#VideoTip: Bazon #Brock über die (kritik)unwürdige #Gesellschaft
Bazon Brock entwickelt im Gespräch mit Jasmin Kosubek (“Der fehlende Part”) hier einige kultursoziologische Begriffe zu Kritik und öffentlicher Kommunikation. Das ist, wie immer, mal klug gedacht, mal amüsant, oft ironisch – im Sinne der von Brock seit jeher angerufenen kritischen Affirmation.
Allerdings ergäben sich aus den momenthaft durchaus schonungslosen allgemeinen Aussagen immer wieder Detailfragen. Den anderen würdigen, auch durch Kritik, den anderen nicht vernichten durch bloße Integration – aber was bedeutet dies in mannigfaltigen realen Situationen inner- und außerhalb von mediatisiertem Kultur- und Politikbetrieb? Für Politik und Kultur dann im Einzelnen: Welche Formen von Kritik fördern erst das zu Tage, was Gegenstand einer Debatte sein und zu notwendigen Änderungen des von Brock nicht selten als grundsätzlich verderbte soziokulturelle Dekadenz Eingeschätzten führen könnte?
Ich sehe da einiges, das über etablierte Medien näherzubringen Performer wie Brock die einzigen sind, die hierzu in der Lage wären – im Gegensatz zu deklassierten Intellektuellen, geschröpften Tagelöhnern der Generation Praktikum und unfähigen Eliten, die hier nur global angesprochen werden. Wer genau macht denn was falsch, wo sind denn Ansätze, das besser zu machen? Es ist auch in Brocks Vortrags- und Gesprächsraum “Denkerei” in Berlin wohl nicht immer und für alle gleich ersichtlich, was Kritik und was echte Affirmation und Empfehlung sind. Für aktivistische Kritik, mit der Brock selbst groß geworden ist, fehlt aus vielen Gründen heute meist die Luft – inhaltlich, wirtschaftlich, personell. Dass Brocks Professoren-Generation alle Potenziale der Nachfolgenden hätte ausschöpfen wollen, kann leider niemand behaupten.
So wird sich beklagt, aber die Ursachen bleiben letztlich unklar, so wird gefordert, aber Beispiele für Umsetzungen und ihre eigenen Fährnisse wären etwas ebenfalls Spannendes, das fast nur abseits aller etablierten Strukturen stattfindet und für die wenigsten zu finden ist. Ja, es gibt noch manches, was ein Brock abstrakt fordert – aber kaum an Orten, wo man es eigentlich erwarten würde und wo es wirksame Förderung erführe.
Ansonsten warten wir immer noch auf den großen Abwasch zu poststrukturalistischem Hupkonzert, zu paraphasischen Manierismen, die auch in der Therapie enden können. Zu vieles in den von Bazon Brock durchschrittenen elysischen Feldern mutierte von der Kennerschaft zum zwangsnarkotisierten Helfersyndrom, zu den schrecklichen Kindern der Kulturzeit. Viel Zeit aber bleibt nicht mehr, überhaupt noch ein paar Bestände zu retten. Aus der Sicherheit der Ironie wird man sich zeitweise bequemen müssen.
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