Euro-Krise ist Einstellungssache
Sind Finanzmärkte unübersichtliche kontingente Gebilde? Oder gibt es Menschen und Personenverbünde, die unausweichliche Mechanismen kennen und für sich instrumentalisieren? Das ist eine Kernfrage für alle Beobachter und Kritiker des Finanzsystems, wenn wir sie nicht Verschwörungstheoretiker nennen.
An zwei Textstellen aus der aktuellen Berichterstattung der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ kann man einerseits sehen, wie die Wahl eines Themas die – beabsichtigte oder unbeabsichtigte – Suggestion transportiert, es gebe auch noch Hoffnung, Gutes in allem Schlechten, nicht alles sei … Sie verstehen. Beispiel dafür: Der gerade größer aufgemachte Beitrag der FAZ-Website, Autor: Stefan Ruhkamp, vom 21.02.2012 unter der Überschrift „Schuldenschnitt für Griechenland – Notenbanken bleiben weitgehend ungeschoren“. Hier heißt es:
Die Notenbanken des Eurosystems können damit auf eine vollständige Rückzahlung der griechischen Anleihen zum Nennwert hoffen. Da die Anleihen für Kurse weit unterhalb des Nennwerts gekauft wurden, sind neben den Zinseinnahmen auch Kursgewinne zu erwarten.
Ein Wermutstropfen platscht nur am Ende herab:
Vielmehr solle der EFSF unmittelbar nach einer Umschuldung Garantien für griechische Schuldtitel aussprechen.
Das heißt also (wie dem Prinzip der Rettungsschirme inhärent), dass neben einer vereinzelten günstigen Entwicklung durch die vorläufige Bewahrung Griechenlands vor dem Staatsbankrott Garantien übernommen werden, die in Zukunft auf den an EFSF und ESM Beteiligten lasten werden.
Ein Artikel mit demselben Datum von Henning Peitsmeier dräut dann im Titel : „Schuldenschnitt – Deutschlands größte Bad Bank braucht Geld“. Hier wird deutlich, wo über nachhängende Folgen der 2008er Finanzkrise – die Verwaltung der maroden „Hypo Real Estate“ (HRE) durch ein faszinierendes staatlich beaufsichtigtes Instrument namens „FMS Wertmanagement“ – auch durch die aktuellsten Entwicklungen in Griechenland weitere Löcher in schon bestehende Löcher gerissen werden, weil zu den Habschaften der HRE auch griechische Anleihen gehören, die nun an Wert verlieren:
Seit Aufnahme ihrer Geschäftstätigkeit sind daraus schon Verluste von 3,7 Milliarden Euro aufgelaufen. Für sie muss der deutsche Steuerzahler geradestehen. Denn in den Statuten der FMS Wertmanagement ist vorgesehen, dass jegliche Verluste durch den staatlichen Bankenrettungsfonds Soffin ausgeglichen werden müssen. Im Abwicklungsplan für die ersten zehn Jahre hat der Bund eine Risikovorsorge von 3,9 Milliarden Euro dafür bereitgestellt. Nach nur zwei Jahren erweist sich dieser Betrag als viel zu klein.
Wenn ein Helfer-Syndrom außengelenkt wird …
Update 22.02.2012: Heute spleißt sich die Berichterstattung einmal wieder deutlich auf. Nachdem noch gestern Finanzminister Wolfgang Schäuble im „Deutschlandradio“ zunägschteinmal Entwarnung geben ließ: „Die Obergrenze bleibe bei 130 Milliarden Euro und die privaten Gläubiger würden auf mehr als 50 Prozent ihrer Forderungen verzichten.“ … wird sein CDU-Parteikollege Wolfgang Bosbach heute vom selben Sender zitiert: „Wir marschieren weiter mit großen Schritten in Richtung Haftungsunion und gehen dabei zulasten künftiger Generationen Risiken ein, die ich für unvertretbar halte“. Der Wähler darf also, welcher Meinung er auch immer vertraut, im Zweifelsfall immer dieselbe Partei favorisieren.
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