Mit Daniel #Kehlmann auf eine(r) Bananenschale
Es gibt vielleicht unauffälligere Aufmerksamkeitsmomente in diesem gelehrten Parlando, doch … Wenn Daniel Kehlmann in “Hält uns die Welt zum Narren? (Sternstunde Philosophie)” des “SRF Kultur” (https://youtu.be/HB8oeLUFgDc?t=13m38s) zu seinem aktuellen Roman “Tyll” auf Arthur Schopenhauers Humor-Begriff verweist, so zitiert er sinngemäß eindeutig die “unerwartete Subsumtion eines Gegenstandes unter einen ihm übrigens heterogenen Begriff, also in der Inkongruenz zwischen dem Abstrakten und Anschaulichen” (http://www.schopenhauers-kosmos.de/L%C3%A4cherliche). Ist es wirklich probat, dies als Beispiel illustrieren zu wollen mit einem Menschen, der auf einer Bananenschale ausrutscht?
Laut Kehlmann kollidierten “der Mensch als physisches Objekt, das von jeder kleinen Bananenschale aus seiner Bahn geschleudert werden kann, und auf einer anderen Seite der Mensch als vernünftiges Wesen, das die Welt sieht und versteht, […] eine Kollision zwischen den beiden Arten, vernünftig den Mensch anzusehen, und das ist lustig.”
Ist das nicht selbst das “Lächerliche”, über das Schopenhauer sinnierte – als Inkongruenz zwischen einem abstrakten Begriff (des Humors) und einem Beispiel, das zwar Humor allgemein repräsentiert (unmittelbar verständliche Situationskomik, physical comedy), aber selbst keine treffende Illustration für “Inkongruenz zwischen dem Abstrakten und Anschaulichen”, sondern eben gerade primär von seinem anschaulichen Charakter her komisch und für den Zuschauer voraussetzunglos? Wenn es in der betreffenden Humorwirkung um die Kollision mit einem abstrakten Begriff ginge, warum lachen darüber auch Kinder?
Ist die somit angestrengte Art der kritischen Betrachtung nicht das, was als theoretische Haltung vom Roman-Schriftsteller allein in diesem Interview mehrfach eingefordert wird, so z. B. in der Zurückweisung von Religion pauschal als Notwendigkeit, dass man “der Verlockung durch die Einfachheit eines religiösen Weltbildes widersteht” (https://youtu.be/HB8oeLUFgDc?t=46m18s)? (Die Feuilleton-Prosa zu Daniel Kehlmanns “Tyll” siehe bspw. hier im “Perlentaucher”.)
Eigene kommunikationsanalytische Beobachtungen wären daran zu machen, wie Kehlmann durch nachgeschobene Gedanken schnell (willentlich oder unwillentlich?) von solchen Untiefen ablenkt – wenn es die Gesprächsführung von Barbara Bleisch nicht in aller zugewandten Konzilianz übernimmt.
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