Frohe #Weihnachten mit #Kollegah

Langsam kommen wir in echte Weihnachts­stimmung. So ist es jedenfalls abzulesen an der Tatsache, dass der Gangsta-Rapper Kollegah mit „Zuhältertape Vol. 4“ Helene Fischers „Weihnachten“ von Platz 1 der Musik-Charts verdrängt hat.

2015-12-19_Kollegah

Der gebürtige Felix Blume, Sohn eines Kanadiers und einer Deutschen, der laut „Wikipedia“ 2004 die Abiturprüfung bestand und zuvor zum Islam konvertierte, kennt die Vorlieben einer offenbar wachsenden Zielgruppe. Sie bewegen sich zwischen schwerer Körperverletzung, teuren Autos, Drogen und Porno. Seine Lyrik ist auch deshalb bemerkenswert, weil sie sicherlich stark integrierend auf Integrationsbemühte wirkt. Denn wenn erstmal genug „Beine […] wie ein Zahnstocher“ durchbrochen, Mütter gefickt und „Biolehrer“ zu „Hero-Junks“ geworden sind, werden wir erkennen, was wir an der Musik-Branche wirklich haben.

Es liest sich wie eine Gebrauchsanleitung für bessere Zeiten, denen wir entgegengehen. Denn durch das humanitäre Engagement unter Bundeskanzlerin Angela Merkel könnte eine Kundschaft noch wachsen, die in der Landessprache erfahren möchte, wie im Fall sozialer Spannungen auf Konfliktlösungen hingearbeitet werden kann. Damit noch mehr Menschen Kollegahs Worte verstehen können, fordert die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Katrin Göring-Eckardt, einen „Deutschlandfonds für Integration“. Er soll „Sprachförderung und berufliche Aus- und Weiterbildungen für Menschen finanzieren, die geringe deutsche Sprachkenntnisse und fehlende berufliche Qualifikationen vorzuweisen haben“.

Damit wären die Basiskenntnisse dann erst vorhanden, um den Reichtum unserer Kultur wirklich kennenzulernen. Wollen wir nicht hoffen, dass zuviele in die Lektüre einer bisher nur geplanten neuen Ingeborg-Bachmann-Gesamtausgabe abrutschen.

Am Rande dieses Textes möchte ich mich zugleich für meine überflüssigen Anmerkungen entschuldigen. Unsere Qualitätsmedien, wie etwa die Wochenzeitung „Die Zeit“, haben die Öffentlichkeit ja bereits mehr als ausreichend über die Welt des derzeit beliebtesten Musikers sowie viele andere erfreuliche Entwicklungen informiert. (Man findet es nur nicht in deren Online-Archiv außer einem sieben Jahre alten Artikel, der Kollegahs Namen einmal warnend erwähnt, sowie Prozessberichte, die aber nicht auf das Kulturphänomen eingehen.)

Doch nun zum Wortlaut von Kollegahs „Zuhältertape Vol. 4“:

Und deine Mum muss nicht mehr für ’nen Billiglohn putzen gehen
Denn ich bezahle meinen Nutten Silikon-Brust-OPs
Ich nehm’ ’nen Barhocker, randalier’ wie Hard-Rocker
Komm’ und schlage dich, bis deine Beine in der Mitte durchbrechen wie ein Zahnstocher
Clack! In meiner Stadt laufen nackte Sluts, denn meine Atemluft ist Haremsduft
[…] Ich schieß’ dir mit Shotgun-Munition den Kopf ab, Hundesohn
Und willst du noch was Hundesohn, zerquetsch’ ich deinen Kopf
Bis er aussieht wie ein Schrottplatz, Hurensohn!
Ich geh’ mit Colt in den Nahkampf, der Boss ist back!
Goldenes Armband, Dolce & Gabbana implizieren: Der Boss ist back!
Größter Koka-Dealer der Geschichte mit dem Cadillac in weiß, ich bin kein Teamplayer
Ich ficke deine Mutter und die Nutte kommt nach wenigen Minuten wie ein Screensaver
Ich komme mit einigen Koffern voll Stoff aus Rio de Janeiro an
Komme dann in deine Schule und mache aus Biolehrern Hero-Junks
Und deine Frau wird von Crack-Dealern mit Knarren
Sexuell missbraucht, so wie Messdiener von Pfarrern
Nutte, auch wenn ich in deutlicher Unterzahl bin
Wird deine Gang von meiner Faust zerbeult wie ein Unfallwagen
Zerbeult bis sie heult wie ’ne unerfahrene
Bitch, gegangbangt wird von circa neunzig bis hundert Schwarzen
http://genius.com/Kollegah-intro-zuhaltertape-x-mas-edition-lyrics/

Daniel Hermsdorf

Verleger, Autor, Journalist bei filmdenken.de - Medienkritik, Verschwörungstheorie und Physiognomik

8 Antworten

  1. l2012ucas sagt:

    Wollte mich zu dem Thema schon längere Zeit einbringen, denn gerade bei Kollegah gibt es auch gegenteilige Tendenzen, die in seinen Tracks “Amargeddon” und “Apokalypse” Ausdruck finden.

    https://www.youtube.com/watch?v=JAE0KtU0tuc
    https://www.youtube.com/watch?v=QZXCqTe5__A

    Dort werden etliche Themen angesprochen und angedeutet, natürlich lyrisch und erzählerisch ausgeschmückt, die schon auf diesem Blog aufgetaucht sind. (Bankensystem, Blutlinien, Geheimgesellschaften, Prophetie etc.)

    Des Weiteren wird er seit Kurzem auch mit dem Antisemitimus-Verdacht/Vorwurf konfrontiert, der ja bekanntlich Israel – und Judaismuskritik häufig genug zum Meinungsdelikt und mögliche kritische Stimmen mundtot macht.

    http://www.spiegel.de/kultur/musik/kollegah-und-antisemitismus-im-rap-soundtrack-des-populismus-a-1133329.html
    http://rap.de/meinung/99503-kollegah-hessentag-antisemitismus-vorwurf-kommentar/

    Natürlich bleibt er mit seinem Gangsterimage und als zum Islam Konvertierter ambivalent, doch kann man ihm kein mangelndes Engagement vorwerfen. (Hilfe für Palästina, sicherlich auch mögliche Promo) https://www.youtube.com/watch?v=AOqNrC_ILIM&t=66s

    Interessant ist es allemal, dass jemand, der zuvor auf Linie der Musikindustrieageda war ( z.B. “Verrohung” der Sprache, Bewerbung eines kriminellen Lebenstils, materialistische Grundhaltung etc.), jetzt nach solchen Tracks und Aktionen bzw. Aussagen der öffentlicher medialen Kritik ausgesetzt ist. Vlt. könnte man Kollegah auch als Kippfigur bezeichnen, der sich immerhin manchmal, im Gegensatz zu den meisten seiner bekannten Szenekollegen, aus dem inhaltlichen Mainstream rauswagt.

  2. Gabriel Andreas Dirr sagt:

    Du solltest Deine Texte einfach so stehen lassen, und Dich nicht auf Leistungskursniveau mit den Kommentatoren unterhalten. Das kostet Kraft und Charisma.-

  3. mario sagt:

    so ganz verstehe ich den zusammenhang hier nicht, wenn man auch beides getrennt voneinander kritisieren kann und sollte. aber kollegah hatte auch schon vor der aktuellen einwanderungskrise viel erfolg. die gesellschaftlichen fehlentwicklungen die nötog sind damit solche leute erfolg haben können sind schon deutlich älter… ich glaube hier wird zu beliebig verknüpft 😉

    • Das Gehabe ist doch das des Gangsta-Rappers mit Ghetto-Erfahrung, es ist immer dasselbe Programm aus Koks, Nutten, Autos und Gewalt. Es wäre schön, wenn aus dieser Ecke mal was anderes käme. Nach Lage der Dinge wird ein Publikum, das dies zum Nr.-1-Hit macht, doch wohl noch anwachsen. Wer kauft sowas?

      • mario sagt:

        tja, wer kauft sowas ?! kids und pubertierende. und so typen mit tiefergelegten autos. aber das reicht locker aus um damit noch lange kohle scheffeln zu können.
        da ich selbst lange zeit musik gemacht habe kenne ich einige der bekannten rapper der frankfurter szene, das sind in der regel gut erzogene und freundliche menschen die ihre nische gefunden haben. die moralische verantwortung wird da vom geschäftsmodell verdrängt. ich selbst als produzent habe mit einem rapper mal ein gegenprojekt versucht, mit texten die eine aussage mitbringen jenseits von gewaltverherrlichung und koks und nutten. ist kläglich gescheitert. das will im hiphop bereich einfach keiner hören.

        man sollte auch nicht vergessen das hiphop/rap für kids oft einer der letzten musikrichtungen ist mit der sie sich gegenüber z.b. den eltern noch abgrenzen können. sowas gabs schon immer, früher nur harmloser als man die beatles noch als verrohend bezeichnen konnte… 😉

        • Danke für diese Einblicke. Ich denke schon, dass da etwas zu machen wäre, wenn mehr Leute sich dazu äußern würden. Wenn ich mir die Mainstream-Presse ansehe, geht da noch einiges.
          Kann das Argument zur Abgrenzung gut verstehen – und es wäre auch zu hoffen, dass es weniger zum Nachahmungseffekt kommt und das als eine Kompensation verwendet wird für einen Alltag, der weiter friedlich verläuft. Aber bei manchen wirkt das schon, fürchte ich.

  4. otB4 sagt:

    Die “68”er haben nicht nur die Verbrechen des Nationalsozialismus an das Tageslicht gezerrt ( wie sie immer selbst behaupten – das wäre mal nachzuprüfen), sondern auch gleichzeitig alle Reste einer alten Kultur unter Generalverdacht gestellt und eliminiert. Nach “68” war es nicht mehr möglich auch nur noch einwenig dieser überlieferten Kultur der letzten 400 Jahre als ein tragfähiges Fundament zu erkennen auf dem man sich kritisch weiterbewegen könnte. Was sie selbst (68)hervorgebracht haben ist unter Ausschluß einer überlieferten Kultur entstanden. Nach “68” kam dann in den 80er Jahren die totale Ökonomisierung möglichst aller Lebensbereiche ( man kann sagen, die “68” er -Bewegung war die beste Vorbereitung dafür). Es ist nicht weiter verwunderlich, daß inzwischen jegliche Urteilskraft in der Bewertung kultureller Leistungen verloren gegangen ist und alle Maßstäbe verschwunden sind. Was unsere Kultur im jetzigen Zeitpunkt (2015/16) sein soll ist unbekannt. Nur unter dieser Vorraussetzung ist ein Text, wie der von ihnen gezeigte, erklärbar.

    • Die Ideologie der 68er hat wohl einen in mancher Hinsicht ‘liberalen’ Zeitgeist hervorgebracht – vielleicht in erster Linie, was Sexualität betrifft, indirekt auch wieder Konsum im Sinne von Hedonismus. Letzteres ist eine wesentliche Anschlussstelle an die nach 1945 aufgesetzte Kultur. Ihr Übriges tut eine migrantisch geprägte Jugendkultur, die selbst wohl eher haltlos ist. (Der Fall liegt hier bei einem jungen Mann mit kanadischem Vater, aber selbstgewähltem muslimischen Hintergrund etwas anders, ich weiß nichts so Genaues.) Das gehört für mich zu den größten Lebenslügen der Multikulturalisten – einen Kulturverlust nicht sehen zu wollen, der in einem solchen Vakuum entstand, aus der Kriegsniederlage einerseits und aus entwurzelten Menschen, die bizarre Formen ihres Konsumismus, Sexismus und ihrer Kriegermentalität ausstellen. Alle Reden über “Integration” haben sich daran zu messen – an dem, was bisher zu ersehen ist. Da sind Politik und Presse noch lange nicht angekommen. Sie verschweigen es genauso, wie sie Verdrängung etc. permanent anderen politischen Kräften oder historischen Personen ankreiden.

Kommentar verfassen

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmst du dem zu.

Datenschutzerklärung