#Psychopathologie der britischen Elite

Es wird in allgegenwärtig schwelenden Krisen immer wieder der Politiker als Psychopath, Verrückter, Verbrecher beschworen. (Ein theoretisches Hauptwerk dazu ist die „Politische Ponerologie“ von Andrzej M. Lobaczewski.)

Besonders unangenehm fallen in neuester Zeit die Briten auf – in der Weise, dass nun offen verhandelt wird, wie sexuelle Gewalt an Minderjährigen durch britische Führungskräfte über Jahrzehnte geschah und vertuscht wurde. Ingo Bading berichtete schon länger dazu in seinem Blog, auch „Die Welt“ horchte auf. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ bemerkt am 19.12.2014 vorerst:

Bislang wartet die Öffentlichkeit vergeblich auf die öffentliche Untersuchung, die Innenministerin Theresa May versprochen hat. Was bisher bekannt sei, sei nur die „Spitze des Eisbergs“, sagte sie damals.

Aus dem Fall von Jimmy Savile ist eine deutlich höhere Zahl von Opfern schon bekannt. Was sich nun für Vertreter der hohen Politik abzeichnet, wird wohl noch erheblich weitere Kreise ziehen, wie man in der „Süddeutschen Zeitung“ ersehen kann:

Nick berichtet von einem Pädophilenring, der in den Siebziger- und Achtzigerjahren in London und Umgebung aktiv gewesen sein soll. Er selbst sei als Kind und Jugendlicher zwischen 1975 und 1984 von den Männern missbraucht worden. Es habe sich um bekannte Politiker gehandelt, um einen Minister des Thatcher-Kabinetts zum Beispiel und weitere Mitglieder des Establishments.

Dreimal sei er dabei gewesen, als andere Kinder getötet wurden. Ein Junge sei beim Sex von einem Mann erwürgt, ein anderer absichtlich mit dem Auto überfahren worden.

Als einen Faktor für die Entstehung solcher bestürzenden Serien-Gewalttaten wird endlich auch das System englischer Eliteschulen angesprochen. Hier wird aus der Erfahrung von Psychotherapeuten deutlicher, woher die Verhaltensweisen nicht zuletzt der mächtigsten Personen solcher staatlichen Gebilde herrühren. Sie sind konditioniert durch ein krankes Erziehungssystem, das Brutalität und Herzlosigkeit unrettbar in ihnen einpflanzt, was der „Guardian“ mittlerweile thematisiert:

The psychological impact of these formative experiences on Cameron and other boys who grow up to occupy positions of great power and responsibility cannot be overstated. It leaves them ill-prepared for relationships in the adult world and the nation with a cadre of leaders who perpetuate a culture of elitism, bullying and misogyny affecting the whole of society.
[…] I have been doing psychotherapy with ex-boarders for 25 years and I am a former boarding-school teacher and boarder. My pioneering study of privileged abandonment always sparks controversy: so embedded in British life is boarding that many struggle to see beyond the elitism and understand its impact. The prevalence of institutionalised abuse is finally emerging to public scrutiny, but the effects of normalised parental neglect are more widespread and much less obvious.

Dass die so angesprochenen gravierenden Probleme von dieser Ursache her etwa die Hälfte der englischen Parlamentarier betrifft, zeigt sich an diesen statistischen Zahlen:

One of the most striking features of the new government is the dominance within its ranks of individuals showing every sign of class privilege. The Sunday Times reports that 18 of the 23 full-time members of the cabinet are millionaires, having between them a capital wealth of about £50 million. David Cameron is an Old Etonian descended from three generations of stockbrokers. George Osborne was educated at St Paul’s and endowed by his parents with a £15 million stake in his family wallpaper business, while Boris Johnson, Cameron’s contemporary at Eton, is a son of a Tory MEP.
[…] In 1979, 73 percent of Tory MPs had been to private schools.4 Even today the equivalent figure is still 54 percent.

Die Welten etwa solcher Eliteschulen sind für die meisten sehr fern. Es ist wichtig, sich solche Realitäten zu vergegenwärtigen, um erahnen zu können, was die politische Szene nicht unwesentlich mitbestimmt und mit welchen Charakteren man zu rechnen hat. Ihre Krawatte zeigt schon in die richtige Richtung.

Daniel Hermsdorf

Verleger, Autor, Journalist bei filmdenken.de - Medienkritik, Verschwörungstheorie und Physiognomik

2 Antworten

  1. Ingo sagt:

    Während den europäischen Völkern der Todesstoß gegeben wird – durch Massenzuwanderung – lassen die Mörder nach und nach mehr ihre Maske fallen. Angeblich im Dienste der “Aufklärung”. Tatsächlich aber, um dem Opfer den Triumph offenen Gesichtes und ohne Maske ins Gesicht zu schreien so wie Pizarro beim Mord des Freiheitskämpfers Florestan, “des Edlen, der für Wahrheit stritt” (in der Beethoven-Oper “Fidelio”):

    “O Wonne, großes Glück! (…)
    In seiner letzten Stunde,
    Den Stahl in seiner Wunde,
    Ihm noch ins Ohr zu schrein:
    Triumph! Der Sieg ist mein!”

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