#Hitler-Biografen Pyta und Sandkühler am Wannsee
Am gestrigen Sonntag fand im Berliner „Haus der Wannsee-Konferenz“ ein Gespräch zweier Hitler-Biografen statt, moderiert von „Welt“-Redakteur Sven Felix Kellerhoff. So trafen aufeinander Thomas Sandkühler, Professor für Didaktik der Geschichtswissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin, und Wolfram Pyta, Professor für Neuere Geschichte an der Universität Stuttgart. Der eine hat ein Buch für jüngere Leser geschrieben, „Adolf H. – Lebensweg eines Diktators“ (2015), der andere eines mit dem Titel „Hitler. Der Künstler als Politiker und Feldherr. Eine Herrschaftsanalyse“ (2015).
Am Ort der Wannsee-Konferenz sollte sich das Augenmerk auf den Begriff einer „Endlösung der Judenfrage“ richten. Der Forschungsstand hierzu wurde auch an diesem Tag nicht revolutioniert: Es bleibt bei der gut durch Indizien gestützten Verschwörungstheorie, dass Hitler wohl an einer Entscheidung, Juden systematisch zu ermorden, beteiligt gewesen sein muss. Irgendeinen schriftlichen Beleg dafür gibt es nach wie vor nicht.
Wie an manch anderer Verschwörungstheorie, für die sehr vieles spricht, muss daran vorderhand nicht gezweifelt werden. Allerdings ist diese Geschichte Teil einer festgefügten Version der Ereignisse, an der von Seiten der Universitäts-Professoren und des großen Medienhauses Springer, das Kellerhoff vertritt, nicht gerüttelt werden soll. Springer-Journalisten hätten allerdings allen Anlass, sich auch anderen Aspekten zu widmen. Das Astrologie-Interesse des Reichskanzlers, das ich in meinem im März erscheinenden Buch „Saturn Hitler“ an zahlreichen Bildbeispielen belegen werde, wurde von Verleger Axel Springer ganz offiziell bekundet. Und er war einer jener Freimaurer, die in der Weltgeschichte vor 1950 noch recht offensichtlich eine Hauptrolle spielten – und von den Nazis in ihrer eigenen Verschwörungsliteratur bekämpft wurden.
In der Vorstellungswelt der Fachhistoriker existieren jedoch größere Zusammenhänge und ungewöhnliche Nuancen fast gar nicht. Sie arbeiten brav das ab, was die Alliierten ihnen nach dem Krieg als Aufgabe der Volkspädagogik übertragen haben: ‚Hitler war böse und Hitler ist Deutschland.‘ So kann man leider auch die Botschaft dieses Vormittags zusammenfassen.
Aber immerhin dürfen wir Fragen stellen. Ich stand also auf und sagte sinngemäß: „Ich würde gern den Fokus etwas erweitern. In der Diskussion wurde Hitler zitiert mit seiner Agitation gegen Kriegstreiber. Ich möchte Ihnen die Frage stellen: Sind Sie der Auffassung, dass es außerhalb von Deutschland damals keine Kriegstreiber gab? Zur Vorgeschichte des Holocaust gehört die Tatsache, dass es in Ländern wie Polen, der Ukraine und Ungarn zahlreiche gewalttätige Pogrome gegen Juden gab. Können Sie dies auch im Hinblick auf die von den Nazis dann betriebene sogenannte Endlösung in Ihre Darstellung einbeziehen?“
Thomas Sandkühler zog sich tatsächlich auf die Position zurück, von „Kriegstreibern“ wolle er in diesem Kontext nicht sprechen. Wolfram Pyta ergänzte noch, es gebe sicherlich zu Henry Ford als Parteispender noch einige ungeklärte Fragen. So das Ergebnis hier. In meinem Buch wird es u. a. einen Anhang geben, der an weitestgehend allgemein akzeptierten Quellen die internationalen direkten und indirekten Förder-Netzwerke für Hitler aufzeigt. All das kommt bei den Herren Professoren so gut wie gar nicht vor. Den Freimaurer Ford zu erwähnen, ist dabei noch keine wirkliche Mutprobe.
Sich ausführlicher über die Grausamkeiten anderer als der bösen Deutschen zu äußern, geziemt sich freilich nicht. Kein Wort von Wall-Street-Banken, Rüstungsindustrie und Geheimgesellschaften. Thomas Sandkühler wird in seiner Verantwortlichkeit für die Ausbildung von Geschichtslehrern wohl weiterhin so verfahren. Wolfram Pyta habe ich anschließend noch mit Presse-Infos zu meinen nächsten beiden Büchern versorgt. Da er über Hitler als Ästheten 800 Seiten geschrieben hat, müsste ihn der Aspekt der Okkultsymbolik eigentlich sehr interessieren. Bei der Durchsicht seines veröffentlichten Buches ist mir derlei nicht begegnet. Vielleicht wird es einmal Studenten geben, die ihn auf diesen Aspekt ansprechen – und sich dann hoffentlich nicht gleich abwimmeln lassen, wie es in unserer Öffentlichkeit sonst zwangsläufig geschieht (keine Zeit für echten Dialog).
Sehen wir also, wie lange sich die bestehende Geschichtsversion noch aufrechterhalten lässt.
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