24
- Season 3. Fragmente einer Übersetzung
20.04.2007
Sechs Staffeln à 24 einstündigen Folgen hat Jack
Bauer (Kiefer Sutherland) in "24" (USA 2001ff.) bisher
ermittelt. Es sind immer die ganz großen Fälle. In
der dritten Staffel (2003) geht es um ein aggressives und
tödliches Virus, 1000 Todesopfer und 200 Millionen Dollar.
Die
"Season 3" wird in Deutschland Januar-Juni 2005 von
Pro 7 ausgestrahlt. Z. Zt. zeigt der ORF1 in
Österreich die zweite Staffel, und DVD-Angeboten und
Internet-Informationen nach
zu urteilen kursiert die Serie fleißig unter den gierigen
Augen der "Serienjunkies". Diese wissen noch um einen weiteren
Superlativ: "Gerüchten zufolge soll Sutherland
allein 40 Millionen Dollar dafür erhalten, dass er auch in den
kommenden drei Staffeln von 24 die Rolle des Jack Bauer weiterspielt,
obwohl die Serie selbst bislang nur für eine weitere Staffel
verlängert wurde. Sutherland wäre damit aber auf
jeden Fall der bestbezahlte Schauspieler im TV-Bereich." (www.serienjunkies.de)
Bei
der Recherche für ein anderes Textprojekt sind die folgenden
Dialogtranskripte abgefallen, die hier erstmals in deutscher
Übersetzung vorliegen. (Diese Übertragung stimmt mit
der in Deutschland gesendeten Synchronisation jedoch nicht
überein... Es versteht sich, dass es sich hierbei um die
individuelle Interpretation von Medieninhalten handelt.) Die
Timer-Angaben zu Beginn jedes Zitats beziehen
sich auf die einzelnen Folgen und geben plus-minus ca.
5 Sekunden an, ab wann diese Zeilen zu hören sind.
Folge 1 (R: Jon Cassar, B: Joel Surnow /
Michael Loceff)
8.35
Craig Philips: “Type 3… Isn’t this the
virus your team’s doing simulations on?”
– Sunny Macer (Christina Chang): “Yeah, I think
this is why this was adressed to me.”
Zwei
Virologen, Craig und Sunny, untersuchen eine infizierte Leiche, die
erstmals die Gefahr des Ausbruchs einer Seuche beweist. Das
Virus ist 1) eine Metapher für die massenhafte
Ausbreitung
serieller Filmbilder, zumal jener der TV-Serien, 2) eine
Metapher für eine Ästhetik der 'Ansteckung' (im
Folgenden mit Virus-Komplex
hervorgehoben), in der z. B. Schauspieler in
Ähnlichkeitsreihen
integriert werden, die sich innerhalb eines Film, der Filmgeschichte
oder im Zusammenhang mit anderen gesellschaftlichen Funktionsbereichen
ergeben (s. u., Ein
Netzwerk). Ein "team", das "simulations" an einem Virus
erprobt, ist leicht verständlich als Hinweis auf die
Produzenten, die solche beobachtbaren Strukturen hervorrufen.
"Simulation" verweist zudem auf die für die
Repräsentation von Wirklichkeit relevante Theorie von Jean
Baudrillard, der auch das "Virale" als Entsprechung zu massenmedialen
Phänomenen definiert hat (siehe auf dieser Website den Text Die
Lügen des Kinos). Dass Sunny sich als Adressatin der
Leiche einer an einem Virus gestorbenen Person sieht, rückt
sie metaphorisch in die Nähe des Zuschauers: Die Serie ist das
Virus ebenso wie die Leiche (weil filmische Bilder Leben vorgaukeln,
selbst aber keine Lebewesen, sondern tote Gegenstände sind,
siehe dazu auch frühere
Beispiele der TV-Geschichte).
21.40
Kim Bauer (Elisha Cuthbert) zu einem Computerproblem ihres
Büronachbarn Adam Kaufman (Zachary Quinto): "You know, it
could be that you forgot to set the group permission. Somebody who
knows the tree-structure changed the ownership. That wouldn't be me
cause I'm incompetent and I only got this job because of my dad."
Jacks
Tochter Kim (Elisha Cuthbert) hat in derselben Abteilung der "Counter
Terrorist Unit" (CTU) begonnen zu arbeiten wie ihr Vater. Deshalb
fürchtet sie, nicht ernstgenommen zu werden. Diese
familäre Konstellation spielt innerhalb der Filmhandlung
darauf an, dass Hauptdarsteller Kiefer Sutherland in der
außerfilmischen Realität der Sohn eines
anderen berühmten Schauspielers, Donald Sutherland, ist.
Folge 2 (R: Jon Cassar, B: Joel Surnow /
Michael Loceff)
6.15 Jack zu Chase (James
Badge Dale) über seine Heroinsucht: “I am not going
on record with this addiction,
do you understand me?”
Die
Bezeichnung der Droge "Heroin" ist von griechisch "heros" abgeleitet.
Dass die Fernsehgesellschaft ebenso 'heldensüchtig' ist wie
ein Junkie nach dem Stoff, ist offensichtlich. Deshalb wird "Heroin"
immer wieder mit einer solchen Konnotation versehen. Hier ist die
Hauptfigur Jack abhängig geworden, weil er im Drogenmilieu
ermittelt hat (dies ist Thema eines späteren
Dialogs mit der Polizeipsychologin Jackie). Dass Jack sich
dagegen verwahrt, dass seine Sucht aktenkundig wird, ist ein ironisches
Paradox: Er ist ja selbst der Held des Films - und
"on record" erst recht. Auch über Fans, die in
Fan-Foren des Internets ihre 'Abhängigkeit' von Serien wie
dieser bekunden, machen sich die Autoren lustig (im Folgenden: Hohn-Faktor)
- während die Hauptfigur mit bitterernster Miene
verkündet, mit ihrer Sucht nicht "on record" gehen zu wollen,
geben Privatmenschen über ihre Seh-Süchte zunehmend
bereitwillig und in steigendem Maße Auskunft.
9.40
Kim zu Jack: “After all we’ve been through, I find it difficult to
keep things from you.”
Sieht
man sich die Öffentlichkeitsarbeit und öffentliche
Resonanzen zur Serie "24" an, findet sich darin fast nichts zu den
beißenden Ironien und dem abgründigen Spott der
Serie gegenüber der eigenen Form und dem eigenen Publikum.
Elisha Cuthbert spielt hier als blonde Schöne eines jener
scheinbaren Unschuldslämmer, die solche Sätze in
Spielfilmen aufzusagen haben: Während ihr Geschäft
wesentlich aus indirekten Anspielungen und der Vermeidung von
Hintergrundwissen (d. h. nicht das, was in der PR so genannt
wird) besteht, findet ihre Figur es im Dialog "difficult to keep things
from you." Solchen Ironien ist die Figur von Kim in besonderem
Maße ausgesetzt (im Folgenden: Lamm-Komplex).
In ihrer rührigen Vertrauensseligkeit steht sie auch
stellvertretend für Zuschauer, die als 'Fan' den
Serienproduzenten unterstellen, ihre wohlmeinenden Unterhalter zu sein,
während diese bisweilen mit galligem Spott gegenüber
ihren willigen Abnehmern die stereotype Inszenierung mit
Selbstreferenzen aufpeppen (Hohn-Faktor).
18.45
Chase: “Are you saying I should never have a relationship
with anyone?” – Jack (über dessen
Beziehung zu seiner Tochter Kim): “It’s exactly
what I’m saying.”
Anspielung
auf die einsame Position von Zuschauern vor dem Bildschirm,
für die Casting-AgentInnen neues 'Frischfleisch' vor der Linse
versammeln. Wohin die parasozialen bis sexualpathologischen Beziehungen
von Zuschauern zu Filmfrauen führen können, deutet
sich auf Websites wie www.papa-paul.de an, wo der
Moderator seiner Gemeinde die neuesten Schönheiten in
Endlosreihen von Screenshots präsentiert und, naja, onkelhaft
bis klebrig mit minimalistischer Prosa bedenkt (ab jetzt: Onkel-Komplex).
Folge 3 (R: Ian Toynton, B: Howard Gordon)
1.02
Sunny zu Michelle
Dessler-Almeida (Reiko Aylesworth) über
Kokain, das Kyle Singer
(Riley Smith) verkauft:
“Yeah, that maybe the strategy: someone thinks
they’re selling a bag of coke but in fact are handling a virus.“
Fast
alle Zeichen einer solchen Serie sind mehrfach codiert. Deshalb ist
eine Droge nie nur eine Droge, sondern - sehr oft - eine Metapher
für die filmische Ware selbst. Hier wird diese
Bedeutungsverschiebung verdoppelt und parodiert, indem eine andere
Metapher durch die substanzielle Vermischung mit ihr gekreuzt wird: der
Virus-Komplex.
Dass es um das Verkaufen dieser Substanz geht, liegt aus Sicht der
Macher der Serie noch näher als aus Sicht ihrer Konsumenten.
Dass diese getäuscht werden, deutet sich ebenfalls hier an:
"someone thinks... but in fact...". Dass die harte Droge als das
kleinere Übel erscheint, macht sie wohl vertraulicher, als es
Drogenbeauftragten lieb sein kann.
23.50
Helen Singer (Lucinda Jenney) zu Jack über das Virus, das ihr
Sohn
Kyle aus Mexiko eingeschleppt haben soll: “So
we’ve been exposed?” – Jack:
„I’m afraid so.“ – Samuel
Singer (Ted Marcoux), Kyles Vater:
„But what does that mean? Are we sick?“
– Jack: „We gotta have to keep you quarantined
until we got the results back from your tests.“
"Exposed"
werden Filmfiguren als ästhetische Produkte in jedem Fall -
umso dümmer, dass sie danach fragen, auch wenn hier eine
andere Wortbedeutung vorhanden ist, die dem Virus-Komplex
angehört ("exponiert",
"ausgesetzt"). Mexiko steht in Filmen immer wieder für das
Kino als solches, als Generalmetapher für einen
(Sehnsuchts–)Ort
'jenseits der Grenze' oder deshalb, weil viele
europäische Emigranten, die das klassische Hollywood
geprägt haben, während der 1930er und 40er Jahre
über Mexiko in die USA eingewandert sind. Das Ehepaar Singers steht
während dieser Worte hinter einer halbtransparenten
Plastikfolie, die so die Bildfläche, auf die ihre Gestalten
projiziert werden, innerhalb des Bildes symbolisiert. Ihr
'Exponiertsein' wird also mit der Gefahr, dass sie krank sind,
parallelisiert. Die prophylaktisch vorgenommene räumliche
Isolation der Figuren wird von Jack mit 'Quarantäne' benannt -
eine grausame Ironie denjenigen gegenüber, die durch eigenes
Bestreben ihre Abbilder in den Scheinraum des Films befördern.
Dies ist eine Nebenbedeutung, die in Richtung des Gefängnisses
weist.
Folge 6 (R: Jon Cassar, B: Duppy
Demetrius)
4.40
Ryan Chapelle (Paul Schulze): “We’ll make every
attempt to communicate with Jack, try to resolve this peacefully. But
if we can’t, I need everyone absolutely clear on this:
Salazars terrorist
connections are a serious threat to this country. We cannot let him
leave.”
Der
Leiter der CTU, Chapelle, spricht zunächst ein Kommunikationsproblem
an - das
für die Frage nach doppelbödigen Bedeutungsstrukturen
relevant ist. Daraufhin muss natürlich allen wieder alles
"absolutely clear" sein, auch wenn die Inszenierung für das
Gegenteil sorgt. Dann wird die Gefahr des Terrorismus-Komplexes
beschworen: Hier ist es ein mexikanischer Drogenboss, Ramón
Salazar (Joaquim de Almeida),
der eine "ernste Bedrohung" für das Land ist. Wie die Opfer
des Virus in Quarantäne gehalten werden müssen, darf
er das Polizeigewahrsam nicht verlassen - die zuvor
angesprochene Parallele von Viruserkrankung und Haft besteht
auch hier.
Folge 8 (R: Ian Toynton, B: Robert
Cochran / Howard Gordon)
36.20
Anne Packard (Wendy Crewson): “I’m
allright,
dear, I’m gonna be allright, but… something came
out of this, and it was suddenly so clear to me…”
– David Palmer (Dennis Haysbert): “What was
clear?” – Anne: “I don’t know
how to say this except I have to just say it. I think we need to end
things. […] It’s true this day has been awful,
but… I just confirmed something that I was feeling for a
while. I can’t live in your world. The things that people do
to each other… the things they have to do in order to
survive…”
Hier
ist es Anne, die am Lamm-Komplex
leidet. Sie bläht die Rhetorik in dieser Szene bei der
Aussprache über das, was zuvor nicht klar war, dann aber
über längere Zeit immer deutlicher geworden und nun
nicht mehr zu leugnen ist, auf mehrere Minuten und sich wiederholende
Aussagen auf. Die Geliebte des Präsidentschaftskandidaten
verlässt ihren Lebensgefährten David, weil sie seine
Welt unmenschlich
findet. Sie schließt daraus: "[W]e need to end things." Sie
ist damit eine Figur, die sich von dem metapherndurchsetzten Kosmos
abgrenzt, in dem David eine der Hauptfiguren ist. Die Eschatologie
ihrer Aussage steht dabei im Einklang mit den verzweifelten
Übertreibungen und Redundanzen, die ein Konstruktionsprinzip
der gesamten Serie ist. Wenn "this day has been
awful", heißt dies nicht umsonst: 24 Stunden (Zeit-Faktor;
Hohn-Faktor).
Auch ihre eigene Tätigkeit zum Lebensunterhalt ironisieren die
Autoren in der übertragenen Bedeutung der schrecklichen
Handlungsverläufe, auf die Anne angewidert anspricht - "the
things
they have to do in order to survive..."
Folge 9 (R: Brad Turner, B: Robert Cochran / Howard Gordon)
20.26
Nina Myers (Sarah Clarke) über Jack bei Geldübergabe:
“Believe me, I know him. Whatever he told you, he’s
lying.“
Nina
betont ein Kommunikationsproblem,
das hier von der Hauptfigur Jack ausgeht. Sie hat der Handlungslogik
nach recht, dass er lügt. Und dies gilt vermutlich auf der
Metaebene, die das Verhältnis der Macher zu ihrem eigenen
Produkt und ihren Behauptungen gegenüber ihrem Publikum
betrifft.
22.30
David: „You’ve always made time for me, Alan, even
when there was no obvious reason to do so.”
David
spricht mit seinem Förderer und Sponsor Alan Milliken (Albert
Hall). Bei der enormen Dehnung erzählter Zeit, die das
temporäre Konzept der Serie vornimmt (Zeit-Faktor),
wird der hinfällige alte Herr Alan zur Verkörperung
des Publikums, das sich eine Menge Zeit für die Serie nimmt -
"even when there was no obvious reason to do so." (Hohn-Faktor)
31.10
Oriol (Josh Cruze):
“These people… Ramón, Hector, Jack – you
can’t trust them.”
Der
ältere Herr warnt seine Tochter Claudia (Vanessa Ferlito) vor
den Drogendealern und dem nach eigenen falschen Angaben korrupten
Polizisten Jack - und ihrem
kalkulierten Kommunikationsproblem, das
symptomatisch für die Moquerie der überwiegenden
Menge der Dialogzeilen und Handlungselemente ist. Dont trust them! Can you read me?
32.05
Michelle: “I’ll
check the flight pass, just in case…” –
Tony: “Just in case what? I just checked it.”
– Michelle: “There’ve been other mistakes
today, Tony.” – Tony:
“Mistakes…”
Aus
Unsicherheit, dass es schon wieder ein Kommunikationsproblem
gegeben haben könnte, checkt man die Flugroute lieber nochmal.
Was in Wirklichkeit fast nie - jedenfalls nicht öffentlich -
passiert (das 'Checken' von abstrakten Zusammenhängen, die
diese Inszenierung betreffen, hier metaphorisiert im flightplan), wird
von den Figuren mit enervierender Eilfertigkeit und albernem Ernst
wieder und wieder als Notwendigkeit vorgespielt. "Mistakes" gibt es
dagegen mehr als täglich in der diskursiven Resonanz auf ein
solches Serienprodukt... (Hohn-Faktor)
42.20
Jack zu Ramon: “This deal can still happen. We can get the
virus.”
Überkreuzung
von kommerziellem Handel (bzw. Verweis aufs Filmgeschäft) und Virus-Komplex
- wirtschaftliche Realität und metaphorische Bezeichnung ein-
und derselben Sache, d. h. letztendlich eine Tautologie mit
makaber-ironischem Einschlag.
Folge 10 (R: Brad Turner, B: Joel Surnow / Michael Loceff)
5.20
Tony Almeida (Carlos Bernard) kommt zu Kim und erzählt, sie
hätten ihren Vater Jack gefunden. Kim: „What about
Chase?“
– Tony: „He’s been captured.”
– Kim: “Captured – is he okay?”
– Tony: “He’s alive. They’re
holding him.” – Kim: “What do you mean by
'holding him'?” – Tony:
“My guess is: They’re interrogating him…
Once we get the virus, we’re going for Chase.”
– Kim: “Thank you for not keeping this from
me.”
Kim
ist besorgt um ihren Lebensgefährten Chase. Dass er "gefangen"
worden ist, heißt im Original "captured". Für die
Filmschaffenden ist dieser Terminus stark mit der eingehenden
Betrachtung filmischer Bilder verbunden: "screen capture"
ist eine der Bezeichnungen für Standbilder, die - mittlerweile
bequem per Mausklick in Programmen für den Massenmarkt - den
flüchtigen Moment des bewegten Bildes dokumentieren.
U. a. ist dies relevant für physiognomische
Vergleiche von Filmfiguren. Dass hier in der Wortwahl und folgenden
inhaltlichen Aussagen der Zusammenhang mit Gefangenschaft
entsteht, ist wie erwähnt kein Einzelfall in dieser Serie. Kim
ist von der Dialogregie zum Lamm-Komplex
verurteilt. Sie ist sich erst nicht sicher, was "captured" wohl
bedeutet ("okay" oder nicht "okay"?), dann weiß sie nicht,
was Tony mit "holding him" meint. Damit existiert auch ein Kommunikationsproblem,
das zu
zähen Nachfragen führt. Wer nicht fragt, bleibt dumm
- doch hier ist der Dialoginhalt dumm, während die Figuren
vermuten, dass eine andere Figur anderswo befragt wird ("They're
interrogating him"). Dies geschieht mit den Ausführenden der
Serie in der Realität wohl nur selten - was ihre
Kommunikationsproblem mit dem Publikum nur bestärkt. Dass Kim
als Stellvertreter des Letzteren sich auch noch bedankt ("for not
keeping this from me"), ist der Hohn-Faktor
der Szene.
27.40
Ryan zu Chloe O'Brian (Mary Lynn Rajskub) im Büro: "Make sure
everyone knows this is subordinate to obtaining the virus." - Chloe:
"Yeah, it's in the brief." […] - Ryan: "A lot of people want
answers, Ma'am."
Als
wäre die Serie nicht gespickt mit indirekter Kommunikation,
verläuft auf der ersten Bedeutungsebene die
Verständigung hier
angeblich reibungslos, sollen die Menschen "Antworten" erhalten
(ironische Negierung des Kommunikationsproblems
mit Hohn-Faktor).
Derselben ironischen Tendenz folgt Chloes Versicherung, alles werde
"in the brief" gehen - was man von den durch Pathos, Hektik und
Gefahr kaschierten zeitschindenden Redundanzen der Serie nicht
behaupten kann (ebf. Hohn-Faktor).
.
29.40
Ramón zu Jack: “I told you –
I’m not letting you out of my sight.”
Hier
wird der Drogenboss allegorisch zum Zuschauer, der die Hauptfigur nicht
aus den
Augen lässt (Hohn-Faktor).
36.16
Jack zu Nina: “I need to talk to you alone.”
– Nina: “That’s
not gonna happen.”
Im
Onkel-Komplex
wird hier darauf angespielt, dass die weibliche Figur der Nina zwar die
erotische Fantasie des auf Frauen orientierten Publikums ankurbeln
soll. Doch wirklich einmal allein mit ihr - und nicht allein vor dem
Schirm mit ihrem Bild -, das wird nicht passieren (Hohn-Faktor).
Folge 11 (R: Jon Cassar, B: Joel Surnow / Michael Loceff)
8.10
Nina: „I wanted to think you’re changed,
but… I can feel it. You’re lying. You
haven’t forgotten anything, have you? You despise
me.”
Bramarbasierende
Betonung, dass hier niemand zu trauen ist - erst recht nicht den realen
Personen hinter der filmischen Inszenierung (Kommunikationsproblem).
Dass die versteckten Bedeutungen nur mit Blick auf filmhistorische
Traditionen zu kategorisieren sind, erfordert eine strukturelle Arbeit
am Erinnerungsvermögen. Da sorgt die Öffentlichkeit,
in der eine Serie wie "24" vermarktet wird, gezielt für das
Vergessen und den Willen, das nächste gleichgestrickte Produkt
zu kaufen. Und in dem fragt dann eine Figur: "You haven't forgotten
anything, have you?" (Hohn-Faktor)
29.20
Michael Amador (Greg Ellis) auf Spanisch: “I have the virus.
The exchange will happen in an hour.”
Verknüpfung
des Virus mit einem Tauschvorgang als Grundlage kapitalistischen
Wirtschaftens, also auch der Filmwirtschaft. Darüber
hinaus ist der Tausch eine Basis jeder Art von Symbolik (siehe dazu
einen Text
zu Billy Wilder auf dieser Website).
32.45
Sherry: “It’s something that Alan wants to keep
buried, but, David, I’m gonna tell you everything but not
just now. I’ve got a lot to get done in a very
short period of time, if I’m gonna pull this off for
you.”
Das
Kommunikationsproblem taucht erneut als bewusste Verheimlichung auf
("something that Alan wants to keep buried"). Die Verkündung
der 'Wahrheit' wird großspurig angekündigt ("I'm
gonna tell you everything"), doch für die Gegenwart muss man
sich weiterhin mit der Unwissenheit bescheiden ("not just now"), was
allein für die Jahre des Redundanz-Deliriums "24" schon ein
Euphemismus ist (Hohn-Faktor 1).
Dann ist die Filmfigur sehr beschäftigt - im Gegensatz zu
Zuschauern, die 'nichts Besseres zu tun haben', als dieser
vorgespielten Geschäftigkeit zu folgen, und das insgesamt 24
Stunden lang und nicht nur für "a very
short period of time" (Zeit-Faktor; Hohn-Faktor 2).
Folge 12 (R: John Cassar, B: Evan Katz /
Stephen Kronish)
5.30
Sherry: “I told you – it’s
better you don’t know the details right now.”
Kommunikationsproblem
mit Hohn-Faktor
- besser soll das
Nicht-Wissen sein, und wenn es Einsicht geben sollte, dann erst
später.
Folge 13 (R: Bryan Spicer, B: Evan Katz / Stephen Kronish)
19.14
Nina: “The man’s name is Marcus Frederick Alvers. He’s an amateur
biologist and wanna-be
terrorist.”
Der
Biotechniker Marcus (Lothaire Bluteau), der für das Virus
verantwortlich sein soll, ist ein "amateur" - ein Unprofessioneller,
ebenso, wie die Serie ihre Rezipienten fortgesetzt als unwissende Opfer
von Missverständnissen hinstellt. Der Terrorismus-Komplex
wird dabei mit dem Virus-Komplex
quasi synonym überkreuzt ("biologist"/"terrorist").
21.00
Michelle: “Adam, what’s going on – my
system’s locked.”
Diesmal
leidet Michelle am Lamm-Komplex
- was ist nur los? Der Mann muss gefragt werden.
21.20
Nina hat Jack eine Nummer wählen lassen, die einen
Computervirus auf das interne Computersystem geschleust hat. S:
„Don’t need to dial it again, Jack. Once was
enough.” – B: “What are you talking
about?” – S: “It just triggered a worm
that’s gonna bring down agency connectivity.” B: „[…] What
have you done?“ – S: “Until I say
otherwise your entire anti-terrorist computer network is
jammed.” Schnitt.
Im Büro, Tony: “Listen up. We’ve got some
kind of self-propagating code leaking in
the system. Shut down your sockets, save everything you can.
We’re gonna find who this thing came from.”
Zunächst
die Parodie auf die charakteristische Redundanz ("Once was enough", Hohn-Faktor 1).
Dann
ein technisches Kommunikationsproblem
("bring down agency connectivity"), das mit dem Virus-Komplex 1
kombiniert ist. Das virale Prinzip der Ausbreitung und
Selbstreproduktion wird auf der technischen Ebene betont
("self-propagating code", Virus-Komplex 2).
Dann wird einmal Klarheit versprochen, was auf der Handlungsebene sein
könnte, aber in der Realität wohl bisher selten
eingelöst wurde ("find who this thing came from", Hohn-Faktor 2).
26
Julia Milliken (Gina Torres) zu Sherry: “I don’t
need a drive-through shrink.”
In
"24" fehlen - wie in den meisten US-Serien - nicht die rasanten
Autofahrten, bei denen überdimensionierte Karossen durch das
Kader fahren. Julia behauptet jedoch, sie brauche niemand, der
'durchfahre' - womit auf die "drive-through"-Restaurants von
Fast-Food-Ketten angespielt ist ("fast food" im Gegensatz zu 24 Stunden
Krimi-Erzählung). Der 'Durchfahrende' wäre ein
"shrink", ein Psychiater - der wäre allerdings in der
sprachlichen Sackgasse von "24" des öfteren
erwünscht, auch wenn Julia ja gerade behauptet, sie brauche
ihn nicht (Hohn-Faktor).
Folge 14 (R: Bryan Spicer, B: Howard
Gordon / Evan Katz)
20.10
Jack: “Kim, I’m just confused as you
are.”
Lamm-Komplex,
nun ausgesprochen
vom Vater des Lamms.
21.40 Jackie (Marci
Michelle): “We just wanna establish that this heroin
addiction was a necessary part of your cover.”
Hier
bestätigt sich die Parallele Heroin/Heros (s. o.):
Die Abhängigkeit "was a necessary part of your cover". Die
"Tarnung" oder "Deckgeschichte" bezeichnet die Täuschung
gegenüber dem Milieu, in dem Jack sich bewegt (kalkuliertes Kommunikationsproblem).
Das
schon in der Umgangssprache 'süchtig machende' Prinzip von
TV-Serien wird auf die aggressive Konkretion einer unfreiwillig
süchtigen Hauptfigur gebracht (Hohn-Faktor).
23
Tony zu Nina beim Verhör: “You murdered
Jack’s wife, you helped terrorists to smuggle a nuclear bomb
into this country. You’re helping to unleash a deadly virus
into the general population. How may I understand this? What do you
want? What is it you get out of being a mass murderer?”
Nina
vereinigt gleich mehrere Brachial-Metaphern und Thriller-Macguffins in
einer Person (Mörderin, Terroristin, Atom-Schmugglerin,
Verbreiterin eines Virus). Die rhetorische Frage Tonys ("How may...?")
weist auf ein Kommunikationsproblem
hin, das Tony damit vorgeblich aber nicht hat (Hohn-Faktor 1).
Der Aspekt der Massenhaftigkeit erinnert an das große
Publikum, an das sich die Serie selbst wendet. Ruhm, Geld, sozialer
Status - "What is it you get out of being a mass murderer?" (Hohn-Faktor 2)
28.30
David: “Do we or do we not have a threat of this virus being released?”
Lamm-Komplex
(Unsicherheit) nun
beim Präsidentschaftsanwärter. Er verwendet das - im
Folgenden mehrfach
wiederkehrende - Verb "to release" für den Ausbruch
der Epidemie. Es wird auch für die Veröffentlichung
von Filmen und anderen Waren der Kommunikationsbranche verwendet und
bringt einmal mehr Virus und Film in einen Zusammenhang.
Folge 17 (R: Ian Toynton, B: Robert
Cochran / Stephen Kronish)
10.50
Bildsuche im Archiv nach ehemaligen Mitarbeitern von Jack, Aktenvermerk
“presumed dead”; Jack zu Tony über den
Erpresser, den er von einer Mission während des Kriegs im
Kosovo kennt: “I was the only one to get out. Five others
died including Saunders. At least, that’s what I thought. I
was obviously wrong.”
Jacks
Äußerung betont eine Ambivalenz von lebendig/tot.
Der vermeintlich Tote ist lebendig - eine ironische rhetorische
Umkehrung der Tatsache, dass die bewegten Bilder nicht lebendig sind.
21.40
Tony: “Anyone infected. It’s a 100% mortality
rate.”
Überkreuzung
von Virus-Komplex
und
Todesmetaphorik. Ironische Betonung der 100%igen Rate, die für
das Totsein von Bildern nicht in Frage steht.
25.50
Diana White (Gabrielle Fitzpatrick): “When the work turned
ugly, he left me hanging.” – Jack: “What
kind of work?” – Diana: “It's a figure of
speech." - Jack: "We know you acquired intelligence for Stephen
Saunders through your girls." - Diana: "I provided a service for
wealthy men. How long do you think this would have lasted if I'd
betrayed their confidences?"
Onkel-Komplex
nun in Gestalt
einer weiblichen Kupplerin ("service for wealthy men"). Ironie
gegenüber einem Publikum, das auf preiswerte Weise mit Erotika
versorgt wird, während Diana von einem teuren Hostessen-Dienst
spricht (Hohn-Faktor 1).
Jack und Tony haben die Frau nur leicht bekleidet angetroffen und
aufgrund ihrer Gegenwehr überwältigen
müssen. Nun muss Jack sie beim Ankleiden beobachten - womit er
den Zuschauerblick auf den weiblichen Körper personifiziert
und dabei seine gewohnte stoische Mine beibehält.
Während sie ihren Brustkorb unter einer Trainingsjacke
hervorwölbt, spricht sie vom "figure speech"). Einmal mehr ist
von Personen die Rede, denen man nicht lange etwas vormachen
könne ("How long do you think...?"), was umgekehrt das Kommunikationsproblem
von Film
und Publikum mit Hohn-Faktor 2
versieht.
Folge 18 (R: Ian Toynton, B: Howard
Gordon / Evan Katz)
7
Tony am Telefon: “I should be there with you.”
– Michelle: “You are.” – Tony:
“No, it’s not the same.” –
Michelle: “The best thing you can for me right now is make
sure those capsules get here.”
Es geht um Suizidkapseln
für Infizierte in einem Hotel, wo sich das Virus auf
begrenztem Terrain schnell ausgebreitet hat. Die unrettbar Todeskranken
sollen ihr Leiden mit den Kapseln verkürzen dürfen.
Ironischer Onkel-Komplex:
Wie Tony ist der Zuschauer nur technisch-medial (Telefon/TV) mit
Michelle verbunden. Die zur Einfühlung animierende Klage des
Liebenden ("it's not the same") betont metaphorisch nur das, was von
vornherein klar, unvermeidlich und unaufhebbar ist - die Distanz von
Zuschauer und Bild (Hohn-Faktor 1).
Michelle lenkt dann - betont pragmatisch in der Krisensituation - auf
die notwendige Lieferung von Chemikalien zur Selbsttötung
für Virus-Infizierte. Dies ist nach dem Heroin bei Jack die
zweite toxikologische Anspielung (Zuschauer als 'Virus-Infizierte'
brauchen Gift zur Linderung) und die vermeintlich sachdienliche
Ablenkung von dem Problem der nur medial vermittelten Beziehung, das im
realen Verhältnis von Zuschauern und Bildern nicht
gelöst werden kann, wie es in der fiktiven Welt für
die Beziehung von Tony und Michelle gilt (Hohn-Faktor 2).
14.10
Michelle zu Infizierten: “What I’m about to tell
you – it may be difficult to hear – that
it’s important that you have all the information so you can
each make your own decisions.”
Ein
Konzentrat von Hohn-Faktor:
Das Kommunikationsproblem
Film/Zuschauer wird den Infizierten zugesprochen ("difficult to
understand"); dadurch wird die metaphorische Verbindung von Zuschauern
und Seuchenopfern verstärkt. Dann erfolgt die Behauptung,
Opfer (Zuschauer) sollten "alle Informationen" haben, um
selbstständig entscheiden zu können.
34.10
Ermittler brechen in eine Wohnung ein, in der sich der Erpresser wider
Erwarten nicht befindet. Chase über ein Gerät, das
telefonische Anrufe umleitet: “It’s a switching
node.”
Metapher
auf die metaphorische Konstruktion mehrfacher Bedeutungen, die per switching
umgeschaltet werden können.
Folge 19 (R: John Cassar, B: Michael
Loceff)
6
Jack zu Tony am Telefon: „Do we have any idea why Saunders
wanted Chapelle dead yet?”
Lamm-Komplex
bei der Hauptfigur
Jack ("any idea"?). Euphemismus - Chappelle als Filmfigur ist immer
tot, doch die Frage setzt erst bei der Tatsache an und stellt von dort
aus die Aufgabe, das Motiv des Erpressers Stephen Saunders (Paul
Blackthorne) erst herauszufinden. Saunders als kriminelles mastermind
der Handlung steht auch stellvertretend für die zwielichtige
ästhetische Organisation der Serie "24". Dass er als solcher
Chapelle tot sehen wollte, steht damit von vornherein außer
Frage - wenn er ihn überhaupt als Filmfigur sehen wollte (Hohn-Faktor).
9.40
Jack zu David über Saunders: “He still has the
virus. If you don’t meet his demands, Sir, I believe that he will continue to release
it.”
Erneute
Verwendung von "to release" für die Ausbreitung der Seuche (s. o.).
Ironisch daran ist, dass dem Verbreiter der Seuche Serie niemand
Forderungen erfüllen muss, nachdem die Serie
veröffentlicht und bei Empfängern angekommen ist -
was hier als unerfüllte Forderung von Saunders dargestellt
wird, ist in der Konsumentscheidung von Zuschauern längst
geschehen. Dass die Serienproduzenten "fortfahren" werden, weitere
Folgen und Staffeln zu veröffentlichen, ist hingegegen ihr
erklärtes Ziel oder - beim Sehen älterer Folgen -
historische Tatsache. Damit ist das laut Rhetorik scheinbar Vermeidbare
längst unvermeidbar geworden (Hohn-Faktor).
11.30
Tony zu Kim über ihre Ähnlichkeit zur Tochter von
Saunders: "Now, we don't have much time. We're still in the early
stages of planning this mission…"
Unter
Betonung von Zeitknappheit (Zeit-Faktor;
Hohn-Faktor)
wird Ähnlichkeit zweier Figuren betont, die 1) ein
hanebüchener Zufall (Töchter der beiden Antagonisten)
und 2) eine Konkretisierung einer Vielzahl nicht
exemplifizierter Doppelgänger-Motive
der Serie ist. Der noch nicht weit fortgeschrittene Status in der
"Planung" lässt sich als Ironie gegenüber einer
Zuschauerhaltung sehen, die die über den realistischen Gehalt
der Serie nicht hinausgeht und in der Interpretation 'am Anfang' steht.
14.20
Craig Philips (Doug Savant): “Mrs. Call, you got to
stay
calm because I can’t let you leave.”
Mit
einer Infizierten wird umgegangen wie mit TV-Zuschauern, die "ruhig"
vor dem Bildschirm sitzen bleiben und den Raum nicht verlassen sollen.
17
Jack: “Kim, you don’t know what you’re
talking about!”
(Lamm-Faktor)
22.30
Tony: „Kim was the only match that we had
available…“
Ironischer
Onkel-Komplex:
Unter Verwendung des Wortes "match" (für "Treffer", was auch
ideale Liebespartner meinen kann) wird der doppelgängerische
Charakter von Kim beschrieben. Dadurch entsteht 1) eine
Ambivalenz ihrer erotischen Präsenz (Hohn-Faktor 1
gegenüber Bewunderern der Filmfigur: "the only match [...]
available") und 2) eine Ironie gegenüber der
Tatsache, dass die Zahl von Bewerberinnen für derartige Rollen
in Primetime-Serienerfolgen so groß ist, dass die
Konstruktion von Doppelgängerbeziehungen ein Leichtes ist (Hohn-Faktor 2).
Folge 20 (R: John Cassar, B: Virgil
Williams)
4.50
Jack: “Everyone here is a federal agent who’s job it is to
protect the lives of american citizens. Jane, I know how hard it must
be for you to believe everything everbody’s been telling you
about your father.”
Hohn-Faktor
gegenüber
der Tatsache, dass eine wesentliche Konstruktionsbasis von Plot und
Dialogen im Spott auf das Publikum besteht, während hier vom
Schutz amerikanischer Bürger die Rede ist. Dann Hinweis auf
ein Kommunikationsproblem,
in dem etwas, das schwer zu glauben ist, als wahr bezeichnet wird -
eine antithetische Verkehrung zu etwas, was plausibel und beschreibbar,
aber unausgesprochen ist wie der allgegenwärtige Hohn-Faktor.
16.20
Mitarbeiter von Saunders: “Someone is monitoring the
call!”
Ironische
Umkehrung eines Kommunikationsproblem:
Auf technischer Ebene wird ein Anruf überwacht und die
Überwachung bemerkt, während derartige
Aufmerksamkeiten für Inhalte der Serie im
Kommunikationsprozess der Filmwahrnehmung fragwürdig erscheint
(Hohn-Faktor).
23
David zu Journalisten: “Now, the best way for our citizens to
ensure their own safety is to stay home. If you’re at work,
go home. That’s the message I hope the media can convey.
[…] The president has to be in control. And so do you. If
you wanna help the public and do your jobs best, sit quietly and listen
to what I have to say. Biological agents do their worst damage where
large groups of people congregate. The best defense that we have right now, is to encourage everyone to
go home and stay home and await further instructions.”
Erneut
Übertragung der immobilen Zuschauerposition auf Filmfiguren,
hier die noch nicht betroffenen Bürger, die über
Massenmedien zu diesem Verhalten aufgefordert werden sollen. "[F]urther
instructions" wären dann wohl weitere Serienfolgen - und die
sind nahezu garantiert.
26.50
Jane Saunders (Alexandra Lydon) zu Kim: “I still
can’t believe this – that my father is a
terrorist.”
Terrorismus-Komplex
ín Tateinheit mit Lamm-Komplex:
Die terroristische Funktion einer Serie wie "24", die mit ihren
Gewaltfantasien und Untergangsszenarien Millionen vor Bildschirmen
ausharren lässt, wird den 'bösen' Figuren innerhalb
der Handlung zugewiesen, gegen die eine andere Figur kämpft.
Die Tochter des wahnsinnigen Gangsters will dies nicht glauben - dass
ihr Vater ein Terrorist ist, ebenso wie das Publikum, dass es nicht nur
eine Geschichte vom Terror hört, sondern dadurch terrorisiert
wird und indirekt von diesem Sachverhalt durch dieselbe Serie
erfährt (Hohn-Faktor).
29
David: “Keep me posted.”
Eine
der vielen Floskeln, die die Wichtigkeit von Information betont und
damit das existierende Kommunikationsproblem
rhetorisch in seine Gegenteil verkehrt (Hohn-Faktor).
Folge 21 (R: Frederick K. Keller, B: Joel
Surnow / Michael Loceff)
25
Chloe am Telefon: “Whoever this is, I’ve got a
really bad connection and a lot of stuff to do right now.”
Kommunikationsproblem
auf
technischer Ebene; ironischer Hinweis auf den Zeit-Faktor.
Folge 22 (R: Frederick K. Keller, B: Robert Cochran / Howard Gordon)
5.25
Saunders: “They wanted to use you to manipulate
me.” – Jane: “Despite everything that has
happened, I love you, and I’m asking you, please –
don’t let this happen. This doesn’t make any
sense.” – S: “Doesn’t make any
sense to you because you haven’t seen what I’ve
seen. You don’t understand.” – J:
“I know you think what happened to you was a
government’s fault, and maybe it is, but the people who are
going to die are innocent.” – S: “I know
this tragedy, but it has to happen for things to change, and they must
change.”
Euphemismus
des manipulativen Charakters der gesamten Serie (Angstökonomie
durch inhaltlichen Schrecken und nervöse filmische
Inszenierung; Täuschungsstrategie bei gleichzeitiger Ironie
gegenüber dieser; Rechtfertigung von Selbstjustiz in einzelnen
Szenen) als
Vorwurf des 'bösen' Charakters gegen seine polizeilichen
Verfolger, die prinzipiell für das 'Gute' stehen. Saunders
beruft sich dann auf seine Kriegserlebnisse im Kosovo und schiebt
Motive zur Weltverbesserung vor. Hier ergibt sich der Anlass, in seiner
Selbstrechtfertigung eine Begründung des kriegerischen
Charakters der Serie gegenüber ihren Konsumenten zu sehen: Die
in der Filmgeschichte nicht seltene
Arroganz gegenüber dem
Publikum
("a government's fault")
derart kulminieren zu lassen, dass sie zum Gegenstand
öffentlicher Debatte wird ("tragedy, but it has to happen"). Hohn-Faktor 1
gegenüber 'liebenden' Fans, deren Haltung zu
den Filmfiguren hier karikiert wird: "Despite everything that has
happened, I love you [...]." Hohn-Faktor 2:
Karikatur der offensichtlichen Unwissenheit von 'Fans' über
weitergehende Implikationen der Inszenierung, etwa die zynischen und
spöttischen Gehalte einer Serie wie dieser gegenüber
ihren
Konsumenten: "Doesn't make any sense to you because you haven't seen
what I've seen. You don't understand."
Folge 24 (R: John Cassar, B: Joel Surnow / Michael Loceff)
26.10
Jack: “The virus is in our possession, but the dispersal
device has been activated, I don’t see a timer and I got no
idea how long we’ve got.”
Beim
Showdown mit einem selbstauslösenden Virus-Paket erkennt Jack,
dass dessen Inbesitznahme noch nicht das Problem löst. Eine
Ironie dabei ist, dass es im Klartext der Metapher gerade um die
massenhafte Verbreitung der Serienfolgen auf medientechnischem Wege
geht ("the dispersal device"), während hier die Ausbreitung
des Virus Lebensgefahr bedeutet.
Prekär ist dabei der Zeit-Faktor, dessen
Unwägbarkeit betont wird - was wiederum eine eminente Ironie gegenüber dem
fixen
Zeitrahmen der Serie bedeutet, der in Einblendungen immer wieder mit
den Ziffern einer Digitaluhr illustriert wird ("I don't see a timer").
Ein Netzwerk
Aufschlussreich ist
eine Einstellung, in der bei der Befreiung des Drogenbosses
Ramón Salazar auf einem Bildschirm eine schematische
Wiedergabe des Grundrisses des Gefängnisblocks zu sehen ist.
Rechteckige Felder, die die Zellen markieren, leuchten mehrmals in
zunehmender Zahl auf, während durch eine zentrale Steuerung
die Türen geöffnet werden. Jack Bauer bewerkstelligt
dies, um Verwirrung im Gefängnis zu stiften und
Ramón in die Freiheit zu bringen, der ihm den Weg zum Virus
weisen soll. Hier das Bild:
24 - Season 3 (Folge 4)
USA 2003.
R: Ian Toynton
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20th
Centruy Fox
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Diese Abbildung eines
Gefängnisses kann - wie zuvor schon erwähnt -
u. a. als Sinnbild gesehen werden für einen seriellen
Aspekt des Castings von Filmproduktionen, der in der
Ähnlichkeit von Darstellern untereinander oder zu anderen
prominenten Gesichtern besteht. Für die 3. Staffel
von "24" lässt sich dieses Experiment mit Darstellern machen,
die als Abbildung auf diversen Websites zu finden sind. (Die folgenden
Abbildungen werden also von externen Sites aufgerufen, die die Rechte
dieser Fotos innehaben oder weitergehende Informationen dazu enthalten.
Die Adresse kann über das Bild [Ziel: Datei auf dem
Heimatserver] und den beigefügten Link "Quelle" [URL der
Heimatseite] angesteuert werden. Falls eine der
Dateien von mir unbemerkt aus dem Netz genommen werden sollte und hier
eine Fehlermeldung
angezeigt wird, wäre ein Hinweisnett.
Es geht hier um das Prinzip der Ähnlichkeit und nicht um
ein bestimmtes Foto; dazu ist die Verwendung einer Abbildung im Sinne
eines Bildzitats zu wissenschaftlichen Zwecken zur Veranschaulichung
jedoch zwingend
erforderlich - nur so kann sich jeder selbst ein Urteil über
die
Plausibilität der Vergleichung im Zusammenhang der
vorliegenden
Argumentation bilden. Das Internet in seiner Gesamtheit als eine
Öffentlichkeit, in der diese Bilder frei verfügbar
und z. B. über Suchmaschinen zu finden sind, wird
dabei als zitierfähiges Werk angesehen. Falls Rechteinhaber
die Regelungen des deutschen Urheberrechts zum
bildlichen Großzitat nicht akzeptieren, wird um
Rückmeldung an dh@filmdenken.de
gebeten. DarstellerInnen der Serie "24" werden mit ihren realen Namen
und
dem Rollennamen in Klammern angegeben, andere nur mit ihrem
bürgerlichen Namen.) |