#Weihnachtsmarkt-#Attentat – #Hoax-Debatte

Bei jedem dieser nun häufigeren Terror-Ereignisse flammt sofort die Diskussion im Netz auf, was daran wie gefälscht sein könnte. So auch zum Attentat auf den Berliner Weinachtsmarkt am 19.12.2016. Entweder, solche Nachbetrachtungen sind notwendig. Oder es besteht die Gefahr einer Missdeutung, auch eher unguter oder zumindest unvorsichtiger Triumph-Gesten à la “Ich habe die Täuschung entlarvt”. Für jede andere Aufklärung, die es schwer hat, ist es schädlich, wenn zu oft das Versprechen einer Aufdeckung schließlich selbst als Trug bewiesen werden kann.

Und so frage ich es mich zu dem markig überschriebenen Video “Truck Hoax Berlin 19.12.16 Dashcamvideo DEBUNKED” von “Systemkritiker”. Es ist zunächst mal interessant anzusehen, da überhaupt die Frage aufgeworfen wird, was genau wir in dem Dashcam-Video von mäßiger Bildqualität aus der Sicht eines Taxis überhaupt sehen. Man dankt stets für die Mühe, wenn sie sich jemand schon gemacht hat. Doch ich glaube, beim vierten nach dem dritten Hinsehen löst sich der Verdacht anhand dieses Videos doch wieder auf.

Man kann mit den Bezeichnungen der Einzelheiten der Szenerie schon arbeiten. Die Bäume werden nummeriert, und es geht im Kern um die Frage, ob der rasende Lkw, der zwischen Baum 2 und 3 in die Gasse zwischen den Weihnachtsmarkt-Ständen einfährt, die leuchtenden Sterne auf den Bäumen 3, 4 und 5 verdeckt oder nicht.

Zum Verständnis der Räumlichkeit ist wichtig, dass Baum 3 nur minimal und ganz zu Anfang des veröffentlichten Videos am linken Rand von Baum 2 mit seinem Leuchtstern zu sehen ist. Am rechten Rand der Silhouette des großen Baum 2 im Vordergrund ist dann der Stern von Baum 4 zu sehen. Weiter rechts ist noch jener von Baum 5 im Bild. In einem mit Pfeilen versehenen Bild ist die Darstellung etwas irreführend: Der Pfeil mit “Baum 5” müsste auf das Oval darunter zeigen, nicht auf jenes, wo seine Spitze endet. Das ist eben, wie von unten her durch den senkrechten Pfeil bezeichnet, Baum 4.

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“Systemkritiker” meint nun, ein Hoax sei bewiesen, da der Lkw Baum 5 nicht verdecke. Ich befürchte aber, es liegt einmal wieder an schlechter Bildauflösung und mehrdeutigen Formen. Die Video-Auflösung bzw. -Komprimierung der “Bild”-Zeitung ist etwas besser als die des YouTube-Videos. Standbilder aus dieser anderen Version zeigen noch etwas deutlicher, dass der Lkw Baum 5 sehr wohl verdeckt. Im Video wird Sekundenbruchteile später an (fast) derselben Stelle ein neuer heller Fleck sichtbar, der aber gleich wieder verschwindet. Hier auf Bild 4 direkt unter dem unteren Ende des leuchtenden Bogens. Es könnte sich dabei um etwas ganz anderes weiter im Vordergrund handeln. Man sieht in der Bildfolge nämlich auch, dass der schnell fahrende Lkw eine Plane aufwirbelt, die sich vermutlich an der Front einer der Holzhütten befindet. Von ihr wird ein ganz anderes Licht zur Kamera reflektiert und verschwindet durch Bewegung der Plane gleich wieder. So würde ich das eher interpretieren.

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Man muss sich am besten das Video durch langsames Verschieben des Reglers auf der Zeitleiste mehrfach ansehen. Dann bemerkt man die flatternde Bewegung, die in dieser Bildregion stattfindet.

Das ändert aber nichts an der Richtigkeit der Bemerkung, dass auf wohl keinem veröffentlichten Bild des Tatorts Blutspuren zu sehen sind, wie Gerhard Wisnewski es an Beispielen zeigt.

Ich habe dazu nur noch ein Bild gefunden, in dem in der Vogelperspektive mehrere Stellen mit einem Löschkalk bestreut zu sein scheinen – dies wäre ein gegenläufiger Hinweis, der die übrigen Bilder, v. a. jene der Zugmaschine des Lkws, aber nicht ausreichend erklärt.

Wenn man nach sprachlichen Aussagen sucht, wie Menschen den Lkw als solchen sahen, findet man fast nichts. Angeblich:

Ein Reporter des Spiegels sagte, dass viele das Geschehen mit ihren Handys filmten oder nur fassungslos schauten.
http://www.berliner-zeitung.de/berlin/opfer-und-augenzeugen-berichten–der-laster-hat-mich-voll-erwischt–25345420

Aber nur ein längeres Handy-Video, zu dem der Macher sagt, er wolle nicht auf die Verletzten draufhalten:

Ansonsten allüberall v. a. eine ausführlichere Aussage des Briten Mike Fox, der viele Verletzte behauptet.

Dann wird noch ein Tweet zitiert. Und in der Berliner Zeitung (s. o.) noch paar Sätze von dem verletzten Spanier. Aus reiner Zeugensicht dann nur etwas wie dies:

„Was genau passiert war, wussten wir ja lange nicht. Ist es eine Bombe, eine explodierte Gasflasche? Den Lkw haben wir erst gar nicht wahrgenommen. Von überall kamen dann Polizeifahrzeuge mit Blaulicht, ganz viele Polizisten in Zivil, sehr geordnet, sehr professionell.“
http://www.bz-berlin.de/berlin/charlottenburg-wilmersdorf/anschlag-breitscheidplatz-die-menschen-rannten-uns-in-stiller-panik-entgegen

Aufschlussreiches bei Maria Lourdes auf “Lupo Cattivo”:

Beispielsweise erzählt die Augenzeugin Emma R., dass der Lkw die Lichterkette heruntergerissen hätte und es dunkel geworden sei. Auf dem Live-Video der Morgenpost ist aber die Lichterkette intakt und es gibt ausreichend Licht. Das Erlebnis einer jungen Studentin (und Journalistin der taz?) klingt wiederum äußerst befremdlich: »›Ich glaube, der Lkw hat mich tatsächlich angefahren‹. Sie sei am nächsten an dem Lastwagen gewesen und meint, sich an eine Berührung zu erinnern. Dafür spreche auch, dass sie Schmerzen im Arm und blaue Flecken habe.« Noch befremdlicher, dass sie ihr Erlebnis nicht in die weite Welt twitterte. Im Gegensatz dazu meldete sich der spanische Journalist E., der meinte vom Lkw voll erwischt (überrollt?) worden zu sein, nach gerade einmal zehn Stunden (aus dem Spital?) per twitter.
Die ersten Twitter-Meldungen über einen Lkw, der in einen Berliner Weihnachtsmarkt gerast ist, stammen – wie bereits in Nizza – von lieblosen Accounts, die zwar von dem Vorfall auf irgendeiner Weise gehört haben müssen, aber nicht dabei gewesen sein dürften.

Auch sehr spärlich, teilweise bei Maria Lourdes zitiert:

Der “Merkur” ergänzt noch:

Am Rand des Weihnachtsmarkts steht eine türkische Ärztin, sie trägt noch medizinische Handschuhe. Sie habe eine Stunde lang geholfen und versucht, Opfer zu reanimieren, sagte sie. Ein Mensch sei trotzdem gestorben. Außerdem habe sie mehrere abgetrennte Gliedmaßen gesehen.
Ein 62-jähriger Mann, der seinen Namen nicht nennen will, berichtet, dass der Laster aus Richtung Ku’damm gekommen war. „Ich habe gesehen, wie unter dem Lkw vier Personen lagen. Die lagen da drunter, die waren eingeklemmt. Denen konnte da keiner helfen.“
https://www.merkur.de/politik/nach-anschlag-in-berlin-augenzeugen-berichten-zr-7142798.html

Eine Aussage von einem Autofahrer, wie der Lkw auf die Straße vorstieß, habe ich bisher überhaupt nicht gefunden. Außer der Dashcam-Aufnahme gibt es neben Berichten von Verletzten wenig, was die Fahrt in die Gasse weiterführend beglaubigt. Das ist eigentlich bei der großen Zahl von Zeugen verwunderlich.

Hat man sonst kaum Gelegenheit, Kamera-Augen zu entgehen, bleiben sie bei solchen Ereignissen immer wieder verschlossen. Gibt es an einem solchen Platz nicht auch noch andere Überwachungskameras, die das Ereignis aufzeichneten, fragt man immer wieder seit 9/11.

Daniel Hermsdorf

Verleger, Autor, Journalist bei filmdenken.de - Medienkritik, Verschwörungstheorie und Physiognomik

Eine Antwort

  1. GM sagt:

    Ehrlicherweise kann und will ich mir keine Rettungskräfte und Polizeikräfte vorstellen, die uns derart an der Nase herumführen. Rettungsärzte und Rettungskräfte helfen mit großem Einsatz dort wo es dringend nötig ist. Dafür sind wir dankbar. Dass dieselben Rettungskräfte hier bei einem Betrug beteiligt sein könnten, ist für mich unvorstellbar. Dass der Bundespräsident da mitmachen könnte ist ebenfalls undenkbar für mich persönlich. Es stimmt allerdings, dass die Vorgänge um den Anschlag in Berlin etwas eigenartig wirken. Merkwürdig auch das Fahndungsplakat mit Amri. Die auf dem Fahndungsplakat des Bundeskriminalamtes auf der rechten Seite abgebildete Person ist der Topterrorist Carlos und nicht Amri. Was soll das?

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