Coca-Cola halb gecheckt

Zur besten Sendezeit am 07.05.2012 sendet die ARD die WDR-Dokumentation „Der Coca-Cola-Check“ (noch zu sehen in der ARD-Mediathek). Nach Jahrzehnten von Aufklärungsversuchen kann man in einer journalistischen Form hier nicht anders als ‚kritisch‘ verfahren. Auch die Print-Medien kommen im Nachhinein zu recht positiven Urteilen über die Sendung, so Torsten Wahl in der „Frankfurter Rundschau“ (08.05.2012):

[… M]anches blieb Spielerei a la „Galileo“. Doch das Bestreben des jungen WDR-Teams, vom großen Namen nicht einfach nur zu profitieren, sondern die Markenpropaganda zu hinterfragen, war deutlich.

Bei genauerem Hinsehen muss bemerkt werden, dass dieses „manche“ einen wesentlichen Teil der Sendung ausmacht – und damit den Einfluss von Formaten wie „Galileo“ (Pro7) dokumentiert und wahrlich kein Verdienst in dokumentarischer Hinsicht ist. Zuschauer sollen durch Aktionismus bei Geschmackstests unterhalten werden. Ausführlich werden Schulkinder befragt, warum sie so gerne Coca-Cola trinken. Und mehrfach wird etwas diffus bemerkt, dass Cola-Trinken zu Glücksgefühlen führe.

Ein Kritikpunkt sind die Auswirkungen der Geschäftspraktiken des Getränkekonzerns etwa in der indischen Wasserwirtschaft (wie auch die FR erwähnt). Dass Cola zuviel Zucker enthält, weiß mittlerweile auch fast jedes Kind. Der Tenor des Off-Kommentars bleibt unaufgeregt relativ skeptisch bis zum Schluss, wo neben dem Erwähnten dann noch einmal der Hinweis erfolgt: „Das Gesundheitsrisiko wird unterschätzt – vor allem für die Zähne.“

Neben den Glücksgefühlen wird in der Doku auch die Rezeptur des braunen Gebräus nolens volens mystifiziert. Dies trägt eindeutig zur Markenwerbung bei: Irgendetwas ist besonders an Coca-Cola. Wer eine Entmystifizierung anstrebt, müsste mehr in die ernährungswissenschaftlichen Einzelheiten gehen. Solche sind also leider nicht in den teuer finanzierten öffentlich-rechtlichen Programmen zu finden, sondern eher in einem „YouTube“-Video wie „Sugar: The Bitter Truth“ mit dem Mediziner Robert H. Lustig, das mittlerweile 2,4 Mio. Abrufe erreicht hat:

Es wäre ja vielleicht nicht unmöglich, mit den Mitteln eines großen Senders ein Interview mit solchen Experten zu führen und auf Deutsch zu übersetzen. Kernpunkte sind hier die Wirkung von Einfachzucker (Monosacchariden) auf die menschliche Leber. Lustig ist der Auffassung, dass Coca-Cola hierdurch Effekte hat, die alkoholischen Getränken ähnelt. So ist die Welt der Softdrinks etwas komplizierter – und wohl leider auch noch schädlicher – als die Softkritik der ARD am Hersteller des Getränks.

Die Pseudo-Objektivität und -Kritik in der hiesigen Berichterstattung bestätigt deshalb die These, dass Mainstream-Medien an etwas teilnehmen, das durchaus als Verschwörung angesehen werden kann. Solche Begriffe verwenden auch andere Quellen zum Thema, wie etwa das Video „Conspiracy for Fat America & High-Fructose Corn Syrup“, in dem Ernährungswissenschaftlerin Radhia Gleis die Zucker/Leber-These noch einmal etwa allgemeinverständlicher erklärt und bestätigt:

Auch die wirtschaftliche Seite von Malzsirup in Lebensmitteln und der damit verbundenen Anbauformen und ihrer Förderung ist also komplexer, als es uns „Der Coca-Cola-Check“ ahnen lässt.

Mit Dank für Hinweise an B. und M. B.

Daniel Hermsdorf

Verleger, Autor, Journalist bei filmdenken.de - Medienkritik, Verschwörungstheorie und Physiognomik

2 Antworten

  1. Kathrin sagt:

    Mystik um die Coca Cola? Es ist ein koffeinhaltiges Zuckerwasser, das die Zähne zerstört und Fettzellen anwachsen lässt. Nicht mehr und nicht weniger – es ist aber auch Produkt der Werbung und das macht die magische Wirkung bereits auf die Kleinsten aus. Die Werbung zeigt diese süßen Getränke beim Essen in der Familie und suggeriert ein Gemeinschaftsgefühl. In diesem Fall ist es wiedersinnig, von einem ungesunden Getränk auszugehen.

  2. der wichtigste satz der ganzen sendung:

    VOR dem trinken von Coke sollte man sich die zähne mit einer fluoridhaltigen zahnpasta bürsten, damit eine schutzschicht gegen die fast essigsaure säure aufgebaut wird.

    danach nützt das nix.

    was auch wieder kontraproduktiv gegenüber dem natürlichen trinkverhalten is, bei dem man nur dann trinkt, wenn man durst hat. ein liter Coke is zuviel pro tag – rein vom zuckergehalt her. also macht man folgendes: erst zähne putzen, dann einen halben liter Coke trinken, dann is die prozedur fertig. nächsten tag selbes spiel von vorn. auch net des wahre. dann doch lieber milch und wasser. im sommer noch heißen tee gegen das schwitzen. viel gesünder.

    dass sich die leute fragen, ob kaffee oder Coke mehr koffein haben, is mir als Österreicher schleierhaft. bei meinen (doppelten) Einspännern

    > http://de.wikipedia.org/wiki/Einsp%C3%A4nner_%28Kaffee%29

    käme die frage erst garnet auf.

    CU TOM

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