Scheinwirklichkeit und Wahnsinn in der Wertperspektive

Mit dem folgenden Video verleiht Gerd-Lothar Reschke in seinem „YouTube“-Channel „Wertperspektive“ einer radikalen Ablehnung von kommerzialisierter Mediengesellschaft und gegenwärtiger politischer Landschaft Ausdruck:

Der heutige Massenmensch gibt seine Existenz komplett ab – Für ihn existieren nur noch die künstlichen Popanze, die ihm von außen vorgegaukelt werden – Selbstverrat, der ein ganzes Leben dauert

Dieser Monolog gehört zu einer eigenartigen Textsorte: Er ist eine allgemeine philosophische Reflexion, die aber auf Fußnoten ebenso verzichtet wie auf ein religiöses Heilsversprechen. Er bietet auch keine praktischen Lösungen an. Aber dennoch bleiben aufgeworfene Fragestellungen bestehen: Welchen Sinn hat eine von Prominenz bestimmte Öffentlichkeit für den Einzelnen? Ist Demokratie im vorhandenen Setting gestaltbar, oder ist sie ein getarntes Menschenexperiment, in dem ganz andere, archaische und totalitäre Wesenszüge weniger Einzelner die Masse und ihr Schicksal steuern?

Wer zur ‚anderen Seite‘ einer solchen Öffentlichkeit gehört, wird solche Einschätzungen nicht begrüßen können und, wie Reschke selbst anmerkt, voraussichtlich verdrängen. Als eine randständige freie Artikulation ist ein solches Video jedoch erwähnenswert. Es zeigt einen Punkt auf, an dem viele, die hier konfrontiert werden, wie auch die wachsende Zahl derer, die solche Kritikpunkte teilen, angekommen sind: Eine Omnipräsenz von Massenmedien und Gerätetechnik lässt an der eigenen Bewusstheit zweifeln, eine von solchen Medien gelenkte oder gesteuerte Masse wirkt immer befremdlicher. Gerade die Wiederholung immergleicher politischer Rituale, die Aufweichung politischer Positionen und Perspektiven, die Ausweglosigkeit wirtschaftlicher Zwangslagen und die zynische Konstruktion unzähliger Selbstdarsteller des Kommerzes erreichen eine neue Qualität (freilich nicht im bestätigenden Sinn des Wortes).

Auf YouTube und einer neuen Facebook-Seite formiert sich mittlerweile um Gerd-Lothar Reschke eine neuartige Diskussionskultur unter dem Motto „Deine Stimme“, in der Einzelpersonen Kommentare und Gedanken in die Kamera sprechen. Immer wieder interessant zu sehen und zu hören.

Daniel Hermsdorf

Verleger, Autor, Journalist bei filmdenken.de - Medienkritik, Verschwörungstheorie und Physiognomik

3 Antworten

  1. Richard sagt:

    Vielleicht liegt es daran, dass Herr Reschke mit “dem Herzen denkt” und nicht mit seinem Gehirn. “Verstandesmenschen” steht er ja nach eigenen Aussagen sehr skeptisch gegenüber. Es ist daher kein Wunder, dass auch sein Buch über das “Falschgeldsystem” von Denkfehlern nur so wimmelt. Das Herz ist eben kein guter Ratgeber bei finanztheoretischen und -politischen Themen. Da sollte man es schon mit dem Gehirn und historischen Hintergründen versuchen. Dies ist allerdings mit Recherchearbeit verbunden, die allerdings nichts mit dem Lesen von Kopp-Büchern zu tun hat. Wenn man Schrott-Quellen als Recherchequellen benutzt, kommt am Ende auch nur Schrott heraus. Das ist leider ein Faktum – aber nicht zu ändern. Auch wenn es GLR unbequem ist.

    Es ist jammerschade, dass er Ratschläge nicht annimmt (bzw. voll abblockt), logischen Argumenten nicht zugänglich scheint (und das als “Naturwissenschaftler”) und unbeirrbar seine logisch falschen Schlüsse verfolgt. Es ist so, als wenn irgendwann jemand den Wahn hätte, die Behauptung aufzustellen, dass 1+1=3 ist, und dann jahrelang versucht, diese falsche Aussage zu beweisen. Das muss notwendigerweise schief gehen. Deswegen dreht er sich auch ständig im Kreis, ohne diesen zu durchbrechen. Daher stammen auch die mantraartigen Wiederholungen, die das Gesagte aber dadurch nicht richtiger machen.

    Traurig ist jedoch, dass er für sich die “Welterkenntnis” reklamiert, und alle anderen – die von seinen Meinungen abweichen – als dumme Hirnis hinstellt, die nichts kapiert hätten. Es handelt sich hier um ein Paradebeispiel eines Falschfahrers, der sich ständig über die vielen anderen Falschfahrer beschwert! – Er sollte die Worte Jesu zu Herzen nehmen: “Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet.”

    Ich sage daher bei Herrn Reschke: Vorsicht, Vorsicht, Vorsicht! – Trau, schau, wem!
    Alle sogenannten “Systemkritiker” sind nur mit extremer Vorsicht zu genießen, auch die Mainstreammedien natürlich! – Es muss alles höchst kritisch bewertet werden.

    MfG!

    PS: Er wirkt nicht nur auf dich eiskalt auf sozial-schwache Menschen, sondern er ist es. Das kaschiert er dann mit dem Label “libertärer Kapitalismus” und mit Haßtiraden auf den Sozialismus. Dabei hat er weder die Bedeutung von Kapitalismus, Kollektivismus, Sozialismus noch die Bedeutung von Geld in seinen Urformen erkannt. Er reiht nur Schlagworte aneinander, ohne deren ursprüngliche Bedeutung und Immanenz zu erkennen. Sozialismus ist z.B. überhaupt nicht verwerflich, sondern in seinem Kern eine ur-ethische Idee, eigentlich das höchste Ideal des menschlichen Zusammenlebens mit gegenseitiger Hilfe. Was natürlich daraus gemacht wurde, ist eine völlig andere Geschichte. Genauso wie das Christentum nichts mehr mit der katholischen Kirche gemeinsam hat. Dieser Blick auf das Ganze ist bei GLR erheblich getrübt.

  2. Petrus Pohn sagt:

    Habe mehrere Videos von GLR in beiden Kanälen – Kraft der Freiheit und Wertperspektive – gesehen. Er sagt eigentlich immer wieder das Gleiche.

    Antworten findet man von Ihm vergeblich. Er ist nach meinem Empfinden sehr kalt im Bezug auf sozial-schwache Menschen.

    Sein Faible für Gold und Silber wirkt fast marktschreierisch. Gold und Silber als Wertdeckung ist schon seit den 70er Jahren des letzen Jahrhunderts überholt und auch nicht nötig. Die Deckung in einer modernen Wirtschaft erfolgt nämlich durch die Arbeit der Menschen, die geschaffenen Waren und Dienstleistungen, die Bodenschätze plus der errichteten Gebäude.

    Verkürzt gesagt: Arbeit, Boden, Kapital und Information als vierter Produktionsfaktor!

    • Habe leider auch bemerken müssen, dass das Monologische sein Prinzip ist. Er gehört wohl zu denen, die ein Kommunikationsangebot suggerieren. Ein echtes Gegenüber mit zumindest teilweise abweichenden Erfahrungen oder Haltungen wünscht er nicht. Es gibt luzide Beobachtungen bei ihm, die sich sonst kaum woanders finden. Dann wieder gibt es Marotten und natürlich ewige Wiederholungen, die mehr eine Selbstvergewisserung sind denn eine Ansprache, für die Zuschauer auf Dauer Zeit hätten. Das müsste man anders organisieren und formatieren. Ich habe dazu ganz persönlich Angebote gemacht, die nicht gewürdigt wurden. Das ist leider symptomatisch für weite Bereiche unserer Gesellschaft, die Reschke wegen derselben Tendenzen auf anderen Feldern zu Recht selbst anklagt.

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