Ökumenische Doppelspitze – Heinrich Bedford-Strohm, Rainer Maria #Woelki

“Wie unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege”, mahnt uns schon der Römerbrief (11,33), und fährt fort: “Denn ‚wer hat des Herrn Sinn erkannt, oder wer ist sein Ratgeber gewesen‘?” Ewige Fragen, denen wir nicht aus dem Weg gehen können.

Was also sagen uns die beiden Personalien von Heinrich Bedford-Strohm, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD), und von Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln und Kardinal der römisch-katholischen Kirche?

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Betreffs einer früheren Karrierestation wurde Woelki in der “Stuttgarter Zeitung” (01.05.2013) zugeschrieben, er habe eigentlich ein normaler Pastor werden wollen.

Dass es ganz anders gekommen ist, wertet er als Gottes Wille. “Einen solchen Weg plant man nicht”, sagte er vor einiger Zeit, damals noch als Weihbischof. Er habe sich “zu keiner Aufgabe gedrängt”.

“Man” habe also nicht ‚geplant‘.

Wie mag es sich da mit dem auf der protestantischen Seite zum höchsten deutschen Vertreter avancierten Heinrich Bedford-Strohm verhalten? Von “riesigem Rückenwind” getragen sah er sich jedenfalls 2015 bei seiner Wiederwahl mit 124 von 125 Stimmen.

Gibt es sonst noch Gemeinsamkeiten von Bedford-Strohm, dem “Sozialethiker” (Volker Beck), und Woelki?

Zuletzt waren dies Positionen zur Flüchtlings-Thematik. Seitens von Bedford-Strohm gab man sich zunächst voll kompatibel zur Agenda einer Neuen Weltordnung. So “chrismon” (Mai 2015):

Alle Regierungsbeschlüsse sollen einer “Eine-Welt-Verträglichkeitsprüfung” unterzogen werden. […] Und die EKD-Synode, eben erst konstituiert, lieferte auch gleich den Beweis, dass sie ihre politische Verantwortung ernst nimmt. Sie forderte in ihrem ersten Beschluss die Bundesregierung zu einem “umfassenden europäischen Seenotrettungsprogramm” und einem ebenfalls “umfassenden, ehrgeizigen europäischen Neuansiedlungsprogramm” auf.

Fünf Monate später sind dem weitsichtigen Bedford-Strohm offensichtlich Zweifel gekommen. “Die Welt” (02.10.2015):

“Vielleicht brauchen wir so etwas wie eine Abschiedskultur”, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, am Freitag vor Journalisten in Berlin.

Am 12.05.2016 hatten Bedford-Strohm jedoch offensichtlich neueste höhere Eingaben erreicht, denen zufolge er nun vom christlichen Medienmagazin “pro” (12.05.2016) mitgeteilt wissen wollte:

Politik und Kirchen seien sich bislang einig gewesen, dass eine Willkommenskultur in Deutschland für Flüchtlinge wertgeschätzt und gefördert werden müsse, sagte Bedford-Strohm. Seehofer löse „Unverständnis und Verärgerung“ aus, falls er dem nicht mehr folgen wolle.

Da wissen die Schafe nun nicht mehr wirklich, wo es langgeht, aber im Einzelfall klingt es halt schon irgendwie seriös. Mal lehnt Bedford-Strohm Obergrenzen für die Zuwanderung ab, einen Monat später strebt er eine “Senkung der Flüchtlingszahlen” an:

“Dass wir uns das wünschen müssen, ist – glaube ich – klar”, sagte der bayerische Landesbischof im Münchner Presseclub. Die humanitären Standards dürften dabei aber nicht aufgegeben werden – “das ist keine Humanitätsduselei”, betonte Bedford-Strohm.

Rhetorik des Wünschens und Hoffens, schließlich ohne nähere öffentliche politisch-philosophische Ausführungen einfach explizit in Abrede stellen, dass Humanitätsduselei Humanitätsduselei sei.

Das Bild beim Kollegen Woelki weist auch inhaltlich einige Parallelen auf: vom Hilfsaufruf Ende 2014 über das In-die-Pflicht-Nehmen anderer europäischer Länder Ende 2015, aber auch die Forderung einer “schnellen und konsequenten Abschiebung von Flüchtlingen aus sicheren Herkunftsländern wie Albanien” (“Express”, 18.08.2015) hin zu der denkwürdigen Predigt vor dem Kölner Dom auf einem Flüchtlingsboot. Der “Kölner Stadt-Anzeiger” (26.05.2016):

„Wer Menschen im Mittelmeer ertrinken lässt, lässt Gott ertrinken – jeden Tag, tausendfach“, sagte der Erzbischof am Donnerstag beim traditionellen Fronleichnamsgottesdienst auf dem Roncalliplatz am Kölner Dom.

Man kann das mal für andere Teilabschnitte des Gesamtablaufs rhetorisch durchspielen:

  • Wer deutlich mehr Kinder zeugt, als er ernähren kann, und andere mit den Folgen belastet, handelt Gott zuwider – jeden Tag, tausendfach.
  • Wer einer Religion anhängt, deren innere Widersprüche Krieg befördern, stellt Gott in Frage, so lange er sich nicht nachhaltig um Befriedung der eigenen Kultur bemüht.
  • Wer Religionen anhängt, deren schriftliche Überlieferung Andersgläubige herabsetzt, beleidigt Gott.
  • Wer als Flüchtling nicht imstande ist, in seiner Notsituation Verzicht auf Gewalt, den Umständen nach auch auf Sexualität zu üben, spricht einer Hilfsbereitschaft Hohn, die sich auf Gott beruft.
  • Wer – nach Gottes Willen hoch entwickelte – Kulturen ihrer Überwindung durch überkommene Ideologien und gewaltorientierte Neubürger preisgibt, gibt Gott preis.

Nicht zuletzt der Katholizismus erhebt ja ständig die Deutungshoheit über einen Gottesbegriff. Von Woelki wird er stark simplifizierend verwendet: Die empathische Widersetzung gegen den Tod anderer erzeugt eine Scheinevidenz, die alle anderen Faktoren ausblendet. (Ein naiver und realitätsuntauglicher Universalismus greift immer wieder Platz, den Bedford-Strohm als Begriff ausdrücklich anruft.) Dazu gehören die Entwicklungen, die zur Massenflucht führen, ebenso wie die Frage, welche Quantitäten von Zuwanderern den sozialen Frieden in Europa gefährden – und was daraus unausweichliche Konsequenzen sind.

Ein Woelki lamentiert im schon zitierten “Domradio” (12.11.2014):

“Sicherheitsdienste bewachen die traumatisierten Menschen, die eigentlich dringend eine menschliche Begleitung bräuchten”, betont der Kardinal unter Anspielung auf die vor sechs Wochen bekanntgewordenen Misshandlungen von Asylsuchenden in Unterkünften in NRW.

Hat man von ihm schon entsprechende Äußerungen über Gewaltneigungen von Flüchtlingen selbst gehört? Sollen neben einer Kinderarmut in der eigenen Bevölkerung und der ständigen Klage über Zeitmangel nun Deutsche die erwachsenen – und nicht selten in ihrer Heimat analphabetischen – Zuwanderer zeitaufwändig sozialisieren und in einer schwierigen fremden Sprache und Schrift schulen? – Es sind Fragen, die man sich stellen könnte, bevor man allzu schlichte Parolen ausgibt, deren Folgen andere zu tragen haben als man selbst.

Woelki als angeblicher moralischer Autorität fällt dazu offensichtlich bisher nur ein, “[m]an dürfe aufgrund der Taten Einzelner Rassismus keinen Raum geben.” (“Die Welt”, 14.01.2016) Immerhin fragt dies in der “Welt” auch einmal ein Journalist wie Till-Reimer Stoldt am 24.01.2016:

Zuwanderer sind stets Opfer, Zuwanderungsbegrenzer stets Täter – so lehrt Kölns Kardinal Rainer Maria Woelki. Dabei weiß er es besser. Trotzdem vermeidet er öffentlich die Differenzierung. Warum?

Ja – warum nur, warum?

Man sollte meinen, Kirchenobere hätten eine Verantwortung, auch auf Äußerungen aus den eigenen Reihen einzugehen. Breit war das Medienecho, als im März 2015 der pensionierte evangelischer Pfarrer Ulrich Wagner die Schnapsidee präsentierte, für den Hormonstau von Flüchtlingen Prostituierte bereitzustellen. Eine Äußerung Bedford-Strohms dazu? Fehlanzeige. Dafür weiß der einfühlsame Woelki: “Prinzipiell ist bei Flüchtlingen unbedingt Rücksicht zu nehmen auf die familiären Verhältnisse”, und auch Bedford-Strohm plädiert für den Familien-Nachzug von Flüchtlingen.

Am Verhalten kirchlicher Vertreter zweifelhaft ist auch ihr Jahrzehnte währendes Schweigen über allerlei andere politische und kulturelle Entwicklungen. Die Nachrichtenlage über offizielle Äußerungen der Kirchen zur Pornografisierung der westlichen Gesellschaften etwa ist äußerst dürr (siehe hier und hier).

Bisheriges Fazit also in Beispielen: über prügelnde Asylanten schweigen, Deutschen eine Multikulti- und Eine-Welt-Agenda einprügeln, über die Aktivitäten offensichtlicher kalifornischer Bundesbrüder brav schweigen, dabei das Aussterben der eigenen Stammbelegschaft effektiv abwarten. Als “Sozialethiker” Hochgejubelte meiden harte und unbequeme Themen und Wahrheiten zugunsten einseitiger und süßlicher Scheingewissheiten. Dies sind individuelle Überlebensstrategien von Funktionären wie Bedford-Strohm und Woelki.

Ihre Karrieren führten schließlich zu dem oben gezeigten Doppelbild – innerhalb ihrer Institutionen, die ja von nichts anderem geleitet sind als ‚Gottes Willen‘ und demütiger Einsicht in ewige Wahrheiten – die sich, wie wir sehen, bei Bedarf aber alle paar Monate ändern können. Während die Welt komplex und oft unbarmherzig ist, hören sich sprachliche Formeln immer noch vertrauenerweckend und verheißungsvoll an. Es bleibt stets zu überprüfen, was sie in der Wirklichkeit erzeugen: Gerechtigkeit, Frieden und Sinnstiftung? Oder sich schleichend ausbreitende Regellosigkeit, Chaotisierung und Orientierungsverlust? Wer hat daran ein Interesse? Begreifen die Kirchenmänner, was sie recht sicher bewirken und in wessem Interesse dies ist?

Vermeidungs- und Verdrängungstaktiken wie die hier aufgezeigten erzeugen erst Sachzwänge und Unausweichlichkeiten, die dann schließlich hohnlachend regieren. Es ist ein Schema des Ablaufs, wie er die Etablierung einer Neuen Weltordnung freimaurerischer Prägung allüberall begleitet.

Daniel Hermsdorf

Verleger, Autor, Journalist bei filmdenken.de - Medienkritik, Verschwörungstheorie und Physiognomik

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