#Gauck zum Ersten Weltkrieg: PC-Geschwurbel und Halbwahrheiten
Die Zeitungen titeln zu einer Rede des parteilosen Bundespräsidenten Joachim Gauck zum Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren meist ähnlich wie die „Süddeutsche Zeitung“: „Die Überbewertung von Blut und Abstammung“. Hierzulande äußert sich kaum jemand – schon gar nicht öffentlich, schon gar nicht im eigenen Namen, schon gar nicht, wenn man ‚prominent‘ ist – darüber, was für ein zweifelhaftes Verhalten das für einen Bundespräsidenten ist. Er verletzt damit dem landläufigen Verständnis nach sogar die Vorgaben für seine Arbeit im Grundgesetz einschließlich des Eides, den er zu schwören hatte:
„Ich schwöre, daß ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren […] werde.“ (Art. 56)
Stellt das Bundesverfassungsgericht fest, daß der Bundespräsident einer vorsätzlichen Verletzung des Grundgesetzes oder eines anderen Bundesgesetzes schuldig ist, so kann es ihn des Amtes für verlustig erklären. (Art. 61, Abs. 2)
Nun hat man den Deutschen seit 70 Jahren beigebracht, kollektivschuldig am Holocaust zu sein, von dem noch ranghohe Mitarbeiter des US-Außenministeriums nach dem Zweiten Weltkrieg behaupteten, sie hätten nicht so recht davon gewusst. (Wir werden diese Sachverhalte hier nach und nach besser beleuchten als Propaganda-Medien der damaligen Siegermächte.) Deshalb gilt ‚deutsch‘ zu sein im vorherrschenden Diskurs als ein moralischer Makel, der zu zahlreichen Demutsgesten und Opferungen gegenüber beliebigen anderen Volksgruppen führt. Dennoch ist der Amtseid des Bundespräsidenten eigentlich unmissverständlich: Die Rede ist vom „deutschen Volk“, in der Wortbedeutung:
Seit Beginn der Neuzeit wird generell auch eine Gemeinschaft oder Großgruppe von Menschen derselben Ethnie mit gleicher Sprache und Kultur ein Volk genannt.
Man wird sicherlich sehr bald dazu übergehen, diese Begriffe auch aus gesetzlichen Bestimmungen zu tilgen.
Im Wortlaut heißt es in Gaucks Rede:
Die Kehrseite dieses Konzepts war die enge Verknüpfung von Staatlichkeit und Volkszugehörigkeit: die Überbewertung von Blut und Abstammung, Sprache und Kultur, die Unfähigkeit, Minderheiten zu integrieren – und dabei ihre Eigenarten zu tolerieren.
Auf sachlicher Ebene enthalten schon diese Worte dem vorher Gesagten nach eigentlich gesetzwidrige Ansichten: Das Grundgesetz sieht das Amt des Bundespräsidenten als Interessensvertretung des „deutschen Volkes“, das nach Lexikondefinition aus „Menschen derselben Ethnie mit gleicher Sprache und Kultur“ besteht.
Auch wenn Hüter der Political Correctness es nicht gerne hören: Eine erhöhte Mobilität von Volksstämmen existiert in größerem Umfang erst seit wenigen Jahrzehnten. Und natürlich trifft die eine Seite von Gaucks Argument zu, dass übersteigerter Nationalismus und territorialer Expansionismus die Ursache für verheerende Kriege waren, die in Europa heute niemand mehr wünscht. Warum auch?
Man kann aber an den Feinheiten von Gaucks Rhetorik eine gewisse Perfidie solcher Political Correctness sehen. Da wird ein Begriff wie „Abstammung“ mit dem dramatischeren und durch Nazi-Rhetorik belasteten Begriff des „Blutes“ in schneller Folge gesetzt. In denselben Topf werden gleich „Sprache und Kultur“ geworfen, und „die Unfähigkeit, Minderheiten zu integrieren“, erscheint in diesem Satzbau als logische Folge einer „Überbewertung“, die laut Gauck all diesem widerfahren sei.
Man muss sich das auch als Leser dieser gedruckten Worte noch einmal genau vergegenwärtigen: Nicht nur deutsche „Abstammung“, auf die Gauck eigentlich seinen Amtseid geschworen hat, sondern auch „Sprache und Kultur“ sieht Gauck in ihrer „Überbewertung“ als „Kehrseite“ einer „Staatsbürgergesellschaft“, die er ansonsten zu begrüßen angibt.
Es wäre hier nicht so ausführlich erwähnenswert, wenn nicht auch „Sprache und Kultur“ auf dem Spiel stünden, wenn eine Population ausstirbt und großflächig durch andere ersetzt wird, die sich diese Kultur über Jahrzehnte nur langsam aneignen – und sie auch durch ihre eigene ersetzen, wo es ihnen mit Recht zusteht. Dasselbe Ungleichgewicht zeigt sich auch in der Solidarität, die ein Bundespräsident mit den Opfern rechtsradikaler Gewalt zeigt, während dergleichen über Aggressionen migrantisch geprägter Tätergruppen von seiner Seite aus niemals öffentliche Erwähnung findet. Auf Dauer lässt sich das in dieser Einseitigkeit nur als Modus deutscher Autoaggression beschreiben. Ob es nennenswerte Gegenwehr hervorruft, hängt schließlich von dem Selbstbewusstsein verbliebener „Deutscher“, die sich als solche verstehen, ab.
Die so noch von ihrem angeblich grundgesetzkonformen Bundespräsidenten Gauck in die Selbstabschaffung gequatschten Bürger jedenfalls begehren bisher nicht auf. Es gibt so gut wie keine bezahlten Massenmedien, die bestimmt und häufiger darauf hinwiesen, dass das Nationalbewusstsein wohl aller „Völker“ außer den Deutschen relativ ungebrochen daherkommt – ob sie Völkermorde veranstaltet haben oder die korruptesten Hallodris zu ihren Staatsoberhäuptern zählen (und jeder, der sich dem auf verantwortlichem Posten nicht entschieden entgegenstellt, steht irgendwann in derselben Reihe).
Letzteres ist das wichtigste Problem in einem gemeinsamen Währungsraum. Und auch dies ist eine perfide mangelnde Präzision in der sprachlichen Darstellung Gaucks, die deshalb als Propaganda für ein bisher hochproblematisches System zu werten ist. Wenn es bei ihm heißt: „Unsere aktuellen Probleme können wir nicht durch Ausstieg oder Ausgrenzung lösen“, wirft er Gegner des bereits allseits bankrotten und zinsbelasteten Euro-Systems gleich mit jenen in einen Topf, die sich nicht auch für französische Literatur, die Geschichte Großbritanniens oder griechische Philosophie begeistern können. Man muss dies selbst als einen Akt der Ausgrenzung und Kulturlosigkeit schelten. Gauck fehlt die sprachliche Genauigkeit und der sorgsame Umgang mit Kategorien. Anderenfalls wäre er eine gelebte Selbstparodie, und das Abfassen solcher Reden ginge intern einher mit meckerndem Gelächter über jenen EU-Kitsch, der bei einer weitgehend abgestumpften und von einer diffusen Neuen Weltordnung korrumpierten Medienlandschaft kaum noch einen Protest auslöst.
In diesem politischen Gesamtklima haben die Verlautbarungen Gaucks eine besondere, häufig ärgerliche Tonart. In einer süßlichen Mischung aus Verständnisheischen und Selbstkasteiung tritt der ehemalige evangelische Pfarrer vor seine Zuhörer. Meist bestehen die Inhalte seiner Äußerungen in einer kompletten sachlichen Umkehrung erwiesener und eigentlich unbestrittener Realitäten.
Letzte Kommentare