Zweifelhaft zitiertes Zutreffendes zur technotronischen Ära
In „Between Two Ages“ breitete Brzezinski seine Vision aus, wie die US-Gesellschaft sein sollte. Die USA, so schrieb er, befänden sich nun in der Phase „einer Informationsrevolution, basierend auf Entertainment, Zuschauerspektakeln (z. B. übersättigende Berichterstattung über Sportereignisse durch das Fernsehen), die ein Opiat bieten für eine zunehmend zwecklose Masse“.
So steht es zu lesen auf S. 91 von John Colemans „Das Komitee der 300“ (zuletzt 2006) in der deutschen Übersetzung. Der Autor zitiert angeblich Zbigniew Brzezinskis „Between Two Ages. America’s Role in the Technetronic Era“ (1970). Für die englische Version finden sich als Zitat im Netz über 700 Suchergebnisse per Google. Das englische PDF von Brzezinskis Buch enthält die im Netz so häufig aus Colemans Buch entnommene Passage jedoch nicht. Halten wir dies erst einmal so fest und begegeben wir uns an dieser Stelle nicht in die Untiefen einer Diskussion über versteckte Absichten und Desinfo in dem durchaus interessanten, aber merkwürdig lektorierten Werk Colemans.
Für die „übersättigende Berichterstattung über Sportereignisse“ jedenfalls gibt es dieser Tage neue ökonomische Rahmendaten. Und während im September der um 1,47 Mrd. Euro erhöhte Finanzbedarf der öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF für die Gebührenperiode 2013-16 hohe Wellen schlug, der u. a. zu ca. einer halben Milliarde Euro Ausgaben für Sport-Großereignisse wie Fußball-Weltmeisterschaft und
Nachdem ich in einer Nachtausgabe von WDR-Radionachrichten davon hörte, hatte ich Mühe, eine entsprechende Meldung wiederzufinden. Das Blog „turi2.de“ schafft jedoch am 16.12.2011 Abhilfe. Der WDR sieht laut Intendantin Monika Piel für 2012 53,9 Mio. Euro Verlust voraus. Ein Grund:
Allein der Fernsehetat steigt 2012 um happige 31 Mio auf insgesamt 435 Mio Euro. Grund sind vor allem die Rechtekosten für die Fußball-EM und die Olympischen Sommerspiele.
Dass man sich mehr mit Poldi, Schweini und Jogi beschäftigen muss als mit Finanzkrise, CO2-Emissionen oder demografischem Wandel, leuchtet kultürlich ein. Aber warum erhöhen wir die Etat-Defizite und Schuldenberge dafür nicht noch ein bisschen mehr?
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