Offener Brief an Prof. Claus #Leggewie – #EU #Populismus #Multikulti
Hier möchte ich der geneigten Leserschaft eine Mail zugänglich machen, die ich an den Politikwissenschaftler Claus Leggewie sendete. Anlass war ein Vortrag, den Leggewie zu seinem Buch “Anti-Europäer. Breivik, Dugin, al-Suri & Co.” hielt. Antwort auf inhaltliche Argumente habe ich leider nicht erhalten, obwohl ich dazu ausdrücklich Gelegenheit gab. Die folgende Textversion ist nur minimal ergänzt und gekürzt.
Prof. Claus Leggewie ist Direktor des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen, erster Inhaber der Carl-Ludwig-Börne-Professur der Justus-Liebig-Universität Gießen, Mitherausgeber der “Blätter für deutsche und internationale Politik”, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) und im wissenschaftlichen Beirat von Attac. Er promovierte unter dem Islam-Kritiker Bassam Tibi.
Sehr geehrter Herr Prof. Leggewie,
nach dem Besuch Ihres Vortrags „Anti-Europäer“ am 18.12.2016 in der Akademie der Künste, Berlin, und unserer kurzen Begegnung möchte ich Ihnen hier ein paar Erwiderungen vortragen. Ich versuche, einmal auf Ihre Argumente zu reagieren – und Sie auch daran zu erinnern, dass Sie öffentlich eine Art von Gesprächsangebot an die ‚Gegenseite‘ formulierten. Mit einer Wortmeldung kam ich selbst an diesem Tag nicht durch – und ich erlebe nun seit mehr als zwei Jahrzehnten, wie eines im wissenschaftlich-politischen öffentlichen Leben nicht zustandekommt: echtes gleichberechtigtes Gespräch.
Ich verstehe, dass Sie nach mancher Erfahrung und wegen Haltungen von politisch Rechtsorientierten betreffs Ihrer eigenen Agenda in vielen Fällen (von Ihnen erwähnt: AfD, Alexander Gauland) das Scheitern eines inhaltlichen Austausches prognostizieren. So kann ich meine eigenen Mitteilungen an Sie nur verstehen als einen bescheidenen Versuch, in dieser Konfliktsituation noch etwas zu vermitteln.
Auch wenn es diese Vorrede verlängert: Meine Haltung gegenüber von Ihnen ausgesprochenen Thesen ist teilweise sehr kritisch. Daneben finden sich manche Übereinstimmungen. So gehe ich mittlerweile generell vor und bilde mir ein, dass wir nicht anders weiterkommen: Für mich zählen überprüfbare Argumente, keine von irgendwem verliehenen Etiketten für einen anderen. So bemerke ich auch an manchen Stellen von Ihnen angesprochene Dürftigkeiten neurechter Diskurse, teile aber nicht Ihr Gesamturteil. Was nun zu erläutern ist. Für die andere Seite gilt dies nämlich auch – je nach Fragestellung.
Da ich weiß, dass Ihre Zeit begrenzt ist, strukturiere ich die folgenden Absätze mit einem hervorgehobenen Hauptgedanken, der anschließend ausgeführt wird.
Ihr Vortrags- und Buchtitel spricht von „Europäern“. Ehrlich gesagt, wüsste ich nicht zu sagen, wer und was ein solcher ist. Er ist bisher eine ideologische Schimäre wie auch eine integriert-multikulturelle Gesellschaft mit großen Zahlen moslemischer Zuwanderer.
Ich steige hiermit ein, weil es schon eine ganz unmittelbare Erfahrung ist: Sehen Sie sich einmal im Publikum um, wenn Sie sprechen? Es gibt doch recht wenige Menschen – oft gar keine – z. B. mit erkennbar arabischer Herkunft, die Veranstaltungen wie die Ihre, der ich beiwohnte, besuchen. Was Sie anderen vorwerfen, gilt nicht zuletzt für Ihre eigene Umgebung. Sie ist bestimmt von Menschen, die aus dem europäischen Kulturraum stammen.
Eine solche Distinktion lässt sich vornehmen – und sie ist gravierend. Sie stellen nach meinem Eindruck eine fortlaufende Multikulturalisierung als alternativlos dar; ‚Probleme mit Flüchtlingen‘ bestimmen Sie expressis verbis als nicht-existent (Ihr im Vortrag geäußertes Beispiel einer Überprüfung von Gerüchten über Fehlverhalten, die sich angeblich in Luft auflösen). Ich spare mir hier Link-Verweise und erinnere Sie lediglich, dass es vielfach belegte Probleme gibt, Massenschlägereien in Unterkünften, Kriminalität von Flüchtlingen (mit Streit über Statistiken, die man führen muss). Sie sprechen so etwas aus, nachdem eine Helferin wie Maria Ladenburger von einem solchen Flüchtling vergewaltigt und umgebracht wurde. Nachdem gerade ein 12jähriger Deutsch-Iraker versuchte, eine Nagelbombe auf einem Weihnachtsmarkt zu zünden (der erste Fall dieser Art in Deutschland). Dieser Mail-Text entstand im Wesentlichen noch vor dem Attentat in Berlin am 19.12.2016. – Leider muss man es Ihnen dann sagen: Leugnungen von Gefahren durch Meinungsmacher wie Sie kosten Menschenleben. Ich kann nicht anders, als Sie zu bitten, dies bei Ihren Äußerungen zu bedenken – auch betreffs der Notwendigkeiten, die Sie sonst erzeugen. Sie werden dann mehr und mehr in verstärkter lebenserhaltender Notwehr gegen eine Form einseitiger und struktureller Gewalt bestehenden. Mit Ihren Positionen stehen Sie heute auf einer der vier Seiten (linksgrüner Mainstream, linke und rechte Extremisten, derealisiertes Gewinnstreben), die effektiv Gewalt ausüben oder deren Ausübung durch Laissez-faire und willkürliche Umdeutungen (‚ausschließlich friedliebende, schutzbedürftige und anspruchsberechtigte Flüchtlinge‘) begünstigen. Ist Ihnen dies wirklich bewusst?
Die Wirklichkeitsferne einiger von Ihnen vertretener Positionen wird etwa schon daran ersichtlich, dass es z. B. in der Türkei Mehrheiten für eine Wiedereinführung der Todesstrafe zu geben scheint (https://de.sputniknews.com/politik/20160802311909651-erdogan-mehrheit-fuer-todesstrafe/). Glauben Sie ernsthaft, dass dieselben Menschen, in deren dortiger Gemeinschaft in der Sicht ihrer Mitbürger eine solche Notwendigkeit entsteht, im Umfeld einer mittlerweile antiautoritär geprägten Spaßgesellschaft keine bedrohlichen Situationen hervorrufen können und werden? Haben Sie sich schon einmal die Frage gestellt, ob Ideologien eines Einheitsmenschen und der Leugnung von Differenz (bei gleichzeitigen Theoriemoden dieses Begriffs) nicht fundamental inkompatibel mit einer Welt sind, in der sich über Jahrtausende differente Ethnien und Kulturräume herausgebildet haben?
Einen Menschen, der sich als Europäer bezeichnet, habe ich außer in Gestalt von Prominenten bei öffentlichen Reden selbst noch nie gehört – mit Ausnahme linksorientierter deutscher Akademiker. Ich habe eine Reihe von Menschen erlebt, die als Zuwanderer oder deren Kinder ein primäres emotionales Verhältnis selbst zu einer familiären Heimat haben, die sie höchstens aus dem Urlaub kennen. Sobald eine Konfliktsituation entsteht, kann man sich aus der neuen Gemeinschaft rhetorisch herausnehmen, auf ‚Deutsche‘ mit dem Finger zeigen und Nationalitäten für sich selbst beanspruchen, die gerade nicht für eine Mischung aus Traditionsverlust, Schuldkomplexen und einseitiger Multikulti-Seligkeit bestehen. In Wissenschaften wie den Ihren findet diese Tatsache kaum Abbildung und Anerkennung. Man versucht, sie wegzuerklären, und leugnet anschließend vielfache Zusammenhänge, die auch hieraus resultieren.
Sagen Sie bitte nicht, es sei nicht notwendig, Sie darauf hinzuweisen. Als Unterzeichner eines Slogans wie „Rassisten sind eine Gefahr, nicht Muslime!“ (https://www.proasyl.de/wp-content/uploads/2015/12/PRO_ASYL_Fyler_Rassisten_sind_eine_Gefahr_Maerz_2010.pdf) sind Ihnen auch Gegendarstellungen zugedacht (http://www.focus.de/politik/deutschland/kein-rein-deutsches-problem-warum-es-rassismus-auch-unter-auslaendern-gibt_id_3813111.html).
Die Erklärung liegt nahe und wird auch immer wieder ausgesprochen, ohne aber dass Sie oder Gleichgesinnte davon irritiert wären. Sie behaupten einfach weiter, dass etwas schon existiere, was es bisher nie gab – und nach vielen Tendenzen vielleicht nie geben wird: ein „Europa“, in dem Menschen sich nicht über einzelne nationale Zugehörigkeiten identifizieren. (Ich bin nicht so naiv zu glauben, dass manche Entwicklungen nicht schon unumkehrbar sind und/oder dass die nächsten Jahrzehnten in allerlei fortgesetzten Ausnahmezuständen, Zwangslagen und Kompromissen bestehen werden, die in Deutschland zugleich noch aushaltbar sein können. Aber vielleicht gibt es offene Diskussionen, die hierbei erst zu gemeinsamen Perspektiven führen könnten, in denen nicht z. B. einseitig Pflichten zur Integration durch Einheimische und andererseits Rechte auf Leistungen für zu Integrierende verteilt werden.)
Ich muss nicht ausführlich erklären, dass es in Europa nach meinem Eindruck derzeit nur noch sehr kleine Minderheiten gibt, die anderen europäischen Nachbarn oder sogar weiter entfernten Völkerschaften wirklich feindlich gegenüberstehen. Es besteht ein starker Wille zu friedfertigem Miteinander und Kooperation. (Jede Notsituation aber beschwört auch alte Gegensätze herauf, wie wir wissen.)
Eine der größten Gefahren hierfür resultiert aus dem Währungssystem Euro und den Nachteilen für wirtschaftlich schwächere Länder gegenüber Deutschland. – Ich überblicke nicht Ihr Gesamtwerk. Ich finde etwa diesen Satz in einem Ankündigungstext:
Vier von zehn EU-Bürgern sind Euro-Skeptiker, die in Umfragen bekunden, die Europäische Union sei eine schlechte Sache. Wer die europäische Identität stärken möchte, so die These von Claus Leggewie, der wird die Erörterung und Anerkennung der strittigen Erinnerungen genauso hoch bewerten müssen, wie Vertragswerke, Währungsunion und offene Grenzen.
http://www.buecher.de/shop/fachbuecher/der-kampf-um-die-europaeische-erinnerung/leggewie-claus-lang-anne/products_products/detail/prod_id/28946353/
Ich werde gleich nochmal hieran anschließen: Ihre Perspektive ist typisch für einen herrschenden wissenschaftlichen und politischen Diskurs. Sie setzen einen kulturalistischen Begriff von Europa betonter an als (wenn auch bezeichnet als „genauso hoch“ wie) die drei Elemente im Nebensatz: „Vertragswerke, Währungsunion und offene Grenzen“. Sie allerdings sind es, die primär die politische und wirtschaftliche Realität der EU bestimmen. Ihr Zustandekommen und der Umgang mit ihnen ist Gegenstand von Debatten, zu denen in Ihren mir bekannten Worten weniger Konkretes zu ersehen ist. Sie suggerieren damit en passant auch eine allgemeine Kenntnis und Zugänglichkeit verbindlich werdender rechtlicher Regelungen, die selbst bei den Experten oftmals nicht vorhanden zu sein scheint. Es ist eine Binsenweisheit, dass detaillierte Verträge von Parlamentariern nicht oder kaum gelesen und verstanden werden (können). Dies erhöht, wie Sie wissen, den Einfluss von Lobbyisten, die seitens der Privatwirtschaft ganze Gesetzeswerke selbst schreiben und über politische Mittelsmänner lancieren. Die Folgen sind so gravierend, dass Bürger derzeit wohl die exakten juristischen Bestimmungen aufmerksamer betrachten und sich gegen fragwürdige Ideen wie TTIP etc. zur Wehr setzen. Daran ist nichts Undemokratisches, teilweise reagiert es vielmehr auf ein Gebaren, an dem rein gar nichts Demokratisches oder ‚Europäisches‘ ist, sondern was die Souveränität gewählter politischer Institutionen unterläuft.
Wenn Forscher wie Sie nicht die ganze Härte klammheimlich eingeführter juristischer Zwänge und vertraglicher Abhängigkeiten abbilden, wird man Ihnen zu Recht vorwerfen, Vertreter einer Sache zu sein, die Sie selbst weder differenziert erklären noch u. U. korrekt deklarieren. (Daraus resultiert ein Diskurshemmnis, dass Sie scheinbar anschließend nur erstaunt zur Kenntnis nehmen: dass bisher kaum Klarheit darüber besteht, wer Projekte wie Globalisierung oder EU mit welchen Absichten betreibt. Rechtsgerichtete Autoren und Leser i. w. S. sehen die Urheber nicht in pazifistischen Blumenkindern, sondern in raffgierigen Kapitaleignern und den Betreibern einer globalen Kriegsindustrie seit mehr als 100 Jahren, die schon in mehreren Anläufen brutal und hinterhältig versuchten, nicht zuletzt die deutsche Souveränität auszuschalten und dabei linke Ideologien nur als Maske und indirekt verwendetes Instrumentarium funktionalisieren.)
Eine politische Theorie der aktuellen Europäischen Union ist ohne Wirtschaftsgeschichte, ‑theorie und Elitesoziologie nicht umfassend zu denken.
Von sog. „Euro-Skeptikern“ wird zu Recht bemerkt, dass das Euro-System dysfunktional ist und in ihm (finanz)politisch Ausführende auf Gesetze und Bestimmungen nur noch wenig zu geben scheinen.
Sie zitieren 2012 Lippenbekenntnisse wie diese:
Eine „stärkere demokratische Grundlage“ hatte zwar auch die Vierergruppe aus EU-Kommissionspräsident Manuel Barroso, Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker, EU-Ratsvorsitzenden Herman Van Rompuy und dem Chef der Europäischen Zentralbank Mario Draghi angemahnt, konkret wurde sie dagegen nicht.
https://www.files.ethz.ch/isn/156575/Deutsches-Institut-fuer-Entwicklungspolitik_Leggewie_17.09.2012.pdf
Die von Ihnen jedoch unter „Anti-Europäer“ (Identitäre i. w. S.) gefassten Bewegungen und Akteure bemerken nach meinem Eindruck deutlicher und differenzierter, mit wem sie es hier zu tun haben: Netzwerke von Elite-Bankern, denen noch jede große deutsche Zeitung mittlerweile mit Beschreibungen als missbräuchlich, kriminell bis teuflisch begegnet (es ist fast genau das Vokabular, das früher pauschal gegen „Juden“ gewendet wurde, und es sind die im Prinzip schon im „Antisemiten-Katechismus“ angesprochenen antisozialen bis kriminellen Verhaltensweisen von Arten des Wuchers, Betrugs, der Konkursverschleppung, konspirativer Verdrängung anderer sozialer Gruppen durch korrumpierte Vergabe geldwerter Vorteile u. v. m.).
Das Euro-System hat Nebeneffekte wie viele andere Mechanismen im globalen Finanzsystem auch. Und sie müssen nur in eine Zeitung von heute schauen, um die damit verbundenen Realitäten zu erfahren:
Eigentlich malade Firmen werden künstlich am Leben gehalten, zum Schaden gesunder Wettbewerber. Finanzminister und Kämmerer werden davon abgehalten, solide zu wirtschaften, weil das – vordergründig – der Zinsverfall für sie erledigt. Und wie die in den Büchern der Zentralbanken verbuchten Staatsanleihen je wieder auf den Markt gebracht werden sollen, ohne schwere Verwerfungen auszulösen, ist ein großes Rätsel.
https://www.welt.de/finanzen/article160390286/Das-Geldsystem-weist-Symptome-einer-Drogensucht-auf.html
Ob in diesem Szenario „Erörterung und Anerkennung der strittigen Erinnerungen“ die Rettung bringen wird, halte ich für zweifelhaft. Die Realität, die eine – von mir mittlerweile in mehreren Buchveröffentlichungen und vielen Blog-Beiträgen charakterisierte – globalistische Elite mit Machtzentrum im Bankenwesen setzt, über Mittelsmänner und ‚Experten‘ lenkt, ist doch eine ganz andere.
Ihre Absichten als Außenstehender zu durchschauen, ist kein leichtes Unterfangen. Zu welchem Ergebnis sind Sie wirklich gekommen?
Dass diese Kräfte ernsthaft eine „stärkere demokratische Grundlage“ wünschen, ruft wohl schon heute bei vielen Zeitgenossen (pardon) Gelächter hervor. Es widerspricht auch anderen Selbstäußerungen der Genannten. Jean-Claude Juncker 1999:
„Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.“
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-15317086.html
Der Ursprungsort solcher Taktiken ist eigentlich nicht zu übersehen: Draghi kam von Goldman Sachs, Barroso ging unlängst dorthin.
Ich finde Erwähnungen von Goldman Sachs und Ihrem Namen über das Netz gerade nur durch Leserkommentare (http://www.taz.de/!5022122/). Es könnte hierin bei Ihnen ein Wahrnehmungs-, jedenfalls Diskursivierungsproblem europäischer und globaler Realitäten bestehen, die von politisch Interessierten mittlerweile laufend diskutiert werden. Sie kommen allerdings seltener in der „taz“, im „Spiegel“ oder auch in der „Zeit“ vor als in der „Welt“ und in vielen Webzines und Blogs. Teilweise reicht schon die Isolation betreffender Berichte im Wirtschaftsteil aus, um sie einer wirtschaftsfernen politisch-kulturellen Bildungs- und Meinungselite nicht begegnen zu lassen. Sie wären sonst wohl nicht selten schon zu Positionen gelangt, die sie selbst heute als „Nazi“ stigmatisieren, obwohl solche Positionen nicht selten ‚linker‘ (im Sinne von Mitbestimmung, Emanzipation, Transparenz) sind als das kaum einmal fragende Vertrauen in die Europäische Zentralbank und ihre Funktionäre aus dem Herzen der globalen Finanzindustrie.
Ein wesentlicher Ausgangspunkt sog. „neurechter“ oder „anti-europäischer“ Haltungen sind Betrachtungsweisen von Geschichte und Gegenwart, die verschwörerisch agierende Eliten betreffen. Einige große Linien sind – zumal historisch – eindeutig identifizierbar. Es sind Großbanken, Investmentfonds, ihre Besitzer und Teilhaber.
Elite-Familien wie Rothschild und Rockefeller hatten und haben über zu ihnen loyale Akteure immensen Einfluss. Historische Beispiele zeigen eindeutig oder legen nahe, dass sie auch an der Entstehung, Durchführung und Nachbereitung großer Kriege federführend beteiligt waren.
In Deutschland ist das Misstrauen gegenüber Rockefellers begründet, die eine Ideologie wie die Euthanasie (auch in Deutschland) finanziell förderten, eine I.G.-Farben-Fabrik in Auschwitz-Monowitz mit SS-Personal betrieben und ihren Lobbyisten John McCloy ebenso als Kontaktmann der I.G. Farben, als Berater des US-Kriegsministeriums, dann als ersten alliierten Hochkommissar einsetzen ließen – der deutsche „Kriegsverbrecher“ erst verurteilen, in den Haupttätern hinrichten ließ oder aber recht bald begnadigte. Außerhalb randständiger, teilweise als „volksverhetzend“ klassifizierter Schriften wurde dieser Zusammenhang in der Öffentlichkeit nur von dem Spielfilm „Der Rat der Götter“ (DDR 1949) angesprochen. – Der Wissensstand der derzeitigen Geschichtswissenschaften hierzu ist kaum anders als desaströs zu nennen, während er sich fortlaufend an einigen wenigen Figuren der Nazi-Führungsriege mit sich unablässig wiederholenden Floskeln und einseitigen Perspektiven abarbeitet.
Wer sieht, wie Bank- und Industrieleute zu Politikern werden und umgekehrt, wie so historisch auf äußerst komplexe, von staatlicher Geschichtswissenschaft fast gänzlich ignorierte Weise (Ausnahmen: Carroll Quigley, Antony Sutton) Einflusspolitik betrieben wird, ist gegenüber der Globalisierung und der Bildung eines EU-Superstaates aus guten Gründen skeptisch.
Was eine linksliberale Medienöffentlichkeit gerne als Hysterie und haltlose Spekulation über Neue Weltordnung, „EUdSSR“ und korrupte Eliten kennzeichnet, ist sogar in wesentlichen Zügen schon in derselben Mainstream-Berichterstattung enthalten: ein Finanzsystem, das, je länger es prolongiert wird, auf einen immer größeren Crash zuläuft; zunehmende Intransparenz und Lobby-Infiltrierung zumal der EU-Administration; Bedrohungslagen sozialer Konflikte aufgrund zunehmender nationaler und internationaler Ungleichheiten sowie interkultureller bzw. -religiöser Konflikte.
Sowohl die Personal- und Organisationsstrukturen der Machtelite(n) wie auch ihre Ideologien und finalen Absichten sind schwer durchschaubar. Sie machen u. a. eine Ideengeschichte von Esoteriken der Macht und ihrer Okkultsymbolik notwendig.
In ihrem Vortrag leisten Sie ein Abwehrgefecht gegen die „Identitäre Bewegung“, als deren terroristischer Variante gegen den Massenmörder Anders Breivik. Inhalte von dessen Manifest charakterisieren sie als irrelevant.
Die vollkommene Abqualifizierung einer Sorge um das Fortbestehen einer stabilen politischen Ordnung in Europa auf der Grundlage selbstbestimmter Tradition, von Aufklärung und der Trennung von Staat und Kirche sehe ich bei Ihnen bisher nicht wirklich begründet. Sie sprachen etwas weniger über Ihre dritte Variante von „Anti-Europäern“, neben Identitären und Eurasiern den Dschihadisten, die ja Nationalismus i. w. S. als Selbstschutz verstärkt hervorrufen.
Über eine Ablehnung von gewalttätigem Terrorismus muss man mit mir nicht streiten. Die Glorifizierung eines Attentäters ist ebensowenig von mir zu erwarten. Eine wiederkehrende Argumentationsfigur ist die Stigmatisierbarkeit bestimmter Argumente durch extremistische Vertreter. – Eine Theorie des „Terror-Managements“ (http://christoph-hörstel.de/tag/terrormanagement/) aber macht es v. a. Internet-affinen Lesern derzeit kaum noch möglich, die Oberfläche von Skandalen und Terror nicht auch daraufhin zu befragen, ob von Akteuren des „tiefen Staates“ nicht an manchen oder gar vielen Ereignissen mitgewirkt wird – um die öffentliche Meinung in eine gewünschte Richtung zu lenken.
Am Beispiel der Frage nach sog. „Umvolkung“ und „Migrationswaffe“ einschließlich zunehmendem Terrorismus spielt in Diskussionen, die ich kenne, die Frage nach – hier wiederholt auch ungenannt mitschwingenden – Komplexen jüdischer Geschichte eine Rolle. Eine völkische Ideologie, wie heute noch von Jüdisch-Orthodoxen und im staatlichen israelischen Heiratsverbot mit Nicht-Juden (http://www.sueddeutsche.de/leben/heiraten-in-israel-jawort-ohne-jahwe-1.156671) vertreten, weckt dabei die Befürchtung, etwa die Lobby-Arbeit eines seiner Herkunft nach jüdischen Mitspielers (und interpersonell den Rothschilds verbundenen) George Soros für Migration (http://www.geolitico.de/2016/06/13/so-wird-migration-politisch-gelenkt/) könne eine gezielte Maßnahme zur Vermischung vieler anderer Völkerschaften sein. Eine negative Variante ist dabei die Abqualifizierung von Nicht-Juden als „Amaleks“, Nachfahren des biblischen Esau (https://de.wikipedia.org/wiki/Amalekiter).
Sie sehen in diesem Abschnitt sehr schnelle Sprünge zwischen Themen, die jedoch alle vollkommen eindeutig und funktional miteinander verbunden sind – darüber hinausgehend mit der notwendigen Dokumentation von und Spekulation über Esoteriken der Macht, zu denen noch vieles andere anzumerken wäre. – Ich dokumentiere diesen Gedankengang zu diesem Zeitpunkt auch nicht als vollumfänglich erwiesenen Sachzusammenhang. Sollte Ihnen jedoch an einem Dialog mit politischen Gegenpositionen gelegen sein, müssten Sie zu all dem inhaltlich begründet Stellung nehmen – ansonsten ist eine Dialogfähigkeit nicht gegeben, die eine der Grundvoraussetzungen Ihrer institutionell stark geförderten Tätigkeit als Wissenschaftler sein müsste.
Was den verlinkten Wikipedia-Eintrag betrifft, sind seine Inhalte schon besorgniserregend genug. Messen Sie bitte einmal Ihre sonstigen Maßstäbe an einer dort zitierten Überschrift wie „Die Aufforderung zum Völkermord in der Torah“. Wer hiergegen nicht seine Stimme erhebt, macht sich mitschuldig. Oder sehen Sie dies anders? Und mit welcher Begründung werten Sie politische Haltungen mit demgegenüber kritischer Tendenz letztendlich ab? Indem Sie nicht dokumentieren und verstehen, worauf sie gründen und wie dies realistisch zu bewerten ist? – Das wäre doch jedenfalls keine Wissenschaft.
Die Drohung der Annihilation seitens religiöser Extremisten ist ein Problem, das Sie benennen. Der Kürze halber erwähne ich noch das Buch „Krieg der Religionen“ (2006) von Victor und Victoria Trimondi, das gewissermaßen an Verschwörungstheorie grenzt – unter Berücksichtigung religiöser Esoteriken, dabei von Endzeit-Vorstellungen. Kriegs-Ereignisse im Nahen Osten wie auch die zunehmende Multikulturalisierung (West‑)Europas sind ebenso Teil dieser Dynamiken. Die architektonischen Türme einer „Bank für Internationalen Zahlungsausgleich“ in Basel und des Europäischen Parlaments in Straßburg gehören zu dem, was ich als Buch „Okkultsymbolik und Machtpolitik“ genannt habe – als fast unübersehbare Referenzen auf den biblischen Turmbau zu Babel und die anschließende Zerstreuung der Völker mit ihren verschiedenen Sprachen.
Vielfältige Recherchen zeigen mir, dass ein vertieftes Verständnis der Zeitläufte die Betrachtung solcher Symbole und ihrer Bedeutungen einzuschließen hat. – Dies ist ein besonderer Aspekt, mit dem sich in meiner Sicht zusätzlich bestimmte Inhalte der globalisierungs- und migrationskritischen Programmatiken bis zu einem recht hohen Grad begründen lassen. Ein Kernphänomen ist dabei die konspirative und manipulative Einlösung vermeintlicher biblischer Prophezeiungen. Dieser Modus herrscht auch jenseits primär biblischer Sujets als ein solches System von Andeutungen und Erfüllungen von Vorausdeutungen, die ad hoc neu produziert werden können. Wir begegnen im Historisch-Politischen, auch vordergründig Pragmatischen, Arten einer solchen rituellen Durchformung, für die etablierte Politikwissenschaft meines Wissens bisher keinen Begriff hat.
Es ist dann noch die Frage, ob man bereit ist und Instrumente verwendet, solche Ideen theoretisch zu modellieren, sodass sie selbst zum Thema werden (und nicht etwa nur ihre indirekte Andeutung stattfindet, was dann erneut keine Wissenschaft, sondern selbst teils literarisch-rituelle Sprachverwendung und Ausblendung realer Sachverhalte wider besseren Wissens ist).
Ich habe auch auf Symbolstrukturen (Aleister Crowley, anglo-amerikanische und nationalsozialistische Machtelite; 9/11; Blogbeiträge zu Clinton/Podesta) verwiesen, die innerhalb der mit genannten Macht-Eliten verbundenen Historie bis zu manifesten Formen von Okkultismus/Satanismus, zumindest dessen interpretierbaren Symbolen führen.
Lassen Sie mich bitte noch erwähnen, dass zu der öffentlichen Lesbarkeit eines globalistischen Projekts nicht zuletzt eine Populärkultur zählt, deren Diskussion in YouTube-Videos und auf Websites (https://www.youtube.com/results?search_query=pop+babylon+saturn; nicht zuletzt der Channel „noicon“; http://vigilantcitizen.com/) mittlerweile die akademische Kulturwissenschaft vor arge Erklärungsnöte stellt. Eine Priesterreligion, die nicht zuletzt das Beispiel Babylon und frühe Hochkulturen inszeniert, zeichnet sich hier ab. Es mag Sie vielleicht fremd ankommen, aber auch diese Erweiterung der Perspektive täte einer wissenschaftlichen Pluralität und Komplexität gut.
Die Kenntnis von zutreffenden Verschwörungstheorien über Eliten-Aktivitäten und -Kontinuität führt, neben spezielleren Erkenntnissen über Okkultsymbolik, in Truther-Szene und auf der Rechten zu einer stark veränderten Sichtweise auf US-amerikanisch dominierte – und etwa von jüdischen (Finanz‑)Industriellen, Lobbyisten wie Kreativen stark überdurchschnittlich mitbestimmte – globalisierte Machtstruktur und (Pop‑)Kultur. (Derartige Aussagen finden Sie etwa in „Okkultsymbolik und Machtpolitik“, soweit es geht auch mit Mainstream-Quellen, belegt.) Eine Zurückweisung solcher Argumente als „antisemitisch“ (korrekter: antijudaistisch) ist logisch zirkulär und formal unzulässig, so lange sie nicht Sachargumente entkräftet. Spezifisch jüdische Überlieferungen und ihre Umsetzung in ständig aktualisierten Produktionen jüdischer Akteure ohne Berücksichtigung einer jüdischen Kulturgeschichte zu besprechen, scheint mir jedoch auf wissenschaftlicher Ebene nicht möglich. In heute existierenden Wissenschaften ist diese Unzulässigkeit jedoch der Regelfall.
Herr Leggewie, Sie kritisieren neurechte Theorie allgemein als eher unzulänglich. Welches Bild haben Sie von verfemter älterer und neuerer Verschwörungsliteratur? Können Sie verstehen, dass ein einmal vorhandenes Wissen über eminente Machtstrategien von Rothschild, Rockefeller u. a. bei Bürgern dazu führt, dass sie die Kontinuitäten in supranationalen Organisationen und der Meinungsmache durch Massenmedien sehen? Dass diesen Menschen zumindest Thesen eines Walter Lippmann bekannt sind? (Lippmanns “Die öffentliche Meinung” ist als Standardwerk auf Deutsch praktischerweise nicht mehr verfügbar.) Dass man einen differenzierten Blick auf das heterogene Phänomen jüdischer Kultur erwartet, der rabbinisches Judentum, orthodoxe Sekten ebenso wie Kabbala, Reformjudentum und mehrere Strömungen des Zionismus berücksichtigt? – Und wie rechtfertigt man einen staatlich finanzierten Universitätsbetrieb, der in seinen jeweiligen Gegenstandsbereichen alles Mögliche z. T. in tausendfacher Wiederholung thematisiert, die genannten Entwicklungen, Themenkomplexe und sichtbaren Symptome aber in sturer Ignoranz ausblendet? Woher kommt diese Ignoranz überhaupt?
All dies ist eigentlich die notwendige Fortsetzung eines emanzipatorischen Diskurses, der der Linken durch verwirrende und uneinheitliche „Antisemitismus“-Begriffe und die Neigung zu ausschließlich systemischen statt historisch-personalisierten Theorien des Kapitalismus diskurstaktisch blockiert wird. Kulturwissenschaften neuerer Medien haben sich kaum je schon Feinstrukturen ihres Gegenstandes gewidmet und wurden nach wenigen Jahrzehnten – potenziell desinformierendes Agenda-Setting – etwa auf abstrakte Medientheorien, Feminismus/Genderismus und eher entpolitisierte Netzwerk-Begriffe umgelenkt.
Rechte haben laut Leggewie keine Problemlösungen, Leggewies eigene Agenda produziert jedoch auch Probleme, die kaum je ‚gelöst‘ wurden.
Teilweise ein Henne-Ei-Problem oder eines, dass mangels anderer Erfahrung als Alternative nicht ‚bewiesen‘ werden kann, bevor es nicht umgesetzt wird. Die Geschichte bis dato verlief, wie sie verlief. Manche Entwicklungen sind recht unumkehrbar – wie ein gemeinsames Leben in einer auf ihre Weise schon multikulturellen, jedenfalls multiethnischen Gesellschaft.
Wesentliches Argument ist für mich, dass sie bis hierhin zwar friedlich funktioniert hat, neu eintretende Dynamiken von „Flüchtlingskrise“ und demografische Verhältnisse fraglos aber neue Qualitäten produzieren.
Sie beziehen ex- und implizit Stellung in der Hinsicht, dass national(istisch)e Konzepte gänzlich überholt und durch eine schon werdende neue Ordnung gänzlich verdrängt werden sollten. Von einem föderalen „Europa der Regionen“ lese ich 2012 bei Ihnen (http://www.die-gdi.de/die-aktuelle-kolumne/article/fuer-ein-anderes-europa-der-regionen/). Heute müssen Sie vom Brexit sprechen, demnächst vielleicht noch vom Italexit. Von allen anderen systemischen Krisen und Pleite-Kandidaten (letztlich allen) hier zu schweigen. – Das wäre das Thema EU.
Für die Integration von Zuwanderern und echten Flüchtlingen ist es sicher richtig, dass einseitige Ausgrenzungen und fälschliche Stigmatisierungen keinen Sinn machen.
Eine Obergrenze für Flüchtlinge lehnen Sie ab (http://www.deutschlandfunk.de/einwanderung-politologe-mehr-fluechtlinge-in-europa.691.de.html?dram%3Aarticle_id=317646). Wenn Sie sich dort „etwas ausdenken für demographisch schrumpfende Regionen“, wird nicht als erstes Familien- und Strukturpolitik erwähnt, sondern es sind „Flüchtlinge“, die dort perspektivisch angesiedelt werden könnten. Über deren Sozialstruktur wäre als nächstes zu sprechen. Der Moderator zitiert Sie inhaltlich, „Bootsflüchtlinge aus Afrika[] könnten die entvölkerte[n] Dörfer und Äcker in Brandenburg beleben“. Auch wenn Ihnen dort noch allgemein „Willkommenskultur“ fehlt, weiß ich nicht, ob Sie hier in einem realistischen Modus sprechen.
Tendenzen des Zuzugs in Metropolen auch und gerade bei Migranten muss ich Ihnen nicht erklären. Arbeitsplätze etwa in der Landwirtschaft sind generell rückgängig. Dies ist ein weiterer Mega-Trend, der einem von Ihnen ausdrücklich anvisierten Szenario radikal widerspricht – wie eine Nicht-Existenz niedrig qualifizierter Arbeitsplätze auch in der Industrie vorliegt.
Sie wissen:
Doch selbst die guten Effekte – mehr Beschäftigung, weniger Arbeitslose – scheinen am unteren Ende der Leiter kaum mehr anzukommen. “Wir erleben derzeit vor allem bei den Geringqualifizierten ein Arbeitslosigkeitsproblem”, sagt Thomas Bauer, Vizepräsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI). Was der Ökonom damit meint: Nachdem jahrelang relativ gut ausgebildete Arbeitslose neue Stellen fanden und aus der Statistik fielen, ist der verbliebene Kern nur noch sehr schwierig in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
http://www.zeit.de/wirtschaft/2016-01/arbeitsmarkt-fluechtlinge-arbeitslosigkeit-lohndumping-realloehne
Damit stehen die Zeichen eher schlecht für jene Vorausberechnungen, die mal weniger, mal mehr Milliarden staatlicher Aufwendung, teils dann auf Jahrzehnte, für geringqualifizierte Flüchtlinge im deutschen Sozialsystem voraussagen (https://mediendienst-integration.de/artikel/fluechtlinge-wirtschaft-prognosen-institute-konjunktur.html).
Die nächste Diskussion wäre jene darüber, ob eine schrumpfende Stammbevölkerung nicht das geringere Übel gegenüber vorübergehend mehr älteren Leistungsnehmern plus einer potenziell und proportional für ihre Gruppe deutlich erhöhten Zahl von jüngeren Leistungsnehmern bei neuen Zuwanderer-Generationen (inkl. älterem Familien-Nachzug) wäre.
Sie erwähnten im Vortrag einen – allgemein bemerkten – sozialen Niedergang der USA. Dort wie hier erhöhen bekanntlich Zuwanderer zunächst die Armutsquote (http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/arm-und-reich/gestiegenes-armutsrisiko-arme-zuwanderung-laesst-mittelschicht-schrumpfen-14218724.html). Sie fordern also Umverteilung auf einem relativ hohen Schuldensockel und erhoffen Konsolidierung bzw. geringeres Übel für die Zukunft. Das ist zunächst herleitbar – aber rechtfertigt es zugleich die nach meinem Eindruck völlige Disqualifizierung jedweder Gegenstimme? Und von wo käme die, wenn nicht deutlich rechts von der Mitte? Der Problem-Berichte sind auch im Mainstream nicht wenige. Halten Sie es für vollkommen unmöglich, berechtigterweise auch zu anderen Schlüssen zu kommen als Sie selbst? Und was folgt daraus für den Diskurs, der in politische Praxis übergeht?
Ungut fiel mir Ihr Spott für einen Anders Breivik auf, der – psychologisch für sich genommen korrekt – wohl in seinem Plädoyer für die Familie eine Realität erwünscht, die er selbst nicht erlebt hat.
Es ist dies ein Beispiel für Gehässigkeit, die ansonsten dem „extremistischen“ Spektrum zugeschrieben wird. Es versucht, für die betroffene Person jedes Verständnis zu verneinen – dieses aber würde doch immer die Voraussetzung dafür sein, andere ‚Fälle‘ dieser Art schon präventiv zu verhindern. Ein vielfacher Mörder ist dabei eine wohlfeile Zielscheibe. Zur Bearbeitung des eigentlichen Konflikts trägt dies aber wohl weniger bei. Die Gründe für das Scheitern von Gemeinschaft, beginnend bei Familien, sind vielfältig. Aus Protestbewegungen spricht das Ungenügen an einer alternden, kinderarmen und sozial zerklüfteten Gesellschaft, an Gender-Mainstreaming und übersteigertem Feminismus, an vielfacher Belastung der Familie durch Arbeit, der kontinuierlich hohen Scheidungsquote mit all ihren langlebigen Folgen für die Betroffenen, an erster Stelle Kindern, verstärkt unter Armutsbedingungen.
Es gibt noch eine Menge weiterer Benachteiligungen, von denen man nicht zu Unrecht sagt, gerade gutverdienende Intellektuelle nähmen sie kaum wahr – ob sie wollen oder nicht, wenn es einfach nicht zu ihrem Lebensumfeld gehört.
Es gehören noch andere Instanzen zur Charakterbildung eines schlussendlichen Attentäters wie Breivik, wie wir wissen. Ihre Behandlung des Themas an dieser Stelle ist aber vielleicht symptomatisch für ein allgemeines Unverständnis der real existierenden Benachteiligung und Wut – von der Sie natürlich wissen. – Vielleicht ist dies der Punkt, der anzumerken ist: In der sozialen Determiniertheit den einzigen Grund für Radikalismus zu sehen, greift vielleicht zu kurz. Jede echte inhaltliche Motivation unterschiedslos als realitätsferne Ideologie, ggf. rechtsextrem-antisemitische „Verschwörungstheorie“ herabzusetzen, wird bei aktuell Betroffenen schon nicht verfangen. Es kommt dann auch darauf an, wie viele Menschen sich Teilen dieses inhaltlichen Programms aus geänderter Überzeugung und veränderten Erfahrungen heraus anschließen.
Vielleicht sollten Sie einmal darüber nachdenken, ob Sie nicht selbst versuchen, ihr politisches Gegenüber damit vollkommen zu brechen, zu ‚bedingungsloser Kapitulation‘ zu zwingen – mit einer Zukunftsaussicht, die Sie deutlicher als eine Hoffnung bezeichnen sollten, gegen die durchaus viele der Indikatoren sprechen.
Sie wissen, dass Sie mit Ihrer bestehenden Haltung Gegendruck erzeugen – und können, glaube ich, nicht in allen Punkten wirklich glaubhaft machen, im Besitz der alleinigen Wahrheit zu sein. Man kommt fast notwendig auch zu der Frage oder sogar dem Schluss, dass mit dieser Art zu argumentieren bestimmte historische Hintergründe verunklärt werden sollen. Sie geißeln einseitig Reaktionen auf etwas, für das Sie selbst keinen ausreichenden Begriff zu haben scheinen. Auch dies ist als Grundlage für Wissenschaft ungenügend.
Der Linksliberalismus ist ein konspiratives Produkt superreicher Eliten – von Rothschild und Rockefeller über Lord Milner und die Fabian Society zu einem der mächtigsten Netzwerke politischer Meinungsbildung und Regierung.
Ich empfehle dieser Tage oft das Buch „The Milner-Fabian Conspiracy – How an International Elite is Taking Over and Destroying Europe, America and the World“ weiter, das ich nur durch einen Blog-Eintrag bemerkte (http://www.konjunktion.info/2016/10/buchtipp-the-milner-fabian-conspiracy-how-an-international-elite-is-taking-over-and-destroying-europe-america-and-the-world-von-ioan-ratiu/). Es ist über Hunderte von Seiten fast eine einzige Aufzählung von Personen und Institutionen – die aus der herrschenden Geschichtsschreibung herausgehalten werden. Die These ist zu einer negativen Variante des so betriebenen Agenda-Settings zugespitzt. Doch selbst, wenn man diese Wertung nicht teilt, kenne ich kaum eine andere Quelle, die den Zusammenhang von Superreichen mit der Beförderung des Marxismus zur weitverzweigten Ideologie auch in den westlichen parlamentarischen Demokratien beschreibt. Dies zeigt, dass die politische Großrichtung, deren Überzeugungen Sie, Herr Leggewie, eindeutig vermitteln, selbst aus den Kreisen und Denkfabriken stammt, die – oder deren weitere Verbindungsleute – für weiter oben angesprochene Hintergrund-Politiken verantwortlich zeichnen.
Auch dies ist in diversen Formatierungen Thema öffentlicher und privater Kommunikationen von Menschen, die Sie als rechtskonservativ bis -extrem einstufen würden. Was hätten Sie der These entgegenzuhalten, dass eine weitreichende Prägung der politischen Landschaft auf vordergründig sozialistische bis sozialdemokratische Inhalte erkennbar erwünschte Effekte für die Finanz-Oligarchie hat? Sie ist an steigenden großen Vermögen, steigender allgemeiner Verschuldung bei waghalsigsten „Rettungen“ von Banken und Systemen eigentlich unwiderlegbar zu ersehen.
Ich persönlich habe keinen Anlass, vollkommen unbewegliche Verneinungen von politischem Pragmatismus und von Kompromissbildungen auszusprechen. Abgesehen von unkalkulierbaren Krisen-Eskalationen wird ein politisch-gesellschaftlicher Betrieb seinem eigenen Tempo folgen und kann lediglich in Facetten von dem einen oder anderen Argument beeindruckt werden.
Die vorliegenden Textseiten meines Briefes an Sie sind eine schnelle Übersicht zu Aspekten, die für mich Teil eines gehaltvollen politischen Diskurses wären. Sie erfordern – zumal zugunsten von Hörern – auch noch weitere Formen der Forschung und Vermittlung. Sie wären adäquat nur zu behandeln in weiteren Büchern, in Seminaren, Vorträgen, Forschungsprojekten. – Dass man hierfür bisher fast nirgendwo Förderung zu erwarten hat, während dies etwa mit Multikulti- oder Genderismus-relevanten Ansätzen relativ problemlos an vielen Stellen gelingt, scheint mir das Signum eines schleichenden neuen Totalitarismus und teils auch einer geistigen Leere unserer Gegenwart zu sein, die sich weiterhin verhängnisvoll auswirken können.
Bis hierhin danke ich für Ihre Aufmerksamkeit. Sie werden nun wissen, wieviel Zeit Sie für meine Eingabe verwenden konnten und wollten.
Für mich gibt es bisher keinen anderen Weg, als in dieser Form auf Fundamente der von Ihnen umkreisten Phänomene hinzuweisen.
Mit freundlichen Grüßen
Daniel Hermsdorf
Vor 250 Jahren konnte keiner der Aufklärer sich vorstellen, dass es einmal eine milliardenschwere Medienindustrie geben würde, die global agierend riesige Menschenmassen beeinflusst. Auch dass diese Medienindustrie sich tiefenpsychologischer Mittel bedienen würde war zur Zeit der Aufklärung nicht vorstellbar. Dass am Ende diese Medienindustrie von kabbalistischen , okkulten, satanistischen und freimauerischen Aberglauben und Praktiken dominiert wird war den Aufklärern einfach unvorstellbar. Kabbalismus war für die Aufklärer kein wahrnehmbarer Inhalt der Aufklärung. War damals aber vorhanden. Die heutige Wissenschaft tradiert diese Blindheit der Aufklärung und tut so als ob es diese Durchdringung, besser Verseuchung durch Kabbalismus, Okkultismus, Satanismus und Freimauerei nicht gibt. Wenn man genau hinsieht wird man die Gegenwart dieser Kräfte sehr deutlich wahrnehmen. Es ist das Verdienst einiger weniger Individuen ausserhalb der staatlichen Institutionen auf diese Konstellationen hinzuweisen. Mit Erfolg. Ich möchte hier auf Sie und noicon verweisen.
Prof. Claus Leggewie ist ein Vertreter dieser institutionalisierten Blindheit gegenüber inzwischen aller Orts klar sichtbaren Entwicklungen. Mich beschäftigt der Zusammenhang zwischen dem “sozialwissenschaftlichen Institut”, seinem Auftrag zur Zerstörung und Manipulation der Gesellschaft ( Multikulturalisierung) und der Ausbreitung und Dominanz von kabbalistischen, okkullten, satanistischen und freimauerischen Strömungen. Es gibt diese Verbindung. Ich sehe, dass nach der multikulturellen Zersetzung der menschlichen Gesellschaften das spirituelle Vakuum durch die Inhalte von Kabbalismus( Magie, Zauberei, Machtausübung und Manipulation), Okkultismus, Satanismus und Freimauerei gefüllt wird. Die institutionalisierten gesellschaftlichen Werkzeuge schweigen dazu oder fördern diese Entwicklung. Sie stellen sich schützend vor die zerstörerischen Kräfte.
Der kritische Brief von Ihnen an Prof. Claus Leggewie trifft in vielen Bereichen genau den blinden Punkt der gegenwärtigen Wissenschaft. Schön, dass diese Kritik genau von Ihnen kommt. Sie verweisen auch auf noicon. Die Jahrzehnte währende linke Ideologisierung hat zu dieser Unfähigkeit der Wissenschaft geführt. Es ist unvorstellbar, dass die eigenen milliardenschweren staatlichen Institutionen nicht fähig sind Familie, Ehe, Kinder, Erziehung vor den Angriffen und der Zersetzung durch multinationale okkulte und kabbalistische Netzwerke zu schützen. Nebenbei noch ein empfehlenswertes Video “The History of Political Correctness (Complete)” https://www.youtube.com/watch?v=EjaBpVzOohs