Zu #Corona-#Statistiken und dem Vergleich von #Covid19 mit #Influenza

Für die Bewertung der Covid-19-Epidemie weise ich immer wieder auf die Faktoren schwere Verläufe / Intensivbehandlung und Übersterblichkeit hin, die an erster Stelle eine Vergleichbarkeit mit anderen neueren Epidemien ermöglichen können.

Für die Todesfälle kann ich an den Zahlen des Statistischen Bundesamtes, die bis auf wenige Wochen zur Gegenwart aufschließen, derzeit noch keine gravierenden Steigerungen erkennen, die nicht historisch sowie in Grippe-Saisons (in Zeitfenstern über mehrere Wochen, mal früher, mal später) auch aufgetreten wären. Sprich: Wenn diese Einschätzung richtig ist, wäre die Einordnung von Covid-19 als ‘besonders tödliche Pandemie’ in Deutschland nicht begründbar.

Eine wesentliche kritische Frage hängt deshalb daran, ob, wie hier unten von infosperber.ch (eine nicht-offiziöse Quelle, die Mainstreamer sicher kaum akzeptieren – eine Stiftung für unabhängigen Journalismus) dargelegt, normale Konjunkturen von in bestimmter Zahl schweren bis tödlichen Infektionskrankheiten im Fall von Covid-19 übertrieben bzw. sogar falsch diagnostiziert (zugeordnet) werden: “Weil zurzeit sämtliche Schwerkranken in Spitälern auf Sars-CoV-2 getestet werden, registrieren das Bundesamt für Gesundheit BAG und das deutsche Robert Koch-Institut RKI alle Verstorbenen, die vorher positiv getestet wurde, als Covid-19-Todesfälle. Ohne die Tests wären etliche davon statistisch an Diabetes, Herz- oder Lungenkrankheiten gestorben.”

Zur Influenza schreibt der MDR:

Seit Einführung der Coronaregeln im März 2020 registriert das Robert Koch-Institut kaum noch Grippefälle. Bei Labortests werden immer wieder Corona-Infektionen nachgewiesen, Influenzafälle gibt es dagegen kaum.

https://www.mdr.de/wissen/grippewelle-influenza-winter-fieber-husten-arztbesuch-sachsen-anhalt-thueringen-100.html

Um einzuschätzen, ob Covid-19 uns mehr beunruhigen muss als die Influenza, muss man die genannten Faktoren vergleichen. In Darstellungen der Mainstream-Presse wird Covid-19 als besonders gefährlicher Krankheitsverlauf beschworen. Das ist er aber in einer schwankenden Zahl auch bei Influenza – bis zum Tode.

Dafür, dass man sich derzeit in der Öffentlichkeit mit kaum etwas anderem beschäftigt, finde ich es immer wieder verwunderlich, dass bestimmte Zahlen oder gar Diagramme nur schwer zu finden sind. Hohe Prozentzahlen von irgendwas gibt man gerne an. Absolute Zahlen, v. a. in Korrelation mit bestimmten anderen Größen, findet man weniger oder auch mal gar nicht. Auch fehlen oft die aktuellsten Zahlen, während die Presse zu angeblichen neuen Höchstständen anhand ausgewählter Faktoren (die vielleicht nicht immer korrekt hergeleitet sind) Alarm schlägt.

Ich beginne deshalb hier mit Zahlen von 2020 – man kann mir ja gerne entsprechende aktuelle Werte entgegenhalten.

(29.07.20) Etwa ein Fünftel der Covid-19-Patienten, die von Ende Februar bis Mitte April 2020 in deutschen Krankenhäusern aufgenommen wurden, ist verstorben. Bei Patienten mit Beatmung lag die Sterblichkeit bei 53 Prozent, bei denen ohne Beatmung mit 16 Prozent dagegen deutlich niedriger. Insgesamt wurden 17 Prozent der Patienten beatmet. Das sind zentrale Ergebnisse einer Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und der Technischen Universität Berlin, die jetzt im medizinischen Fachmagazin “The Lancet Respiratory Medicine” veröffentlicht worden ist. Ausgewertet wurden die Daten von etwa 10.000 Patienten mit bestätigter Covid-19-Diagnose, die vom 26. Februar bis zum 19. April 2020 in insgesamt 920 deutschen Krankenhäusern aufgenommen wurden.

https://www.aok-bv.de/presse/pressemitteilungen/2020/index_23806.html

Von 10.000 “Infizierten” in ca. 2 Monaten sind also ca. 2.000 verstorben.

Typisch für unsere Gegenwart: Selbst das Destatis macht ein Dokument auf mit der Überschrift:

Sterbefallzahlen im Dezember 2020: 29 % über dem Durchschnitt der Vorjahre

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2021/01/PD21_044_12621.html

Dazu zeigen sie ein Diagramm, an dem jedoch ersichtlich wird: Ende 2020 tritt ein Peak auf, der in der 2016-19er Bandbreite im Maximum stattdessen am Anfang des Jahres lag.

Das Destatis widerspricht dann im Text also korrekt dem Eindruck der Überschrift (und mehr lesen Leute oft nicht, meist lesen sie so etwas gar nicht):

In den ersten drei Monaten des Jahres lagen die Sterbefallzahlen unter dem Durchschnitt der vier Vorjahre. In der typischen Grippezeit am Jahresanfang waren die Sterbefallzahlen nicht so stark angestiegen wie in den Jahren 2017 oder 2018, als die Auswirkungen der Grippewellen vergleichsweise deutlich waren.

https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2020/12/PD20_536_12621.html

Und noch deutlicher im Folgenden:

Insgesamt wurden für das Jahr 2020 bislang 982 489 Sterbefälle von den Standesämtern an die amtliche Statistik übermittelt. Gegenüber 2019 ist die Zahl der Sterbefälle damit um mindestens 42 969 oder 5 % gestiegen. Dieser Anstieg ist zum Teil auf kalendarische sowie demografische Aspekte zurückzuführen: 2020 war ein Schaltjahr, sodass sich durch den zusätzlichen Tag ein Anstieg um etwa 3 000 Fälle gegenüber dem Vorjahr ergibt. Wenn man außerdem den bisherigen Trend zu einer steigenden Lebenserwartung und die absehbaren Verschiebungen in der Altersstruktur der Bevölkerung berücksichtigt, wäre ohne Sonderentwicklungen ein Anstieg um etwa 1 bis 2 % für das Jahr 2020 zu erwarten gewesen. 

Die gestiegenen Sterbefallzahlen im Jahr 2020 sind größtenteils auf eine Zunahme von Sterbefällen in der Altersgruppe der ab 80-Jährigen zurückzuführen. Insgesamt starben mindestens 576 646 Personen in dieser Altersgruppe (+41 152 Fälle oder +8 % im Vergleich zu 2019). Die Zahl der ab 80-Jährigen dürfte im Laufe des Jahres nach Ergebnissen der Bevölkerungsvorausberechnung um etwa 4 bis 5 % zugenommen haben. Die Sterbefallzahlen der unter 80-Jährigen liegen etwa auf dem Vorjahresniveau (+1 817 Fälle).

Das Destatis sagt also ganz klar: Eine Übersterblichkeit gibt es nicht nennenswert, Steigerungen liegen (fast) im Normalbereich einer stark alternden Bevölkerung.

Dass es Virus-Mutationen geben kann, die aggressiver als bisherige sind, wird kein vernünftiger Mensch ausschließen. Da kann in der Zukunft noch viel Schlimmeres kommen – darüber denkt wohl jeder Virologe seit Jahrzehnten nach.

Neben Langzeitfolgen (die nicht nach kurzer Zeit beurteilt werden können) bleiben uns dann nur noch die Intensivbehandlungen für “Covid-19-Patienten” – mit den kritischen Fragen, ob sie 1) korrekt diagnostiziert sind, 2) eine Krankenhaus- bzw. Intensivbehandlung wirklich unausweichlich war (d. h. bei einer ‘schweren Grippe’ sonst jemand zu Hause geblieben wäre, weil ihm und seinen Ärzten keine Angst gemacht wurde) und 3) eine Behandlung z. B. mit künstlicher Beatmung der schonendste effektive Weg einer versuchten Heilung bedeutet, oder ob im Gegenteil bei einer nennenswerten Zahl von Patienten der Verlauf verschlimmert wird oder gar tödlich endet, obwohl es gar nicht sein musste.

Bei Intensivbehandlungen sehen wir 2021 eine Steigerung (zu der die Frage 2 also nach wie vor gilt, weil sie nicht definitiv abschlägig beantwortet werden kann ohne aufwändigste weitere Erhebungen):

https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Situationsberichte/Apr_2021/2021-04-15-de.pdf?__blob=publicationFile

Das RKI zeigt dazu noch zwei Diagramme zum Anteil der Intensivpatienten an der Gesamtzahl der schweren Atemwegserkrankungen (SARI) an einer Auswahl von Kliniken – das erste also mit allen Fällen mit Krankenhaus-Behandlung, das zweite mit Intensiv-Fällen:

Bei der Betrachtung von COVID-SARI-Patienten mit Intensivbehandlung zeigte sich ebenfalls ein Rückgang des medianen Alters von 73 Jahren (Höhepunkt der 2. COVID-19-Welle) auf 68 Jahre in der 13. KW 2021. Dieser Rückgang fiel etwas geringer aus als bei COVID-SARI-Patienten insgesamt, was vermutlich auf eine etwas andere Altersstruktur bei intensivmedizinisch behandelten Patienten zurückzuführen ist. In Abbildung 7 ist der Anteil von COVID-19-Patienten unter allen intensivpflichtigen SARI-Patienten dargestellt. Dieser Anteil lag in der 13. KW 2021 bei 84% und damit so hoch wie bisher nur zum Höhepunkt der zweiten Welle zum Jahreswechsel 2020/21.

Der MDR schreibt am 17.12.2020:

Wagen wir trotzdem einen Versuch: Bei der besonders schlimmen Grippewelle in der Saison 2017/2018 gibt das Statistische Bundesamt eine Todeszahl von 25.100 Personen an. Diese Zahl ist allerdings nur eine Berechnung der Statistiker. Tatsächliche laborbestätigte Fälle hat es laut RKI knapp 1.700 gegeben. Bei Covid-19 sind das – Stand jetzt – rund 23.500.

[…]

Die Daten sagen also: Etwa 1,8 Prozent der gemeldeten Covid-Erkrankten in Deutschland sterben – im Gegensatz zu 0,5 Prozent bei einer schweren Grippewelle. Allerdings: Da es noch keine Langzeitdaten gibt und wir uns mitten in einer Infektionswelle mit höheren Todeszahlen als im Frühjahr befinden, ist diese Zahl nicht endgültig.

https://www.mdr.de/wissen/corona-covid-sterblichkeit-grippe-faktencheck-100.html

Wir bemerken an diesen Formulierungen, dass Einschränkungen derzeit wohl immer nur in Richtung einer ‘besonders gefährlichen Pandemie’ gemacht werden. Stellt man für die Vergangenheit fest, dass die Vergleichszahl 25.100 labormäßig nur für 1.700 bestätigt war, vergleicht man anschließend mit den 23.500 “Corona-Toten” und merkt dort keinerlei Einschränkung an.

Zur Zahl der Intensivpatienten gibt es nur eine individuelle Aussage einer Ärztin aus Dresden:

Wir haben noch nie einen solchen Anfall an so schwer erkrankten Patienten auf den Intensivstationen erlebt. Da spreche ich nicht nur für Dresden. Dass wir so viele Patienten mit schwerstem Lungenversagen auf den Stationen haben, ist für uns ein Novum, das war zu keiner Influenza-Epidemie der Fall. Das ist wirklich nicht vergleichbar.

Correctiv diskutiert angebliche Fehldarstellungen bei Bodo Schiffmann:

https://correctiv.org/faktencheck/2020/12/01/irrefuehrender-vergleich-der-daten-zur-auslastung-von-intensivbetten-2018-und-2020/

Den Artikel von Sarah Thust könnte man seitenlang diskutieren. Einzelne Aspekte bei Schiffmann sind etwas unsauber – z. T. aber aus den hier von mir geschilderten Schwierigkeiten heraus, überhaupt vergleichbare Zahlen zu finden.

Eine mit Zitat belegte Schlussfolgerung wendet Thust natürlich nie gegen RKI & Co., sondern nur gegen Schiffmann:

„Das Register wurde erst in diesem Frühjahr gemeinsam mit dem [Robert-Koch-Institut] aufgebaut. Deshalb verfügen wir erst über verlässliche Daten seit dem 20.04.2020. Es gibt keine vergleichbaren Daten aus den Jahren davor!“

Aus der Tatsache, dass man teils gar keine Vergleiche machen kann, wird die Anklage gegenüber jemand, der Anhaltspunkte für Vergleiche zu liefern versucht, nicht aber die kritische Frage an die Gegenseite, ob denn ihre Bewertung nachvollziehbar begründet sei. Das ist die antrainierte Verhetzung durch derzeit noch bezahlte Journalisten, die etwa an einen derer, die an der “Pandemie” ganz persönlich Milliarden verdient hat, Bill Gates (https://www.spiegel.de/wirtschaft/vermoegen-der-us-milliardaere-waechst-um-eine-billion-a-5922757e-92b0-423b-b230-51ee4d309b3d), nicht einmal eine kritische Gegenfrage stellen, ob er dann als Experte, als der er interviewt wird, überhaupt geeignet sei.

Schiffmanns Diagramm:

In Thusts Kritik wird, wenn ich richtig gelesen habe, also nicht in Frage gestellt, dass etwa in KW48/2020 von 21.540 belegten Intensivbetten 3.901 belegt waren mit “Corona-Patienten” mit positivem PCR-Test.

Schauen wir nochmal, wie 2019 das RKI die Influenza darstellt:

Von den übermittelten labordiagnostisch bestätigten Influenzafällen war bei rund 40.000 Fällen (22 Prozent) angegeben, dass sie hospitalisiert waren. Damit war der prozentuale Anteil hospitalisierter Fälle zwar höher als in der besonders schweren Vorsaison (17 Prozent), allerdings war dort mit rund 60.000 hospitalisierten Influenzafällen die absolute Zahl höher.

https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2019/10/04-10-2019/mild-oder-schlimm-wie-war-die-letzte-grippesaison

Das Wort “intensiv” enthält der Beitrag aber nicht. Auch im neuesten ausführlichen Bericht für 2018/19, soweit ich gerade sehe, nur dies zu den USA:

In den USA wurde bei 29 % der hospitalisierten Influenzapatienten eine Pneumonie diagnostiziert, 18 % der Patien-ten war intensivpflichtig, 6 % mussten beatmet werden und 3 % verstarben (siehe auch Kap. 5.1.1, Tab. 1)

https://influenza.rki.de/Saisonberichte/2018.pdf

Auch für 2017 gibt es nur wieder selektive Angaben von Sentinelkliniken für einzelne Zeitfenster. Vergleichbar sind davon für Gesamtzahlen also lediglich tendenziell die Prozentangaben, wohlgemerkt zu SARI-Fällen insg.:

Im Zeitraum von der 40. KW 2014 bis zur 20. KW 2018 wurden in den 78 Sentinel-Krankenhäusern 76.371 SARI-Fälle intensivmedizinisch behandelt. […]

Insgesamt wurden in den vier letzten Saisons je-weils  von  der  40.  KW  bis  einschließlich  20.  KW  des   Folgejahres   183.329   SARI-Fälle   aus   den   78  Kliniken  gemeldet.  In  diesem  Zeitraum  wur-den 101.039 (55 %) SARI-Fälle in den Wochen der Grippewellen  hospitalisiert  (Tab.  16).  In  der  Sai-son  2017/18  traten  die  bisher  meisten  SARI-Fäl-le auf. Von 49.768 Fällen sind 30.538 (61 %) wäh-rend der Grippewelle hospitalisiert worden. […]

Be-sonders in den Altersgruppen 35 bis 59 Jahre sowie 60  bis  79  Jahre  traten  deutlich  mehr  SARI-Fälle  auf  als  in  den  drei  Vorsaisons.  In  diesen  beiden  Altersgruppen  wurden  darüber  hinaus  zum  Hö-hepunkt  der  Grippewelle  mehr  SARI-Fälle  inten-sivmedizinisch behandelt als in den Vorsaisons.

https://influenza.rki.de/Saisonberichte/2017.pdf

Demnach wären also 41,6% der SARI-Fälle 2017/18 intensivmedizinisch behandelt worden.

In einem Wochenbericht vom Februar 2021 schreibt das RKI:

In 72 Sentinel-Krankenhäusern sind seit der 45. KW 2020 wöchentlich mehr als die Hälfte aller SARI-Fälle (Hauptdiagnose Influenza, Pneumonie oder sonstige akute Infektionen der unteren Atemwege) mit COVID-19 hospitalisiert. Der Anteil an COVID-19-Erkrankungen bei SARI-Fällen ist in den vergangenen Wochen leicht zurückgegangen und lag in der 5. KW 2020 bei 60 % (Abb. 6).

https://influenza.rki.de/Wochenberichte/2020_2021/2021-06.pdf

Ich finde per Wortsuche in dem gesamten Dokument nicht die Gesamtzahl der SARI-Fälle der Sentinelkliniken in dieser Saison, die sich aus den Balken im folgenden Diagramm ergibt. Diese Zahlen sind aber erkennbar recht gering.

Zu diesem Diagramm wird noch angemerkt: “Wegen zum Teil sehr geringer Fallzahlen kann keine Aussage zu einzelnen Altersgruppen getroffen werden.”

Zitat RKI:

Die Zahl der SARI-Fälle in der Altersgruppe 80 Jahre und älter war in der 5. KW 2021 noch erhöht und auf einem ähnlichen Niveau wie in den Vorsaisons um diese Zeit. In allen anderen Altersgruppen lag die Zahl der SARI-Fälle deutlich unter den Fallzahlen der Vorjahre. In den Altersgruppen 0 bis 4 Jahre, 5 bis 14 Jahre sowie 15 bis 34 Jahre wurden in der 5. KW 2021 so wenige SARI-Fälle hospitalisiert wie zuvor nur im Frühsommer 2020.

Im Diagramm sieht man die gesunkene Gesamtzahl der Fälle in diesem Auswahl-Sample, auf das allein sich das RKI doch in seinen diesbezüglichen Äußerungen hier bezieht:

Der bisher neueste Wochenbericht enthält das aktualisierte Diagramm:

https://influenza.rki.de/Wochenberichte/2020_2021/2021-14.pdf

Was sehen wir daran anderes, als dass derzeit wohl Babies besser als sonst vor schweren Atemwegs-Infekten geschützt werden?

Das RKI schreibt noch:

In der Altersgruppe 35 bis 59 Jahre ist die Zahl der SARI-Fälle nach dem deutlichen Anstieg in der Vorwoche auch in der 13. KW 2021 auf einem sehr hohen Niveau geblieben. Aus dieser Altersgruppe wurden in der 13. KW 2021 so viele Personen mit einer SARI hospitalisiert, wie sonst nur während einer Grippewelle bzw. wie zuvor im Zeitraum von der 45. KW bis zur 52. KW 2020 während der zweiten SARS-CoV-2-Welle. In den Altersgruppen 0 bis 14 Jahre wurden dagegen in der 13. KW 2021 weniger SARI-Fälle hospitalisiert als in den Vorsaisons um diese Zeit.

Ich muss die derzeitige Mainstream-Darstellung von “Corona” deshalb so zusammenfassen:

  1. Eine “Pandemie” wird behauptet, während in Deutschland bis dato keine nennenswerte Übersterblichkeit festgestellt wird. (Für 2021 muss man freilich bis Jahresende warten, ggf. behelfsmäßig oder ergänzend entsprechende schon vorhandene Vergleichszeiträume wählen.)
  2. Zu dem Aspekt von schweren Verläufen und Intensivbehandlungen finde ich derzeit nur allgemeine Aussagen einer ‘Ausnahmesituation’, aber keine verlässlich vergleichbaren Zahlen.

Nochmal: Solange es keine Übersterblichkeit gibt, müsste die Besonderheit von “Corona” in schweren Verläufen liegen. (Andersherum würde die Schlussfolgerung ja lauten, dass durch “Corona” zwar deutlich mehr Menschen stürben, gleichzeitig aber andere Todeszahlen soweit zurückgingen, dass es keine Übersterblichkeit gäbe. Das ist offensichtlicher Unsinn, oder?)

Schwere Verläufe und Todesfolgen gibt es – wie überall am häufigsten bei Vorerkrankten – auch bei der Influenza in relativ großer Zahl, aber ein statistisch valider Vergleich ist für mich derzeit nicht einfach im Netz auffindbar. Das wäre dann hier in der Argumentation zu ergänzen. Vor anderweitigen Schlussfolgerungen kann man sich derzeit nur hüten, wenn man seine Wissenschaftlichkeit und auch journalistische Reputation nicht beschädigen will.

Wer Fehler in meiner Argumentation hier entdeckt, kann sie gerne kommentieren.

Um meinen Recherchegang zu dokumentieren, hänge ich hier noch einige besonders aussagekräftige Großzitate an.


COVID-19-Patienten müssen häufiger beatmet werden, ihre Beatmungsdauer ist deutlich länger und sie versterben häufiger als Patienten mit anderen schweren akuten Atemwegserkrankungen wie Grippe. Das Robert Koch-Institut hat schwere akute respiratorische Erkrankungen (SARI) der letzten fünf Grippewellen mit der SARS-CoV-2-Pandemie verglichen: COVID-19-Patienten wurden sechs Tage länger beatmet – ein Grund, warum das RKI das Vorhalten von ausreichend Beatmungskapazität anmahnt.

Verläuft eine schwere SARS-CoV-2-Infektion kritischer als andere schwere Atemwegserkrankungen? Das Robert Koch-Institut (RKI) hat COVID-19-Patienten mit Menschen mit schweren akuten Atemwegsinfektionen (SARI, severe acute respiratory infection) der letzten fünf Grippewellen in  deutschen Krankenhäusern verglichen. Ihre Ergebnisse haben die Wissenschaftler Kristin Tolksdorf, Dr. Silke Buda, Dr. Ekkehard Schuler, RKI-Chef Professor Lothar Wieler und Professor Walter Haas im Epidemiologischen Bulletin 41/2020 veröffentlicht: „Eine höhere Letalität und lange Beatmungsdauer unterscheiden COVID-19 von schwer verlaufenden Atemwegsinfektionen in Grippewellen“. Als Datenquellen nutzte das RKI die ICOSARI (ICD-10-Code-basiertes Krankenhaussentinel für schwere akute respiratorische Erkrankungen).

[…]

„Es wird deutlich, dass der Anteil schwerer Verläufe in allen Betrachtungsebenen bei SARI-COVID-Patienten deutlich höher ist als bei SARI-GW-Patienten“, erklärt das RKI.  Die Auswertung zeigt, dass  insbesondere der Anteil beatmungspflichtiger und der Anteil verstorbener Patienten bei stationär behandelten SARI-Fällen mit COVID-19-Diagnose im Vergleich deutlich höher liegt: 22 Prozent der COVID-19-Patienten waren beatmungspflichtig, während es „nur“ 14 Prozent der Patienten während der letzten fünf Grippewellen waren. 21 Prozent der COVID-19-Patienten verstarben, bei Patienten mit anderen schweren akuten Atemwegsinfektionen waren es 12 Prozent. Dagegen ist der Anteil Intensivpatienten bei SARI-COVID-Patienten nur leicht höher als bei SARI-GW-Fällen (37 Prozent vs. 32 Prozent) und der Anteil von Patienten, die keine Intensivbehandlung oder Beatmung erhalten haben und die nach Hause entlassen werden konnten, lag bei COVID-19 mit 43 Prozent unter dem Anteil der SARI-GW-Patienten mit 55 Prozent.

https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2020/09/02/covid-19-patienten-haeufiger-und-laenger-beatmet-und-hoehere-sterblichkeit

In den Lungen der meisten Kranken wird das Virus vom Immunsystem erfolgreich bekämpft. Viele merken davon wenig, andere haben nur ein wenig Atemnot. Warum die Lungen mancher aber mit voller Härte getroffen werden, ist bis dato eines der größten Rätsel des neuen Coronavirus.

[…]

Welcher Corona-Infizierte wie schwer erkrankt, hängt vermutlich entscheidend damit zusammen, wie sein Immunsystem gewappnet ist. Denn manchmal wehrt es das Virus ab, manchmal verzweifelt es zunächst an ihm, und manchmal wendet es sich in Überforderung gegen den eigenen Körper. Es steigert sich so lange in die Abwehr des Erregers hinein, bis der eigene Körper Schaden nimmt.

https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2020-05/sars-cov-2-coronavirus-verlauf-lungenkrankheit-herz-blut-rachen

Besonders bei älteren Menschen, Säuglingen, Kleinkindern, Schwangeren oder Personen mit bereits bestehender Vorerkrankung der Atemwege (wie Asthma  oder COPD), der Nieren oder des Herzens sowie bei immungeschwächten Patienten können Komplikationen auftreten, die schlimmstenfalls zum Tode führen können.

https://www.lungenaerzte-im-netz.de/krankheiten/grippe/prognose-verlauf/

In Deutschland sterben im Winterhalbjahr täglich etwa 2600 Personen im durchschnittlichen Alter von 81 Jahren. Wegen oder mit Covid-19 sind nach Angaben des Robert Koch-Instituts bisher täglich maximal 184 Personen im durchschnittlichen Alter von 82 Jahren gestorben.

Die offizielle Statistik erfasst als Todesursachen die Grundleiden

Nicht alle, aber fast alle dieser betagten Verstorbenen litten an schwerem Bluthochdruck, Herzkreislaufkrankheiten oder Diabetes. Diese Grundleiden werden international als Todesursache angegeben, auch wenn jemand am Schluss noch ein Influenza- oder Coronavirus erwischt. Einige dieser kranken Patienten hätten auch ohne Corona-Virus nicht länger gelebt oder nur noch wenige Tage länger, während andere ohne das Virus noch bedeutend länger hätten leben können. Darüber geben die Statistiken keine Auskunft.
Weil zurzeit sämtliche Schwerkranken in Spitälern auf Sars-CoV-2 getestet werden, registrieren das Bundesamt für Gesundheit BAG und das deutsche Robert Koch-Institut RKI alle Verstorbenen, die vorher positiv getestet wurde, als Covid-19-Todesfälle. Ohne die Tests wären etliche davon statistisch an Diabetes, Herz- oder Lungenkrankheiten gestorben.

Anders verhält es sich bei den jährlich auftretenden Influenza-Grippewellen: Wer wegen seiner Grundleiden in die Arztpraxis oder ins Spital muss, wird selten auf Influenza-Viren getestet. Aus diesem Grund machen die vielen Menschen, die jedes Jahr an der Influenza-Grippe sterben, nie Schlagzeilen. In die Medien kamen einzig zwei aussergewöhnlich starke Grippewellen: In Deutschland jene im Winter 2017/18, die zu über 25’000 Todesfällen geführt hatte; diese Schätzung machte Lothar Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts RKI.

https://www.infosperber.ch/gesundheit/public-health/am-ende-kann-man-corona-nicht-von-grippe-toten-unterscheiden/

Veröffentlicht: 21.03.2005, 08:00 Uhr

Wegen solcher Schätzungen hat die DGP eine Empfehlung zur Behandlung von Patienten mit respiratorischen Komplikationen bei einer Virus-Pneumonie erstellt, bei der die nicht-invasive Beatmung im Vordergrund steht. Diese Empfehlung für Kliniken soll dem Pandemieplan nach Absprache mit dem für den Plan zuständigen Robert-Koch-Institut angehängt werden.

Für die Umsetzung der Empfehlung schlägt die DGP vor, in Krankenhäusern zusätzlich zur Ausstattung der Intensivstationen Geräte für die nicht-invasive Beatmung auf peripheren Stationen zu bevorraten. Das Stations-Personal sollte dann geschult werden, um die Geräte einsetzen zu können.

https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Bei-Grippe-Pandemie-muessen-viele-Menschen-beatmet-werden-333082.html

Ein erheblicher Anteil der wegen saisonaler Influenza Hospitalisierten muss auf Intensivstationen betreut werden – und das oft wochenlang. ÖGARI-Präsident Prof. Rudolf Likar warnt davor, die „Grippe“ zu unterschätzen.

„Die Betroffenen sind schwer krank. Bei uns dauert ihr Aufenthalt auf der Intensivstation oft Wochen“, sagt Univ.-Prof. Dr. Rudolf Likar, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) und Vorstand der Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin am Klinikum Klagenfurt.

Die diesjährige Influenza-Welle ist in Österreich gerade erst im Ankommen. In den am Zentrum für Virologie der MedUni Wien untersuchten Proben fanden sich bisher zu 71 Prozent A(H1N1)-Viren, die 2009/2010 die damalige Pandemie auslösten. Den Rest machten A(H3N2)-Viren aus. In diesem Jahr dürften beide Virustypen durch die Vakzine (Dreifach- oder Vierfach-Impfstoffe) abgedeckt sein. Der Verlauf der Erkrankungen infolge der saisonalen Influenza bleibt aber de facto unvorhersehbar.

Somit ist man auf retrospektive Fakten angewiesen. „Gemäß der saisonalen, klinischen Sentinella-Surveillance der Influenza in Österreich wurde für Kalenderwoche (KW) 40/2017, mit Beginn der Meldungen von Grippe/Grippe-ähnlichen Krankheitsfällen (influenza-like illness; ILI) eine Inzidenz von 289 Fälle/100.000 Einwohner geschätzt. In KW 7/2018 erreichte die Inzidenz der Grippe/Grippe-ähnlichen Krankheiten mit 1.793 Fällen/100.000 Einwohner ihren Höhepunkt“, heißt es im Jahresbericht der Nationalen Referenzzentrale für Influenza Epidemiologie der AGES für die Saison 2017/2018.

Dass sich die Österreicher kaum gegen die Influenza impfen lassen, ist auch dieses Mal mit hohen Erkrankungszahlen zu rechnen. In der Saison 2017/2018 wurden abzüglich der Retouren rund 558.000 Dosen der Vakzine abgegeben. Das entspricht einer theoretischen Durchimpfungsrate von 6,36 Prozent. 2006/2007 waren es noch 15,36 Prozent gewesen.

Intensivstationen besonders belastet

Prof. Likar hat sich die Daten aus dem LKH Klagenfurt für die Influenza-Saison 2017/2018 angesehen. „Wir hatten 246 Patienten, die wegen Influenza in unser Krankenhaus eingeliefert wurden. Per Labor erwiesen sich 83 davon als Influenza-A-Fälle, 163 hatten eine Influenza B“, sagte der ÖGARI-Präsident. Der Arbeitseinsatz der Intensivmediziner in Klagenfurt war dementsprechend hoch. Prof. Likar: „35 der Patienten kamen auf die Intensivstation, zwei davon auf die ‚Kinder-Intensiv‘.“

Betroffen waren, so der ÖGARI-Präsident, vor allem alte Menschen, Multimorbide – also Patienten, die kaum eine „Reserve“ haben und bei welchen die Influenza dann zu schweren Komplikationen führt. Erfolgt die Spitalsaufnahme rechtzeitig, wird sofort die Therapie eingeleitet: Oseltamivir (Tamiflu®), eventuell notwendige Beatmung etc. „Das kann durchaus bis zur veno-venösen ECMO-Behandlung gehen“, sagt Prof. Likar.

https://pflege-professionell.at/at-wenn-die-influenza-auf-der-intensiv-landet

Daniel Hermsdorf

Verleger, Autor, Journalist bei filmdenken.de - Medienkritik, Verschwörungstheorie und Physiognomik

Eine Antwort

  1. Natürlich erreichen auch mich gleich wieder solche Berichte.
    https://www.welt.de/politik/deutschland/article230250123/Rehakliniken-Erleben-massive-Zunahme-von-Long-Covid-Patienten.html
    Aber sind Patienten mit solchen eher unspezifischen Symptomen denn sonst (in größerer Zahl als heute) in Behandlung gegangen?

    > “chronische Müdigkeit, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen und psychosomatische Beschwerden”

    Wie in anderen Großdebatten geht es hier bis zur Zirkelschlüssigkeit – als ‘Beweis’ für die “Pandemie” “chronische Müdigkeit” und “psychosomatische Beschwerden” bei Leuten, denen man nahelegt, die Wohnung nicht zu verlassen und ihnen im TV im Dauerfeuer beängstigende Bilder schwer Erkrankter und “Infektionszahlen” zu präsentieren …?

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