Heuschrecke for President

Es ist einmal wieder Wählerfang in den USA. Am 06.11.2012 (die erste Datumszahl steht nicht auf dem Kopf) wird der nächste Präsident gewählt, und es laufen Vorwahlen, bei denen der Herausforderer aus den Reihen der Republikaner bestimmt wird. Derzeit ist dies ein Wettbewerb zwischen Newt Gingrich, Mitt Romney und Rick Santorum.

Da sollen also politische Alternativen innerhalb derselben Strömung abgewogen werden. Romney liegt in den Umfragen vorn. Dies gelingt ihm auch, weil das besonders konservative gegnerische Lager in der eigenen Partei durch die zwei anderen genannten Kandidaten geteilt ist. Da denkt man an alles, nur nicht daran, dass man gewinnen will … Dann wird’s wohl ein anderer werden, von dem man es schon weiß, bevor gewählt ist.

Die Wahrscheinlichkeit, dass damit ein von der Finanzelite in Stellung gebrachter Interessensvertreter das höchste Amt des Staates erringt, ist also sehr gering. Romney glaubt als Mormone nicht nur an Gott, sondern hat auch einen guten Einblick in irdische Vorkommnisse. Das stellte er als Mitgründer des Private-Equity-Fonds „Bain Capital“ unter Beweis. Beinhart die Vorwürfe seines Parteikollegen Gingrich im Wahlkampf, Romney habe mit seinem Fonds erworbene Firmen „geplündert“. So wird sogar innerparteilich schonungslos aufgeklärt. Nur, dass es allem Anschein nach nichts nützt. Denn ungünstigerweise ist ja das Lager des Private-Equity-Kritikers Gingrich entzweit und kann nicht so richtig durchstarten. So ein Pech aber auch.

Der Kandidatenkader nimmt sich physiognomisch recht organisch aus:

Newt Gingrich, Mitt Romney, Rick Santorum, US-Präsidentschaftswahl

Screenshots: newt.org / theonion.com / bet.com

Hier deutet sich also an, dass unter rein inhaltlichen Gesichtspunkten Konkurrenten aufeinandertreffen. Man wird Argumente miteinander messen. Und der Beste wird gewinnen.

Wem die Reihe dieser drei Kandidaten zu uneinheitlich ist, kann das Binnenschema isolieren und sieht schon etwas klarer:

Newt Gingrich, Mitt Romney, Rick Santorum, US-Präsidentschaftswahl

Das ist dann vielleicht immer noch etwas enigmatisch. Aber man stauche Gingrich etwas in der Breite und ziehe Santorum etwas in dieselbe … und schon ist eine recht ordentliche Bokanowski-Gruppe beisammen:

Newt Gingrich, Mitt Romney, Rick Santorum, US-Präsidentschaftswahl

Könnte dies ein Anzeichen sein, dass wir es mit einem anderen denn einem ‚demokratischen‘ Verfahren zu tun haben, das dieser Vorauswahl zugrundeliegt?

Das Schema der voraussichtlichen Wettbewerber um das Präsidentenamt weist ebenfalls deutliche Parallelen auf, wenn man Romneys Kandidatur einmal annimmt:

Mitt Romney, Barack Obama, US-Präsidentschaftswahlkampf

Screenshots: theonion.com / Wikipedia

Unverständlicherweise gibt es Kritiker, die wie Alex Jones die Verschwörung einer globalen Elite annehmen, die politische Ämter unter sich aufteilt und die Entwicklung der Welt nach ihrem Gutdünken bestimmt – vielleicht sogar in Richtung einer Versklavung des Großteils der Menschheit, wenn diese in der Masse zu dumm ist, sich dagegen zu wehren (so Jones).

Zur Sicherheit ist im Wahlkampf-Rennen durch den Republikaner Santorum schon einmal ein äußerlicher Stellvertreter Jones’ beteiligt – für den Fall, dass einem größeren Publikum die sachdienlichen Hinweise des „Infowars“-Polemikers entgangen sein sollten. So haben sie zumindest sein Ebenbild vor Augen, wenn sie ihm schon nicht so recht Glauben schenken und stattdessen der republikanischen Partei vertrauen wollen:

Rick Santorum, Alex Jones, infowars.com

Screenshots: bet.com / YouTube

Die vollkommene Unhaltbarkeit von „Verschwörungstheorien“ wäre also einmal mehr mustergültig bewiesen. Lehnen wir uns zurück und vertrauen wir darauf, dass auch der nächste Präsident der Ausbeutung von Arbeitenden und der zunehmenden Verelendung von US-Amerikanern Einhalt gebietet. Dass Romney bei einem Vermögen von geschätzten 250-350 Mio. Dollar in den letzten Jahren weniger als 15 % Steuern zahlte, wird ihn sicher sehr wütend gemacht haben.

Und folgen wir den spannenden Nachrichten, die uns umfassend informieren. So etwa über den Ehrgeiz von Gingrich, seinen Rivalen doch noch einzuholen, was man auch dann „gleichziehen“ nennen kann, wenn man keine Bilder nebeneinanderstellt. Hier begegnen unerwartete Probleme, die unsere ganze Aufmerksamkeit erfordern, wie Sebastian Schöbel über Gingrich für „n-tv.de“ berichtet:

Er wolle bis zur Vorwahl in Texas mit Romney gleichgezogen haben, sagte er in Nevada. Wann die stattfinden wird, ist noch unklar: Ein Streit über den Zuschnitt von Wahlbezirken könnte den Termin nach hinten verschieben.

Über diese und jene Zuschnitte und Wahlbezirke halten wir Sie weiterhin auf dem Laufenden.

Update 09.02.2012:„Erzkatholik Rick Santorum gibt das Comeback Kid im republikanischen Rennen um die Präsidentschaftskandidatur, gewinnt drei Staaten an einem Abend.“ („Der Spiegel“)

Update 05.03.2012:„Sieg im Westküstenstaat Washington – Romney läuft seinen Rivalen davon“ („Der Spiegel“)

Update 10.04.2012:„Vorwahlkampf der US-Republikaner – Santorum macht Weg für Romney frei“ („Der Spiegel“)

Daniel Hermsdorf

Verleger, Autor, Journalist bei filmdenken.de - Medienkritik, Verschwörungstheorie und Physiognomik

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