Vom 9/11-Klon der Kriegsgefahr
Zum Buch „Kino Okkult 1“ gibt es schon zwei Video-Ankündigungen (siehe weiter unten im Blog). Es scheint aber angebracht, nochmal nachzukarten, und zwar hiermit:
Das Medienecho zum 10. Jahrestag von 9/11 entsprach ja den Erwartungen. Am eifrigsten brachte „Spiegel Online“ eine Meldung nach der anderen über Trauerakte (wogegen in Maßen nichts spricht) und jede Menge dies und das, damit offensichtlich eine sachliche Debatte über die Widersprüchlichkeiten der offiziellen Version und alle anschließenden Fragen nicht aufkommen sollte. (Und wann, wenn nicht jetzt?)
Jörg Lau darf am 10.09.2011 in der „Zeit“ gemäß dem wie verabredeten Programm der meisten etablierten Presseorgane erst einen Bildband loben, der schreckliche Kriegsfolgen rein visuell und nachträglich dokumentiert; ebenso ein Buch von Bernd Greiner, in dem Lau„die beklemmende Geschichte des Verlusts von Maß und Moral in der Politik“ zu lesen glaubt. Weiter referiert Lau Greiner:
Noch am Nachmittag des Unglückstages begannen Rumsfeld, Wolfowitz und Cheney, neben den Taliban den Irak als wahrscheinlichen Sponsor des Terrors ins Spiel zu bringen.
Der kritische Verstand von „Zeit“-Lesern darf nicht dahingehend überanstrengt werden, was der ehemalige US-Botschafter John Kornblum am 11.09.2011 im „Phoenix“-„Kamingespräch“ zum Irakkrieg aussprach:
Ich weiß nicht, was sie getan hätten, wenn der 11. September nicht da gewesen wäre. Man hätte entweder nichts getan oder man hätte einen anderen Anlass gefunden.
Das Bewusstsein dafür, dass die von Kornblum ebenfalls beklagten hohen Kriegsschulden der USA bei Firmen wie Xe und Halliburton die Kasse klingeln lassen, ist das nächste Puzzlestück zu einem Tableau der Ereignisse, wie sie sich wirklich abspielten. Dass Dick Cheney von der Administration Bush I in den Halliburton-Vorstand und dann in die Administration Bush II wechselte, ist bekannt. Den Einfluss von Xe (vormals „Blackwater“) im Weißen Haus beleuchtet etwa dieser „Salon“-Artikel.
Wie George W. Bush auf Fragen nach der Bedeutung privater Kriegsfirmen reagiert, ist bei dem im oben stehenden Video zitierten Auftritt zu sehen. Wer Frage und Antwort ganz hören möchte:
Wir sehen schlicht eine nicht vorhandene Dialogbereitschaft (und möglicherweise die Karikatur einer kritischen Fragestellerin als Erstsemesterin, die 9100 % der Eloquenz des Präsidenten demonstriert). Rechenschaft, die Politiker und Parlamente gegenüber Wählern schuldig sind, wird nicht gegeben. Dass ein Politiker, erst einmal im Amt angekommen, nicht mehr das tun muss, was diejenigen wollen, die ihn gewählt haben, spricht Peter Struck (SPD) am 11.09.2011 in der neuen Talkshow „Günther Jauch“ sogar unverhohlen aus:
Man muss die Damen und Herren wohl noch einmal daran erinnern: Im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland heißt es zwar von den Parlamentariern, sie seien
Vertreter des ganzen Volkes, an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen
(GG, Artikel 38, Satz 1)
Doch die „Aufträge und Weisungen“ beziehen sich wohl eher auf Lobbyismus (siehe Halliburton und Xe) oder Fraktionszwang – nicht auf die Nicht-Vertretung des Wählerwillens. Da hilft vielleicht das Verfassungsschutzgesetz und
das Recht des Volkes, die Staatsgewalt in Wahlen und Abstimmungen und durch besondere Organe der Gesetzgebung, der vollziehenden Gewalt und der Rechtsprechung auszuüben und die Volksvertretung in allgemeiner, unmittelbarer, freier, gleicher und geheimer Wahl zu wählen
(BVerfSchG, § 4, Absatz 2a)
Sowie ebenda:
der Ausschluß jeder Gewalt- und Willkürherrschaft
(BVerfSchG, § 4, Absatz 2f)
Strucks „Ich folge nicht dem Volkeswillen“ scheint also eine verfassungswidrige Amtsauffassung des Ministers a. D. zu sein – er redet der persönlichen Willkür das Wort (worauf auch immer gegründet) und nicht der Befolgung der „Staatsgewalt“ des Volkes. Spätestens im Nachhinein würde man sich wünschen, dass die Befolgung von Partial- und Privatinteressen durch die US-amerikanische Außenpolitik in die Betrachtung einbezogen würde – und nicht nur die im damaligen Augenblick angeblich gegebene „Verantwortung“ ihrer Verbündeten. Wenn diese Partialinteressen (von Rüstungs- und Ölfirmen oder Banken) für die Post-9/11-Kriege eine Rolle spielen, dann führt ihre Nicht-Erwähnung notwendigerweise zu einer Posse panischer Politiker ohne Bild der Gesamtlage.
Kommen wir noch einmal zurück zu Jörg Laus Bücherschau zum 11. September: Was ihm kritikwürdig erscheint, ist, dass Mathias Bröckers mit seinen als „Verschwörungstheorie“ bezeichneten Arbeiten „ein Geschäftsmodell“ vertrete. Das kann man von rührseligen Kitsch-Kolumnisten oder einseitig interessierten verbeamteten Wissenschaftlern sicher nicht sagen. Oder Lau tut es der Gerechtigkeit halber an anderer Stelle, wer weiß. (Marcus Klöckner beschreibt die selbst unsachlichen Diffamierungsstrategien der Mainstream-Medien gegenüber kritischen Autoren zu 9/11 am 04.09.2011 in „Telepolis“ – Lau liefert ein weiteres Beispiel.)
Lau muss sich dann auch noch wundern, dass W. J. T. Mitchell mit seinem Buch „Das Klonen und der Terror – Der Krieg der Bilder seit 9/11“ einen verbastelten Denkansatz liefert, der 9/11 mit biologischer High Tech verknüpft:
So brillant manche seiner bildpolitischen Beschreibungen sind, so kryptisch bleibt seine Obsession mit dem »Klonen«.
Tja, Herr Lau. Entweder oder. Entweder, man nimmt noch etwas mehr wahr als „beklemmende Geschichten“, wenn sie nicht mehr zu ändern sind, oder man begreift Metaphern nicht und kann es auch den eigenen Lesern nicht erklären. Das oben stehende Video sollte schon beispielhaft verdeutlichen, was die Diskussion des 9/11-Bildprogramms in „Kino Okkult“ ergibt: Die Bilder der Terroranschläge, die uns massenmedial verfolgen, sind allem Anschein nach hochkompliziert gezüchtet, um dann wieder in aller scheinbaren Eindeutigkeit zu mächtigen Symbolen zu werden. Das mag über manche Vorstellungskraft hinausgehen. Dem Selbstverständnis freiheitlicher Gesellschaften widerspricht es in vielem – nicht nur mit Auftragsvergaben ohne öffentliche Ausschreibung (Halliburton via Cheney), sondern vielleicht auch im Klonen von Terroristen, wenn sie schon volljährig sind. Wir werden sehen, ob nochmal wieder jemand diese Rolle spielen will – oder ob wir jene ‚verantwortlich‘ machen, denen Lau am Schluss seines Artikels „Schulden und dubiose Finanzprodukte“ als die wirklich große Gefährung zur Last legt. Mit der Raffinesse von Geheimdiensten und Industrie kann unsere Presse derzeit jedenfalls nicht mithalten. Oder sie verzichtet.
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