Morbide Kapriolen 3 – Chronisten und Exorzisten

In Entsprechung zu neueren Hervorbringungen des Film- und Fernsehgewerbes trägt Hans Schmid auf „Telepolis“ in zwei ausführlichen Artikeln Beispiele aus der Filmgeschichte zusammen, die im Horror-Genre und seinem zitatösen Verweisraum sich an morbider Motivik/Metaphorik abarbeiten:

Tote, Lesben und ein blonder Rauschgoldengel (27.12.2010)
Mit Lisa, Lila und Lemora unter Teufeln und Gespenstern

Vom neuen Bethlehem über Indien ins alte England (28.12.2010)
Geister und Zombies allüberall – Tote, Lesben und ein blonder Rauschgoldengel, Teil 2

Man ahnt, wie solche Artikeln in 30-50 Jahren aussehen, falls die Stromversorgung dann noch für solche Lustbarkeiten hinreicht: Der Zitate, Remakes, Pastichen wird erheblich mehr sein; die Chronisten aber werden drohen, sich im Verweisraum noch mehr zu verlieren:

Der Plan: Lisa sollte mit von The Exorcist geklauten Handlungselementen angereichert werden, um Verleiher anzulocken.
(Teil 1-1)
Lemora siedelt die Vampire – ein paar Jahre vor Anne Rice und deren Interview With the Vampire – in die amerikanischen Südstaaten um.
(Teil 1-2)
Die Rahmenhandlung von Messiah of Evil erinnert an die von Don Siegels Invasion of the Body Snatchers. […] Weil ihr Werk jedoch erst mit Verspätung in einige wenige Kinos kam (als Produktionsjahr wird meistens 1973 oder 1974 angegeben, 1971 wäre richtig), hat man ihnen gelegentlich vorgeworfen, Let’s Scare Jessica to Death (1971) von John Hancock plagiiert zu haben, eine Perle des poetischen Gespensterfilms. […] Hier ist festzuhalten, dass die Zombies von Willard Huyck und Gloria Katz viel früher zum Shoppen gingen als bei George A. Romero (Dawn of the Dead, 1979).
(Teil 2-1)
In Ghost Story – im Spukhaus und/oder in Talbots Bewusstsein – fallen zwei Zeitebenen zusammen. So wird Talbot Zeuge vergangener und doch gegenwärtiger Ereignisse und sogar in sie hineingezogen. Das ist ganz ähnlich wie in Lisa and the Devil und in Kubricks The Shining und sehr gut gelungen.
(Teil 2-2)

Einstweilen ist solche Chronistenpflicht zu erfüllen. Exorzisten geht die Arbeit nicht aus.

Daniel Hermsdorf

Verleger, Autor, Journalist bei filmdenken.de - Medienkritik, Verschwörungstheorie und Physiognomik

Kommentar verfassen

Diese Seite verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Mit der weiteren Verwendung stimmst du dem zu.

Datenschutzerklärung