Diskutiert die #Linke wirklich zum Migrations-#Gewalt-Diskurs?

Auf Facebook muss ich mich etwas zurückhalten, da ich zu differenzierten Antworten neige – und schnell in Gefahr wäre, dort noch mehr Zeit zu verbringen als andere, die darüber klagen, damit zuviel Zeit zu verbringen oder verbracht zu haben. Und da schreibe ich nun mal wieder einen Kommentar, erinnere mich daran, will nochmal kurz nachschauen – und er ist weg.

Korrektur: Der Kommentar und meine Antwort sind noch da. Erst seit kurzem beschicke ich die filmdenken.de-Facebook-Seite konsequenter auch mit Inhalten, die ich bisher nur auf meiner persönlichen Seite teilte. (Das sind alles nette Instrumente von Facebook, aber für mich ist’s erstmal wieder ein Arbeitsschritt mehr, die Automatisierung wird von Facebook mittlerweile blockiert. Und, wie man sieht, ich komme schon selbst durcheinander. Zu meiner Ehrenrettung als Versuch noch die Frage: Warum finde ich derlei nicht in meinen Facebook-Einstellungen unter “Kommentare”? Dort finde ich alles aus meinem Profil – nicht aber Kommentare, die ich woanders schreibe, obwohl hier alle “Aktivitäten” protokolliert werden sollen?) – Ich fragte aber mittlerweile nochmal beim Kommentator nach – in zwei Tagen bisher keine weitere Antwort.

Es war meine Antwort auf einen einzelnen Kommentar, den es zum Facebook-Post mit meinem Artikel “Problem-Komplex Migrantische #Gewalt – mit Beispielen aus 10 Septembertagen 2018” gab.

Ich dokumentiere hier den offensichtlich vom Nutzer gelöschten Kommentar und meine Antwort dazu. Ein in unserer Gesellschaft mittlerweile allgegenwärtiges Kommunikationsmuster ist ein pseudo-souveränes Herumblödeln (‘Döner-Werfen’), scheinbar statt zuvor auch nur einmal über die Logik der eigenen Aussage nachzudenken – sage ich hier nochmal vorweg, ein echter Dialog scheint ja dann nicht erwünscht gewesen zu sein (wenn nicht Facebook gelöscht hat, was ich jedoch kaum annehmen kann).


Facebook-Kommentar: Was ist denn bitte “migrantische Gewalt”? Jemanden mit Döner bewerfen?

“Migrantische Gewalt” gibt es nicht, ebesowenig wie “deutsche Gewalt” oder “Seitenscheitel-Gewalt”.
Niemand ist gewalttätig aufgrund der Herkunft. Wer dies weismachen will, verbreitet Rassismus.
Und sowas brauchen wir in Deutschland nach 50 Millionen Toten echt nicht mehr.

Filmdenken: Das Thema solcher ‚sprachlicher Korrektheit‘ begleitet uns seit langem. Ich versuch’s mal so: Die Polizei-Statistik unterscheidet erstmal nach Staatszugehörigkeit. Soll dies abgeschafft werden?

Dagegen spricht, dass jede soziologische Analyse und jede politische Schlussfolgerung von Personengruppen ausgeht, die sie irgendwie definieren muss.

Sobald eine Gruppenidentität unterstellt werden kann, kann ein sozialer Zusammenhang zum Untersuchungsgegenstand des Social Identity Approach werden; unter „Gruppe“ werden folglich sowohl Kleingruppen, Sportmannschaften und Arbeitsgruppen in Organisationen als auch Ethnien, Glaubensgemeinschaften, Untergruppen innerhalb einer Glaubensgemeinschaft und Geschlechtskategorien gefasst.
https://de.wikipedia.org/wiki/Soziale_Gruppe#Social_Identity_Perspektive

Sie müssen Besonderheiten definieren. Die Konsequenz eines bedingungslosen Egalitarismus, der in der Beschreibung jede benennbare Differenz leugnet, wäre doch ein mindestens teilweises Schwinden der Grundlage für sinnvolle Begründungen von Handlungsoptionen.

Oder ich führ’s nochmal in seiner eigenen Logik vor: Wer die Differenz der Situation von Asylbewerbern oder relativ kurz in Deutschland ansässig Gewordenen leugnet, könnte doch genauso sagen, dass es für diese keinerlei Hilfestellungen geben darf, weil es eben keine “migrantischen” Besonderheiten etc. gibt. Oder?

Was wir hier besprechen, bleibt in unserer Öffentlichkeit weitgehend ungeklärt in meiner Beobachtung – und der pauschale Verweis, man dürfe neben einer Hilfsbedürftigkeit und dem Anspruch auf Hilfe nicht auch gruppenspezifische Problemlagen benennen (wofür man einen sprachlichen Begriff braucht, den wir gerne diskutieren können), weil aus einer Vielzahl von Gründen (darunter übersteigerter – auf verschiedenen Seiten mehr oder weniger gut dokumentierter – Nationalismus und Konkurrenzverhalten, Aktion und Reaktion immer sorgfältig zu unterscheiden) im 20. Jhd. zwei Weltkriege entstanden sind, wirkt vor dem Hintergrund des hier Ausgeführten auf mich wenig hilfreich.

Man sollte aus meinen Äußerungen hoffentlich erkennen, dass ich nicht “Migranten” als solchen kriminelles Verhalten unterstelle. Es lesen ja auch nicht alle Frauen “Frauenzeitschriften”. Dennoch gibt es eine Marktforschung zu Zielgruppen solcher Zeitschriften, ohne die eine verlegerische Tätigkeit wenig Sinn macht.

Das grundsätzliche Anliegen ist zudem: Opfern von Kriminalität hilft es doch nicht, wenn eine solche Tat aus situativ, sozial oder psychologisch nachvollziehbaren Gründen begangen wurde. Soll also auch eine sinnvolle Kriminalitäts-Prävention (auch zum Besten potenzieller Täter) aufgegeben werden, weil man sich über Besonderheiten betreffender Tätergruppen im Zuge einer angeblichen ‘politischen Korrektheit’ nicht mehr begrifflich klar werden darf?

Daniel Hermsdorf

Verleger, Autor, Journalist bei filmdenken.de - Medienkritik, Verschwörungstheorie und Physiognomik

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