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Kulturethologie
Der Mensch als animal symbolicum verdankt einen wesentlichen Teil seines Vorsprungs im Wettbewerb mit anderen Lebewesen
dem Gebrauch von Zeichen. Diese Konkurrenz setzt sich innerhalb der menschlichen Spezies fort: Wissen ist Macht, die weitgehend über Symbole
vermittelt ist.
Kulturwissenschaften kommt deshalb eine gesellschaftliche Funktion zu, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht transparent zu sein scheint.
Das Klischee der „Orchideenfächer“ macht vergessen, dass die Organisation jener Wissensbereiche, die Macht bedeuten, nicht nur eine Frage von
Ja/Nein-Informationen, Statistiken und Befehlshierarchien ist. Alles, was als Kultur im Besonderen zu sehen ist (als freie Schöpfung),
wirkt ebenfalls auf die Art und Weise ein, wie Menschen die Welt, die Gesellschaft sehen und miteinander umgehen.
Deshalb ist die Art, wie Kultur – in Gestalt etwa von TV-Programmen und Filmen über Romane, Theater, Bildende Künsten bis zur Musik –
definiert und realisiert wird, auch eine Machtfrage.
Daraus erwächst zum einen die Frage, für wen (Kultur-)Wissenschaftler eigentlich arbeiten.
Sind es gesellschaftliche Eliten, die im Hinblick auf ökonomische Macht in Industrie und Politik angesiedelt sind? Oder sind es Bürger und Wähler,
die Politikern in demokratischen Systemen jenes Mandat erteilen, durch das sie wiederum zu Weisungsbefugten der Wissenschaft werden?
Zum anderen ist über Vermittelbarkeit und Vermittlungsformen von Wissen zu sprechen – Wissen, das stets
der Formalisierung bedarf, um kollektiv anerkannt zu werden; Wissen, das ‚verstanden‘ werden muss, um praktisch relevant zu werden.
Hier schließt sich die Notwendigkeit einer Informationstheorie an, die
auf einem wuchernden Terrain von Zeichen, Zeichenpraktiken und strategischen Operationen der Rationierung von Zugang und Vermittlung
intersubjektive Standards erarbeitet.
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