Eine
Video-Bricolage von |
Der
Schauspieler J. Carrol Naish (1896-1973) spielte nur selten Hauptrollen
in Filmen. Dafür trat er in rund 200 Spielfilmen und etwa 100 TV-Produktionen
auf –
daneben war er auch Theaterschauspieler. Sein Markenzeichen waren fremde Ethnien.
Nachdem Naish als Soldat im Zweiten Weltkrieg längere Zeit in Europa verbracht
hatte, amüsierte er das amerikanische Publikum durch das Nachahmen von
Dialekten und Wesensarten anderer Nationen.
Diese Video-Bricolage ehrt den von der Filmhistoriografie weitgehend ignorierten
großen Mimen mit einer Montage von Szenen aus seinen Filmen, aus denen
nun ein neuer Film entsteht. Und hier, endlich, spielt J. Carrol Naish
die erste Geige.
J. Carrol Naish, ein Charakterdarsteller im Hyperraum der Filmgeschichte – er trinkt Kaffee mit John Wayne (15 Jahre nach dem Ritt nach Shenandoa), kämpft mit Peter Lorre, spricht mit sich selbst, verstirbt, steht wieder auf, trägt mal Seidenwams, mal Buckel, mal Federschmuck. Nach Nebenrollen in fast 200 Kinofilmen und 100 TV-Produktionen spielt er hier seine definitive Hauptrolle als Chamäleon der Nationalitäten, Professionen, Epochen und Genres. Eine Einstellung gibt der anderen die Hand, Töne überlagern sich, Dialoge verschmelzen, werden ambivalent, absurd, sublimer als Edmund Burke. Schnipselsalat aus 17 Filmen: J. Carrol Naish als Tanzdielen-Louie, Agent, man on the run, Soldat, Bergmann, Indianerhäuptling, Stierkämpfer u.v.m.
Das alles entstammt der ‚klassischen' Ära des Hollywood-Kinos, in der Männer noch Hüte trugen und Frauen in Ohnmacht fielen, wenn sie nicht in eleganten Kostümen Zimmer in Brand steckten. Naish behauptet sich in diesem Milieu neben illustren Stars wie Bette Davis, Boris Karloff, Tyrone Power oder Basil Rathbone. Auch die Namen der Regisseure sind klangvoll: Michael Curtiz, John Ford, Howard Hawks, Rouben Mamoulian, Jean Negulesco und William A. Wellman.
In der experimentellen Tradition der Arbeit mit Found Footage inszenieren Michael Böhnke und Daniel Hermsdorf ein amüsantes Spiel mit Versatzstücken aus drei Jahrzehnten Kino, ein Schnitt-Gewitter aus echt falschen Anschlüssen und einer kontingenten Continuity, ein Labsal für die geschundene Seele von CineastInnen.
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