Die versteckten Vor-Bilder des Anders Breivik
Seit einigen Tagen läuft der Strafprozess gegen den Attentäter von Oslo und Utøya, Anders Breivik. 77 Opfer sollen seine Bombe und sein Amoklauf gefordert haben. Solche Taten geben Anlass zu ungläubigem Frösteln über das, was ein Mensch allein anrichten kann. Doch der Fall Breivik fordert noch zur Reflexion über zwei wesentliche andere Themen heraus.
Das erste Thema ist die Rechtfertigung seiner Tat, die er selbst als „Notwehr“ bezeichnet. Hierdurch trifft seine Tat und ihre strafrechtliche Beurteilung auf eine Öffentlichkeit, in der soziale, psychologische und ethische Rücksichten, politische Konzepte und möglicherweise auch eher am Rande debattierte weitreichende politische Strategien eine Rolle spielen.
Ich werde mich hüten, hierzu in verkürzter Form auf die wirklich brisanten Fragen einzugehen. Sie müssen dennoch an anderer Stelle mit aller Vehemenz und Kontinuität gestellt werden. Breivik gibt in seinem Manifest „A European Declaration of Independence“ (S.501 ff.) die Aussicht auf eine Abfolge von Zeitphasen, in denen der Anteil der muslimischen Bevölkerung in westeuropäischen Ländern ansteigt, und nennt Vergleichsbeispiele aus anderen Nationen dafür, was er bei bestimmten Prozentsätzen als soziale Folgeerscheinungen ansieht – so nach dem Erreichen von 20 % einen deutlichen Anstieg sozialer Unruhen und Brandanschläge auf christliche Kirchen und Synagogen, ab 40 % Massaker an der nicht-islamischen Bevölkerung und islamistischen Terror, ab 60 % weitreichende Verfolgung von Nicht-Muslimen und die Einführung der Scharia als allgemeinverbindliche Gesetzesgrundlage, ab 80 % systematischen Genozid an Nicht-Muslimen.
Hierbei handelt es sich wohlgemerkt nicht um reine Hypothesen, sondern um jene Zustände und Entwicklungen, die in Ländern wie Bosnien, dem Sudan, Malaysia, Pakistan u. v. a. Realität sind. Die Frage ist also einerseits, ob solche Vergleichsbeispiele auf eine zukünftige Situation in Westeuropa 1:1 übertragbar sind. Die zweite Frage ist, darauf folgend, wie sich eine nolens volens christlich geprägte, oder nennen wir sie: Traditionen von Aufklärung und Demokratie verpflichtete, i. w. S. ‚angestammte‘ Bevölkerung dazu verhält – ob sie weiter mehr Wert auf schlechte TV-Programme, Computer-Daddelei, Unterhaltungselektronik, Autos, Reisen, Immobilien, Mode und andere Luxusgegenstände legt, oder ob sie Kinder zeugen und mit nahrhaftem Brei zu netten Menschen heranfüttern will.
Die zweite wesentliche Herausforderung an die Reflexion durch einen Attentäter wie Anders Breivik ist dementsprechend die ethische Abwägung, inwiefern vor dem Hintergrund der eigenen Erfahrungen, Einschätzungen und Prognosen eigenes Handeln zu rechtfertigen ist. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt bestätigt sich die Erwartung, dass die politischen Morde Breiviks seinen inhaltlichen Anliegen viel mehr schaden als nützen (wie ich in diesem Blog-Eintrag zu den Taten von Oslo und Utøya schon ausführte).
Das Einzige, was Breivik bisher erreicht hat, ist öffentliche Aufmerksamkeit. Und dies kann man von anderen Akteuren, die auf Gewalt verzichten, nicht in derselben Weise behaupten. Die Debatte um Thilo Sarrazin führte schon zu einigen wichtigen Fragen, wurde jedoch gezielt zerredet und verebbte vorerst erwartungsgemäß. Man kann sie aber auch als Testlauf für öffentliche Reaktionen sehen, der den Steuerungsinstanzen auf nationaler und internationaler Ebene ein Bild vermittelte, ob und mit welchem Widerstand sie bei einer Fortsetzung von Politiken des Multikulturalismus, de facto derzeit des quantitativen Abbaus westeuropäischer Bevölkerungen, zu rechnen haben.
Um es noch einmal in Erinnerung zu rufen: Wenn die Geburtenraten in Deutschland und anderswo kontinuierlich niedrig bleiben, ist es nicht die Frage, ob es in unseren Landen irgendwann 20 oder 80 % Muslime geben wird. Es ist vielmehr unausweichlich. Die Frage ist, ob in den Jahrzehnten des Übergangs auch jene weitergehenden Leiden zu erwarten sind, die in anderen Ländern mit solch höheren Anteilen von Muslimen zum Alltag gehören: Unterdrückung, Verfolgung und Terrorismus.
Ein Beispiel für einen Autor, der nicht das Mittel eines Massenmords gewählt hat, um auf seine Thesen aufmerksam zu machen, ist in Deutschland Manfred Kleine-Hartlage. Er twittert sehr fleißig Neuigkeiten aller Art, die die Islamisierung Deutschlands und Europas betreffen und hat mehrere Bücher veröffentlicht. Hier ist er mit einem Vortrag zu seinem Buch „Das Dschihad-System“ (2010) zu sehen:
Der Ausgang des Prozesses gegen Breivik wird entweder in lebenslanger Haft oder Internierung in der Psychiatrie bestehen. Wenn seine Prognosen – in denen er sich auf eine Vielzahl anderer Textquellen bezieht – überprüfbar sein werden, wird er nicht mehr leben oder ein alter Mann sein.
In meinem erwähnten Blog-Eintrag wies ich schon auf die Mitgliedschaft Breiviks in einer Freimaurer-Loge hin. Wir werden vermutlich auch im Verlauf des Prozesses nichts Näheres darüber erfahren, welche Personen in dieser Loge auf Breivik ideologisch eingewirkt haben, denn Mitglieder-Listen der Freimaurer sind nicht öffentlich und ihre Beziehungen in Institutionen wie Polizei und Gerichtsbarkeit ein wirksamer Schutz vor unliebsamen Einblicken.
Der Kontext von Anders Breiviks Gesicht in der öffentlichen Bilderwelt wurde von mir bereits im ersten Band von „Kino Okkult“ thematisiert: Er besteht in Ähnlichkeiten zu dem verstorbenen Bruder des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, Jonathan „Joni“ Netanjahu, und dem Fluglotsen Pete Zalewski, der am 11. September 2001 zwei der Flugzeuge beaufsichtigte, die in die Hochhäuser des World Trade Center flogen. Hier ein Ausriss der S. 422 im Buch:
Im Buchtext schildere ich Deutungsalternativen, die sich aus einem solchen Geflecht von Verweisen ergeben. Die potenziellen Urheber solcher Bezüge spielen jedenfalls mit einem ganzen kulturgeschichtlichen und politischen Arsenal, in dem der Krisenherd des Nahen Ostens, Verschwörungstheorien über Zionismus und Freimaurerei sowie das singuläre Ereignis der Anschläge des 11. Septembers 2001 und der Terrorakt des Anders Breivik aufeinanderprallen.
Was wir derzeit in den Massenmedien zum Breivik-Prozess sehen und hören, wäre in diesem Fall nur eine Oberfläche solcher geheimgesellschaftlichen oder -dienstlichen Machinationen. Und bisher müssen wir feststellen, dass die westeuropäische Öffentlichkeit gerade wegen des schockierenden Massenmords in Norwegen sich wenig Anschein gibt, dass sie ihre eigene Tradition, vielleicht sogar das eigene Leben in Gefahr sehe.
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