#Skandal-Ablenkungs-Programme: #VW und #DFB
Das Prinzip ist immer dasselbe, füllt aber allwöchentlich die Zeitungen und TV-Kanäle: Skandale überlagern die eigentlich wichtigen Themen. In diesen Wochen haben wir mit dem sog. „Abgas-Skandal“ beim Auto-Hersteller Volkswagen (VW) zu tun. Dieser stellt wirtschaftlich durchaus ein nennenswertes Problem dar und kann sich noch empfindlich auf die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung in Deutschland auswirken.
Vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise ist er jedoch relativ unerheblich. Er trägt dazu bei, dass es neben dieser Thematik noch eine andere Hauptlinie in der Nachrichten-Berichterstattung gibt, die mit ihren niederschmetternden Inhalten irgendwann auch desensibilisiert.
Ein Ablenkungs-Programm der eigentlichen Art ist dann das Versinken der so geliebten Fußball-Welt in Korruptions-Affären. In einem zähen Ablauf geriet der Präsident des „Deutschen Fußball-Bundes“ (DFB), Wolfgang Niersbach, wegen Zahlungen im Ablauf der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Verruf. Auch Franz Beckenbauer muss sich rechtfertigen. Endgültige Urteile sind noch nicht gesprochen.
Im Fall des DFB werden von Beteiligten und Journalisten nun schon seit Wochen die Namen und Argumente hin- und hergewendet. Sie stellen einen Angriff auf ein mittlerweile wesentlich auf Fußball gegründetes Rest-Nationalbewusstsein der Deutschen dar und schwächen dieses also, wo in Konfrontation mit Flüchtlingsströmen eigentlich höchste Wachsamkeit über die Gefährdung der eigenen Existenz geboten wäre. Dass mit Fußball und Auto zwei Grundpfeiler deutscher Populärkultur getroffen sind, muss kein Zufall sein. Gäbe es – wie in der Geopolitik anzunehmen – gezielte Attacken auf Deutschland, so kämen diese Skandale nur gelegen für jene, die an einer solchen Schwächung interessiert sind.
Symptomatisch für eine häufig anzutreffende Gemütslage finde ich aus diesem Anlass einen Tweet des falschen Harald Schmidt aka Rob Vegas aka Robert Michel:
Korruption im Fußball?! Eine wahnsinnige Behauptung. Demnächst vermutet man wahrscheinlich noch Doping bei der Tour de France!
— Harald Schmidt (@BonitoTV) 26. Oktober 2015
Man sieht auf Twitter, dass er rasche Verbreitung und also Zustimmung findet. Es ist eine – dem Humor des echten Harald Schmidt durchaus entsprechende – Ironie, die sich vor ernst- oder schmerzhaften Einsichten abzuschirmen versucht. Was im DFB-Skandal und nicht zuletzt den größeren, nicht enden wollenden Skandalen der FIFA aufscheint, ist eigentlich eine Ent-Täuschung der Massen in größtem Ausmaß. Dass Korruption eine wesentliche Basis für das ist, was als „schönste Nebensache“ im Leben von Millionen, wenn nicht Milliarden weltweit gelten soll, ist sehr bitter. Weitere ernsthafte Einschnitte in die Fußball-Gläubigkeit stehen wohl noch bevor. Und das stellt den Sinn der Beschäftigung damit, die viele nicht wenige Monate und Jahre ihres Lebens gekostet hat, radikal in Frage.
Doch, wie gesagt, diese Aufregung um König Fußball ist wiederum nur eine irrelevante Beimischung in der öffentlichen Debatte, wenn man den existenziellen Ernst der Flüchtlingskrise betrachtet. Es könnte darin buchstäblich um die Existenz der hier Lebenden gehen – im Hinblick auf kommende Einschnitte in einem zusammenbrechenden Sozialsystem, wenn nicht in Gewaltakten radikalisierter und enttäuschter Zuwanderer.
Wer als Journalist und Politiker nicht dafür sorgt, dass sich hierauf alle Aufmerksamkeit richtet, bis Verbesserungen bzw. Absicherungen erreicht sind, lädt schwerste Schuld auf sich.
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