Hitlers verstecktes Psychogramm, Ian Kershaws Manipulation
Gestern wurde ich zunächst auf einen Bericht des “Spiegels” hingewiesen, in dem es um die Astrologie-Gläubigkeit Hitlers geht. Merkwürdig vereinzelt verteilt auf 2004/2008 in “Focus”, Spiegel” und den britischen “Express” finde ich die hier unten folgenden drei Varianten derselben Informationen. Die journalistische Aufbereitung ist mir nicht ganz einleuchtend – wenn man bei Hitler von Astro-Gläubigkeit mindestens bis zum Hess-Flug 1941 ausgehen müsste, käme darum ja kein Biograf herum. Derlei berichten also mindestens drei Mainstream-Presseorgane nach Jahrzehnten einmal in kurzen Berichten, danach wieder Funkstille. – Ich halte diesen Befund im Übrigen für eher unrichtig aus meiner Recherche für das Buch “Saturn Hitler” heraus, da sich die Bild-Symboliken z. B. noch in der Filmaufnahme mit Kindersoldaten vom 20.03.1945 finden.
In Ian Kershaws 2-bändiger Hitler-Biografie in Bd. 2 eine irrelevante Fundstelle für “astrology”, als zweite dann die folgende mit einem Zitat aus den Albert-Speer-Memoiren, die ich zugegebenermaßen nicht auf S. 467 durchsucht habe. Die Frage wäre für mich dann immer noch, warum kein Biograf aus derlei eine weitergehende Konsequenz gezogen haben sollte. Die Szene spielt ebf. 1945.
Wenn ich es richtig verstehe, zitiert aber Kershaw Speer sinnentstellend: Er geht über von der Erwähnung astrologischen Materials, übergeben an Goebbels, zu der Schilderung, wie Hitler Speer bestürmt, Roosevelts Tod entspreche seiner (Hitlers) eigenen Prophezeiung. Man kann die 666 Seiten von Speers Memoiren in Englisch auf archive.org überprüfen und daran ersehen, dass die Szene so geschildert wird, dass Hitler eben ein Wunder erwartet habe, das sich mit Roosevelts Tod vermeintlich einstellte. Man kann indirekt daraus schließen, dass er aus irrationalen Gründen (z. B. einem heimlichen Vertrauen auf irreführende astrologische Prognosen) an ein solches Wunder geglaubt haben könnte, aber Speer schreibt dies nicht und erwähnt selbst auch nicht das “astrological material”, das Kershaw übergangslos der von Speer geschilderten Szene voranstellt. Aus dem “newspaper clipping” bei Speer wird bei Kershaw ein “It”, das sich eben auf “astrological material” bezieht. (Keine Fundstellen für “astrology” oder gar “Saturn” bei Speer im Englischen, “Saturn” ebensowenig in Kershaw Bd. 1+2, in Bd. 1 auch keine für “astrology”.) Kershaw führt die Stelle S. 791 allen Ernstes auch noch im Register unter “Hitler, Adolf”, Unterpunkt “horoscope”, auf.
Drei Presse-Artikel (von denen es noch mehr gegeben zu haben scheint, siehe die Erwähnung der “Sunday Times”) seien hier komplett zitiert, um zu zeigen, in welcher Form diese Texte eigentlich memorable Tatbestände wie etwa eine internationale Verbreitung solcher gefälschter Horoskope Hitlers schildern, die in vermeintlich “seriösen” Geschichtsbildern in Buchform nicht mehr vorkommen. Letztere geben heutigen Menschen kein ansatzweise realistisches Bild der damaligen Weltlage, der (sogar breit veröffentlichten) Bedeutung esoterischer Doktrinen und der Praktiken von Desinformation.
https://www.amazon.de/Hitler-1936-1945-Nemesis-Allen-History/dp/0140272399
S. 791
https://archive.org/details/Inside_the_Third_Reich_Albert_Speer
S. 463f.
London – Hitler galt als sterngläubig, das war den Briten bekannt. Der Propagandaminister Joseph Goebbels holte sogar den Sterndeuter Karl Krafft (1900-1945) als “Hofastrologen” aus der Schweiz nach Berlin. Im Zweiten Weltkrieg wollten sich die Briten diesen Umstand für die psychologische Kriegsführung zunutze machen.
“Hitler hält sich weiter den Astrologen Krafft und hat Angst davor, vor Beendigung seines Lebenswerks zu sterben”, hielt deshalb Major Leslie Sheridan von der Sabotage-Einheit für Spezialoperationen im April 1941 fest. Wenn es gelingen würde, so Sheridans Kalkül, in aller Welt pessimistische astrologische Voraussagen für Hitlers Zukunft zu verbreiten, dann werde dies schließlich auch dem deutschen Diktator selbst zu Ohren kommen und eine “destabilisierende Wirkung” haben. Entsprechend wurde – teils über die Presse – die Vorhersage gestreut, dass Hitler in der zweiten Jahreshälfte einen schweren Rückschlag erleiden und 1942 sterben werde.
Doch die Erwartungen erfüllten sich nicht. Denn nachdem in Berlin der England-Flug des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß dem Einfluss von Astrologen zugeschrieben wurde, galt die Sterndeuterei auch bei den Nazis als diskreditiert. Der Astrologe Krafft wurde verhaftet und starb 1945 auf dem Weg ins Konzentrationslager.
12.12.2004
https://www.focus.de/politik/deutschland/geheimdienst_aid_89401.htmlDer britische Geheimdienst hat versucht, den deutschen Diktator mit düsteren Horoskopen zu verunsichern.
Das gehe aus jetzt freigegebenen Dokumenten des britischen Staatsarchivs in London hervor, berichtete die „Sunday Times“. Adolf Hitler habe als sterngläubig gegolten, sein Propagandaminister Joseph Goebbels habe sogar den Sterndeuter Karl Krafft als „Hofastrologen“ aus der Schweiz nach Berlin geholt.
Das wussten auch die Agenten in London: „Hitler hält sich weiter den Astrologen Kraft und hat Angst davor, vor Beendigung seines Lebenswerks zu sterben”, hielt Major Leslie Sheridan von der Sabotage-Einheit für Spezialoperationen im April 1941 fest. Wenn es gelingen würde, in aller Welt pessimistische astrologische Voraussagen für Hitlers Zukunft zu verbreiten, dann werde dies schließlich auch dem deutschen Diktator selbst zu Ohren kommen und eine „destabilisierende Wirkung“ haben, hoffte er.
Entsprechend sei – teils über die Presse – während des Zweiten Weltkrieges die Vorhersage gestreut worden, dass Hitler in der zweiten Jahreshälfte einen schweren Rückschlag erleiden und 1942 sterben werde, so die Zeitung. Doch die Erwartungen hätten sich nicht erfüllt: Der England-Flug des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß sei in Berlin auch dem Einfluss von Astrologen zugeschrieben worden, was die Sterndeuterei bei den Nazis diskreditiert habe. Krafft wurde verhaftet und starb 1945 auf dem Weg ins Konzentrationslager.
08.03.2008
https://www.express.co.uk/expressyourself/37433/The-Nazis-and-the-occultMajor Leslie Sheridan, an intelligence operative, had worked out certain “accurate” data which would predict the dictator’s downfall. Hitler’s birth-time of 6.30pm on April 20, 1889, made him a Taurus by a few hours. As his birthday approached in 1941, Neptune would be in opposition. Major Sheridan wrote: “Neptunian fate is always mysterious, usually violent and full of conspiratorial danger from closest associates. Hitler maintains an astrologer, Karl Krafft, and fears death before completion of his work. His decisions are reported to be influenced by portents in the stars.”
He also added: “If we can organise an elaborate orchestra of Hitler’s fate which will echo round the world, the result will not only be the breaking down of the belief that Hitler is Superman but also music may be heard within Germany, where astrology is a recognised science, and even reach the ears of Hitler himself, with unsettling effect on his judgment.”
British agents were dispatched to spread this astrological prediction of defeat and death in various parts of the world.
In Hong Kong, the British Governor, Sir Geoffrey Northcote, even briefed a Chinese contact who arranged for the prediction to emerge during a seance at a temple in Macao. This was passed to Reuters news agency, which sent a dispatch reporting that Hitler would suffer a great reverse in 1941 and die in 1942.
For all its ingenuity, the plan did not really work as Hitler had lost much of his faith in astrology following the flight of Hess to Britain. But by the end of May 1945, Hitler was dead and Nazism crushed. Perhaps it was in the stars after all.
Mit Dank an D. M.
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