USA-Staatsbankrott: Wer Sorgen hat, hat auch Bischöfe

Gestern retteten die Parlamentarier der USA ihren Staat vor seiner Zahlungsunfähigkeit. Neuer Stichtag ist der 07.02.2014. Wird dann die erhöhte Schuldenobergrenze erreicht, beginnt die Entscheidung von Neuem. Die deutsche Presse widmete sich in diesen letzten Tagen vor einer drohenden Weltwirtschaftskrise an erster Stelle den überhöhten Ausgaben des katholischen Limburger Bischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst. In dessen Fall geht es um vergleichsweise überschaubare 40 Mio. Euro, die seine Residenz schließlich kosten soll.

Was ist zu der Situation in den USA zu sagen? Auf theoretischer Ebene wohl nur das, was Gerd-Lothar Reschke in seinem YouTube-Channel „Wertperspektive“ aktuell rekapituliert: „Wie lange kann der Systemcrash noch durch Gelddrucken aufgehalten werden?“ (Ich wies hier bereits auf Reschkes Videos hin.)

Der Prophet, wie Reschke einer ist, muss stets mit einer Tragik rechnen: Dass seine Prognose nicht so bald eintrifft, wie seine Prophezeiung noch im Gedächtnis ist.

Reschke beugt vor, indem er nahezu täglich 20 Min. Video-Botschaft ins Netz stellt. Die meisten von ihnen erreichen um die 2000 Zuschauer, steigen aber selten höher. Dabei stellt Reschke in verständlichen Worten ökonomisches Grundlagenwissen zur Verfügung. (Sind auf YouTube wirklich noch nicht mehr erwachsene Zuseher unterwegs? „Liken“ und Teilen sie doch immer nur die größten Haufen wie „Hobbit“-Trailer etc.?)

Wie angedeutet, kann dieses Grundlagenwissen nur insofern täuschen: Die Wirklichkeit ist hartnäckiger als eine rationale Logik, das kollektive Phantasma ist zäher als ein systemischer Zwang zur Aufgabe. Letzterer wird – das bezweifelt wohl kaum ein Ökonom, der Theorie und Rahmendaten kennt, und auch die Nachrichten besagen es – immer und immer wieder nur aufgeschoben.

Die wichtigen Presseorgane schwenken schon am heutigen Tag zu einer Nachricht über, die jedem hierzulande besser gefallen muss: Das Herbstgutachten der führenden Wirtschaftsforschungs-Institute sieht 1,8 % Steigerung der Wirtschaftsleistung für das nächste Jahr voraus. Solche Nachrichten bleiben völlig isoliert von dem systemischen Risiko, um das sich ein Kommentator wie Reschke täglich sorgt.

Die Gestimmtheit der Massenmedien ist ein hypertropher Optimismus, der für die Gesellschaft offensichtlich ein Motivationstraining darstellen soll. Wir müssen abermals abwarten, wie sehr sich dies nicht nur von Theorie, sondern auch von empirischer Wissenschaft und ihrer Prognose-Tüchtigkeit unterscheidet.

Daniel Hermsdorf

Verleger, Autor, Journalist bei filmdenken.de - Medienkritik, Verschwörungstheorie und Physiognomik

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