Zensieren #Google-Alerts #Nachrichten über #Flüchtlinge?

Wiederholt hatte ich in Artikeln zum Thema Flüchtlinge auf Google Alerts verwiesen – automatische Benachrichtungen der Suchmaschine, wenn Fundstellen mit Suchbegriffen indexiert wurden. Bis 11.11.2016 habe ich in meinem Postfach fast täglich neueste Meldungen zu Kombinationen wie “Flüchtling Schlägerei”, “Flüchtling Gewalt”, “Flüchtling Anschlag” vorgefunden. Mir geht es ja u. a. darum, gegenzuprüfen, wie realistisch sonst zu solchen Themen berichtet wird. Nach meinem subjektiven Eindruck krakeelen die meisten überregionalen Medien nur in regelmäßigen Abständen zu ‘Angriffen’ auf Flüchtlingsunterkünfte, die in der statistischen Erhebung auch gewaltloser Protest unter Verwendung illegaler Symbole oder sprachlicher Äußerungen oder noch ungeklärte Fälle sein können. Demgegenüber bestand dieser subjektive Eindruck von Tagesmeldungen im Fall von Taten von oder unter Flüchtlingen in einer deutlich größeren Zahl in solchen erheblicher Gewaltanwendung mit Personenschaden oder sogar Todesfolge (dies ja glücklicherweise kein einziges Mal bei sog. ausländerfeindlichen Delikten gegen Flüchtlinge seit der Eskalation illegaler Zuwanderung).

Wie man an den Mails in meinem Postfach sieht, ist in den letzten zweieinhalb Wochen das Aufkommen von Meldungen zu den genannten Suchbegriffen deutlich zurückgegangen.

google-alerts-fluechtlinge

Es kommen fast keine Meldungen mehr z. B. zu Schlägereien unter Flüchtlingen. Kontinuierlicher sind es hingegen solche, in denen über durchgeführte oder geplante Anschläge auf Unterkünfte durch Nicht-Flüchtlinge berichtet wird. – Ich frage mich also: Kann das sein? Oder versucht irgendein Mechanismus oder Akteur bei Google, über diese automatisierte Form der Benachrichtigung und des Medien-Monitorings durch jedermann die Verbreitung bestimmter Inhalte einzuschränken?

Ich kann leider aufgrund meiner Informationen nur zu diesem Schluss kommen. Meines Wissens sind Google Alerts doch nichts anderes als jene Suchergebnisse, die man bei Google in der Rubrik “News” separat suchen kann – als besonders aktuelle Fundstellen, sortiert nicht nur nach ‘Relevanz’, sondern auch nach Aktualität.

Der letzte Alert in meinem Postfach zu “Flüchtling Schlägerei” stammt vom 16.11.2016 und führt zu dieser Meldung der “Aargauer Zeitung” (15.11.2016):

Erneut lieferten sich betrunkene Eritreer eine wüste Schlägerei am Aarauer Bahnhof. Ein Seelsorger sieht die Ursache vor allem in der Mischung von Alkohol und Fluchttrauma.

Auch davor war lange Funkstille zu dieser Begriffs-Kombination (in den Wochen davor nur am 05.11., 19./20.10.).

Wenn ich aber heute bei Google mit “News”-Filter “Flüchtling Schlägerei” eingebe, erhalte ich als erstes solche Berichte:

In der Nacht zu Montag musste die Polizei eine Schlägerei zwischen afghanischen und arabischen Flüchtlingen in Friedrichshain beenden.
(Tagesspiegel, 28.11.2016)

Bei einer laut Polizei “wüsten Schlägerei” ist am Mittwochabend ein Zimmer in der Asylbewerberunterkunft in den Langfuhren in Bad Säckingen verwüstet worden. 30 Personen waren beteiligt.
(Badische Zeitung, 24.11.2016)

Bei einer Schlägerei zwischen minderjährigen Asylbewerbern im Fürstenberger Ortsteil Zootzen sind sechs Menschen verletzt worden. Wie die Polizei am Montag mitteilte, gerieten 20 Bewohner der Einrichtung in der Nacht zu Montag aneinander. Mindestens ein Asylbewerber wurde schwer verletzt und musste in eine Klinik gebracht werden.
(Berliner Morgenpost, 21.11.2016)

Einen Tatverdächtigen konnten die Beamten indes bereits am Sonntagabend festnehmen. Der 17-jährige Syrer aus einer Unterkunft im Landkreis Erding gab zu, auf einen Kontrahenten eingestochen zu haben. Womit, blieb offen. Gefunden wurde die Tatwaffe zunächst nicht. Zwei junge Afghanen aus München, 17 und 19 Jahre alt, hatten jedoch Stiche in den Oberkörper erlitten.
(Süddeutsche Zeitung, 21.11.2016)

Bei einer Schlägerei unter Flüchtlingsgruppen, den ersten Annahmen nach aus Afghanistan und Pakistan, ist im Stadtzentrum Belgrads am Montagnachmittag eine Person durch Messerstiche ums Leben gekommen. Zwei weitere Migranten wurden laut Medienberichten mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert.
(oe24.at, 21.11.2016)

Streit bei der Essensausgabe eskaliert, bei Handgemenge werden vier Personen leicht verletzt. Die Polizei nimmt vier Tatbeteiligte in Gewahrsam
(Süddeutsche Zeitung, 04.11.2016)

Schlägerei unter jugendlichen Flüchtlingen
[…] Nach vorangegangenen Streitigkeiten schlugen und traten zwei 18-jährige auf die 16 und 17-jährigen Opfer ein. Nachdem zunächst vermutet wurde, dass das 16-jährige Opfer schwer verletzt sei, bestätigte sich diese Annahme im Krankenhaus nicht. Beide Opfer trugen leichte Verletzungen davon.
(Polizeimeldung, 03.11.2016)

Das waren jetzt nur die – fast durchgehend relevanten – Suchergebnisse der ersten News-Ergebnisseite von Google. Unter den folgenden finden sich weitere Berichte zu Schlägereien unter Flüchtlingen der letzten Wochen, die Zeitungen für berichtenswert hielten.

Schon der Blick in den Twitter-Account @XYEinzelfall oder das Blog “Troja einst” zeigt einem, dass die Ruhe im Google-Alerts-Postfach trügerisch sein dürfte. Und so verhält es sich mit ihrer eigenen News-Suche.

Ich kann also nur zu dem Schluss kommen, dass Meldungen dieser Art, die ich zuvor über Monate täglich erhalten habe, nun von der Weitergabe über Google Alerts ausgeschlossen werden, während diese Dokumente doch über ihre News-Suche findbar sind – also nicht etwa durch ihre Urheber von der Indexierung durch Google ausgeschlossen werden.

Es ist dies ein weiteres Beispiel, wie die öffentliche Meinung durch Herunterregeln bestürzender Einsichten manipuliert werden soll. Welchen anderen Schluss sollte ich hier ziehen?

Es geht nicht darum, den einzelnen Asyl-Bewerber zu dämonisieren. Und die Mehrzahl von ihnen flieht vor Arten von Gewalt, die auch in Asyl-Unterkünften ausbricht. Leider muss man es immer und immer wiederholen: Unter diesen Zuwanderern sind aber offensichtlich anteilsmäßig deutlich mehr Gewalterfahrene und -bereite als in der übrigen Bevölkerung. Sie werden erwartungsgemäß proportional zu einem verstärkten Anstieg von Gewalt in unserer Gesellschaft beitragen. Nichts anderes ist derzeit an den Fakten ablesbar. Es widerspricht jenem naiven Bild ausschließlich ‚schutzbedürftiger‘ und friedliebender Asylanten. Es geht dabei um Persönlichkeitsbilder, die im Fall von älteren Jugendlichen oder Erwachsenen sich über Jahrzehnte kaum ändern werden. Sie werden in diesen Fällen eine Last und Plage für jene Gesellschaft sein, von der sie dauerhafte Aufnahme und Versorgung fordern. Jeder staatliche Politiker, der dies nicht in seine laufenden Äußerungen einfließen lässt, verstößt damit gegen jenen Amtseid, der besagt, Schaden von seinem eigenen Volk nach Möglichkeit abwenden zu müssen.

Daniel Hermsdorf

Verleger, Autor, Journalist bei filmdenken.de - Medienkritik, Verschwörungstheorie und Physiognomik

Eine Antwort

  1. 30. November 2016

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