#Bertelsmann-#Religionsmonitor wirkt verfälscht – und keinen interessiert’s

Als Nachtrag zum vorigen Artikel stelle ich erstmal fest, dass die dringendsten Fragen der Gegenwart wenige vertieft zu interessieren scheinen. Wurde mein Artikel über den London-Terror wenige Tage zuvor noch bemerkenswert oft geklickt, ist der Beitrag “Bertelsmann über Moslems und Flüchtlinge” mit etwa 60 Abrufen in zwei Tagen ein echter Ladenhüter. Peinlich ist das wohl auch für die Bertelsmann Stiftung. Schon die zweite Google-Ergebnisseite wird zwar von sehr vielen Menschen bei Suchanfragen nicht mehr angeschaut, doch wenn ich nach “Bertelsmann Religionsmonitor” suche, taucht mein Artikel immerhin auf dieser zweiten Seite auf. Das bedeutet erstens, dass es nicht viel mehr populärere Quellen gibt, die das überhaupt thematisieren. Zweitens sehe ich an meiner Statistik, dass es kaum jemand (oder gar niemand?) gibt, der nach diesen Begriffen sucht, wenigstens die zweite Ergebnisseite anschaut und dann auf den Link klickt.

Es geht ja auch nur um eine Studie einer der größten Stiftungen zu einem Thema, das die nächsten Jahrzehnte in Deutschland bestimmen wird und von nicht wenigen als Existenzfrage für gesellschaftlichen Zusammenhalt und Sozialstaat bewertet wird. – Ich habe im ersten Artikel die große Zahl von – wohl mehrheitlich: – kritischen Leser-Kommentaren erwähnt. Aber man sieht, dass zumindest nicht noch nach anderen Darstellungen gesucht wird. Es entstehen ja eigentlich Fragen, die die betreffenden Presse-Artikel gerade nicht beantworten.

Wählt man bei der Suche die Variante “News”, so liest sich die von der Studie durch größere Presseorgane aktuell übermittelte Botschaft in den Überschriften so:

Fast jeder zweite Muslim in Flüchtlingshilfe aktiv (Der Spiegel)
Muslime engagieren sich stärker für Flüchtlinge als Christen (Die Zeit)
Studie: Muslime stark in der Flüchtlingshilfe engagiert (Tagesspiegel)
Muslimisches Ehrenamt (detektor.fm)
Vorurteile mit Studie wiederlegt (Neue Nordhäuser Zeitung)
Muslime heißen Flüchtlinge willkommen (Deutsche Welle)
Muslime in Deutschland mit großem Einsatz in der Flüchtlingshilfe (Kirche-und-Leben.de)
Muslime besonders engagiert bei Hilfe für Flüchtlinge (islam.de)
Ausgegrenzte Helden (taz)
Ein leichterer Zugang? Muslimische Flüchtlingsarbeit (Deutsche Welle)

Neben den Jubelmeldungen findet sich unter diesen deutschsprachigen News zum Thema nur eine Ausnahme. Es ist ein weiterer “Tagesspiegel”-Artikel: “Hoppla, was wird denn hier für eine Meinung verbreitet!” (27.03.2017) Darin gibt es im Interview mit Constantin Schreiber (“Inside Islam”) zwei Stellen zum “Religionsmonitor” von Bertelsmann:

Der aktuelle Bertelsmann Religionsmonitor hat festgestellt, dass sich die Einstellungen und Sichtweisen von in Deutschland lebenden Muslimen stark an den Grundwerten der Bundesrepublik orientieren und Deutschland für sie eine zweite Heimat geworden sei.
Für die Predigten, die ich besucht habe, kann ich das nicht bestätigen. Der Aufruf zur Abgrenzung zieht sich wie ein roter Faden durch die Texte. In einer schiitischen Moschee hat der Imam gepredigt, man könne als gläubiger Muslim nicht gleichzeitig demokratisch und liberal und Anhänger des Propheten sein, und das ist ganz klar gegen unsere Werteordnung gerichtet. In einer anderen Moschee wurde sehr offen gegen Jesiden, Armenier und Juden gehetzt, und als ich mit dem Imam geredet habe, hat er ganz offen gesagt, dass für ihn Jesiden Symbol der Barbarei seien und es in keinem Land der Welt Jesiden geben dürfe. […] Nach dem Bertelsmann Religionsmonitor gehen kaum noch Muslime in die Moschee und wenn, dann vor allem Ältere.
Auch das kann ich nicht bestätigen. In keiner Moschee, die ich besucht habe, hat der Platz ausgereicht. Es war immer brechend voll, mindestens 1.000 Leute. In den meisten Moscheen wird freitags in mehreren Schichten gepredigt. Und die meisten Besucher sind jung. Es gibt auch sehr viele Schülergruppen.

Der Eindruck, den ich aus anderen Quellen im Vergleich in meinem vorigen Artikel abgeleitet habe, bestätigt sich also auch hier und ganz direkt in konkreten Sachfragen: Die angeblichen Wahrheiten von Bertelsmanns Religionsmonitor angeblich erhaltenen Antworten stehen nach dem, was uns in der Öffentlichkeit an Informationen zugänglich ist, recht allein auf weiter Flur.

Dass die Studie von allen Leitmedien nachgesungen wird, bestätigt den Eindruck einer schon relativ gleichgeschalteten Presse. Da kritische Beiträge bis auf den einen gänzlich fehlen, können wir eben auch eindeutig feststellen, dass Grundsätze journalistischen Arbeitens bei so auffälligen Unstimmigkeiten zu diesem Thema außer Acht gelassen werden (distanzierte Betrachtung, kritische Nachfrage: Fehlanzeige). Es ist natürlich billiger, nur die Pressemeldung von Bertelsmann umzuformulieren. Nur mit Selbstbeweihräucherungen eines alleinigen “professionellen Journalismus” etc. sollte bei anderen Gelegenheiten dann endgültig Schluss sein.

Auch in den alternativen Medien sehe ich einstweilen nichts über den Religionsmonitor, obwohl doch sonst alles betr. Migration und Islam hyperkritisch kommentiert wird. Auf Twitter gerade dasselbe Bild.

Man landet unter den “neuesten” Tweets bei Twitter mit dem Hashtag #Religionsmonitor schon nach einigen wenigen im Archiv des Jahrs 2015.

Daniel Hermsdorf

Verleger, Autor, Journalist bei filmdenken.de - Medienkritik, Verschwörungstheorie und Physiognomik

2 Antworten

  1. GM sagt:

    Neulich, vor wenigen Tagen, traf ich einen Bekannten und wir unterhielten uns. Seine Frage: was finden die Journalisten an den Asylanten derart dauerwichtig, dass nur noch von diesem Thema die Rede ist in den Medien. Ich wusste auch keine Antwort. Das Medienaufgebot zur positven Behandlung des Themas „Einwanderer und Asylsuchende“ ist ein Phänomen. Ich kann BR2 nicht einschalten ohne über dieses Thema andauernd in eine Richtung beeinflußt zu werden. Es ist das Hauptthema in diesem Sender. Welchen Zweck soll diese Überwältigung mit diesem Thema haben? Die Studie der Bertelsmannstiftung weist in die gleiche Richtung. Vielleicht auch hat die Dauerberieselung mit dem Thema die Menschen auch schon willfährig und willenlos gemacht und sie nehmen diese neue Studie nur noch so hin ohne darüber weiter nachzudenken. Ich persönlich flüchte inzwischen aus dieser allgegenwärtigen Beeinflussung und Manipulation soweit es möglich ist.
    Es stellt sich die Frage ob damit, ich meine diese andauernde Gehirnwäsche, etwas bezweckt werden soll.
    Tatsächlich wird in unserem Land eine Thematik geschaffen die viele einheimische Themen aus den Medien verdrängt. In einem fort drängt sich die Frage des Islam und der Einwanderung in den Vordergrund. So als ob Deutschland hauptsächlich aus diesen Komponenten bestünde. Zusammen mit der Aufarbeitung der Vergangenheit Deutschlands von 1933 bis 1945 etc. wird künstlich eine geschlossene Bewußtseinslage und ein Gedankenkreis ständig erneuert. Einen der Gründe sehe ich im Scheitern der „68er Generation“. Oft gut besoldet und in hohen öffentlichen Stellungen auf ihre Pension zusteuernd, sieht diese Generation ihr Lebenskonzept von „ Multikulti“ und der Zerstörung jeglicher Tradition und Überlieferung am Scheitern. Dieses unausweichliche Scheitern wichtiger Inhalte dieser „68er Generation“ bewirkt eine Art Trotzhaltung der Wirklichkeit gegenüber. Sie wollen jetzt beweisen, dass Integration so durchgeführt wird wie sie sich eine Gesellschaft erträumt haben. Die Wirklichkeit wird dafür bis zum Wahnsinn verbogen. Wer da auch nur leise und vorsichtige Kritik übt oder auf begründete Alternativen hinweist wird unausweichlich in die Naziecke verfrachtet. Es gehört Selbstbewußtsein dazu sich davon nicht beeindrucken zu lassen. Wie zu bemerken ist unterwerfen sich nicht alle Menschen unter dieses Diktat der alternden „68er Generation“. Das schafft wirklich schlechte Stimmung dort. Wiedereinmal ist auch hier zu bemerken, dass nicht alle Erungenschaften dieser “68er-Zeit” schlecht sind. Merkwürdig und erheiternd sind die sich aus dieser Trotzhaltung der alten “68er-Generation” entfaltenden Verbindungen und Bündnisse. Sie alleine schon entlarven viele Ziele der 68er als Lüge.

    • Danke, kann ich nur bestätigen. Es ist die Frage, wieviel Vergangenheitsaufarbeitung man im kommenden Jubiläumsjahr der 68er wirklich wird betreiben können. Notwendig wäre dies.

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