Morbide Bizarrerie von #Integration und #Multikulti

Die Debatten über Flüchtlingskrise und Integration führen auf der Sachebene schnell zu eher bitteren Einsichten. Der „Grünen“-Politiker Volker Beck lässt sich aber nicht beirren und fordert „Akzeptanz für Schächten und Beschneidung“, damit sich Flüchtlinge bei uns wohlfühlen können. Nichts ist mächtiger als eine Idee, deren Zeit gekommen ist.

Weltoffenheit befördernd vor diesem Hintergrund die darauf folgende Überschrift im „Welt“-Liveticker: „Syrer soll Ehefrau erschlagen haben – Anklage wegen Totschlags“ nach dem Vorfall in einer Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende (AfA) im August. (Der Mann bestreitet die Tat.) Und umgekehrt wird ein Schuh aus Becks Einsicht – nur reicht dahin die Gehirnwindung des sich Äußernden anscheinend nicht. Warum nicht dann auch von Flüchtlingen rigoros fordern, zumindest im beruflichen Umfeld der anderen, so respektwürdigen Kultur kein lustiges Kopftuch zu tragen? Warum die Sicht des anderen mit Minaretten vollstellen? Könnte es nicht eine unwillige Randgruppe geben, der gegenüber hier Toleranz zu üben wäre? Ist das Ausbluten-Lassen von noch lebenden Tieren nicht das Kopftuch-Verbot des anderen? – Nein, der Schwule Beck macht sich lieber zum Anwalt derer, in deren kultureller Heimat er oft kaum Besseres als eine Steinigung zu erwarten hätte. War’s also in Wirklichkeit eine paradoxe Intervention, um solche Aussagen bei anderen hervorzurufen? Bitte. Danke.

Und da hatte ich gerade einen langen Artikel über die Desinformation (oder jedenfalls auch fehlende Information) in der Flüchtlings-Debatte geschrieben, in der laufend die Berichte über Ausschreitungen in Unterkünften auftauchen, deutlich weniger Konkretes aber dazu, was als angeblich gigantische Statistik fremdenfeindlicher Taten auftaucht – da erreicht mich der nächste „Google“-Alert mit erlesenen Dokumenten erwartbarer gelingender Integration von in Not Geratenen. Ich sortiere die doppelten Meldungen hier vorher aus:

Die Polizei stellt den Hergang so dar: Ein Eritreer hatte einen Sicherheitsbeamten angegriffen. Daher sollte der 24-Jährige in eine andere Unterkunft verlegt werden. Doch Dutzende Landsleute stellten sich gegen die Verlegung und griffen laut Polizei auch das Wachpersonal an. Die Sicherheitsleute bekamen wiederum Unterstützung von mehreren Syrern. Hieraus entwickelte sich eine erste Schlägerei mit etwa 50 Beteiligten.
Am Sonntag kochte der Konflikt dann erneut hoch. 60 bis 80 Bewohner aus Syrien und Eritrea gingen jeweils in zwei Gruppen aufeinander los. Die Männer sollen mit Stöcken, Steinen und Holzlatten aufeinander eingeprügelt haben.
Hamburg: Schwere Ausschreitungen in Flüchtlingsheim (Spiegel)

Das Sicherheitspersonal soll den Mann nach Darstellung der Polizei aufgefordert haben zurückzugehen. Der 18-Jährige soll einen 23-Jährigen Wachmann daraufhin mit Faustschlägen gegen den Oberkörper angegriffen haben. Der Bedienstete soll sich dann zur Wehr gesetzt haben, wobei sich der junge Mann nach Polizeiangaben nach einem kurzen Gerangel zu Boden fallen ließ. Die Polizei leitete Ermittlungsverfahren wegen wechselseitiger Körperverletzung ein.
„Er hat geschrien, da haben sie noch fester gedrückt“ (Berliner Zeitung)

Nach den bisherigen Ermittlungen gab es erst Streit, dann flogen Steine und Schuhe in Richtung der Sicherheitsleute. Zeitweise sollen bis zu 80 Flüchtlinge und Security-Mitarbeiter in die Schlägerei verwickelt gewesen sein. Die Polizei rückte mit rund 40 Beamten an, die die Lage rasch unter Kontrolle brachten. Drei Asylbewerber und vier Sicherheitsleute wurden mit leichten Verletzungen ambulant versorgt.
Fußballspiel in Flüchtlingsheim eskaliert – Kripo ermittelt (Die Welt)

Bei einer weiteren Schlägerei unter neun Flüchtlingen in der Nacht zu Samstag in einem Flüchtlingsheim in Hamburg-Wilhelmsburg waren, so „Bild“, ein Flüchtling und ein Wachmann getroffen.
Wieder Massenschlägereien in deutschen Flüchtlingsheimen (Sputnik Deutschland)

Direkt danach wurde der Polizei eine größere Schlägerei im Bereich der Grohner Dühne gemeldet. Auch hier hatten offensichtlich zunächst mehrere Personen sogenannte Polenböller gezündet. Als sich daraufhin Anwohner wegen des Lärms beschwerten, wurden sie körperlich angegangen.
Als die Einsatzkräfte eintrafen, hatte sich die Lage bereits beruhigt. Allerdings wurde einem 29 Jahre alten Mann eine blutige Unterlippe zugefügt, sein 24-jähriger Bruder erlitt eine kleinere Kopfplatzwunde.
Flüchtlinge und Polenböller sorgen für Einsätze in Bremen (Osnabrücker Zeitung)

Am selben Tag kommt nachträglich nur noch ein Suchergebnis zu den Begriffen „flüchtling anschlag“ (dieselbe Nachricht gleich in fünf überregionalen Quellen):

Eine noch unbewohnte Asylunterkunft im sächsischen Pirna ist in der Nacht zum wiederholten Male angegriffen worden. Unbekannte warfen einen Molotowcocktail auf das frühere Landratsamt.
Pirna: Brandanschlag auf Flüchtlingsheim in Sachsen (Spiegel)

Am 06.12.2015 wurde in der „Zeit“ wegen dieser bedrohlichen Entwicklung schon zu Wachsamkeit aufgerufen:

Fast täglich werden Flüchtlingsheime angegriffen. Wenn sich der erste Mord wie eine Heldentat feiern lässt, wird es Nachahmer geben, warnt Konfliktforscher Zick.

Daniel Hermsdorf

Verleger, Autor, Journalist bei filmdenken.de - Medienkritik, Verschwörungstheorie und Physiognomik

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