Wenn die eigenen Ideen anderswo erfolgreicher vermarktet werden

Diesen Eintrag hier zu schreiben bedeutet ein aktuell zu vernachlässigendes Risiko, als Neider oder Knötterliese eingeordnet zu werden. Letzteres ist hier im Blog auch inhaltliches Programm, aber die Fragen, um die es im folgenden Beitrag geht, weisen darüber hinaus.

Mir ist im Laufe der letzten Jahre immer wieder aufgefallen, wie Ansätze, die ich sonst nirgendwo in dieser Konfiguration zeitlich vor meinen eigenen Publikationen aufgefunden habe, plötzlich auch von anderen etwa in Buch-Publikationen verwendet werden. Thorsten Schulte hatte in meinem diesbezüglichen Beitrag das für sein Buch “Fremdbestimmt” (2019) in einem Kommentar in Abrede gestellt. Zuvor war es Paul Schreyer, der zu “Wer regiert das Geld?” ausführlich von KenFM interviewt wurde (auf YouTube mittlerweile zensiert). Mit Schulte hatte ich nie persönlichen Kontakt, mit Schreyer nur einen per E-Mail nach meinem 9/11-Buch von 2011.

Aktuell ist es Werner Rügemer, der mit “Verhängninsvolle Freundschaft” (2023) – sicher auch aufgrund seiner nicht durch ‘Rechts’-Vorwürfe beschädigten linksorientierten Fan-Basis besser sichtbar – ganze Argumentationsketten bzgl. des Rockefeller-Kartells, der Vorgeschichte des Zweiten Weltkriegs und den daran ablesbaren Weichenstellungen für die Gegenwart aus meinem 2016er Buch “Saturn Hitler” (nicht zuletzt des historischen Anhangs darin) ebenfalls verwendet. Hier sein Gespräch dazu bei Punkt.PRERADOVIC:

Natürlich sind die Websites und (nicht selten unübersetzten englischsprachigen) Bücher über das Internet heute leichter findbar, weshalb durchaus andere auf dieselben Spuren kommen konnten. In diesem Fall aber, würde ich meinen, müsste mindestens einmal meine Arbeit ebenso im Internet auffallen, wenn man als gründlicher Rechercheur wenigstens die ersten zehn Google-Seiten (besser aber mehr) durchgeht. Eine solche Erwähnung ist mir nicht bekannt. Auffällig ist allein, dass seit einigen Wochen meine academia.edu-PDFs zu den beiden 2016er Büchern von ein paar Lesern aufgerufen werden (sicher, weil die Plattform sie als Empfehlungen zu anderen Beiträgen nun einblendet, wofür die Gründe mir nicht bekannt sind).

Zu anderen Fällen dieser Art könnte ich noch mehr sagen und mit erheblichem eigenen finanziellen Risiko rechtliche Schritte anstreben. Man würde nach meiner Einschätzung daraus ersehen, dass nicht zuletzt jene auch gebührenfinanzierten Institutionen de facto konspirativ und ausbeuterisch strukturiert sind und die eigenen klassisch linksliberalen Feindbilder verkörpert und ausagiert, statt sie (wie unablässig behauptet) aufzuklären und zu bekämpfen. Peinlich bis dorthinaus, von einem Millionenpublikum aber bisher wohl nicht bemerkt – sonst würde man noch seltener einschalten.

Es ist meine generelle Erfahrung, dass ich aus der Prägung in einem elterlichen Lehrer-Haushalt heraus anderen freigiebig Informationen zugänglich mache. Bei Freunden vertraue ich darauf, dass ich bei ggf. daraus entstehenden anderweitigen Projekten beteiligt würde – eine vergebliche Hoffnung auf Anstand. Schon x-mal sah ich, wie andere nicht inhaltliche Kenntnisse und handwerkliche Fähigkeiten voranbringen, sondern ausschließlich die Bildung persönlicher Netzwerke, das Verschweigen und Abdrängen von Konkurrenten – sowie der Verzicht auf den Anspruch an eigene originelle Kreativität, aufwändige Forschungsleistung etc. Die nervtötenden ideologisierten Programmatiken der Gegenwart tun ein Übriges, den Typus des Opportunisten zu belohnen, der ein paar erwünschte Merksätze aufsagt, statt unabhängig zu denken und auf fachlicher und innovativer Grundlage zu arbeiten. (Das Lamento über die Folgen ist allgegenwärtig und nimmt laufend zu. Die Betrachtung und Behandlung der Ursachen findet meines Wissens gar nicht statt.)

Eine Reihe solcher Personen ist mir durch meine Medienbeobachtung über Jahre bis Jahrzehnte dabei aufgefallen, dass nach unseren Begegnungen und Gesprächen früher oder später jene Inhalte auftauchen, die ich ausführlicher mir selbstständig erarbeitet und dann anderen zugetragen habe – teilweise auch rein informell, teilweise aus dem Fundus von unveröffentlichten umfangreichen und deshalb für Ideenklau vulnerablen Arbeiten. Demnach nehme ich definitiv Ideen-Diebstahl wahr. Und das reicht sogar bis zum akademischen Personal, bei dem es besonders schäbig ist – sowie lächerlich, weil zu dieser Praxis auch gehört, allerlei Teil-Argumente wieder zu verschweigen und damit jene diffuse Lage der Öffentlichkeit zu stabilisieren zu versuchen, deren Unhaltbarkeit in der Gegenwart auf vielen Gebieten immer deutlicher wird.

Ich kann in diesem Beitrag erstmal nur andeuten, dass dabei auch ein Machtverhältnis eine Rolle spielt, das mit verschiedenen Ungleichheiten zu verschiedenen historischen Zeitpunkten erklärt werden kann. Für die Nachkriegsgeneration war es – und damals verstärkt der Männer gegenüber noch viel weniger “gleichberechtigten” Frauen – sehr viel einfacher, sich ihre Plätze zu sichern. Diese besetzen sie nach wie vor. Und während in der Zeit ihrer beruflichen Hochzeit noch viele Konkurrenten fehlten, die als Männer ihres Alters oder eines etwas höheren im Zweiten Weltkrieg umgekommen waren, während in früheren Jahrzehnten die durchschnittliche Lebensdauer einige Jahre kürzer war und die Berufstätigen eher zwischen 65-70 auch in nicht körperlichen Berufsbildern den Rückzug antraten, als Publizisten auch einfach weniger aktiv waren – so haben wir heute nicht selten 75jährige, die mit einem sehr gut ausgebauten Netzwerk von Kontakten so viele Sendeplätze oder Artikel-Slots besetzen wie ein produktiver Mittzwanziger. (Dies ist natürlich auch damit verbunden, dass dabei die Zahl der monetarisierten Plätze im Journalismus eher geringer geworden ist, zumal durch Outsorcing Honorare heute oft spärlicher ausfallen, statt sich an irgendeine ‘Steigerung’ (des Lohn-Niveaus, der Inflation) anzupassen.

Wer dazu aktivistisch tätig werden will, kann sich gerne bei mir melden – mir ist das bisher nirgendwo aufgefallen. Es geht um Generationen-Gerechtigkeit und auch allerlei Selbstwidersprüche zumal der 68er, die in einem kapitalistischen Umfeld trotz anderer permanent verkündeter Ansichten wohlhabend geworden sind und sich heute teilweise auch noch ihren sichtbaren Sendeplatz erkaufen können, wenn es ihr Geltungsbedürfnis verlangt. Und damit die Chancen für Jüngere umso mehr abwürgen, wobei die Kohorte dieser “Jüngeren” heute sogar 35-50jährige einschließt, die nie eine realistische Chance hatten, auch wenn sie ihnen suggeriert wurde.

Eigene Teilgebiete dieser Debatte betreffen natürlich auch noch die biologischen Verwandten der schon Etablierten sowie deren Freunde und Bekannte und deren Kinder. Dies sind die eigentlichen Erfolgsrezepte in vielen Bereichen – einschließlich öffentlicher Institutionen mit ihren Fake-Stellenanzeigen für Plätze, die längst konspirativ vergeben sind und bei denen objektivere Vergleiche von Leistungsnachweisen nicht stattfinden. Immerhin hat das Internet mit Qualitätskontrollen bei unzureichenden Doktorarbeiten zumindest in prominenteren Einzelfälle hierzu nachgearbeitet – lediglich ein Anfang von weitergehenden Klärungen dieser bis ins Kriminelle reichenden neufeudalistischen Praktiken. Für die eigentlich Betroffenen solcher Betrugshandlungen ist es längst zu spät.

Man muss ja nur in die heute (nicht nur als Munzinger-, sondern frei verfügbares Wikipedia-Archiv) existierenden Biografien schauen, wieviele da von Zauberhand als Kinder von Etablierten zu den richtigen Stellen gingen, um recht mühelos Verlagsverträge, Auftrittstermine u. v. m. zu erlangen. Für alle, die das nicht haben, sind andere Werdegänge und nicht selten Täuschungsmanöver darüber vorgesehen, was überhaupt einen Lebensunterhalt, geschweige denn eine Altervorsorge erlaubt.

Ein Anlass für diese Zeilen ist auch, dass das Finanzamt Potsdam mich nun zum zweiten Mal auffordert, meine “Absicht auf Gewinnerzielung” zu rechtfertigen, wobei ich den relevanten Paragraphen einzig als Rechtsunsicherheit und Ungleichbehandlung ansehen kann. Wo findet man Kriterien für den Nachweis einer solche “Absicht”? Liegt das dann im Ermessen der Steuerbeamten oder eine Richters (der in der Öffentlichkeit keine anderweitigen realistischen Bewertungen der Ausgangslage finden wird), oder müsste ich ggf. auch hier mit einer juristischen Initiative ins hohe finanzielle Risiko gehen, um mich dagegen zu wehren?

Wenn man mir etwas nicht vorwerfen kann, dann ist es das Vermeiden der Nennung von Quellen, auf die ich mich beziehe. Das ist alles per Fußnoten und Verlinkungen nachgewiesen, wo es mir bewusst ist. Die Argumente dieses Beitrags könnte man auch in anderen Aspekten erheblich viel weiter denken: Statt der Cancel Culture allem Anschein nach desinformierter, teils narzisstischer Funktionäre müsste man für eine erhöhte Transparenz sorgen, mit Verschlagwortung, Durchsuchbarkeit, sicher zunehmend auch mit automatisierter Informations-Verarbeitung und -Aggregation dafür sorgen, dass die erstmaligen, auf eigener handwerklich einwandfreier Publikationen auch dafür wahrgenommen werden, was sie sind, und nicht andere.

Ich deute hier nur einmal an, dass das Prinzip der ungefragten und ungenannten Übernahme von Inhalten und Positionen derzeit auch recht irrwitzige Ungleichzeitigkeiten erzeugt, indem frühere rechte oder rechtskonservative sowie sog. verschwörungstheoretische Positionen in den Mainstream gelangen, wenn ihr teils schon jahrzehntelang existierender Anlass gar nicht mehr zu leugnen ist. Nie etwa hatte ich selbst eine Fundamentalkritik von Krimi-Kultur gesehen (wie z. B. bei mir vor 11 Jahren dieses Video: “Tatort, Tod und tolle Bilder”, https://www.youtube.com/watch?v=Xbt7LyjnTUU), bis Dirk Schümer eimal in der Tageszeitung “Welt” einen Versuch machte, derlei im Mainstream zu artikulieren (ich finde es nicht mehr in deren Archiv: https://www.welt.de/suche?q=dirk+sch%C3%BCmer+tatort).

2016 hatte ich auf die inszenierte Monokultur des offensicthlich zu installierenden Chef-Comedians Jan Böhmermann hingewiesen (https://filmdenken.de/?s=b%C3%B6hmermann). 2023 ist der Mainstream nun erst bereit, Markus Lanz und Richard David Precht für das ZDF und die Welt dazu im Artikel darüber nachdenken zu lassen, warum Böhmermann aufgrund seiner für mich noch aus ganz anderen Gründen fragwürdigen Satire Gegenstand strafrechtlicher Ermittlungen wurde.

Dass formal grundgesetzwidrige religiöse Ideologien eine für Deutschland lebenswichtige Bildung seiner Bürger unnötig einschränken und verhindern, wissen Menschen ohnehin, die etwa in den schon stärker arabisierten Territorien viele Jahre länger leben als jene, die ggf. noch heute dazu eher ideologisierte Wunschträume verbreiten und nicht selten dafür hohe finanzielle Zuwendungen erhalten. Mein 2018er Video “Bildungskatastrophe und Islam” (https://www.youtube.com/watch?v=fR2Sps2T8po) erreichte gut 1.500 Zuseher, bevor nun 2023 Harald Martenstein als Ex-Linker im Pensionsalter für den Springer-Verlag so tun darf, als hätte er das nicht schon vor langen Jahren in “Zeit” oder “Tagesspiegel” schreiben können bzw. müssen. Die dortigen Leser (hochgradig Multiplikatoren an Schulen und Unis) hält man noch heute von wesentlichen sachbezogenen Argumente und Fakten fern.

Ich denke, schon diese paar Zeilen hier müssten Handlungsaufforderung an zahlreiche (private wie öffentliche) Beteiligte sein. Hoffnung darauf habe ich nach realistischen Erfahrungwerten keine – auch, weil die chaotischen Folgen der jahrzehntelangen Schweigespirale die Handlungsspielräume vielmehr weiter verengen. Die Frage bleibt immer, ob jemand auch manifestes Interesse an solchen Krisen hat, statt sie zu verhindern.

Daniel Hermsdorf

Verleger, Autor, Journalist bei filmdenken.de - Medienkritik, Verschwörungstheorie und Physiognomik

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