Fachkräftemangel und Fernsehüberfluss

Alle (vorhergehenden) Jahre wieder äußern sich ausbildende Betriebe über die Lage bei Bewerbungen und Bewerbern. So bemerkt Sybille von Obernitz (Deutscher Industrie- und Handelskammertag) in „heute“ (ZDF) vom 05.08.2010 neben anderen „das Problem, dass ungefähr jeder fünfte Schulabgänger aus heutiger … aus heutigem Niveau nicht wirklich ausbildungsreif ist.“

Den Take hätte man vielleicht nochmal wiederholen können, aber die Aussage kommt rüber. Im dritten von fünf Thesen-Videos zu „Glotze fatal“ geht es genau um dieses Problem:

Was ‚das Fernsehen‘ nicht so recht zu leisten imstande ist, bleibt die Diskussion von Ursachen und die Umsetzung daraus folgender Konsequenzen. Das ZDF berichtet zumindest über solche Umstände, erreicht aber vorwiegend eine ältere Zielgruppe. Das eigentliche Problem liegt doch offensichtlich darin, dass ein Bildungssystem nicht richtig funktioniert, und dazu gehört, dass Bildungsangebote von Schüler nicht mehr angenommen werden.

Warum geschieht nun dies? Ich habe das im Video beispielhaft zu zeigen versucht: Die Programminhalte, die in immer größerer Zahl und zeitlicher Ausdehnung zur Freizeitgestaltung von Heranwachsenden werden, erfüllen kaum einen irgendwie gearteten „Bildungsauftrag“ mehr. In den vielfach vorfindlicheren noch schlimmeren Fällen agitieren sie auf vielfältige – hier immer wieder zu thematisierende – Weise gegen Aufmerksamkeit, Lernwillen, Differenzierungsvermögen, Geschmacksbildung.

Erst wenn hierüber ein breiterer Konsens bestehen würde – der scheinbar seit ca. 30 Jahren zunehmend aufgelöst worden ist –, müsste man dann über Maßnahmen nachdenken, wie dem entgegenzuwirken ist. Das ist nach meiner Einschätzung in Programmredaktionen, die versuchen, überzuckerte Softdrinks, Chips, Fertignahrung, Autos und Handys mit Werbespots zu verkaufen und Zuschauer dabei möglichst lange in einem möglichst anspruchslos dahinströmendem, -flirrenden oder -hämmernden Bildkontinuum einzufangen, kaum denkbar.

Wer auf Seiten von Politikern und sonstigen gesellschaftlich Verantwortlichen und Engagierten daran interessiert ist, den angesprochenen Leistungsdefiziten in einer „Wissensgesellschaft“ mit wesentlichen Zukunftschancen in an Hightech und Bildung orientieren Geschäftsbereichen entgegenzuwirken, wird in Mittelfrist nicht mehr um solche Grundsatzdiskussionen herumkommen. Oder die Arbeitsplätze werden woanders angeboten.

Daniel Hermsdorf

Verleger, Autor, Journalist bei filmdenken.de - Medienkritik, Verschwörungstheorie und Physiognomik

Eine Antwort

  1. Peter Staudt sagt:

    Das elektronische Medium TV wird von den Systembetreibern zunehmend als Waffe für verdeckte Einflussnahmen, Agitation und Zersetzung der gesllschaftlichen Ordnug missbraucht. Die von Ihnen in ihrer Film-Dokumentation formulierte “organisierte Zeitvernichtung” trifft den Sachverhalt punktgenau. Die kritische Auseinandersetzung mit diesem Thema wird bei den Opfern dieser quasi militärisch geführten Desinformationsffensive nur Kopfschütteln hervorrufen, der durch Langzeitpenetation von Hirnficker-TV & Co. verursachte Schaden ist irreversibel….

    Diejenigen, (wir!) die gegen dieses Trommelfeuer offensichtlich resistent sind – stehen in der Pflicht diesem schmutzigen Krieg entschlossen entgegenzutreten.

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