Universität Essen-Duisburg zur „Generation 9/11“

In einigen Zeitungs- und Blogbeiträgen wird zu einer Initiative der Universität Essen-Duisburg unter der Leitung von Prof. Dr. Carsten G. Ullrich und Dr. Daniela Schiek berichtet, die die „Generation 9/11“ zum Gedankenaustausch in einem Internetforum einladen:

Kino Okkult – Wiki: 11. September 2001 – News

Das Forum ist erreichbar unter www.nach911.de und verzeichnet bisher wenige Beiträge. Die Ausrichtung des Projekts geht von jener der Fakultät für Bildungswissenschaften aus. Hier sollen Resonanzen der Terroranschläge vom 11. September 2001 in privaten Biografien deutlich werden.

Dagegen ist für sich genommen gar nichts einzuwenden. Die Kritik der Community und von Buchautoren wie Gerhard Wisnewski geht freilich von dem weiterreichenden Kontext einer solchen Konzeptualisierung aus: Zu einem Zeitpunkt, an dem immer noch viele Fragen unbeantwortet und eine breitere Öffentlichkeit immer noch wenig über Widersprüche in der offiziellen Version der Ereignisse informiert ist, wird in einem der wenigen wissenschaftlichen Projekte ein eher gefühliger Zugang zum Thema gewählt.

Es ist fürwahr sowohl politisch brisanter als auch diskursiv anstrengender, in die vielgestaltigen Einzelheiten von Architektur, Flugzeugtechnik und Geheimdienstoperationen einzusteigen, als von rein emotionalen Reaktionen und diffusen Bedrohungsszenarien zu berichten. Vielleicht wäre auch dies aus einer Meta-Perspektive von „Bildungswissenschaften“ zu betrachten, die ihren Namen verdienen: Eine realistische Einschätzung dessen, was 9/11 bedeutet (für die Gesellschaft / für den Einzelnen), hat nun einmal auch mit „Bildung“ zu tun. Bisher spielen jedoch in Deutschland Bildungsinstituionen und der bezahlte Journalismus in dieser Hinsicht eine eher unrühmliche Rolle. Man kann dies nachvollziehen, wenn man sich meine thematische Bestandsaufnahme in den „15 Fragen zum 11. September 2001“ im Wiki „Kino Okkult“ durchliest – und natürlich die Aufarbeitung des okkult-symbolischen Hintergrunds im ersten Band der Buchreihe.

Das Problem eines solchen Forums dürfte deshalb darin bestehen, dass hier Menschen, die unzureichend informiert sind, an erster Stelle wiederum über ihre privaten und individuellen Gefühle befragt werden, statt ihnen erst einmal eine Grundlage zu verschaffen, urteilsfähig zu werden. Auch Emotionen und Meinungen ändern sich bekanntlich auf dieser Grundlage.

Daniel Hermsdorf

Verleger, Autor, Journalist bei filmdenken.de - Medienkritik, Verschwörungstheorie und Physiognomik

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