also den Informationsfluss abermals unterbunden hat. Derlei widerspricht diversen wesentlichen öffentlich ausformulierten Statuten journalistischer und wissenschaftlicher Arbeit.) Unter den neueren Veröffentlichungen finden sich zu der von Schacht mitbegründeten Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (wie auch im Schaubild von Compact aufgeführt) zwei thematische Bücher von Adam Lebor, der von Compact ebensowenig erwähnt wird.
Daneben schreibt unter Elsässers Chefredaktion der von mir persönlich geschätzte Wolfgang Eggert. Der Auszug auf der Compact-Website ist nur um eine Ludendorff-Anekdote gekürzt (nichts, was neu wäre: https://books.google.de/books?id=gizUDQAAQBAJ&pg=PA196). Was Reichskanzler Heinrich Brüning laut Artikel-Überschrift einst “auspackte”, wird auch im Volltext nicht so wirklich klar. Eggert erwähnt eine nebulöse Bankiers-Person. Auffällig am Artikel dann ein unvollständiger Satz zu Paul Warburg – der, dessen eminente mindestens mittelbare Beteiligung am Hitler-Komplex ich anhand seiner Macht-Clique und Familie ausführlich darlege.
Ich erinnere mich an ein neueres Video, in dem Elsässer sich despektierlich über ‘irgendwelche Blog-Autoren’ äußert (finde dies aber gerade nicht schnell wieder). Das Hitler-Spezial-Heft von Compact macht einmal mehr deutlich, dass der frühere erklärt radikale “Anti-Deutsche” teilweise Jahre bis Jahrzehnte in seinem eigenen Verständnis hinterherhinkt und weitgehend (aus Büchern und mittlerweile wohl fast komplett sogar dem kostenlosen Internet) Bekanntes als neu verkauft – und als nahezu Einziger in der Presse in diesem Spektrum nennenswert verkaufen und damit diese Öffentlichkeits-Nische dominieren kann.
Aus Anlass der Corona-Krise verabschiedet sich Elsässer also öffentlich von der AfD, …
… und stellt dann die Notwendigkeit einer vom “Volk” bestimmten “verfassunggebenden Versammlung” in Aussicht.
Ich habe über lange Jahre nun kein einziges privates Gespräch über Elsässer geführt, in dem er nicht als Agent von in- und ausländischen Geheimdiensten verdächtigt wurde. Dafür habe ich selbst keine belastbaren Anhaltspunkte. Nur ist sein Verhalten in der Tat merkwürdig. (Ingo Bading äußert sich aktuell noch einmal zum Fall Elsässer in seinem eigenen Blog.)
Dass Autoren sich mit fremden Federn schmücken, ist wahrlich nichts Neues. Dass man die von mir an bedeutenden Stellen erstmals in dieser Weise so aggregierten und eingeordneten Informationen prinzipiell selbst in öffentlich zugänglichen Quellen finden kann, würde ich niemals bestreiten. Meine eigene Argumentation basiert darüber hinaus auf ureigenen Beobachtungen an der Bild-Propaganda des Dritten Reiches, für die man sich im Gegensatz zu bisher eher unterrepräsentierten realhistorischen Begebenheiten fast überall noch weniger interessiert. Für ein Verständnis der Geschichte halte ich persönlich es jedoch für unumgänglich – alles andere bleibt aus dieser Sicht Stückwerk.
In meinem Schaubild sieht man im Vergleich zu Compact ja noch Instanzen wie Okkult- und Freimaurer-Logen, die ebf. zu den personellen Verflechtungen Hitlers gehörten. Ihr Gedankengut ist es, was zum historischen und organisatorischen Hintergrund jener Bildsprache Hitlers und seines Fotografen Heinrich Hoffmann zählt. Es ist einer jener Hintergründe, die die redaktionelle Praxis von Jürgen Elsässer und seinem Magazin Compact einem breiteren Publikum erneut vorenthält, obwohl sich dazu weiterreichende Optionen in greifbarer Nähe befunden hätten. Mehr als persönlich anbieten kann man es ihnen schließlich nicht.
Fragen Sie doch Jürgen Elsässer bitte einmal danach, warum das so ist – und lassen Sie sich dann von anzunehmenden Bluffs betr. ‘Überinterpretation’ etc. nicht gleich ins Bockshorn jagen. Ansonsten sollte man sich auch auf anderen Gebieten nicht wundern, warum es in Deutschland nicht vorangeht. Diesbetreffende Einflussnahmen waren auch in der Vergangenheit nicht immer freundlicher Art. Mangelnde Kenntnisse und Selbstüberschätzung von Beteiligten wären dafür ja keine anderen Erklärungen, die uns beruhigen könnten. Dass die (auch verdeckte) Förderung des in Wirklichkeit Unzureichenden unter den Feinden eine List ist, entspricht schon den Vorstellungen 2.500 Jahre alter Bücher der Kriegkunst. Nach Sunzi (544-496 v. Chr.) ist dies
die vollständige und nachhaltige Vernichtung eines durch entsprechende, wo möglich gewaltlose, taktische Maßnahmen bereits hinreichend geschwächten Gegners.
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Kunst_des_Krieges_(Sunzi)
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