Sport, Kunst oder Singen leiden unter Medienkonsum

Ich halte es hier fest, wenn das Thema einmal wieder punktuell auftaucht: Der enorme Schaden, den audiovisuelle Medien an Entwicklung und Bildung von Kindern und Jugendlichen verrichten, müsste eigentlich ein Kernthema von Bildungs-, Medien- und Familienpolitik sein. Doch wenn es zu viele inkompetente und/oder korrupte Gestalten an die Macht verschlägt, bleibt alles beim Neuen, das leider nicht besser ist als das Alte. So auch im Fall der Eroberung von Kinderzimmern durch die Unterhaltungs- und Geräteindustrie. Zahllose Debatten über Bildungsprobleme sind im Therapiestaat ebenso willkommen wie Arbeitsstellen für Sozialarbeiter, die das Elend verwalten. Nur an die Ursachen möchte man nicht heran, denn man sitzt ja selbst abends mit den Gangstern im Club und möchte sich nicht streiten.

„Deutschlandradio Kultur“ interviewt heute den Kinderarzt Uwe Büsching, der in dieser Hinsicht dasselbe sagt wie mein Buch „Glotze fatal“ (das von Medienpolitikern wohl umso lieber ignoriert wird, als es Seichteres gibt) oder meine fortgesetzten Hinweise auf die tödliche Zeitökonomie der Massenmedien:

Das bedeutet, nicht nur für die schönen Freizeitbeschäftigungen wie Sport oder wie Kunst oder wie Singen fehlt ihnen die Zeit, es fehlt ihnen auch mittlerweile die Zeit für die Schule. Das merken wir an den Zensuren bei den Schulabgängern in Korrelation zu dem, was uns Schulabgängerinnen und Schulabgänger sagen, wie viel sie mit Medien Zeit verbracht haben.

Jede Rücksicht, die gegenüber den Verursachern solcher Zustände geübt wird, ist falsche Toleranz, wenn nicht Kumpanei. Es gäbe viel zu tun – aber anpacken wird das unter den gegebenen Bedingungen wohl niemand.

Daniel Hermsdorf

Verleger, Autor, Journalist bei filmdenken.de - Medienkritik, Verschwörungstheorie und Physiognomik

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