Morbide Kapriolen 3 – Harry Potters Schweigtümer
Ausführlicher als unbedeutende Studentenproteste in London gegen drastische Erhöhungen von Studiengebühren (dazu der vorige Eintrag) ist in „RTL aktuell“ am 11.11.2010 vom vorletzten Teil der Film-Saga um einen Zauberlehrling die Rede, zu Deutsch: „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“. Vor dem Hintergrund der – neben dem Buchkapitel „Todesverfallenheit“ in „Glotze fatal“ hier und hier schon angerissenen – Thematik ist eine solche Motivwahl von Buchautorin Joanne K. Rowling und ihren Verfilmern nur konsequent.
Als kindertaugliches Amüsement kommt daher, was um einen traumatischen Kern der (Populär‑)Kultur kreist: das Tote an und in ihr. Auf die Handlung des Streifens sind wir gespannt, auch wenn das Buch ja schon zu lesen ist:
Während des gesamten Treffens hängt eine Person kopfüber über dem Versammlungstisch. Voldemort erklärt, dass es sich dabei um Charity Burbage handelt, Lehrerin für Muggelkunde in Hogwarts. Da sie seiner Meinung nach mit ihren Lehren die Muggel und auch die „Schlammblüter“ zu sehr in Schutz genommen hat, tötet er sie und wirft den leblosen Körper seiner Schlange Nagini zum Fraß vor.
(Hauptsache, die Leser kennen auch z. B. die Namen der Vorstandsmitglieder von Banken genauso gut, für deren Rettungsschilde sie bezahlen.)
Der Filmtitel wird nur jeweils einmal in Anmoderation und Bericht erwähnt. In der Inhaltswiedergabe knacken aber ebenfalls kräftig die Knochen:
„Lord Voldemort wird immer mächtiger, seine Todesser haben mittlerweile die Kontrolle im Zaubereiministerium und sogar über Hogwarts übernommen.“
Das erinnert in einer abendlichen Durchsicht schon wieder beispielsweise an ein Computerspielszenario wie „End of Nations“ (siehe hier).
Laut RTL-Bericht haben Fans vor der Premiere in London z. T. „zwei Tage und Nächte vor dem Kino campiert“, um ihre „Stars“ auf dem roten Teppich zu sehen. Für die Erwachsenen gibt es in einer solchen Mediensozialisation später andere Angebote – wenn der Produzent des ihnen zuvor verkauften Produktes reich genug geworden ist, und vorausgesetzt, die Konsumenten wissen schließlich, was „Curb Your Enthusiasm“ heißt.
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