Letzte Worte zu Medien und Gesundheit
Am 15.10.2010 verbreitet sich die Nachricht über den Tod von Thomas Fuchsberger, des Fotografen, Musikers, Autors und Sohnes des Schauspielers Joachim Fuchsberger. RTL-„Exclusiv“ berichtet dazu am Abend des 15.10. und interviewt die den Tränen nahe Lebensgefährtin Cornelia Corba, die vor der Kamera bekundet, es tue ihr gut, zu sprechen. Warum dies vor einem Millionenpublikum geschehen soll, erfährt man den Gepflogenheiten des Formats entsprechend nicht. „Sie können noch nicht begreifen, was passiert ist, oder?“ fragt die Interviewerin Miriam Ebner. Der Gedanke, dass man demzufolge als Journalist niemand in einer solchen psychischen Ausnahmesituation filmt und zumindest nicht ad hoc die Aufnahme veröffentlichen sollte, scheint für sie – wie so vielen vor ihr – keine Alternative gewesen zu sein.
Corba ist allerdings im Gegensatz zu anderen der zahlreichen Kameraopfer auf RTL eine medienerfahrene Person. Ihre bisher letzte Filmrolle spielte sie 2003 in dem TV-Film „Der Auftrag – Mordfall in der Heimat“ (R: Erwin Keusch), den der Sender SIXX am 27.10.2010 um 20.15 h noch einmal zeigt.
Zum Hergang des letzten Tages im Leben von Thomas Fuchsberger lautet der Off-Kommentar bei „Exclusiv“:
Ihr Mann hielt noch am Mittwoch einen Vortrag über seine Krankheit Diabetes und starb wenige Stunden später in diesem Fluss bei Kulmbach.
Das entspricht nicht ganz anderen Berichten. „Die Welt“ stellt es so dar:
Thomas Fuchsberger, Autor, Fotograf, Musikproduzent und Komponist, hatte kurz zuvor bei einer Veranstaltung der Akademie für Neue Medien in Kulmbach gesprochen.
Es ging um die „Macht der Medien und was Medien und regionale Unternehmen medial voneinander lernen können“.
Und ein Zitat der „Bild“ enthält beide Komponenten:
Etwa eine Stunde sprach Thomas Fuchsberger bei seinem letzten Auftritt über seine Pläne und Musikprojekte, seine Arbeit als Reisejournalist, seine Diabeteserkrankung und seinen berühmten Vater.
Für RTL-Zuschauer entsteht allerdings auf diese Weise der Eindruck einer reinen Informationsveranstaltung zum Gesundheitswesen. Während dem Online-Leser vor Ausstrahlung dieses Beitrags schon dreimal „Macht der Medien“ als Titel der Veranstaltung begegnet ist, ignoriert man solche Informationsangebote in der Boulevard-Redaktion – und erhöht damit wohl auch noch einmal den Schmerz der Trauer, auf den als emotionalen Wert hier sehr offensichtlich spekuliert wird.
Dem Pressekodex nach ist hier kein eindeutiger Verstoß zu bestimmen – und in einem solchen Grenzbereich arbeiten mittlerweile viele derartigen Berichte.
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