Mit Max Herzberg “Eine Nacht im sozialen Brennpunkt” – ein Dialog
Der folgende Wortwechsel entstand heute Nacht ausgehend von dem folgenden Video. Der Name des YouTubers Max Herzberg war mir in einem Bericht über Rechtstendenzen begegnet. So ging ich dem nach und bewunderte einige der Video-Arbeiten, die den Dresdener als visuelles Tagebuch auf seinem Drittkanal (neben einem mittlerweile gelöschten) schnell auf derzeit 12 Mio. Abrufe brachten.
Wir sehen daran, wie sehr unsere Politiker, Qualitätsjournalisten und Wissenschaftler an einer gebildeten und in der Welt orientierten Jugend interessiert sind, wenn sie all dies weitgehend unkommentiert und unberührt lassen – außer, man gibt ihnen Gelegenheit, an Deutschen das Nazi-Gen herauszustellen.
Wieviele Tausende von Jahren werden derzeit von Heranwachsenden mit derlei verbracht? – Es ist unwiederbringliche Lebens- und Lernzeit, die so buchstäblich im Bildermüll landet.
Zunächst also der Stein des Anstoßes – “Eine Nacht im sozialen Brennpunkt” von “Adlersson Pictures”.
Meine Mail dazu ging an einen kleinen Kreis von Empfängern. Darauf folgt hier der Wortwechsel mit einem der Angesprochenen.
Blödsinnige Aktionen, blödsinniges Gelaber, schlechte Ernährung, Alkohol, Shisha, Spielautomaten. 301.000 Aufrufe.
Allein 21 Videos von 20-70 Min. über “Fanpost auspacken”: https://www.youtube.com/user/allkindss/videos.
Sehr offen zu Spielsucht, durchaus eloquent, aber in letzter Konsequenz …
Zwischendurch Werbung von Fleurop.
TT: Wie bist Du denn in diese Gesellschaft geraten?
In Springers “Welt” erfüllt das locker die Relevanzkriterien für einen ganzseitigen Bericht.
TT: UND DU HAST DICH SOEBEN ZUM VERLÄNGERTEN ARM DIESER MISCHPOKE GEMACHT.
Er ist von einem Job als Kassierer nun zu einer prägenden kulturellen Größe geworden – im Gegensatz zur ersten Werkphase des Albert Trovato (https://www.youtube.com/user/albertoson/videos) ist das sprachlich doch schon fast eine Wohltat.
TT: NEIN, DANIEL, ist es NICHT! Müssen wir jeden Pferdeschänder als Herrenreiter feiern, den er mutmaßlich in sich selber sieht? Ich empfehle dringend DISTANZ und ABSTINENZ. Da ist NICHTS zu holen außer Gehirnerweichung – bei fortgesetzter Aufmerksamkeit mit bleibenden Schäden, die auch jegliche Selbstwahrnehmung noch außer Kraft setzen
Ein Wahlspruch meines Doktorvaters, den ich nicht vergessen werde, lautete: “Ein Biologe fragt sich auch nicht, ob das, was unter seinem Mikroskop liegt, stinkt.” Ich habe dabei hier nicht die künstlerische oder kulturpflegerische Haltung, sondern die eines Dokumentaristen oder Medienwissenschaftlers.
Jeder Kulturschaffende hat zu bedenken, dass die von solchen Inhalten Geprägten die nächste Generation von Zuschauern überhaupt darstellen. Das ist nicht immer so krass wie dies hier – aber für mein Empfinden auch fast immer unter irgendeinem nennenswerten Niveau. Es muss kulturelle Folgen haben, das lasse ich mir nicht ganz ausreden.
Immerhin wird es am Beispiel Max Herzberg mal bemerkt – aber natürlich wieder nur im Reflex auf Nazi-Begriffe etc. Es ist schon interessant, in dem Video zum Welt-Artikel ein paar Minuten zuzuhören: Man bemerkt, dass der junge Mann buchstäblich einfach nicht weiß, was die von ihm wollen. Das dürfte für die meisten an ‘genehmigte’ Medieninhalte gewöhnte Bildungsbürger schon eine neue Erfahrung sein. Es gibt hier auch dokumentarische Effekte, die ich sonst nirgendwo sehe. Die halten die Kamera einfach selbst drauf.
Letzteres könnte wiederum ein erwünschter Effekt sein. Aber was ist dann der nächste Schritt?
TT: Der Biologe kann immerhin ein Darmbakterium entdecken, das von essenzieller Bedeutung für den Stoffwechsel oder den Keim einer nachweislichen Erkrankung ist – während die meisten ja unentdeckt oder unbehandelt bleiben, weil die Ärzte selber schon zu krank sind, um noch an Heilung zu denken.
Aber ein Museum der Fäkalien einzurichten, nur um olfaktorische Resistenz an den Tag zu legen und dafür – gegebenenfalls – sogar noch Forschungsmittel zu akquirieren (natura sanat, medicus curat – gern auch immer wieder a conto)?
Ich nehme ja zur Kenntnis, daß Du Dir nach der Wahrnehmung Ohr und Hände wäschst – aber was ist der Ertrag, wenn wir nicht stattdessen … nun gut, ich erzähle Dir jetzt nichts von Aufklärung in Zeiten der allgemeinen Verdüsteruung. Muß einer aber in die Klärgrube steigen, um über das, was ich immerhin für eine Errungenschaft halte (eben die der Aufklärung), auch nur nachzudenken (wenn’s nur unter dem Mikroskop läge, aber mittlerweile sind ja die Labore allesamt durchseucht – und sei es auch nur mit der Finsternis in den Hirnen der Forscher!).
Richten, auf daß wir nicht gerichtet werden?
Wenn wir es nicht einmal mehr versuchen, haben wir uns unsere Richter selbst gesucht.
“If it be now,
’t is not to come;
If it be not to come,
It will be now;
If it be not now,
yet it will come;
the readiness is all –”
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