Fukushima und der Psychoanalytiker
Obwohl derzeit kaum medienpräsent, schwelt die Atomkatastrophe von Fukushima vor Ort selbstredend weiter. Was dies konkret bedeutet, ist für uns schwer abzuschätzen. Die Informationen reichen von Entwarnung bis Endzeit. „Der Spiegel“ (24.05.2012) deeskaliert mit der Wiedergabe von UNO-Studien:
“Wenn es ein Gesundheitsrisiko gibt, dann bei den Arbeitern, die hohen Strahlungsmengen ausgesetzt waren”, sagte Unscear-Chef Wolfgang Weiss. Doch selbst wenn es bei ihnen zu Krebsfällen kommen sollte, werde es schwierig sein, sie auf den Fukushima-Unfall zurückzuführen.
In einem Blog wie „Rödl Business News“ (23.04.2012) klingt das ganz anders. Durch neue Erdbeben werde neben Japan auch Amerika, ja, die ganze Welt von Radioaktivität bedroht:
Abgesehen von der dann fast unausweichlichen Evakuierung der Millionenstadt Tokio erwarten Experten einen gewaltigen Anstieg der Radioaktivität weltweit. Schon heute werden an den Stränden Kaliforniens erhöhte Werte gemessen. Durch Wind und Regen sind die Folgen sowohl für die Menschen direkt als auch auch die Lebensmittel praktisch nicht zu kontrollieren.
Zumal das japanische Kino unterhält durch „Godzilla“ eine besondere Beziehung zum Thema Radioaktivität und nukleare Katastrophe. Doch es gibt auch beiläufigere Spurenelemente von Historie und Technikentwicklung in der Geschichte des Spielfilms.
So erweist es sich an dem Beispiel „The President’s Analyst“ („Jagt Dr. Sheefer“, USA 1967, R: Theodore J. Flicker). Ein Psychoanalytiker, Dr. Sidney Schaefer (James Coburn), der den US-Präsidenten behandelt, gerät in einen Geheimdienstkrieg. Zu einem späten Zeitpunkt der Handlung lockt man ihn in eine Falle: Die Tür einer Telefonzelle in ländlicher Gegend lässt sich von innen nicht mehr öffnen und wird von seinen Verfolgern per Lkw mitsamt dem Insassen abtransportiert. An derselben Stelle wird eine neue Telefonzelle gleicher Bauart aufgestellt.
Screenshots: Paramount
Bildquelle: Wikipedia / kawamoto takuo
Der Vergleich des zuerst explodierten Reaktorblocks 1 in Fukushima mit der Totale der Telefonzelle in Flickers Film führt uns zu der interessanten Tatsache, dass beide Objekte neben ihrem kubischen Charakter eine Aufteilung in der Vertikalen verbindet: Beim Reaktor sind es zwei schmalere Flächen nach oben hin, bei der Telefonzelle solche im unteren Bereich.
Dies kann ein weiterführendes Indiz für folgende These sein: In der Ausstattung der Filmszene deutet sich ein Symbolkomplex an, der
Screenshot: Paramount
Wir sahen oben am zweiten Screenshot, dass die Nahsicht von Darsteller Coburn hinter der Zellentür den Metallrahmen derselben so kadriert, dass die senkrechten Holme uns in anderer Weise an die Zwillingstürme des World Trade Center erinnern können.
Bildquelle: Library of Congress
Screenshot: Paramount
Noch brisanter aber wird es, wenn wir die Aufschrift des Lkws betrachten: Die Abkürzung „TPC“ entspricht, abzüglich der Vokale, dem Firmennamen „Tepco“, also der „Tokyo Electric Power Co., Ltd.“, die die Atomreaktoren von Fukushima betreibt.
Bildquelle: Pentagon
Screenshot: Paramount
Inhaltlich motiviert, besteht das Logo über dem Akronym TPC aus einem schematisch vereinfachten Telefonapparat. Durch die Art und Weise der Darstellung wird dieses Signet jedoch doppeldeutig: Man kann es auch als Atompilz sehen. Und damit wären wir abermals bei Katastrophen, wie sie sich zuletzt in Fukushima ereigneten (und als Atombomben der USA 1945 ebenfalls Japan trafen). Die Vereinfachung von Tepco zu TPC würde der Schriftform des Hebräischen entsprechen, in der es keine Vokale gibt.
Wem solche visuellen Mehrdeutigkeiten und Bildvergleiche noch nicht ausreichen, um einer Verschwörungstheorie Aufmerksamkeit zu schenken, der sei daran erinnert, dass der sich hier andeutende Zusammenhang weitere historische Fakten einschließt: Der Gründer von Tepco nämlich war Matsutaro Shoriki, ein Augenzeuge des Atombombenabwurfs von Hiroshima. Die „World Socialist Web Site“ (18.06.2011) weiß zu berichten:
„Podam“ – das war der Codename für den Unterhausabgeordneten und CIA-Agenten Matsutaro Shoriki, der später Präsident der von ihm gegründeten Atomenergie-Behörde und Minister für Wissenschaft und Technologie werden sollte. Shoriki gilt deshalb heute als Vater der Atomkraft in Japan.
Wie in diesem Artikel deutlich wird, war die Beziehung Shorikis zu den USA keinesfalls naiv und verlässlich. Der Einfluss der CIA in diesem Kontext ist jedoch ein hartes historisches Faktum, wenn Mutmaßungen über weitere und andere Einflussnahmen angestellt werden sollen. Sie reichen auf Websites von einer Cyber-Attacke der CIA auf die elektronischen Systeme der Atommeiler von Fukushima mit dem Virus „Stuxnet“ bis zur Behauptung einer Steuerung der Erdbeben und gar radioaktiver Wolken durch das HAARP-Projekt.
Hierdurch sollen, der letztgenannten Quelle zufolge, auch Probleme aus der Finanzkrise zielgerecht entsorgt worden sein:
The massive earthquake in Japan now opens the way for the Central Bank of Japan to begin printing millions of Japanese yen on a nightly basis (the Central Bank of Japan just printed 15 trillion of yen). The yen, with the assistance of the Federal Reserve itself, will then be laundered through the forex currency exchange and converted into U.S. dollars. This currency disguise aka ponzi scheme will then be jointly used by the Central Bank of Japan and the U.S. Federal Reserve to continue to roll over their toxic assets aka derivatives that still pollute the world banking system.
Dies sind also einige der Ingredienzen, mit denen die sog. Verschwörungstheorien zu den Terroranschlägen am 11. September 2001 aufwarten: Geheimdienste (möglicherweise unter Einschluss zionistischer Kräfte, wofür die hebräische Charakteristik der Abkürzung spräche), Involvierung von politischer Macht und Hochfinanz, false flag operation zur Verdeckung der wahren Urheber (hier wahlweise in Ergänzung zu einer Naturkatastrophe oder in der Hervorrufung derselben durch offiziell nicht bestätigte geheime Waffensysteme). Auch der Einsatz von Atomwaffen wird für den Fall des World Trade Center ja von Dimitri Khalezov diskutiert. Und wie von 9/11-Wahrheitssuchern beargwöhnt, flog auch wenige Minuten vor der Explosion von Fukushima Block 1 ein Helikopter nahe am Gebäudekomplex vorbei.
Die Begebenheiten in Fukushima lassen noch weitere Deutungen zu: Das Muster auf den Reaktorblöcken führt uns zu einem weiteren Kernbestand der Filmgeschichte: symmetrischen Formen nach Art des Testverfahrens, das der Schweizer Psychiater Hermannn Rorschach 1921 in seinem Buch „Psychodiagnostik“ vorstellte, Untertitel: „Methodik und Ergebnisse eines wahrnehmungsdiagnostischen Experiments (Deutenlassen von Zufallsformen)“.
Die fundamentale Bedeutung der wahrnehmungspsychologischen Theorie von Rorschach für die Ästhetik des Kinos zeige ich in „Filmbild und Körperwelt“ auf.
Das Tepco-Logo leitet ebenfalls auf die Spur der projektiven Wahrnehmung von
Bildquelle: The Tokyo Electric Power Company
Die drei kleinen Kreise des Logos sind durch die Farbgebung in zwei Gruppen von 2 und 3 aufgeteilt, was zusammen die Verschwörungszahl 23 ergibt.
Inwieweit wir es hier mit „Zufallsformen“ zu tun haben, bleibt also diskussionswürdig. Die Katastrophe von Fukushima, die unaufhörlich immenses menschliches Leid verursacht, wird wie die Anschläge von 9/11 von einem denkwürdigen Bildprogramm begleitet, das sich derselben Formensprache und symbolischen Bedeutungen bedient.
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