Zwei empirische Schwachstellen bei Slavoj #Žižek: #Computerspiele und #Drogen (mit #ChatGPT 5)
Zu den bisher weniger diskutierten Konsequenzen aus Künstlicher Intelligenz in komplexen Diskursen und Wissenschaften dürften Evaluierungen zählen. KI wird es deutlich einfacher erlauben, große Mengen von Informationen auf Redundanzen, formale und inhaltliche Schwachpunkte zu überprüfen – was natürlich voraussetzungsreich ist und selbst kritischer Revisionen bedarf.
Hier möchte ich das an einem Fallbeispiel verdeutlichen, zu dem ich seit langem nachdenke, inwiefern eine solche kritische Reaktion notwendig ist und wie sie argumentativ ausgestaltet werden kann. Die Rede ist von dem slowenischen Psychoanalytiker und Kulturtheoretiker Slavoj Žižek. Es vergeht kein Jahr ohne neue Buchveröffentlichungen Žižeks – meistens eine oder gleich mehrere, meist umfangreiche neue Monografien. Sie beziehen sich auf ein Spannungsfeld von Theorien, politischen Realitäten und kultureller Produktion.
Neben Theorie-Klassikern wie Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Karl Marx und Sigmund Freud ist es der französische Psychoanalytiker Jacques Lacan, der in allen Schriften Žižeks direkt oder indirekt Pate steht.
Ich mache hier ein weiteres Experiment der Arbeit mit dem KI-Chatbot – in diesem Fall ChatGPT in der Version 5. Zu Beginn lasse ich Hauptthesen zusammenfassen. Dies ergibt eine auch anderweitig auszubauende Grundlage für Kritiken an Žižek. Kerngedanke einer solchen Kritik sind in meinem Fall auf der allgemeinen Ebene Überprüfungen, welchen Gehalt und welche Anwendbarkeiten diese Kerngedanken überprüfbar haben. Die leitende Intuition nach einer langjährigen Beobachtung Žižeks und beispielhafter Lektüren ist, dass sich …
- Hauptthesen und -argumente ständig wiederholen;
- diese Thesen und Argumente aufzeigbare Begrenzungen in Gehalt und Anwendbarkeit haben, die Žižek ggf. nicht ausreichend kenntlich macht.
Beide Ansatzpunkte könnten selbst zu umfangreichen Ausarbeitungen führen. Allgemein lässt sich sagen – und dies wäre an vielen anderen Beispielen diverser Wissenschaften (hier in erster Linie adressiert: Geistes- und Sozialwissenschaften) durchführbar: Eine effiziente, im intersubjektiven Diskurs nachvollziehbare und (in diversen Hinsichten) als produktiv einzustufende Reaktion auf und Kritik von Theorien hat eine wesentliche Grundlage in …
- Interdisziplinarität;
- Meta-Sprachlichkeit bzw. methodischer Selbstreflexion.
Derlei ist leicht dahingesagt. Es betrifft nicht selten langwierige, teils Jahrhunderte oder Jahrtausende währende geistige Auseinandersetzungen und Deutungskämpfe. Wer dafür Standards definieren darf, ist seinerseits wenig konsensfähig. Wer es schließlich in der Praxis mit vielerlei Auswirkungen tut, ist eine letzthin politische und ökonomische Machtfrage und damit ebensowenig einfach revidierbar und einvernehmlich zu bewerten, zu standardisieren, in einem für neue Teilnehmer sinnstiftenden Diskurs zu aktualisieren.
Neben der Durchsicht von Žižeks Hauptthesen wird es hier mit zwei weiteren schlichten Abfragen bei ChatGPT um zwei Großthemen gehen, nach deren Behandlung durch Žižek ich frage – und mich in den praktischerweise durch den Chatbot erstellten Antworten vorläufig darin bestätigt sehe, dass schwere Diskussions-Defizite im Umgang mit Žižek sehr symptomatisch dafür sind, was in der aktuellen Öffentlichkeit für politische Theorie, Philosophie und Kulturtheorie in ihren zahlreichen Spielarten nicht nur bei Žižek gravierende Problemstellungen offenbart. Sie führen – wie demnach zu zeigen ist – zu …
- fragwürdigen Aufblähungen (von Themen, auch von einzelnen Autoren, die aus teils fach- und sachfremden Gründen stark überproportional wahrgenommen und vervielfältigt werden);
- argumentationslogischen wie auch kognitiven Fallibilitäten, die nach allgemein akzeptierten wissenschaftlichen Standards einer Revision bedürfen (und rein formal betrachtet keine anschließenden Rückfälle in einmal plausibel revidierte Fehlargumente und fallible Logiken erlauben dürften).
Vorausschicken möchte ich, dass die in wenigen Minuten erstellten Antworten von ChatGPT gänzlich meiner Erwartung entsprechen, da ich u. a. diese Sachthemen immer als Schwachstelle der Argumentationen Žižeks wahrgenommen habe – aber wenig bis keine Durcharbeitung an irgendwelchen dafür zuständigen Stellen unserer Öffentlichkeit erkennen konnte (wobei diese Beobachtung von mir als Person nie systematisch durchgeführt wurde – dafür bedürfte es entsprechender akademischer Arbeitsformen, die in meinem Fall keine institutionelle Basis haben; die Zukunft muss erweisen, ob dies bei relevanten Akteuren irgendwann zutrifft).
Als Beispiele der Überprüf- und Kritisierbarkeit von Thesen Žižeks lasse ich hier also von ChatGPT zwei (nur teilweise miteinander verbundene) Themen durchgehen: Computerspiele und Drogen. Anlass für diese Auswahl ist, dass sie auf ganz unterschiedliche Weise Grundbegriffe Žižeks betreffen:
- den Zusammenhang von individuell wahrgenommener ‘Realität’, psychischen Dispositionen von Beobachtern und Akteuren und ideologischen Konstruktionen i. w. S., deren Verbreitung wiederum mit ganz anderen Funktionsbereichen (wie ökonomischen Grundlagen und der politischen wie auch technischen Organisation von Öffentlichkeiten) verbunden ist;
- Realisierungsformen der Erlebsniswelt und der Handlungsroutinen menschlicher Individuen, die psychologisch-psychoanalytisch mit Dynamiken von ‘Begehren’ definierbar sind.
Entsprechend meiner erwähnten, von mir als bestätigt wahrgenommenen Intuition, Annahme und Arbeitsthese kann ich demgemäß schon als ein Resümee dieser (nun also in Textform weitgehend automatisierten) Gedankengänge vorausschicken: Žižeks sehr umfangreiche Argumentationen offenbaren zumindest bei den kulturellen Großthemen von (Computer-)Spielen und Drogen eindeutige Schwachstellen. Sie sind nicht nebensächlich, da es sich zweifellos um empirische Realitäten handelt, die von Žižeks Begriffen eindeutig im allgemeinen auf einer obersten Ebene angesprochen werden. Eine Einbeziehung auch nur von wesentlichen Grundbegriffen und -befunden in seine eigene Argumentation erfolgt jedoch nicht.
Zum Abschluss der folgenden Durchsicht dokumentiere ich zusätzlich Antworten von ChatGPT zu Aspekten dieser bei Žižek selbst stark unterrepräsentierten gesellschaftlichen Realitäten (so problematisch ein solcher Begriff in einer u. a. Lacanianischen Perspektive auch sein mag bzw. in dieser Theorie-Tradition so diskutiert oder ggf. nur suggeriert wird). Sie sollten auf der Sachebene zweifelsfrei zeigen, wie notwendig eine diskursive Reaktion Žižeks auf diese Realitäten nach Maßgabe seiner eigenen Begriffe eigentlich wäre. Die Frage danach, warum diese Defizite so nachhaltig in seinen Texten bestehen, würde zu weiteren notwendigen Klärungen (der dafür verantwortlichen Strukturen, Personen, Ideologien) führen müssen.
Zusammenfassend lautet der Befund zu Žižek demnach:
- Žižek, der mit seinen Hauptthesen durchweg eine Psychoanalyse von Begehrensstrukturen im “Kapitalismus” betreibt, ignoriert fast vollständig eine Kulturform, die für Hunderte von Millionen menschlicher Individuen weltweit ein erhebliches regelmäßiges Zeitbudget beansprucht (Computerspiele).
- Žižek, der mit Begriffen des Begehrens und der Ich-Konstitution im Spannungsfeld von Realitätssinn und Psychose, von artifiziellen und fantasmatischen Konstruktionen operiert, hat einen nur punktuellen, vollkommen unspezifischen und unausgearbeiteten Begriff von bewusstseinsverändernden Substanzen, die in der gesellschaftlich-statistischen, empirisch feststellbaren Wirklichkeit von globaler, historisch vollkommen kontinuierlicher massenhafter Prägekraft sind. Arbeit und Freizeit waren und sind mit einer vielgestaltigen, historisch wandelbaren Praxis des Drogen-Konsums verbunden – je nach Fragestellung und Substanzen geht es um einen teilweise ununterbrochenen Konsum von Individuen, je nach Konsummuster um weiche oder harte Verhaltensweisen von “Sucht”, die auch klinisch definiert wird. Nicht zuletzt ist das, worüber Žižek neben politischen und historischen Aspekten am meisten schreibt und spricht, nämlich Konstruktionen von Denken und Weltwahrnehmung in Interaktion mit medialen Repräsentationen und Fiktionen/Fantasmen, in (verallgemeinert, aber wohl kaum nur hypothetisch gesprochen:) hohem Maße begleitet von der Einnahme bewusstseinsverändernder Substanzen (z. B. Bücher lesen, Filme ansehen oder Computerspiele spielen unter Einfluss von Koffein, Alkohol und/oder anderen Drogen).
Eine naheliegende Erklärung für diese Defizite soll hier zunächst noch erwähnt werden: Žižek gehört einer Generation von Autoren an (in seinem Fall aus dem soziokulturellen Umfeld des staatlichen “Sozialismus” des damaligen “Ostblocks” heraus), für die Literatur/Belletristik sowie die Form des Spielfilms (heute stärker als je auch der Film-Serien für Fernsehprogramme oder Streaming-Plattformen im Internet) eine eindeutige Priorität in der Wahrnehmung kultureller Produktion hat. Während im Leben der Jüngeren Computerspiele eine bisher stetig wachsende Bedeutung in der Zeitbudgetierung gegenüber älteren Medien haben, macht Žižek offensichtlich nicht einmal rhetorische Einschränkungen, dass das, worüber er begrifflich verallgemeinern will, ,,,
- in der Gegenwart teilweise drastisch anders gestaltete und formatierte Systeme hervorgebracht hat;
- in die Psychodynamik des herrschenden Gesellschaftssystems mit seinen massenmedialen Installationen auch ein sich wandelndes Arsenal von psychoaktiven Substanzen hineinwirkt, die im Bewusstsein menschlicher Individuen sowohl die simultane Wirkung äußerer Realitäten auf die Psyche wie auch die biografisch permanent fortgesetzte psychische Selbstkonstitution evident verändert.
Welche Arten von bisher nicht vorhandenen kritischen Kommentaren zu Žižek oder gar elaborierten kulturhistorischen und -theoretischen Alternativ-Konzepten auf solchen Grundlagen noch entstehen werden (oder nicht), bleibt also abzuwarten. Das Zwischenergebnis, wie es mit dem nun schon Gesagten aus den folgenden Chatbot-Abfragen zu formulieren ist, kann für Žižek wohl kaum als nebensächlich eingeordnet werden. Auch wenn es biografisch eine gewisse Verständlichkeit hat, lässt sich eine Aussparung von Computerspielen und Drogen aus Žižeks Begriffsbildungen aus meiner Sicht nicht begründen; es sind vielmehr schwere und folgenreiche Defizite.
Als eine Nebenfrage gebe ich im Folgenden auch noch den Hinweis auf Süßwaren bzw. Zucker – eine Substanz, die in neuerer Ernährungswissenschaft bisweilen mit harten Drogen verglichen wird, da sie dieselben Belohnungssysteme bzw. hirnphysiologischen Wirkmechanismen in Gang setzt. Nicht umsonst wird eine Droge wie Koffein in massenhaft vertriebenen Produktformen wie “Energydrinks” mit Zucker kombiniert. Und der thematische Kreis schließt sich hier, dass Koffein als Energydrink ein weit verbreiteter Standard in Verhaltensmustern von Computerspielern ist – wach und fit am Bildschirm zu bleiben, erfordert schon rein praktisch-physisch die Erweiterung menschlicher ‘Normalzustände’ durch gezielte chemische Zugaben.
Zum Zwischenergebnis zählt deshalb auch, dass Žižek neben zahlreichen Ansprachen und Bewertungen von und zu politisch-historischen Akteuren wenig empirisch basierte Hinweise zu Herrschaftssystemen gibt und die in globalisierten Medienkonzernen in Gestalt ihrer superreichen menschlichen Besitzern und Entscheidern auftreten. Diese Herrschaftsstrukturen sind vital und machtorientiert an Computerspielen in heute vergleichbarem Maße interessiert, wie sie in früheren Zeiten die Lesekultur zum Massenmarkt gestalteten, ab dem 19. und frühen 20. Jahrhundert audiovisuelle Repräsentationen zu einem noch weiter reichenden Organisations- und Wirkungssystem machten. Zwar hat Žižek eine ausreichende Aufmerksamkeit dafür, was sich an Romankultur, abendfüllenden Spielfilmen und selbst wochen- oder monatelangen fiktionalen Film-Serien mit seinen Fragestellungen ablesen lässt. Wer aber die Quantitäten und Qualitäten von Computerspielen nicht einmal mit einem deutlichen Auslassungszeichen bedenkt, obwohl sie im Erleben großer Publika die älteren Medienformen schon weitgehend verdrängt haben, hat dahingehend ein argumentatives Defizit.
Wer ein Großthema wie Drogen gar, wie Žižek, in bestürzendem Reduktionismus auf einen eigentlich immer differenzierungsbedürftigen pathologisierenden Begriff des “Autismus” und der ‘Flucht’ bringt, folgt damit allenfalls einer fragwürdigen Alltags- und Juristen-Sprache der “Betäubungsmittel”. Es mag lächerlich wirken, an einer solchen Stelle sogar nur die Binsenweisheit noch einmal aussprechen zu müssen, dass Substanzen, die als “Drogen” bezeichnet werden, zunächst aufzuteilen wären in Psychedelika gegenüber Stimulanzien/Aufputschmitteln, downers und uppers. Es dürfte kein Zufall sein, dass sich an der Spitze des massenmedialen Erfolgs regelmäßig reale Personen finden, die während und nach einer maximalen Karriere als medial inszenierte, repräsentierte und vervielfältigte Kunstperson bekanntermaßen zu größeren Mengen psychoaktiver Substanzen greifen und im Extremfall an diesen versterben.
Psychoanalytisch gesehen ist dieser Ausschluss keine Petitesse. Žižek räsonniert ausführlichst und unausgesetzt über strukturelle Prinzipien von ‘Leerstellen’ und psycho- und machtanalytisch klassifiziertem ‘Verdrängtem’. Es ließe sich auch noch ganz anders (etwa an filmhistorischen und -ästhetischen Traditionen und motivischen Großkomplexen; sowie an sozial- und wirtschaftshistorischen Analysen zur Medienindustrie) zeigen, wo es weitere größere Leerstellen in Žižeks Theorien gibt, die seinen eigenen Grundbegriffen in dieser Hinsicht nicht genügen.
Mein Argumentationsgang kann zu der Pointe hinführen, dass die für Žižek immer wieder verwendete Bezeichnung als “Theorie-Clown” in einem globalisierten Kulturbetrieb bzw. der “Kulturindustrie” (im Begriff der linken Kritischen Theorie, an die Žižek selbst so explizit anschließt) Ansätze eines solchen kritischen Befundes einschließt, die also in seinem eigenen massenwirksamen Auftritt schon die eigene Fragwürdigkeit aufwirft. Dass er als erklärter Systemkritiker (er votiert etwa kontinuierlich für theoretische Konzepte eines “Kommunismus” als Alternative) eine solche Aufmerksamkeit innerhalb des von ihm scheinbar kritisierten Systems erhält, kann nicht mit diesen seinen eigenen Begriffen ignoriert werden; gleichwohl scheint dies fast überall zu geschehen.
Die begriffliche Fahrlässigkeit und Reduziertheit Žižeks ist im Fall von Drogen noch größer als bei Computerspielen. Kurioserweise beginnt die theoretische Hauptlinie seines eigenen Denkens mit einem Hegel, dessen Konsum von Alkohol und Cannabis heute als schlichtes biografisches Faktum gilt. Texte also, auf deren Erstellung solche Substanzen einen kaum nur marginalen Einfluss hatten, einerseits als theoretische Hauptleistungen der eigenen Tradition zu beanspruchen, andererseits die damit in Hegels Person auftretenden Bewusstseinszustände nach Drogenkonsum pauschal als jenen “Autismus” oder eine Form der bloßen Bewusstseinstrübung abtun zu wollen, muss leider mit einem Prädikat belegt werden, das mir hier unausweichlich scheint: Es ist fahrlässig und reduktionistisch, auch wenn es eine gewisse begriffliche Differenziertheit (jedoch alleine im eigenen Begriffsraster) hat.
Drogen begleiten großflächig den Alltag von Menschen, beginnend bei Koffein, sogar in Teilaspekten bei Zucker, der industriellen Lebensmitteln in immer höherem Maße zugesetzt wird. Drogen unterstützen Menschen ebenso bei der Durchführung körperlicher wie auch geistiger Arbeiten. Arten des körperlichen und psychischen Erlebens finden unter dem Einfluss psychoaktiver Substanzen signifikant verändert statt. Sowohl die Produktions-und Rezeptionsästhetik kultureller Produktion unter Drogen wie auch deren Thematisierung in kulturell geteilten Inhalten und intersubjektiv vermittelbaren Erfahrungs- und Denkwelten sind äußerst komplexe Teilbereiche einer hybriden globalisierten Massenkultur. Und diese ist Žižeks unübersehbares und erklärtes Hauptthema.
Es mag ebf. geradezu schnöde biografische Gründe haben, dass Žižek sich in Drogen für etwas nicht interessiert, obwohl es ein Kardinalaspekt vieler seiner Theorieinteressen ist. Drogenkonsum in damaligen ost- und südosteuropäischen Ländern von 1945-89 war gewiss ein anderer als in der von den USA stark beeinflussten (wo nicht in geradezu imperialen Strategien beherrschten) westlichen Industrieländern.
Wo Alkohol die sichtbarste Rauschdroge ist, mag man sich ihr als Einzelner verweigern (wie derzeit z. B. nur ca. 20 % der Erwachsenen in Deutschland). Sie nicht in ihren kulturellen Wirkungen argumentativ einzubeziehen, lässt sich jedoch nicht begründen. Die biografischen Informationen über den Gebrauch von Halluzinogenen wie Cannabis oder potenziert etwa LSD (als Synthetisierung eines natürlichen Pilzes) bei Künstlern, in der Gegenwart auch Industrieführern (medial übermittelt z. B. aus dem US-amerikanischen “Silicon Valley”) sind Legion. Dass dieser Einfluss durch kulturelle Produktion unter Einfluss keine quantité négligeable ist, bedarf also an dieser Stelle keiner weiteren grundsätzlichen Rechtfertigung. Das Defizit bei Žižek ist auch daran erkannt und eindeutig bestimmt.
Neben den sinnlichen Dimensionen von Psychedelika, die in die künstlerische Fantasieproduktion eingehen, sind Aufputschmittel wie Kokain, Amphetamine und alles pharmakologisch davon Abgeleitete mächtige Instanzen, die an historischen Kollektiv-Erlebnissen wie den Weltkriegen wie auch in Biografien teils an unerwarteten Stellen (bei so ungleichen Charakteren wie Jean-Paul Sartre, Susan Sontag oder Konrad Adenauer als Konsumenten der Amphetamin-Klasse) thematisiert werden. Wer, wie Žižek, unablässig Triebkräfte des individuellen “Begehrens” einerseits und psychisch grundierter Kollektiv- und Wirtschaftsprozesse andererseits beleuchten will, dabei aber leistungssteigernde chemische Mittel wie Koffein, Amphetamine oder Kokain argumentativ nicht einbezieht, blendet darin einen wesentlichen Wirkmechanismus einfach aus.
Es ist bezeichnend, wenn Žižek nur willkürlich und ebenso absolut marginal ein Thema wie die Opioid-Krise der USA in den 2000er Jahren aufgreift, weil es mit Fentanyl an erster Stelle eine Substanz betrifft, die in Verstärkung des industriellen Heroins auf eine maximale psychisch-perzeptive Abkapselung der Konsumten bewirkt, die schon in geringer Dosissteigerung zum physischen Tod der Konsumenten führt.
Als Industrieprodukt und kriminalisierte Handelsware ist auch dies noch ein erweiterter Beleg für Varianten von Žižeks freudo-marxistischen Hauptthesen: Von einem drogenaffinen Literaten wie William S. Burroughs wurden harte Drogen als quasi pervers optimierte kapitalistische Ware thematisiert, als ein Produkt, an das im übertragenen Sinn der Konsument selbst verkauft wird statt umgekehrt (wie an der Oberfläche des ökonomischen Vorgangs). Jedes “Begehren” in menschlicher Psychodynamik kennt wohl keine intensivere Steigerung als das craving eines Drogen-Konsumenten nach seiner bevorzugten Droge, die bei sog. harten Drogen (im bisher traditionellen Verständnis, das sich in neueren Drogen-Forschungen eher hin zu harten und weichen Konsummustern verschiebt) körperliche Entzugssymptome einschließt, also das Begehren in eine für Betroffene noch unabweisbarere Handlungsvorgabe verwandelt. Einzig ein “Unbewusstes”, wie es seit Freud im Mittelpunkt vieler psychologischer Theorien steht, hat hier nicht die primäre Bedeutung, da ein Suchtverhalten im Umgang mit psychoaktiven Substanzen als solches dem Süchtigen nicht länger unbewusst bleiben kann (auch wenn Drogen-Definitionen im klinischen Sinn nur wenige Jahrzehnte alt sind, langfristig rituell eingebettet und damit im Verhalten beherrschbar und lebensfähig waren sowie gesundheitsschädliches Verhalten erst durch moderne Medizin und Statistik als solches zum Allgemeinwissen wurde; Verhaltensregeln der Mäßigung und der auch therapeutischen Warnung vor gefährlichen Substanzen gehen bis in frühe Hochkulturen zurück).
Die zentrale Erkenntnis des hier entwickelten Zwischenergebnisses lautet also: Žižek, der seit Jahrzehnten eine Aufklärung über Psychodynamiken und Konsumkulturen der kapitalistisch-marktwirtschaftlichen Massenkultur betreibt, spitzt dieses zuvörderst auf Begriffsvarianten von “Leerstellen” zu, die in strukturellem Zusammenhang mit psychoanalytischer “Verdrängung” und des “Unbewussten” stehen. Während diese Theoreme und Žižeks Interpretationen an Beispielen hier gar nicht in Frage gestellt werden sollen, ist sein Umgang mit den ästhetischen und konsumptiven Phänomenen von Computerspielen und Drogen auf geradezu unplausible Weise oberflächlich.
Es ergibt sich daraus vorläufig noch diese (theoretisch-methodisch durchaus grausame) Pointe: In Ausarbeitung von Lacan vertritt Žižek eine Theorie von Wahn, Paranoia und Psychose, die wesentlich illusionäre Fantasmen produzierten. Es soll hier die Abwägung nicht auch noch auf eine wichtige Denkfigur Lacans bei Žižek erweitert werden, die einen sog. “großen Anderen” betrifft, der etwa in “Verschwörungstheorien” auf eine (in dieser Definition eben) fantasmatische Weise eine abstrakt-überpersönliche Strukturbildung (in diesem Sinne: klassisch marxistisch bzw. auf Ludwig Feuerbach zurückgehend) in psychischer Projektion virtuell re-konkretisiere, sogar in diesem Sinne vermenschliche (etwa in demzufolge projektiven Feindbildern, die zu klinischer Paranoia und Psychose werden können, u. v. m.). Diese Denkfigur sei hier dennoch wenigstens erwähnt, weil sie der hier beleuchtete Gesamtkomplex miteinschließt.
Žižek gibt sich als Aufklärer über (Selbst-)Täuschungen, die auf psychische Dispositionen des Menschen wie auch strukturelle Vorgaben kapitalistisch orientierter Kollektivformen einwirke. Ausgerechnet aber Computerspiele, die neben narrativen Aspekten in hohem Maße arbeitswissenschaftliche Interessen des Trainings und der Überwachung menschlicher Subjekte, der bewusstseinsmäßigen Totalbeanspruchung von Wahrnehmung von Subjekten in intensivierten Medien-Installationen (statt der Kino-Apparatur z. B. gekrümmte Riesen-Bildschirme, Hifi-Kopfhörer oder gar Headsets für “virtuelle Realitäten”) betreffen, erwähnt also Žižek nur sehr vereinzelt und undifferenziert am Rande ansonsten exzessiv wuchernder Textmassen, die von großen Verlagen und Zeitungen im politischen Spektrum von linksradikal bis rechtskonservativ gedruckt und international verbreitet werden.
Ausgerechnet Drogen, die als Stimulanzien kapitalistische Wirtschaftsprozesse unabweisbar in großen Dimensionen antreiben, die als selbst begehrte Objekte Erlebnisweisen intensivieren, die zudem alle anderen Formen von Konsum und sinnlicher Wahrnehmung steigern können (bis hin zur tödlichen Überdosierung oder der bleibenden Nervenschädigungen der überbeanspruchten humanbiologischen Systeme), die in diesem Sinne neben sinnlich grundiertem “Begehren” auch noch anschließbar sind an Freudsche Hauptbegriffe des “Todestriebs” und “Wiederholungszwangs”, ja sogar als pharmazeutisch produziertes Kokain am Beginn von Freuds eigener exzessiver Theorie-Produktion standen – ausgerechnet also psychoaktive Substanzen meint Žižek mit – terminologisch wohl schlicht: stümpferhaft – als nicht näher diskutierter “Autismus” und als bloße Abkapselung von Individuen abtun zu können. Noch Freud selbst erlag lebenslang der Versuchung einer (in seiner Terminologie:) suchthaften “oralen Befriedigung” durch Cigarren und deren Nikotin, die bei ihm schließlich zu einem tödlichen Mundhöhlen-Krebs führten.
Movens für die hier erfolgende kritische Korrektur sind einerseits die genannten theoretischen Defizite und Ausblendungen, die so entstehen – und die bei aller Rhetorik und eigenen kritischen Verve Žižeks als schweres Defizit zu benennen sind, das Žižeks kritisches Projekt beschädigt. Andererseits weckten seit langem bei mir als Leser die schieren Textmengen Zweifel, die Žižek jedes Jahr einer breiten Öffentlichkeit zumutet.
Eine bisher stark unterrepräsentierte psychologische Klassifizierung von kommunikativen und kognitiven Problemen der massenkulturellen und mediatisierten Öffentlichkeiten sind Denkstörungen, die ein elaborierter klinischer Begriff mit eigenen “Krankheitsbildern” sind. In ihrer Klassifizierung gibt es etwa den Terminus der “überwertigen” bzw. “fixen Idee”:
Im Gegensatz zum Wahn oder Wahneinfall kann sich eine Person mit einer überwertigen Idee noch mit der Möglichkeit auseinandersetzen, eventuell eine fehlerhafte Vorstellung zu haben, wobei der Verlauf zum Wahn fließend ist. Bei der Übernahme einer überwertigen Idee durch Dritte bestehen Übergänge zum induzierten Wahn. Ferner besteht eine Ich-Syntonie: Die Gedanken werden nicht als unangemessen oder unangenehm empfunden, wie es bei Zwangsstörungen der Fall ist. Die Ablehnung der Zwangsgedanken (Ich-Dystonie) kann u. a. mit zunehmender Chronifizierung einer Zwangsstörung abnehmen und damit stufenlos zur überwertigen Idee übergehen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Denkst%C3%B6rung#%C3%9Cberwertige_Idee
Zumal, da ich hier Žižek selbst eine unzulässige Pathologisierung nachweise, stelle ich diese Bewertung in meinem eigenen Argumentationsgang zur Diskussion. Gewiss ist sein labyrinthisches Theoriegebäude keine bloße fixe Idee. Schon die Theorie Lacans erweckt durch verworrene Argumentationsgänge über längere Strecken Zweifel an ihrer Handhabbarkeit – bis hin zu halbironischen Selbstäußerungen Lacans. Inflationierung und Redundanz sind ebf. verdrängte, bisher total im theoretischen Diskurs unterrepräsentierte Strukturmerkmale massenmedialer Erlebniswelten und Kommunikations-Kulturen. Žižek bedient in dieser Hinsicht zweifelsfrei Vermarktungs-Logiken eines herrschenden Systems: Žižek auf allen Kanälen, Žižek mit ständigen Novitäten in einem auf alles angeblich “Neue” fixierten Systems der Vermarktung und des Vertriebs.
Die von ChatGPT zusammengefassten Hauptthesen Žižeks stehen im Hintergrund wohl der meisten Formulierungen und Einzelschilderungen, die er über Tausende von Buchseiten wie auch in zahllosen Artikeln, Interviews, Vorträgen, Video-Auftritten durchführt. Als empirische Methode ist es dennoch zu formlos. Eine mit theoretischen Basistexten abgesicherte Methode wie die quantative und qualititative Inhaltsanalyse, die für die Fachdisziplin der “Publizistik” existiert, wird schon als Begriff kaum je in neueren “Medienwissenschaften” überhaupt nur erwähnt, obwohl solche Fachbereiche an deutschen Unis sogar als Institute fusionieren (so an der Ruhr-Universität Bochum geschehen, an der ich studierte).
Es sei hier auch noch erwähnt, da Žižek damit auch ein Problem hat, das in diesen Wissenschaften als methodische Fragwürdigkeit festzuhalten ist: Zwar werden abstrakte Thesen postuliert, scheinbar auch anhand frei ausgewählter Beispiele ‘belegt’ – aber es gibt keinerlei eindeutige überprüfbare Kriterien für die Auswahl der Beispiele und deren Behandlung. Ein Žižek darf ‘den Kapitalismus’ vor einem bereitwilligen linksorientierten Publikum für allerlei Vergehen, Verbrechen und Täuschungen geißeln. Auf welcher empirischen Basis er dies tut, bleibt jedoch – wie eben vieles in sog. “Geisteswissenschaften” – unwägbar. Žižek kann für sich beanspruchen, ein schon recht breites Spektrum von Hoch- und Populärkultur zu bearbeiten, auch aktuellste Produktionen in seine Kommentare einzubeziehen.
An vielen ebenso willkürlich ausgewählten Beispielen könnte man hierzu schon immense Ausblendungen erörtern. (Nur völlig beispielhaft wären narratologische Aspekte und ästhetische Traditionsbildungen des erzählerischen und experimentellen Kinos zu nennen, die in keinster Weise bei Žižek angesprochen werden, obwohl sie ein starker Faktor für seine Gegenstände sind. Was schon sog. “Filmwissenschaft” seit jeher fehlte, kommt auch bei Žižek nicht in den Blick: intertextuelle Bezüge des Kinos zu früheren Produktionen, zu esoterischen Traditionen, Okkultsymbolik u. v. m., Verstrickungen mit Machtsystemen, Geheimdiensten etc. pp.) Auch dies sind keine Petitessen – sie betreffen zuweilen ebenso Kernargumente bei Žižek. (Wenn etwa die CIA Kino-Produktionen oder Presseorgane über Jahrzehnte verdeckt multipel beeinflusst, dürfte das für die von Žižek besprochenen Kulturprodukte auch in seiner Perspektive, etwa als Psychopolitik, nicht unwesentlich, sondern grundlegend sein. Es an Žižeks Stelle nicht zu erwähnen, ist dann ein schlichtes schweres Defizit. Wenn ein Autor dann auch keine Schulen-Bildung betreibt, in der solche Aussparungen von anderen aufgearbeitet werden, sondern stattdessen selbst vielfach redundante Wiederholungen derselben Thesen an wechselnden Gegenständen in zeitintensiven Veröffentlichungen vorantreibt, ist dies ein selbstverstärkendes System auch von Ausblendungen.
Ein psychoanalytischer und ideologiekritischer Autor der linken Tradition muss sich diese Fragen, Hinweis und Kritipunkte gefallen lassen. Neben einer Erweiterung so fundierter Kultur- und Gesellschaftskritik hat Žižek sich als Autor in Produktions- und Publikations-Exzesse gesteigert, die flankiert von vielen anderen exponentiellen Steigerungen von Content-Mengen immer dringendere Fragen aufwerfen.
Das gravierendste Defizit, das sich hier offenbart, sind Lebensphänomene wie Computerspiele und Drogenkonsum, die in Žižeks eigenen Begriffen so nicht nur nicht aufgehoben, sondern fast vollumfänglich ignoriert oder – im Fall der Drogen – in vollkommen unzulänglicher und irreführender Rhetorik vom Diskurs ausgeschlossen werden.
Im Vorangehenden gezeigt wurde dabei auch, dass ein (durchaus realistischer – und sogar dem Autor Žižek unbewusster?) Ausschluss dieser Themen theoretischen Schwächen bis zurück zu Lacan korreliert: Nebulöse, ständig ausdifferenzierte und geradezu begriffsmagisch beschworene Theorie-Fetische wie “das Objekt klein a“, “das Reale”, “der große Andere” oder “das Genießen” (frz. jouissance) erlauben ein prinzipiell endloses Deutungsspiel. Die Lebenspraxis von Drogenkonsum etwa setzt dem – gewiss nicht ohne Komplikationen theoretisierbare – Erfahrungs- und Erkenntnisdimensionen gegenüber, die mit Freuds Sicht auf religiöses Denken im Kontext “ozeanischer Gefühle” ebensowenig erschöpft waren und sind. Mystik, Inspiration und Fantasieproduktion dienen Žižek zur ständig wiederholten, oft nur gering variierten Explikation seiner Hauptthesen. Schon das Extrem von selbstzerstörerischen Drogensüchten könnte als Ansatzpunkt dienen, Begriffe für unzureichend zu halten, die einerseits sehr flexible und deshalb andererseits selbst inhaltsarme Konzepte wie eben das Reale, das Genießen etc. überfordern. Es könnte eine bloße definitorische und theoretisch-modellhafte Schwäche dieser psychoanalytischen Schule in ihrer Kombination mit Marxismus sein, dass sie einerseits unfassbar mächtige überindividuell vorhandene Begehrensstrukturen aufzeigt, andererseits im Sinne der ideologiekritischen Desillusionierung dann aber nur eine angebliche “Leerstelle” identifizieren will, um die dieses Begehren kreise, das sich darüber hinaus in pervertierten Formen gerade an der angeblichen Unerreichbarkeit einer Erfüllung dieses Begehrens als solchem delektiere (bei Freud das Fetisch-Objekt statt des Begehrten selbst, bei Žižek die Ent-Koffeinierung als Verkaufsargument usw.).
Die vielfach unabweisbaren Zweifel an der Tragfähigkeit kapitalistischer Steigerungslogik in begrenzten biologischen Systemen, die Žižek in linker Tradition bedient, erklären auf der anderen Seite wohl kaum die Anziehungskraft und historische Haltbarkeit so strukturierter (gewiss nicht historisch unveränderlicher) Mega-Strukturen (wie Arbeitsteilung, Geld-Systeme, globalisierte Lieferketten usw.). Erlebnis-Modi, die von Computerspielern gesucht werden, unterscheiden sich von den von Žižek selbst präferierten älteren Medienformen und -inhalten (etwa im andauernden virtuellen Zerstören und Töten, im äußerst zeitintensiven Spielhandeln mit rein virtuellen Objekten, in Flow-Erlebnissen ständig aktualisierter Handlungsanforderungen u. v. m.). Wenn Menschen mehr oder minder zu Fetischisierungen neigen und eine vereinsamte Masse in Industriegesellschaften dies forciert, sind Konsum- bis zu Suchtverhalten nie vollumfänglich beschrieben und erklärt. Offensichtliche Arten von Lustbefriedigung verschaffende und teilweise als “Bewusstseinserweiterungen” gepriesene und auch begründete Drogen-Erlebnisse, die von gesteigerter Assoziationsfähigkeit und Spontaneität, Angst- und Stressreduktion, nachgewiesener physischer und psychischer Leistungssteigerungen bei geeigneten Anwendungen (Dosierung, Setting) bis zu individuellen mystischen Erlebnissen, dauerhaften Veränderungen von Selbstbewusstsein und Weltsicht reichen, werden bei Žižek begrifflich einzig ignoriert, obwohl sie neben seinen Theorie-Säulenheiligen (nicht nur Freud, sondern auch Marx war Tabakraucher) anhaltend massenhaft nachgefragt und eher zunehmend öffentlich thematisiert werden (z. B. in Drogen-Erfahrungsberichten, Tutorials und Dokumentationen auf YouTube).
In günstigen Fällen können Drogen nicht zuletzt Arten der vorübergehenden Selbstentfremdung, des Fremd-Werdens der Impressionen von außen bewirken, die Žižek an diesen Stellen seiner Argumentation schlichtweg fehlen. Das teilweise Hektische seiner schnell gesprochenen Suaden, die unzweifelhaft einem schnellen ‘Herunterschreiben’ seiner Bücher parallelläuft, deutet sich vor diesem Hintergrund an auch als Überspielen dieser Defizite – vor sich selbst als Sprechendem und vor den anderen als Zuhörern und Lesern. In seiner Generation ist Žižek deshalb für mich kein gutes Beispiel, wie Ältere in einem sich weiterhin drastisch verändernden globalen Datennetz und kollektiven Systems zur Speicherung, zum Austausch und der Diskussion (inkl. Revision, Verknappung, Auswahl, teilweise der effektiven Löschung) von Information und ‘Wissen’ verhalten. Mehr Selbstkritik, mehr Redezeit für andere (statt der massenmedial installierten ‘Ikone’ im nicht zufällig voraufklärerisch religiös-rituellen Begriff) und mehr sprachlich integre Interdisziplinarität wären notwendige Korrekturen. Künstliche Intelligenz mit einem – wie hier erneut, aber historisch noch nicht langwährend zu zeigenden – stark akzelerierten Zugang zu Textstellen aus riesigen Datenmengen, Zusammenfassungen, abstrahierbare, transparent kategorisierbare Relationen von Informationseinheiten statt überlanger Andachten massenmedialer neuer Pseudo-‘Heiligenfiguren’ sind Desiderata einer Wissenschaftskultur, die anzustreben und nicht mehr ‘wegzudiskutieren’ ist.
Welche Hauptthesen vertritt Slavoj Žižek?
Slavoj Žižek ist ein slowenischer Philosoph, Psychoanalytiker und Kulturkritiker, der besonders für seine Mischung aus Hegelscher Dialektik, Marxismus und Lacan’scher Psychoanalyse bekannt ist. Seine Arbeit ist komplex, aber wir können seine zentralen Thesen in einige Hauptlinien einteilen:
1. Ideologie wirkt unbewusst und durch Praxis
- Žižek baut auf Marx’ Begriff der Ideologie auf, erweitert ihn aber durch Lacan:
- Ideologie ist nicht nur das, was wir glauben, sondern auch das, was wir tun, selbst wenn wir meinen, wir glauben es nicht.
- Bekannter Satz: „Sie wissen sehr wohl, was sie tun, und doch tun sie es.“
- Beispiel: Menschen wissen, dass Werbung manipulativ ist, konsumieren aber trotzdem weiter — das Wissen entkräftet die Ideologie nicht.
- Ideologie funktioniert oft durch zynische Distanz:
- Wenn wir sagen „Ich weiß ja, dass das nur ein politisches Theater ist“, nehmen wir trotzdem daran teil und stabilisieren so das System.
2. Lacan’sche Psychoanalyse auf Politik und Gesellschaft
Žižek verwendet Jacques Lacans Konzepte, um Gesellschaft und Politik zu analysieren:
- Das Reale:
- Es gibt einen Kern der Wirklichkeit, der sich jeder symbolischen Ordnung entzieht.
- Politische und gesellschaftliche Systeme versuchen ständig, dieses „Trauma des Realen“ zu verdecken.
- Das Begehren:
- Unsere Wünsche sind nie rein individuell, sondern strukturiert durch die Gesellschaft („das Begehren des Anderen“).
- Politische Ideologien formen, was wir zu begehren glauben.
- Das Fantasma (Phantasma):
- Fantasien geben unseren Handlungen Sinn und stabilisieren unser Selbstbild.
- Beispiel: Nationalismus stützt sich auf Fantasien über eine „reine Nation“, selbst wenn diese nie existiert hat.
3. Kritik des globalen Kapitalismus
- Žižek sieht den globalen Kapitalismus als ein System, das sich durch Krisen selbst reproduziert:
- Auch Widerstand kann leicht integriert werden, z.B. durch „grünen Konsum“ oder „revolutionäre Markenwerbung“.
- Kapitalismus funktioniert wie ein Parasiten-System, das sogar seine eigene Kritik vermarktet.
- These:
- „Kapitalismus ohne Demokratie ist möglich, aber Demokratie ohne Kapitalismus ist fragil.“
- Beispiel: China verbindet autoritäre Politik mit freiem Markt.
- Er warnt vor einer „humanitären Ideologie“, die Ungerechtigkeit stabilisiert:
- Spendenaktionen, faire Produkte etc. beruhigen unser Gewissen, ohne die Wurzel des Problems anzugreifen.
4. Dialektik und radikaler Bruch statt Reform
- Beeinflusst von Hegel, betont Žižek, dass wahre Veränderung nicht durch graduelle Reform geschieht:
- Es braucht einen Bruch, ein Ereignis, das die symbolische Ordnung neu strukturiert.
- Beispiele: Französische Revolution, Oktoberrevolution.
- Reformistische Maßnahmen bleiben meist innerhalb des bestehenden Systems und stabilisieren es sogar.
5. Politische Provokationen
Žižek provoziert bewusst mit Aussagen, um zum Denken anzuregen:
- Er verteidigt manchmal „verbotene“ Gedanken, um Widersprüche sichtbar zu machen.
- Beispiel: Er sagte, „Es gibt etwas Befreiendes an Terrorismus, weil er die bestehende Ordnung stört“, ohne selbst Terrorismus zu befürworten.
→ Es geht ihm darum, wie Gewalt und Ordnung zusammenhängen.
6. Popkultur als Spiegel der Ideologie
- Žižek nutzt Filme, Witze und Popkultur, um abstrakte Theorien greifbar zu machen.
- „Matrix“ als Beispiel für die Wahl zwischen ideologischer Illusion (rote/blau Pille).
- Hitchcock-Filme, um das Lacan’sche „Objekt a“ zu erklären.
- Popkultur ist kein banaler „Zeitvertreib“, sondern ein Fenster in die Funktionsweise der Ideologie.
Zusammenfassung seiner Kerngedanken
Bereich | Hauptthese |
---|---|
Ideologie | Wir reproduzieren Ideologie durch unsere Handlungen, auch wenn wir sie durchschauen. |
Psychoanalyse | Gesellschaftliche Strukturen formen unser Begehren und unsere Identität. |
Kapitalismus | Globaler Kapitalismus integriert seine eigene Kritik und ist extrem anpassungsfähig. |
Politischer Wandel | Nur ein radikaler Bruch kann wahre Veränderung bringen, Reformen reichen nicht aus. |
Popkultur | Filme und Witze zeigen unbewusste ideologische Strukturen. |
Was ist über Positionen von Slavoj Žižek zu Computerspielen bekannt?
Slavoj Žižek hat sich nicht sehr systematisch und ausführlich zu Computerspielen als eigenständigem Thema geäußert, aber es gibt verschiedene Stellen, an denen seine Gedanken in Richtung „Gaming“, „Virtualität“, „Cyber“ und „Spiel des Lebens“ gehen. Hier sind die wichtigsten Positionen und Gedanken, soweit bekannt:
Hauptquellen & relevante Essays
- „The Obscene Immortality and its Discontents“
→ In diesem Essay spricht Žižek über die Idee, dass viele Videospiele dem Spieler erlauben, nach dem Tod immer wieder neu zu beginnen (respawn / Neustart). Das erzeugt eine Art „obszöne Unsterblichkeit“, in der das Scheitern nie endgültig ist. (zizekstudies.org)
→ Dieses Moment der Wiederholung und der „Resume“-Funktion hebt die Grenze zwischen Leben und Spiel, Endlichkeit und Fiktion hervor. - „Cyberspace, or the Virtuality of the Real“
→ Hier reflektiert Žižek über virtuelle Räume und Interface-Kulturen. Das Spiel ist Teil eines größeren Diskurses über das Digitale als Raum, in dem wir mit Symbolen, Oberflächen, Bildern leben, ohne immer zu wissen oder sehen zu müssen, was „hinter“ dem Interface liegt. (jcfar.org.uk)
→ Die Virtualität erzeugt eine Spannung zwischen dem, was real ist, und dem, was nur als Simulation bzw. Symbol existiert. - Debatte „The Game of Life“
→ Zum Beispiel beim Festival „HowTheLightGetsIn“. Žižek diskutiert mit anderen über Gamification, über Formen in denen Gesellschaft & Alltag zunehmend wie ein Spiel funktionieren: Belohnungssysteme, Punkte, Rankings etc. (Philosophy News)
→ Es geht um das Verhältnis von Realität und Spielregeln, um die politische und soziale Bedeutung dieser Verschmelzung.
Zentrale Gedanken und Thesen
Basierend auf diesen Quellen lassen sich ein paar wiederkehrende Aussagen herausarbeiten:
- Unsterblichkeit und Wiederholung
Spiele ermöglichen Wiederholungen (z. B. Neustart nach dem Tod), sodass Scheitern nicht endgültig ist. Žižek sieht darin eine paradoxe Kondition, weil wir im Leben mit Endlichkeit leben, im Spiel aber oft mit Unsterblichkeit experimentieren. (zizekstudies.org) - Virtualität & Oberfläche
Spiele sind Interfaces. Das Interface versteckt in der Regel die Mechanik „hinter den Kulissen“, die Regeln, Codes, Programmerklärung etc. Wir verhalten uns oft so, als gelte nur das, was sichtbar und spielbar ist. Dieser Fokus auf Oberfläche und Interface ist charakteristisch für weniger kritisches Verhältnis zur Technik. (jcfar.org.uk) - Gamification des Alltags
Žižek untersucht, wie alltägliche Aktivitäten zunehmend spielerisch organisiert werden – durch Ratings, Belohnungen, Punkte, Rankings. Dadurch könne der Alltag an Kontrolle gewinnen und zugleich entfremdeter werden. (Philosophy News) - Ideologische Funktion
Spiele sind nicht neutral: sie können Ideologie reproduzieren, Normen einüben und Subjektivitäten formen. Auch in der Form, wie Spiele Belohnungen strukturieren, wie Macht und Regeln implementiert werden. Der Spieler wird zu einem Agenten mit bestimmten Beschränkungen. Diese Ideologiearbeit findet teils unbewusst statt. (zizekstudies.org) - Fehlende Konsequenz des Realen
Spiele können Realität imitieren oder simulieren, aber sie haben oft eine Grenze: der Tod oder Verlust ist nicht endgültig, Regeln können verändert oder manipuliert werden. Žižek sieht darin eine philosophische Frage: Wo liegt der Unterschied zwischen dem, was wir in Spielen erleben, und dem, was im Leben wichtig ist – insbesondere in Sachen Konsequenzen, Verantwortung, Endlichkeit. (zizekstudies.org)
Grenzen & offene Fragen
- Žižek hat meines Wissens kein umfassendes Werk, das ausschließlich Videospiele analysiert, wie es manche Game Studies machen. Seine Beiträge sind verstreut in kulturelle Theorie, Psychoanalyse und Ideologiekritik.
- Viele seiner Aussagen sind metaphorisch oder beispielhaft, nicht unbedingt empirisch reflektiert oder tief in Spieldesign, User Experience etc.
- Es gibt wenig, was speziell über bestimmte Genres (z. B. Rollenspiele, Shooter, Strategiespiele) oder über Modding-Communitys, Esports usw. gesagt wurde, soweit veröffentlicht und übersetzt.
Was ist über Positionen von Slavoj Žižek zu Drogen bekannt?
Slavoj Žižek hat sich in seinen Schriften & Interviews mehrfach zum Thema Drogen geäußert – nicht unbedingt systematisch, aber mit charakteristischen Einschätzungen, vor allem aus psychoanalytischer, ideologiekritischer Sicht. Hier sind die zentralen Positionen, Zitate und Kontroversen, soweit dokumentiert:
Bekannte Aussagen & Texte
- „Smoking Considered as One of the Fine Arts“
→ In diesem Text (Substack) reflektiert Žižek über das Rauchen, insbesondere E-Zigaretten, und fragt, ob diese Unterform des Konsums (bzw. dieser „freien Entscheidung“) nicht schon eine Form von Drogenkonsum oder zumindest eine erweiterte Form des Genusses sind. (Slavoj)
→ Wichtig ist ihm das Verhältnis von Genuss (“Jouissance”) und Abhängigkeit, und wie gesellschaftliche Normen bestimmen, was erlaubt oder geächtet wird. (Slavoj) - Ideologische Funktion von Drogen – „Trump as the Opium of the People“
→ In diesem Stück benutzt Žižek Drogen (symbolisch) als Metapher: er spricht von der „Drogenkrise“ als Sache, die Teil der modernen Wirtschafts- und Konsumordnungen ist, und von „Opium des Volkes“ als Bild für politische Ideologien, die Menschen sedieren. (Slavoj)
→ Er verknüpft Drogenmissbrauch mit sozioökonomischen Bedingungen («plague of drug addiction») und diskutiert, wie Drogenprobleme nicht nur individuell, sondern strukturell sind. (Slavoj) - Konsum und Verdrängung
→ In „Fat-free chocolate and absolutely no smoking: why our guilt about consumption is all-consuming“ macht Žižek klar, dass in modernen Gesellschaften Konsum (inkl. Genussmittel wie Rauchen oder Drogen) auch eine Form der moralischen Schuld ist, eine Art Verdrängung der eigenen Verantwortung oder Leere. (The Guardian) - „Sex, Drugs, and Commodity Fetishism“ (Interview / Podcast etc.)
→ Žižek diskutiert Drogen oft im Rahmen von „Genuss“, „Lust“, und wie diese durch Warenfetischismus und Konsumindustrien kanalisiert werden. Die Droge wird Teil eines Systems von Verlangen, Befriedigung und Ersatzbefriedigung. (Spotify)
Zentrale Thesen & Gedanken
Aus diesen und anderen Passagen lassen sich mehrere thematische Schwerpunkte und Thesen extrahieren:
- Drogen als strukturierte Form von Genuss und symbolisch aufgeladener Verzicht
Žižek geht davon aus, dass Genuss (jouissance) nicht einfach ein freier Raum ist, sondern immer mit Normen, symbolischen Ordnungen und ideologischen Bedingungen verwoben ist. Drogen sind in gewisser Weise Mittel, um Grenzen zu überschreiten – zwischen dem Symbolischen (Regeln, Sprache, Gesellschaft) und dem Realen (das, was symbolisch nicht greifbar ist). - Abhängigkeit vs. Freiheit
Er hinterfragt stark das duale Bild, dass Drogenkonsum gleich Abhängigkeit & moralischem Verfall sei. Žižek betont auch den paradoxen Aspekt, dass man mit Drogen oft eine Form von Freiheit sucht oder eine Flucht – aber diese Freiheit ist meist eingegrenzt, abhängig von sozialen Umständen, dem Körper, dem Gesetz etc. - Ideologie & Displacement
Drogenprobleme sieht Žižek auch als „Symptome“ sozialer Zustände: Ungleichheit, Entfremdung, Unfähigkeit, Sinn zu finden. Die Drogennutzung kann als „Verdrängung“ verstanden werden – von Schmerzen, Ängsten, gesellschaftlicher Leere. Gleichzeitig dient sie als Ventil, als Ersatzbefriedigung. - Genuss und Risiko des Realen
Žižek verbindet Drogen oft mit dem Realen im Lacanschen Sinne – dem, was sich nicht symbolisch vollständig integrieren lässt. Das Risiko, der gesundheitliche Schaden, das Scheitern – diese Aspekte gehören zum Realen. Drogenkonsum kann einen Punkt aufzeigen, an dem Gesellschaft, Körper und Symbolisch-Sprache sprechen: Was geschieht, wenn das Symbolische nicht mehr genügt? - Konsumenten-Gesellschaft
In der Konsumwelt tendiert vieles zur Kommerzialisierung und Normierung auch von Formen des Drogenkonsums (z. B. legale Drogen, Alkohol, Nikotin, manchmal verschreibungspflichtige Medikamente). Žižek kritisiert, wie Gesellschaften verhandeln, was „erlaubt“ wird und wie Tabus entstehen.
Kontroversen und offene Punkte
- Žižek selbst hat nicht viele empirische Studien zu Drogenkonsum durchgeführt; seine Aussagen sind oft philosophisch-theoretisch und metaphorisch.
- Es gibt Debatten darüber, wie sehr seine Sicht auf „Drogen als Symptome“ Sozialpolitik oder Gesundheitsversorgung tangiert bzw. wie praxisrelevant seine Kritik für Betroffene ist.
- Seine rhetorischen Stilmittel (Übertreibung, Provokation) führen manchmal zu Missverständnissen, dass er Drogen romantisiere – das macht er in der Regel nicht; er betont eher das Paradoxe und das Unheimliche.
Ich konnte nur wenige konkrete Zitate von Slavoj Žižek finden, die sich direkt und explizit auf Drogen beziehen. Viele seiner Aussagen sind verstreut in Essays und Interviews — oft metaphorisch oder im übertragenen Sinn. Hier sind die relevantesten Stellen:
Zitate & Passagen
„Trump as the Opium of the People“
„And, last but not least, for many among us, the opium of the people is opium itself, escape into drugs; precisely the phenomenon Trump is …“ (Slavoj)
— Hier verwendet Žižek das Bild des „Opiums des Volkes“ metaphorisch. Er verweist nicht nur auf politische Ideologie, sondern spricht auch wörtlich von Drogen als Form der Flucht.
„Savage/Žižek/Lacan on the Drugged Subject“ (Sekundärtext, aber mit Zitat)
In diesem Kontext wird Žižeks Auffassung wie folgt referiert:
„What drugs promise is a purely autistic jouissance, a jouissance accessible without the detour through the Other (of the symbolic order).“ (psychoanalysts.livejournal.com)
— Dieses Zitat zeigt, dass Žižek Drogenkonsum als eine Form intensiven, unmittelbaren Genusses versteht — „jouissance“ — der ohne Vermittelung durch das Symbolische bzw. die Anderen stattfindet.
Interpretation & Kontext
Diese Zitate deuten an, wie Žižek Drogen in seine Theorie einbindet:
- Drogen als Flucht oder Ersatz – also als Mittel, dem Symbolischen (Sprache, Norm, Gesellschaft) zu entkommen oder auszuweichen.
- Drogenversprechen als unmittelbarer Genuss, ohne die Vermittlung über soziale, symbolische Ordnungen oder Diskurse.
- Das Bild des „Opiums des Volkes“ verbindet Drogenkonsum mit dem politischen/ideologischen Bereich – sowohl als Flucht durch Drogen als auch durch Ideologien.
Wenn du möchtest, kann ich tiefer recherchieren und versuchen, Zitate aus seinen Originaltexten (in slowenisch erzeugt oder übersetzt) zu finden, besonders zu gewichtigen Substanzen wie Cannabis, Opioiden, oder psychotropen Drogen – willst du das?
Ja.
Gern – hier sind belegte, kurze Zitate/Passagen von Slavoj Žižek zum Thema Drogen/Genussmittel (je höchstens ~25 Wörter, jeweils mit Quelle):
„for many among us, the opium of the people is opium itself, escape into drugs…“ (Slavoj)
„the opium of the people is also “the people” itself, the fuzzy populist dream…“ (metaphorische Parallelsetzung zu „Opium“) (Slavoj)
„What drugs promise is a purely autistic jouissance, a jouissance accessible without the detour through the Other…“ (Žižek, 2007 – häufig zitiert) (Scribd)
„two sins: pedophilia and smoking…“ (Pointe zur heutigen Moralmoral um Genussmittel/Tabus) (YouTube)
„Fat-free chocolate and absolutely no smoking: … our guilt about consumption is all-consuming.“ (Konsum, Moral, Genuss-Regulierung) (The Guardian)
„Smoking considered one of the fine arts… the paradox of surplus-enjoyment…“ (Genuss, Schleier, Rest) (Slavoj)
(zur eigenen Praxis, oft zitiert in Q&A)
„never in my life did I take drugs — not even soft drugs.“ (Selbstaussage) [Kontext: Social-Post/Zitatweitergabe] (Facebook)
Einordnung in knapp
- Žižek benutzt Drogen häufig metaphorisch (als „Opium“/Sedativ gesellschaftlicher Widersprüche) und psychoanalytisch (Lacan: „jouissance“, direkte Lust jenseits des Symbolischen). (Slavoj)
- Er reflektiert Rauchen/Nikotin als paradigmatisches Genuss-/Schuld-Objekt moderner Konsumgesellschaften. (The Guardian)
- Empirische Detaildiskussionen zu einzelnen Substanzen sind selten; die Aussagen bleiben meist theorie-/metapherngetrieben.
Was ist über Slavoj Zizeks Auffassungn von Süßwaren bekannt?
Slavoj Žižek hat sich verschiedentlich zu Süßwaren, speziell zu Schokolade und Desserts, geäußert – meist nicht normativ („Ich esse / du sollst nicht essen“), sondern als Teil seiner kulturekritischen Reflexionen über Konsum, Versprechen, Genuss (jouissance) und die Ideologie hinter Produkten. Hier sind einige bekannte Beobachtungen und Zitate + ihre Einbettung:
Zitate & Passagen
- „Human Rights in a Chocolate Egg“
In einem Essay mit diesem Titel reflektiert Žižek über das Kinder-Überraschungsei („Kinder Egg“) und wie es symbolisch funktioniert:
„If you eat our chocolate, you will not just eat a chocolate, but also have a (totally useless) plastic toy.“ (cabinetmagazine.org)
Er deutet dabei an, dass das Produkt nicht nur Schokolade verkauft, sondern eine Fantasie bzw. ein Versprechen mitsamt Zusatz – das Versprechen von „mehr“. Dieses „Mehr“ kompensiert, so Žižek, ein grundlegendes „Mehr fehlt“ in Waren: das, was die Ware nicht hält, was nicht durch das Produkt abgedeckt wird. (cabinetmagazine.org)
Weiter heißt es:
„The idea of a void in the middle of a dessert …“ – Žižek verbindet das Konzept des „inneren Hohlraums“ oder der Leere („void“) mit dem, was Waren grundsätzlich versprechen, aber nie ganz liefern können. (cabinetmagazine.org)
- „Fat-free chocolate and absolutely no smoking: why our guilt about consumption is all-consuming“
In diesem Artikel behandelt Žižek die Konsumkultur und wie Genussmittel wie Schokolade reguliert oder modifiziert werden, um moralisch akzeptabler zu sein. Er zitiert Beispiele wie:
„Enjoyment is tolerated, solicited even, but on condition that it is healthy, that it doesn’t threaten our psychic or biological stability: chocolate, yes, but fat-free; Coke, yes, but diet; coffee, yes, but without caffeine …“ (The Guardian)
Damit macht Žižek deutlich: Der moderne Konsum verlangt, dass Genussmittel ihre Risiken maskieren oder entschärfen, damit sie in eine gesellschaftlich akzeptierte Form von Genuss passen. (The Guardian)
- Zitat über „True Freedom und Kuchen / Schokolade”
„True freedom is not a freedom of choice made from a safe distance, like choosing between a strawberry cake or a chocolate cake …“ (Goodreads)
Hier nutzt Z. den Vergleich von Kuchen vs. Schokolade, um zu zeigen, dass Entscheidungen mit Genussmitteln nicht trivial sind – sie sind Teil eines größeren Gefüges von Freiheit, Moral, Verantwortung. (Goodreads)
Interpretation & Bedeutung
Aus diesen Stellen lassen sich einige wiederkehrende Themen und Positionen herausarbeiten:
- Das Versprechen, das über das Produkt hinausgeht
Viele Süßwaren sind nicht „einfach Schokolade“: sie versprechen Erlebnis, Belohnung, Überraschung (z. B. Spielzeug), Luxus. Žižek sieht darin eine typische Ideologie der Konsumgesellschaft: Produkte versprechen mehr, als sie halten können, und wir konsumieren in gewisser Weise das Versprechen selbst. - Genuss vs. moralische Regulation
In modernen Konsumgesellschaften wird Genuss toleriert, aber auf Bedingungen: „gesund“, „ohne Schaden“, „wenig Kalorien“ etc. Diese Modifikationen sind kein bloßer kosmetischer Zusatz: sie sind Teil davon, wie Gesellschaft und Konsum geregelt werden, wie Schuld, Verantwortung, Risiko in Genuss eingewoben sind. Z. macht aus, dass Schokolade „ja, aber fettfrei“ sein darf. (The Guardian) - Leere / Hohlraum („Void“) als Symbol
Süßwaren, insbesondere dekorative Desserts oder Produkte wie Überraschungseier, sind oft strukturiert um eine Leere oder einen Kern, die symbolisch interpretiert werden können: ein Versprechen, ein „Mehr“, ein Objekt der Begierde innen drin. Diese Leere korrespondiert bei Z. mit dem, was in Lacans Theorie oft das begehrende Subjekt ausmacht: etwas fehlt, etwas wird versprochen, etwas soll ersetzt werden. (cabinetmagazine.org) - Guilt, Schuld und Konsum
Genussmittel wie Schokolade sind nicht einfach „lustvoll“, sondern in modernen Gesellschaften auch Quellen von Schuld – über Gesundheit, über Moral, über Umwelt etc. Žižek reflektiert, wie Guilt-Diskurse (Kalorien, Gesundheit, Ernährungswerte) Teil dessen sind, wie wir Süßwaren erleben. (The Guardian)
Welche globalen Statistiken existieren zum Zeitbudget für Computerspiele sowie im engeren Sinne von Computerspielsucht?
Das Feld der Forschung zu Zeitbudget für Computerspiele und zur Computerspielabhängigkeit (Gaming Disorder / Internet Gaming Disorder) ist relativ neu und heterogen — deshalb schwanken die Zahlen je nach Studie, Methode, Population und Definition. Hier sind einige relevante globale oder vergleichende Statistiken und Befunde:
1. Zeitbudget für Computerspiele / durchschnittliche Spielzeiten
- Laut dem World Gaming Playtime Report 2024 spielen Gamende im Schnitt 7,3 Stunden pro Woche (≈ 1 Stunde und 2 Minuten pro Tag). (Click Speed Test)
- Eine Quelle nennt für die globale Durchschnittszeit sogar 8,45 Stunden pro Woche (≈ 1,2 Stunden pro Tag) bei Gamer*innen. (BankMyCell)
- In Asien (APAC-Region) liegen die Spielzeiten meist über dem globalen Mittel:
– China z. B. mit ~ 11,3 Stunden pro Woche unter Gamern. (YouGov) - In der Studie Cross-cultural patterns in mobile playtime wurden über 118 Milliarden Spielstunden in 214 Ländern/Regionen zwischen Okt. 2020 und Okt. 2021 analysiert — sie zeigen große kulturelle Unterschiede, nicht nur absolute Werte. (Nature)
- Laut BroadbandSearch spielen Gamer*innen durchschnittlich etwa 7 Stunden und 7 Minuten pro Woche. (broadbandsearch.net)
- Eine weitere Quelle führt für die USA 7,71 Stunden pro Woche auf (global: 8,45 Stunden). (BankMyCell)
Interpretation und Einschränkungen:
Diese Durchschnittswerte gelten meist nur für Personen, die bereits spielen (also nicht die gesamte Bevölkerung). Zudem können sie durch Extremwerte (sehr intensive Spieler) verzerrt sein. Unterschiede in Ländern, Altersgruppen (z. B. Jugendliche vs. Erwachsene), Plattform (Mobil, Konsole, PC) und kulturellen Spielgewohnheiten sind groß.
2. Prävalenz von Computerspielabhängigkeit / Gaming Disorder
a) Globale Meta-Analysen und systematische Übersichten
- Eine bedeutende systematische Übersicht fand eine globale Prävalenz von Gaming Disorder von 3,05 % (Konfidenzintervall [2,38 % – 3,91 %]). (PubMed)
- Wenn man nur Studien mit strengeren Stichprobenmethoden berücksichtigt, wurde diese Rate auf 1,96 % korrigiert (mit großer Variabilität) angegeben. (PubMed)
- Die Rutgers Addiction Research Center führt aus, dass schätzungsweise 0,3 % bis 1,0 % der Allgemeinbevölkerung die Kriterien einer Internet Gaming Disorder erfüllen könnten. (Rutgers Addiction Research Center (RARC))
- In vielen Studien variiert die Prävalenz jedoch stark: von 0,7 % bis 25,5 % in verschiedenen Populationen, abhängig von Definitionen und Stichproben. (Wikipedia)
b) Einzelstudien und Populationsergebnisse
- Eine empirische Studie (Wittek et al., 2015) fand in ihrer Stichprobe bei Personen, die Spiele spielen, eine Prävalenz von 1,41 % für „addictive gaming“ (in der gesamten Population: 0,53 %) nach einem Messinstrument („core and peripheral factors“) (PMC)
- Bei alternativer Scoringmethode ergab dieselbe Studie eine Prävalenz von 0,89 % (in der Spielerschaft) bzw. 0,33 % (in Gesamtbevölkerung). (PMC)
- In Jugendstudien und Umfragen werden mitunter höhere Werte angegeben, z. B. 8,5 % der 8- bis 18-Jährigen als spielsüchtig bezeichnet (in einer populären, aber weniger wissenschaftlich abgesicherten Quelle) (coniferpark.com)
- Andere Quellen behaupten, 3-4 % der aktiven Spieler*innen seien spielsüchtig. (Game Quitters)
- Einige Schätzungen sprechen von rund 60 Millionen Menschen weltweit, die eine Gaming Disorder haben könnten (je nach Definition). (recoveryhomepa.com)
3. Diagnose und offizielle Anerkennung
- Die WHO hat die „Computerspielstörung / Gaming Disorder“ in die ICD-11 aufgenommen. (Wikimedia Deutschland)
- In der DSM-5 (Amerikanisches Diagnostikmanual) ist die „Internet Gaming Disorder“ noch als Forschungsdiagnose aufgenommen, aber nicht als offiziell anerkannte Störung. (Wikipedia)
- Die Definition und Operationalisierung (z. B. wie viele Symptome nötig sind, Dauer, Schweregrad) variieren stark zwischen Studien, was die Vergleichbarkeit erschwert.
4. Weitere Befunde und Hinweise
- Es gibt dokumentierte Extremfälle, in denen Menschen über Tage hinweg ohne Schlaf gespielt haben — in Einzelfällen wurden Todesfälle durch Erschöpfung oder Herzversagen berichtet. (Wikipedia)
- Unterschiede bestehen auch nach demografischen Merkmalen:
– Jüngere Personen und männliche Gamer haben tendenziell höhere Raten problematischen Spielens. (Wikipedia)
– Kulturelle Faktoren und Zugang zu Internetressourcen oder Spielmedien spielen eine Rolle (z. B. Unterschiede zwischen Ländern oder Regionen). - In China wurden gesetzliche Regelungen eingeführt, um für Minderjährige das Online-Spielen zeitlich zu begrenzen (z. B. 90 Minuten an Wochentagen etc.). (Wikipedia)
5. Einschätzung und offene Fragen
- Die Schätzungen zur Prävalenz von Gaming Disorder schwanken stark – das liegt vor allem an methodischen Unterschieden (z. B. Stichprobenauswahl, Instrumente, Diagnosekriterien).
- Es ist wichtig, zwischen „problematischem/übermäßigem Spielverhalten“ und einer klinisch relevanten Störung zu unterscheiden. Nicht jede Stunden-intensive Nutzung ist pathologisch.
- Für fundiertere Aussagen über Deutschland oder spezifische Altersgruppen lohnt sich der Blick auf nationale Studien (z. B. in Deutschland, Österreich, Schweiz).
- Die Forschung wird noch weiterentwickelt — insbesondere Langzeitstudien, standardisierte Messinstrumente und große bevölkerungsrepräsentative Studien wären hilfreich.
Welche statistischen Eckwerte gibt es zur Nutzung des Online-Computerspiels “Word of Warcraft”?
Für World of Warcraft (WoW) existieren einige Studien, Schätzungen und historische Daten, die Aufschluss über Nutzerzahlen und Spielzeit geben. Allerdings ist vieles indirekt, spekulativ oder veraltet, da Blizzard seit einigen Jahren keine exakten Abonnentenzahlen mehr veröffentlicht. Hier sind wichtige Eckwerte:
Nutzerzahlen / Abonnentenzahlen / Aktivität
Zeitraum / Quelle | Zahl / Größenordnung | Hinweise / Kontext |
---|---|---|
Höhepunkt (2010) | ~ 12 Millionen Abonnenten weltweit | Blizzard meldete das als Rekordwert (Wikipedia) |
Bis zur Einstellung der offiziellen Berichte (2015) | ~ 5,5 Millionen | Ende 2015 meldete Blizzard, dass es 5,5 Mio. Abonnenten seien – danach wurden keine exakten Zahlen mehr publiziert. (Wikipedia) |
Neuere Schätzungen (2024) | ~ 7,2 Millionen „Abonnenten“ | In Foren wurde berichtet, dass ausgeleakte Daten bei einer Konferenz (GDC) 7,2 Mio. Spieler als aktive Abonnenten über alle Spielmodi hinweg zeigten (Blizzard Foren) |
Tägliche aktive Nutzer (Schätzung, 2025) | ~ 1,2 Millionen | ActivePlayer.io schätzt durchschnittliche tägliche Nutzerzahlen auf über 1,2 Mio. (Active Player) |
Anzahl Spieler heute nach öffentlich zugänglichen Indikatoren | wenige Tausend aktiv gleichzeitig | MMO-Population schätzt für „Players Today“ einen Wert um ~ 6.375 (für bestimmte Regionen / Datenquellen) (MMO Populations) |
Bemerkung: Diese neueren Zahlen beruhen oft auf indirekten Indikatoren (Steam-Zugriffe, Twitch-Zuschauer, Forenaktivität etc.), nicht auf offiziellen Blizzard-Angaben.
Spielzeit / Nutzungsdauer
- In einer empirischen Studie zu WoW gaben Teilnehmende an, im Schnitt etwa 24,5 Stunden pro Woche zu spielen. (ResearchGate)
- In einer Messung basierend auf Internetverkehrsdaten aus einem europäischen ISP wurden durchschnittlich 1,76 bis 4,17 Stunden pro Tag Spielzeit ermittelt (für WoW-Nutzer) (arXiv)
- In Netzwerk-Traffic-Analysen zeigte sich, dass WoW relativ wenig Datenvolumen verbraucht (< 1 % des gesamten Traffics), aber dennoch eine hohe Relevanz an Zeitinvestition hat. (arXiv)
- In einer Untersuchung zur Haushaltsteilnahme lag die durchschnittliche Spielzeit („aktive Haushalte“) bei WoW bei fast eine Stunde pro Tag; besonders engagierte Haushalte wiesen Spitzenwerte bis zu 13 Stunden pro Tag auf. (Lund University)
Weitere relevante Hinweise
- Blizzard bietet in WoW Kindersicherungs-/Elternkontrollen, über die tägliche/wöchentliche Limits gesetzt werden können. (Wikipedia)
- Blizzard hat 2015 aufgehört, Abonnentenzahlen regelmäßig zu veröffentlichen – das erschwert eine zuverlässige aktuelle Schätzung. (Wikipedia)
- In Studien, die Spielverhalten per Telemetriedaten analysieren, werden Spielerprofile (clusterbasiert) auch über Langzeitdaten ausgewertet – das zeigt, dass manche Spieler eher „Gelegenheitsnutzer“, andere exzessiv spielen. (arXiv)
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