Führungspersonen und FDP-Nullsprech

Wie gerade in „Glotze fatal“ besprochen, verteidigt Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) den Bundespräsidenten Christian Wulff (CDU) gegen Vorwürfe der Korruption durch private Unternehmer wie Egon Geerkens, neuerdings auch Carsten Maschmeyer:

Der Bundespräsident wird aufgeworfene Fragen beantworten und die Sachverhalte aufklären und ich denke, von daher verbietet sich auch jede Spekulation über irgendwelche anderen Aspekte.

… was schon zu diesem Zeitpunkt nicht ganz stimmig ist, da Wulff sich bereits geäußert hat, im ersten wie auch im zweiten Fall:

Rechtsanwalt Gernot Lehr erklärte, Wulff sei von den Zahlungen Maschmeyers nichts bekanntgewesen.

Es ist also die Frage, warum ein persönlicher Freund nicht mit einem anderen darüber spricht, wenn er ihm 40.000 Euro Werbekosten zuschießt.

Leutheusser-Schnarrenbergers Äußerung hat einen autoritativen Charakter – es „verbietet sich auch […] Spekulation“. Während sie selbst die Zeitungsberichte zum Thema ausklammert und fälschlich suggeriert, es sei hier noch gar nichts klar, versucht sie, dem TV-Zuschauer naheliegende kritische Fragen als „Spekulation“ madig zu machen.

Dies ist eine Propaganda-Masche. Und vielleicht entspricht die Justizministerin darin einem Kontext, indem sie durch Ähnlichkeit ohnehin steht. So sehr sie hier den sprichwörtlichen FDP-Nullsprech pflegt, dient dieses strategisch dem anti-dialogischen, ergo anti-demokratischen Prinzip: Falschbehauptung (‚wird antworten‘ statt ‚hat schon … gesagt‘), „verbietet“ (autoritäre Geste ohne Begründung), „Spekulation“ (Diffamierung) und „andere Aspekte“ (inhaltlich diffuser Begriff zur scheinhaften rhetorischen Verstärkung).

Da passt es für den physiognomischen Beobachter, wenn er Leutheusser-Schnarrenberger mit Adolf Hitlers Lebensgefährtin und späterer Ehefrau Eva Braun in einer Reihe sieht:

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Eva Braun

Bildquellen: ZDF, 20.12.2011 / Privat

Wenn dies mehr als ein Zufall ist, hätten die Inszenatoren solcher Karrieren damit ein ironisches Programm verfolgt, in dem sich ‚Führungspersönlichkeiten‘ der einen und anderen Art wiederholen. Die Hintergründe und möglichen Motivationen solcher Strategien werden hier fortgesetzt Thema sein.

Update 11.05.2012: „Das Bundesjustizministerium lässt seine NS-Kontinuitäten erforschen.“ („Die Zeit“)

Daniel Hermsdorf

Verleger, Autor, Journalist bei filmdenken.de - Medienkritik, Verschwörungstheorie und Physiognomik

Kommentar verfassen

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmst du dem zu.

Datenschutzerklärung