Die abgeschaffte Welt der Sibel Schick – #antideutsch

Man kann da sicher noch mehr ins Detail gehen, und die Website von Sibel Schick weist auch noch auf ihre YouTube-Videos hin (wow, gleich 11 Stück). Naja, wenn man “taz, Missy Magazine, Spiegel Online, neues deutschland, Junge Welt” und ein “Türkei-Dossier der Rosa Luxemburg Stiftung” als Plattform hat, muss man die Arbeitskraft sorgsam verteilen.

Hier als Beispiel nur mal dies in Konfrontation: Als gedruckte Publikation verbreitet Schick ein “Leseheft” mit dem Titel: “Deutschland schaff ’ ich ab – ein Kartoffelgericht” (2019).

Die Titel-Referenz ist klar. Zu Sarrazin mag man sich äußern – am besten in der Sache. Der Unterschied der Titel ist auch klar: Bei Sarrazin geht es sprachlich um ein autoaggressives Deutschland. Bei Schick ist es die Aussage, es aktiv abschaffen zu wollen.

Welche realen Erfahrungen dahinter stehen, kann man nicht abschließend beurteilen. Der Waschzettel auf amazon besteht aus diesem Beispiel:

Wo kommst du her?”, fragt mich der Inhaber einer Burgerrestaurantkette, der am Tresen sitzt, während ich die Weingläser poliere. “Aus der Türkei”, sage ich. “Wie lange braucht eine Türkin, um Müll rauszutragen?” Ich sage, ich wisse es nicht. “Neun Monate”, antwortet er und lacht sich kaputt.

Ich kann ehrlich sagen, dass ich sowas in 45 Lebensjahren Deutschland unter Deutschen – teilweise mit Migrationserfahrungen – nie gehört habe. Herbe Äußerungen zu Türken nie von Deutschen ohne Migrationshintergrund über zwei Generationen. Das Letzte in der Richtung, was ich erinnere, war wohl aus den Kindertagen in den 80ern, wo irgendeiner mal was von “Türkenkoffer” zu einer Aldi-Tüte erzählte. (Ich erwähne dazu der Konkretheit immer: Im Ruhrgebiet, um das es geht, waren unter den Gymnasiasten damals ca. 3-5 % Türken. Und ich persönlich kann mich an keine offene Diskriminierung erinnern. Wo es Streit gab, lag das an anderen Eigenarten, und in den Cliquen waren Herkünfte divers.)

Sibel Schick aber mag anderes erlebt haben. Und sie zieht daraus offensichtlich ihre Konsequenzen: Sie wurde angeranzt (oder noch Schlimmeres) – und sie schlägt verbal zurück in einer Rhetorik des Eliminatorischen. Das “Deutsche” muss weg.

Schaut man sich noch kurz weiter um in ihrem Schaffen, fällt sogleich ein Tweet auf:

https://twitter.com/sibelschick/status/1234849394056421378

Aha. Da ist also auch etwas nicht in Ordnung. Möglicherweise ist das sogar gravierender: Da soll ein ganzes Land nicht ganz “sicher” sein. Etwas in der Richtung vielleicht, was Deniz Yücel erleben musste: Dass man als Journalist dort nicht ganz so unbedenklich arbeiten kann wie in Deutschland, so, wie er es gewohnt sein durfte.

Und was meint also Sibel Schick zu dem Land, in dem da etwas anders zu sein scheint? Ach ja, richtig: Sie möchte es “abschaffen”. Nun gehe ich hier betont in Trippelschritten einen Gedankengang ab, der jedem klar sein dürfte – so klar, dass es offensichtlich (ohne “Aufschrei” jedenfalls) vielen schon nicht mehr aufzufallen scheint, was sich da in den Diskurs einschleicht. Schick ergänzt zu ihrem Tweet gleich noch einen weiteren, in dem sie einen anderen Türken ob seiner Selbstwidersprüchlichkeit zu Recht weist. Na, sie ist sich ihrer Urteilskraft also sehr sicher.

Das, was ich hier gegenüberstelle, sind nun zwei verschiedene Äußerungen derselben Sibel Schick über zwei Länder, ihr Heimatland Türkei und ihre offensichtlich neue Heimat Deutschland, die sie aber “abschaffen” will.

Man muss also Schick irgendwann noch einmal fragen, was daraus denn dann werden soll und wer das wie gestalten soll, nach welchen Vorgaben oder Idealen mit welcher Verbindlichkeit etc. Was sie an Deutschland erlebt hat, scheint wenig Positives gewesen zu sein – nur ihre Heimat, die Türkei, scheint noch schlimmer, denn dort zu leben wäre offensichtlich nicht “sicher”.

In einem noch nicht gesichteten Wikipedia-Eintrag zu der mit einigen journalistischen Beiträgen vermutlich “relevanten” Person Schick wird ein weiterer Konfliktfall geschildert:

Sibel Schick setzt sich in ihren Werken für einen intersektionalen Feminismus ein. Um auf strukturelle Diskriminierung aufmerksam zu machen, schrieb sie zum Beispiel das Gedicht „Männer sind Arschlöcher“, woraufhin sie mehrere Morddrohungen erhielt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Sibel_Schick

Der Grad an Subtilität scheint also ähnlich gelagert wie in ihrer Abschaffen-Schrift. Morddrohungen sind eine andere Kategorie als Fäkalausdrücke – aber abgesehen von einem habitualisierten Vulgär-Feminismus, zu dem ich persönlich selten authentische Zustimmung gehört habe, scheint es in der Tendenz schon ein Ruf in den Wald, aus dem anschließend wieder etwas herausschallt. Man kann das durchaus anders machen (und Internet-Flucher sollten es besser ebenfalls).

Schick ist aber ja auch keine Facebook-Schwadroneuse. Sie ist Autorin für renommierte, weitgehend prononciert linke Presseorgane.

Lassen wir es an dieser Stelle vielleicht erstmal dabei bewenden. Wir sehen, dass da etwas im Argen liegt – und wir wissen nicht genau, wie sich im individuellen Fall der Hass hochgeschaukelt hat. Als Meinungsmacherin lässt man Schick ganz offensichtlich in einer Weise anti-deutsch hetzen, die in anderer Ausrichtung für Deutsche heute die schlimmsten Nazi-Verdikte zur Folge hätte. Das ist mittlerweile eine häufiger Befund – man muss ihn möglichst so oft erwähnen wie der linke Mainstream die Vokabel “Rechtspopulismus” und mittlerweile – in einer Art Dosis-Steigerung – vermehrt “Faschismus” für Positionen, die vor wenigen Jahren offizielle CDU-Rhetorik waren oder sich teilweise sogar bei Helmut Schmidt finden.

Und dass es an diesem Land, in dem sie nun möglicherweise doch ganz gut und gerne lebt, noch etwas anderes gibt als xenophobe Burger-Bräter, wäre irgendeiner Art von Ausgewogenheit, irgendeiner menschlichen Geste an der sprachlichen Äußerung doch wohl angemessen … oh ja, ein altmodisches Wort mit einer langen Geschichte, die man studieren kann – an Unversitäten, die es in der bisherigen Form vielleicht irgendwann nicht mehr gibt, wenn wir so weitermachen und so weitermachen lassen.

Daniel Hermsdorf

Verleger, Autor, Journalist bei filmdenken.de - Medienkritik, Verschwörungstheorie und Physiognomik

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