Sündenbock #Verschwörungstheorie im SPIEGEL

Mit anderen Worten: Der SPIEGEL stellt fest, was bis vor Kurzem noch als “Verschwörungstheorie” von “Crash-Propheten” u. Ä. gelten sollte. Der vorherige wird als Normalzustand nicht hinterfragt, nun aber seien Probleme aufgetreten, die möglicherweise zum “Chaos” führten.

Dies ist das Einfallstor für Verschwörungsmythen und Sektierertum aller Art: Sie schaffen Identitätsangebote, indem sie Gemeinschaften vorgeblich Wissender schaffen. Das Perfide: Je absurder und radikaler diese Erzählungen sind – und je abstoßender sie deshalb auf Außenstehende wirken -, desto größer ist ihr gemeinschaftsstiftendes Potenzial. Im Endeffekt triumphiert der Aluhut über die Vernunft.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/usa-frankreich-deutschland-demokratie-in-gefahr-der-triumph-des-aluhuts-a-721de6da-8606-4cfb-8d30-d354c2d98013

Wie gesagt: Ohne über irgendein Sachthema diskutieren zu müssen, was hier unspezifisch unter “Verschwörungsmythen” fällt, liegt eine Schwäche der Argumentation doch schon darin, dass das, worin offensichtlich die aktuelle Krise entstanden sein muss, in seiner Entwicklung gar nicht thematisiert wird. Implizit würde das bedeuten, dass schon, wenn die hervorgehoben als ‘Verschwörungstheoretiker’ Kritisierten eliminiert wären, eine Spaltung aufhoben wäre? Oder woher kam diese Spaltung denn ursprünglich?

Die nicht nur vom SPIEGEL Angeklagten beschäftigen sich mit Geschichtsrevisionismus einschließlich der Zeitgeschichte etwa von Terror-Anschlägen und Geheimdiensten, Religionsgeschichte und -wissenschaft, Heilkunde, mit am seltensten, aber fallweise Kulturwissenschaft und -kritik. Eine individualistische und geschichtsrevisionistische Denkrichtung wie das “Reichsbürgertum” rührt am riskantesten an gesetzliche Grundlagen.

In den USA gibt es im Vergleich verschärfte ethnische Konflikte.

Ich kann an dieser Stelle nicht ausführlicher versuchen, den gleichzeitigen theoretisch-akademischen Diskurs zu diskutieren. Er scheint mir oft in Wunschvorstellungen zu bestehen, deren reale Voraussetzungen in diesem materiellen Universum nicht gegeben sind und vielleicht nie gegeben sein werden. So heißt es zusammenfassend über die US-amerikanische Philologin und Politikwissenschaftlerin Danielle Allen und ihr Buch “Politische Gleichheit” (2020):

Wer hat die Macht und warum? Kann es sein, dass wir in den letzten Jahren verlernt haben, die Ungleichheiten in unserer Gesellschaft zu sehen? Haben uns deshalb die neuen ökonomischen Verwerfungen und der Rechtspopulismus so unvorbereitet getroffen? Ja, sagt Danielle Allen und entwickelt einen neuen Begriff von politischer Gleichheit für plurale Gesellschaften.

https://www.deutschlandfunkkultur.de/sachbuchbestenliste-september-kritische-blicke-auf-israel.1895.de.html?dram:article_id=482900

Daniel Hermsdorf

Verleger, Autor, Journalist bei filmdenken.de - Medienkritik, Verschwörungstheorie und Physiognomik

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