#ChatGPT: #Theologie und Formen kommunikativer #Gewalt

Hier eine strukturierte Übersicht über zentrale philosophische Einordnungen von Theologien in Begrifflichkeiten von kommunikativer Gewalt und wie sie theologisch reflektiert oder aufgenommen wurden.


🧭 1. Grundbegriffe: „Kommunikative Gewalt“

Unter kommunikativer Gewalt versteht man:

  • sprachliche oder symbolische Akte, die Macht, Ausgrenzung oder Unterdrückung reproduzieren,
  • Diskurse, die Wahrheit oder Sinn monopolisieren,
  • subtile Formen von Gewalt, etwa durch rhetorische Dominanz, Deutungshoheit, moralische Überlegenheit oder Herabsetzung.

Das Konzept steht oft im Spannungsfeld zwischen kommunikativer Vernunft (Habermas) und symbolischer Gewalt (Bourdieu).


🧩 2. Philosophische Einordnungen

(a) Kritische Theorie & Habermas

  • Jürgen Habermas unterscheidet zwischen kommunikativer Rationalität (herrschaftsfreie Verständigung) und strategischer Kommunikation (instrumentelle, manipulative Rede).
  • Kommunikative Gewalt wäre aus dieser Perspektive eine Pervertierung der Kommunikation, bei der Macht oder Ideologie Verständigung verhindern.
  • Theologische Rezeption: Praktische Theologien (z. B. im Umfeld von Johann Baptist Metz oder Dorothee Sölle) nehmen Habermas auf, um Kirche und Dogma als Kommunikationsräume kritisch zu prüfen: Wo wird in kirchlicher Rede Gewalt ausgeübt, wo Verständigung ermöglicht?

(b) Michel Foucault – Diskurs und Macht

  • Foucault zeigt, dass Sprache und Diskurse immer Machtwirkungen haben: „Wahrheit“ ist ein Produkt institutioneller Macht.
  • Kommunikative Gewalt erscheint hier als Macht im Gewand von Wahrheit.
  • Theologisch: poststrukturalistische Theologien (z. B. feministische oder befreiungstheologische Ansätze) übernehmen diese Kritik, um aufzuzeigen, wie kirchliche Sprache Frauen, Arme, Queere oder „Andere“ strukturell ausschließt.

(c) Pierre Bourdieu – Symbolische Gewalt

  • Für Bourdieu ist Sprache ein Medium symbolischer Herrschaft. Wer über legitime Redeweisen verfügt, übt Macht aus.
  • Theologisch relevant in der Kritik religiöser Autorität: Predigt, Dogma oder Sakralsprache können symbolische Gewalt ausüben, indem sie Deutungshoheit beanspruchen.

(d) Judith Butler – Performativität und Verletzbarkeit

  • Butler betont, dass Sprache nicht nur beschreibt, sondern handelt – sie kann verletzen, ausschließen oder „verwunden“ (speech acts as injury).
  • Theologische Anschlussstellen: In queerer und feministischer Theologie wird untersucht, wie religiöse Sprache Menschen performativ ausschließt oder ermächtigt (z. B. durch Namensgebung, Segen, Ausschluss vom Amt).

(e) Hannah Arendt – Gewalt und Macht

  • Arendt unterscheidet zwischen Macht (gemeinsames Handeln) und Gewalt (zerstörerische Durchsetzung).
  • In theologischer Perspektive lässt sich daraus ein Verständnis entwickeln, wonach wahre Kommunikation eine Form von Macht ohne Gewalt ist – etwa in der Idee der Agape oder der communio.

⛪️ 3. Theologische Einordnungen

(a) Befreiungstheologie

  • Deckt auf, wie religiöse Sprache zur Legitimation von Unterdrückung diente („Gott auf der Seite der Mächtigen“) und wie Kommunikation zur Befreiung werden kann.
  • Theologisch wird Gewalt hier als Sünde der Struktur und des Diskurses verstanden.

(b) Feministische Theologie

  • Analysiert liturgische, dogmatische und biblische Sprache als Träger patriarchaler Gewalt.
  • Ziel ist eine depatriarchalisierte Sprache von Gott, die Beziehung statt Herrschaft kommuniziert.

(c) Narrative und kommunikative Theologien

  • Vertreter wie Hans Urs von Balthasar oder David Tracy betonen, dass Offenbarung kommunikativ geschieht.
  • Daraus ergibt sich die Frage, ob kirchliche Kommunikation der göttlichen Selbstmitteilung gewaltlos entsprechen kann.

🕊️ 4. Synthese: Philosophisch-theologische Matrix

Philosophische Linie Theologischer Anschluss Fokus auf Gewaltform
Habermas Praktische Theologie, Diskursethik Verzerrung der Verständigung
Foucault Befreiungs-/queere Theologie Diskursive Macht, Wahrheit als Herrschaft
Bourdieu Sprach- und Liturgiekritik Symbolische Herrschaft
Butler Queer-/Feministische Theologie Performative Verletzung
Arendt Politische Theologie Gewalt vs. Macht der Kommunikation

💡 5. Fazit

Philosophisch gesehen steht „kommunikative Gewalt“ für die Korruption von Sprache und Sinn durch Macht.
Theologisch bedeutet das: überall dort, wo religiöse Rede den Anderen zum Schweigen bringt, Gott instrumentalisiert oder Wahrheit monopolisiert, wird das Wort Gottes selbst verfehlt.

Im Idealfall ist theologische Kommunikation partizipativ, dialogisch und gewaltfrei – Ausdruck einer „kommunikativen Gnade“

Daniel Hermsdorf

Verleger, Autor, Journalist bei filmdenken.de - Medienkritik, Verschwörungstheorie und Physiognomik

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