#Verschwörungstheorie im Kopp Verlag – Pro und Contra
Ein interessantes Beispiel für die sich verändernde Medienöffentlichkeit ist der Kopp Verlag in Rottenburg – und zwar auf mehreren Ebenen. Für dieses Blog hier ist das Thema gewissermaßen historisch, denn im ersten Eintrag im neuen Gewand von 2010 brach ich eine Lanze für die damals wochentägliche Nachrichten-Sendung des Kopp Verlags, die dann aus Kostengründen wieder eingestellt wurde. Diese Nachrichten waren für mich durchaus ein Argument dafür, dass die Macher es mit ihren Anliegen ernst meinen und nicht nur mit ‚Populismus‘ oder Verschwörungstheorie Kasse machen wollen.
Letzteres ist eines der Totschlag-Argumente gegenüber alternativen Informationsangeboten. Und dazu sei zunächst eine der grundsätzlichen Anmerkungen gemacht, derer ich gleich weitere folgen lasse. Ich glaube, dass Skepsis gegenüber sog. „Verschwörungstheorien“ häufig aus politischen Gründen oder aus Dummheit geschürt wird. Auch die Totschlag-Argumente Populismus und Kasse machen muss man nur einmal auf vorgebliche ‚Normalitäten‘ anwenden, um sie zu entkräften. Gerade etwa sah ich eine „tagesschau“ von heute, in der es einen Bericht über eine Caravan-Messe gab. Fragt hier jemand, warum ausgerechnet auf dieses Ereignis hingewiesen wird? Wen hat das zu interessieren und wen interessiert es eigentlich gar nicht? Wer fragt bei Zeitschriften aus den großen Verlagshäusern, warum sie über dieses oder jenes Pop-Sternchen schreiben – oder besser, warum sie nicht nicht über diese schreiben?
Das, was dort allgemein als normal angesehen wird, ist eine Realität, die von großen Medienkonzernen gesetzt wird und an die sich alle gewöhnt haben. Der Kopp Verlag versucht, solchen Standards eine eigene Welt entgegenzusetzen. Dabei kommt es innerhalb des Verlagsprogramms auch zur Publikation von Esoterik, mit der ich relativ wenig anfangen kann. Betreffs alternativer Heilmethoden muss man auch sehr genau hinschauen, auf welche Informationen man vertraut. Ich habe jedoch im Mainstream bisher kaum Klagen darüber gehört, dass Zeitschriften und Sender bezahlte Werbungen von Pharma-Konzernen verbreiten, von denen teilweise sehr Unerfreuliches zu berichten wäre. Solche Mainstream-Organe vermeiden deshalb zwangsweise sogar noch kritische Berichte über fragwürdige Machenschaften ihrer Werbekunden. Selbst, wenn relativ viele Menschen (aber wie viele genau?) sich diesen Zusammenhang schon vergegenwärtigt haben – im Zweifel wird wohl bisher mehrheitlich gegenüber dem Toleranz geübt, was durch die Macht der Medienkonzerne eben als normal gilt, es aber keineswegs ist. Es ist nur die gemachte Norm.
Ich bemerkte zuletzt, dass meine regelmäßige Weitergabe von Links zur Website des Kopp Verlags über meinen Twitter-Account filmdenkende bei anderen zu kritischen Nachfragen führte – ob ich denn wirklich den Kopp Verlag unterstützen wolle? Nach meinem Eindruck zeigt sich diese Haltung öfter, seitdem der „Spiegel“ (22.05.2014) einmal sein Schweigen zur alternativen Öffentlichkeit im Internet gebrochen und dabei natürlich auf dem Kopp Verlag herumgehackt hat. Das ist für mich ein Zeichen, was Meinungsführerschaft nach wie vor ist. Nur wirkt sie für den, der sich pluralistisch im Internet informiert, zunehmend komisch und grotesk. Natürlich ist an der Meinungsvielfalt mit anschließender Verwirrung neuerlich zu arbeiten, wenn eine politische Öffentlichkeit nicht ins Chaos versinken soll. Das ist eine der neuen großen Aufgaben für Publizisten. (Damit schließe ich keineswegs aus, dass die Verheißung von Meinungs- und Informationsfreiheit im Netz staatlicherseits wieder eingeschränkt oder aus dramatischen praktischen Gründen untergehen wird. Aber das ist ein anderes Thema.)
Gerade heute fällt mir aber auch ein besonders krasses Beispiel auf, das die Notwendigkeit veranschaulicht, bei Kopp und jedem anderen Informationsanbieter genau hinzuschauen. Ich meine die Neuerscheinung „Die Pyramiden und das Pentagon“ von Nick Redfern. Zum Inhalt ist im Waschzettel zu erfahren:
Erfahren Sie jetzt:
- weshalb die seit 1949 existierenden Bilder der »Arche Noah« so vehement unter Verschluss gehalten werden
- wie die Pyramiden in Ägypten wirklich gebaut wurden und unter welch mysteriösen Umständen der Forscher verstarb, der den Amerikanern dieses Geheimnis abtreten musste
- was uns Regierungen über die Monumente auf dem Mars verheimlichen
- weshalb der amerikanische Einmarsch in den Irak nicht zuletzt der Suche nach dem »Sternentor« diente
- welche Verbindung es zwischen dem UFO-Absturz bei Roswell und den Schriftrollen vom Toten Meer gibt
- was die NSA über Kornkreise in Erfahrung gebracht hat
- warum die Berichte über einen prähistorischen Atomkrieg den Vater der Atombombe, Robert Oppenheimer, so schockierten.
Okay, das meine ich mit relevanter und begründeter Verschwörungstheorie tatsächlich nicht. Wer sich einmal durch den großen Beispiel-Katalog und die Verschwörungsklassiker gewälzt hat, kann erkennen, woher Nick Redfern ein solches Programm zusammengepuzzlet hat. Man muss auch dies in einem solchen Fall deutlich sagen: Die Desorientierung von eher unvorbereiteten Lesern durch solche Texte ist keinesfalls wünschenswert. Man wird dies vermutlich als ein bizarres Stück Literatur lesen können, und eine gewisse kombinatorische Fantasie sei dem Autor (in Unkenntnis des ganzen Buchtextes) auch nicht abgesprochen. Aber dreist ist es schon, mit dem Satzanfang „Erfahren Sie jetzt“ ein Stück Science Fiction einzuleiten.
Es ist auch durchaus ärgerlich, dass der in Verschwörungstheorie halbgebildete aufrechte Intellektuelle aus der Gutenberg-Galaxis aufgrund solcher Konstruktionen misstrauisch bleiben wird bei vielem, was hinter aktuellen und vermeintlich rein realpolitischen Ereignissen eine historische und okkultsymbolische Tiefendimension eröffnet. Dabei ist die Aufmerksamkeit für solche alternativen Erklärungen bitter notwendig. Sonst bleibt das gesamte Weltbild so abstrus, wie es hier in Form vermeintlicher Enthüllungsliteratur abermals erscheint.
Sehr geehrter Herr Hermsdorf, nun Sie haben mit Ihrem Einwurf gleich zweierlei bewiesen:
1. Wer ließt Ihren Artikel, die Frage nach der Anzahl der Leser.
2.mit Verschwörungstheorie, ob pro oder kontra – will keiner zu tun haben, weil (nach meiner Erfahrung) es der Main – Presse gelungen ist, selbige SOFORT ob ihrer Überprüfbarkeit anzuzweifeln – aber eben NICHT zu überprüfen. Das ist nämlich ev. anstregend.
3.ebenfalls nach meiner Erfahrung, wir (ich auch)sind auf monocausale Wirkungsprinzipien “getrimmt” worden – anderes bedarf der Arbeit im weiteren Sinne. Wir sind überfordert – sehen aber keinen Ausweg ? leider bitter, aber ein gutes Beispiel.